Kapitel 37
„Haru, beruhige dich doch", bat nun auch der Arzt ihn eindringlich und legte seine Hand auf die Schulter des Blonden. „Wir werden mit Sezunas Hilfe herausfinden, was hier nicht stimmt. Du wirst sehen, zusammen können wir es schaffen", beharrte Haruto. Wobei er nicht sicher war, ob Sezuna mit ihm überhaupt zusammenarbeiten würde. Dabei war er der Meinung, dass es gut war, einen Vertrauten zu haben. Dass sie mit Akira darüber nicht sprechen konnten, war klar. Niemand wusste, wie er reagieren würde.
Sezuna schwieg. Sie hielt auch Haruto für eine potentielle Gefahr, auch wenn die Wahrscheinlichkeit gering war. Sie konnte ihn nicht ausschließen.
Wieder schüttelte Haru den Kopf, als versuchte er, etwas aus seinem Kopf zu bringen. „Es kommt zurück ... ich will nicht ...", keuchte er angestrengt. Dabei vergrub er sein Gesicht in den Händen und begann zu weinen. Seine Erinnerung an den Tag, an dem er nicht einmal Sarah hatte helfen können, machten ihm erneut Angst. Dass er diejenigen, die er mochte, nicht helfen konnte, wenn sie es brauchten.
Sezuna, die mit der Panik zu kämpfen hatte und nicht wusste, was sie sonst tun sollte, zog seinen Kopf zu sich und küsste ihn. In der Hoffnung, er würde so verstehen, dass sie hier war und für ihn da. Dass alles in Ordnung war.
Tatsächlich half ihm das, als er ihre weichen Lippen auf seinen fühlte. Mehrmals musste er blinzeln und schluckte dann hart. „Danke ...", sagte er etwas verlegen, nachdem sich sein Kopf endlich ein wenig beruhigte.
Sezuna seufzte beruhigt. Sie hatte schon Angst gehabt, dass er wieder mit seinen Gedanken so weit abdriftete, dass sie ihn nicht mehr erreichen konnte.
Erschöpft lehnte er seine Stirn an ihre. Es war ihm anzusehen, dass er völlig von dem Anfall entkräftet war.
„Bringst du Sezuna bei, das Mittel zu geben, damit sie schnell reagieren kann ...?", fragte er in Harutos Richtung. Auch er hatte die Befürchtung, dass sie wohl öfter kommen konnten, auch wenn der Arzt nicht in der Nähe war.
Überrascht über diese Frage blinzelte Sezuna. Sie sollte ihm die Spritze geben? Ob das so eine gute Idee war. Allerdings würde sie es tun, wenn er das wollte.
Selbst der Arzt war mehr als erstaunt und sogar sprachlos. Er zögerte ein wenig, weil jemand, der es nicht gelernt hatte, so etwas nicht tun sollte und auch durfte.
Trotzdem nickte er langsam.
Wenn Sezuna es lernen würde, würden sie auf Nummer sicher gehen, denn Haruto war sich bewusst, dass Haru so gut wie nie ohne die Rothaarige sein würde.
Zudem war er sich sicher, dass sie darin sehr gut sein würde. Sezuna war für Haruto vertrauenswürdig, sonst würde er nicht zustimmen. „Aber nicht jetzt gleich. Du musst dich erst ein wenig erholen", sagte er zu ihm.
Sezuna stimmte dem Heiler zu. "Und ich werde wohl an anderen Leuten üben müssen", murmelte sie, weil sie wusste, dass sie es nicht sofort perfekt hinbekommen würde.
„Wir werden sehen. Das nächste Mal leite ich dich an, dann lernst du es am besten", schlug Haruto ihr vor.
„Warum nur ... gibt es Leute, die Akira schaden wollen ...?", kam plötzlich Harus Frage, die in keinem Zusammenhang zu dem stand, was sie gerade gesprochen hatten.
"Weil Akira etwas besitzt, das viele wollen: Macht", erklärte Sezuna recht emotionslos.
„Sezuna ... sag mir ... was wir machen können ... um etwas schlimmes zu verhindern", bat Haru sie, damit sein Kopf endlich Ruhe geben würde.
„Brauchst du mich gerade?", fragte der Arzt sie leise. Er würde sicher bleiben, wenn sie es wollte.
"Ich weiß nicht genau, vielleicht ist es besser, wenn du hierbleibst", sagte sie ein wenig unschlüssig, während sie Harus Rücken hoch und runter fuhr. "Wir müssen erst einmal Informationen sammeln", sagte sie leise.
„In Ordnung", stimmte der Arzt zu und setzte sich so hin, dass er beide beobachten konnte.
Nicht, dass Sezuna plötzlich einen Anfall bekam. Haru wurde langsam wieder er selbst und lehnte sich an sie. „Hoffentlich ist es nicht zu spät", sprach Haru leise. Eigentlich sollten sie sich vorbereiten, bald aufzubrechen. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie das Schloss verließen.
"Nein", versicherte Sezuna zuversichtlich, bevor sie sich an Haruto wandte. "Kannst du eigentlich nachweisen, ob man einen Trank genommen hat, der eine Schwangerschaft verhindert?", wollte sie wissen.
„Es muss nicht einmal ein Trank sein ... selbst Kräuter können nachgewiesen werden, wenn sie über eine längere Zeit regelmäßig eingenommen wurden", erläuterte der Arzt ihr.
"Dann solltest du vielleicht Belynia darauf untersuchen", schlug Sezuna vor. Das war zumindest ein Anfang. Hätten sie den Nachweis, wussten sie wenigstens, wo sie anfangen mussten. "Und Akira und Dai auf alle möglichen Gifte, die dir einfallen."
„Das hatte ich auch vor", lächelte Haruto ihr zu. „Sie werden regelmäßig auf Gifte untersucht und das schon seit sehr langer Zeit. Bei Belynia habe ich zudem festgestellt, dass ihre Werte sich erheblich von den restlichen abheben, sobald sie fruchtbar ist. Eine leichte Veränderung ist normal, aber nicht eine gravierende", erklärte er ein wenig zögernd. Es waren eigentlich Informationen, die niemanden etwas angingen. Da er aber nun herausgefunden hatte, dass Sezuna und Haru ebenfalls einen Verdacht hatten, dass etwas nicht stimmte, war es vielleicht das Beste, sie einzuweihen.
„Ich habe ihre Papiere hier. Weil ich diese Dokumente immer bei mir habe, damit sie niemand entwenden kann."
Sezuna runzelte ein wenig die Stirn. "Ich habe den Plan der Dienstmädchen im Kopf und weiß, wann welches Mädchen wo Dienst hatte und wann sie das Schloss gar nicht betreten haben", erklärte die Rothaarige nachdenklich. "Ich könnte vergleichen, welche Dienstmädchen zur besagten Zeit in ihrer Nähe oder auch nur in der Küche waren."
„Willst du sie sehen?", fragte der Arzt und zog seine Tasche zu sich. Der blonde Magier lehnte noch immer an Sezuna und beteiligte sich nicht an der Unterhaltung. Dennoch hörte er aufmerksam zu.
"Ich würde gern einen Blick darauf werden", sagte sie nickend und streichelte Haru dabei weiterhin beruhigend.
Mit ein paar Worten öffnete Haruto seine schwarze Tasche und holte einen Stoß an Papieren heraus, die mit einem Band umwickelt waren, damit sie zusammenblieben.
„Nur die von Belynia oder die anderen auch?", fragte er sie.
Sezuna zögerte kurz. "Das werden sehr viele Informationen", bemerkte sie und hatte ein wenig Angst wieder die Kontrolle zu verlieren, während sie die Informationen speicherte und abglich.
„Die wichtigsten sind hier", sagte Haruto und sah mit flinken Fingern die Blätter durch, welche er herauszog. „Ab hier haben diese Auffälligkeiten zugenommen", zeigte er ihr und erklärte nebenbei, dass zu dieser Zeit auch ein neues Dienstmädchen angefangen hatte.
„Ich habe Belynia damit konfrontiert, weil es mir Sorgen machte. Aber sie hatte nur abgewunken und gemeint, dass sie sich in den Tagen, wo sie am fruchtbarsten ist, nicht immer sehr gut fühlt."
Sezuna betrachtete die Zettel genau und runzelte die Stirn. "Ja, in dieser Zeit hat Diana angefangen, aber nicht nur sie. Es gibt noch andere, die kurz vorher und am selben Tag neu angefangen haben. Zudem ...", begann sie, brach jedoch ab, als sie einen stechenden Schmerz in der Schläfe spürte und ein Keuchen unterdrücken musste. Sie kniff die Augen zusammen und versuchte ruhig zu atmen. Da war etwas, was versuchte sich in ihr Bewusstsein zu drängen.
„Ist alles in Ordnung?", fragte Haruto und war schnell bei ihr. Es war nicht gut, wenn sie nun auch einen Anfall bekam. Bei ihr wusste er nicht, was er zu tun hatte, denn Sezuna war anders als Haru.
Blut begann ihr aus der Nase zu rinnen, doch sie ignorierte es und versuchte nur gegen den Schmerz anzuatmen. "Es ist alles in Ordnung", murmelte sie und schaffte es bald wieder, sich zu konzentrieren.
Haruto hielt ihr ein Taschentuch hin und sah Haru fragend an. Dieser hatte sich zu ihr gebeugt und drückte ihr das Tuch an die Nase, nachdem er es vom Arzt genommen hatte. „Passiert dir das öfters?, fragte der Arzt sie. Das zeigte Sezuna, dass Haru nichts von ihren Eigenheiten ihm erzählt hatte.
"Wenn mein Kopf überlastet ist, passiert das durchaus", gestand sie und versuchte wieder ruhig zu atmen. "Aber normalerweise nicht bei solchen Kleinigkeiten."
Der Schwarzhaarige schwieg und sah sich die Ergebnisse von Belynia wieder an. Er dachte schwer nach, was unschwer daran erkennbar war, da er sich unendliche Male über sein Kinn strich.
"Es gibt keinerlei Zusammenhang mit einem Dienstmädchen", murmelte Sezuna schließlich und wischte sich das Blut von der Nase. "Das sind Tage, an denen haben ständig andere Leute Schicht", erklärte sie und deutete auf die Daten der Tage, an denen die Werkte seltsam waren. "Hier waren Maria und Lydia mit dem Essen bringen dran. Außerdem hat Belynia am Abend gar nichts gegessen, weil es ihr nicht gut ging. Am nächsten Tag haben ihr Joshua und Ariane das Frühstück und Mittag serviert. Am Abend war sie mit Akira in der Stadt essen", erklärte Sezuna nachdenklich. "Wenn sie nicht gerade unter einer Decke stecken, dann ist die Wahrscheinlichkeit recht gering, dass es die Dienstmädchen waren. Aber das heißt nicht, dass es nicht trotzdem das Essen gewesen sein könnte."
„Es kann auch genauso gut mit einem Tee eingenommen werden", erinnerte Haruto sie daran. Belynia war eine begeisterte Teetrinkerin. Sie trank weder Alkohol, noch Kaffee. „Sie ist sehr oft alleine in der Bibliothek und dort bringen die Dienstmädchen jeden Tag Gebäck und Tee", erklärte er mit zusammengezogenen Augenbrauen.
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