Kapitel 30

"Es gibt einige, die mit auf die Reise gegangen sind, um diese zu erhalten und zu erneuern, wenn es gebraucht wird. Allerdings sind sie nicht genauso ausgebildet worden wie Marlier", erklärte der Prinz ihr die Situation. "Wir haben ein paar, die sich dazu entschlossen hatten, diese Ausbildung unter ihm zu vollziehen und in seine Fußstapfen zu treten. Leider ist er gestorben, bevor sie diese zu Ende bringen konnten", sagte Akira bedauerlich. "Wir schicken niemals Truppen ohne Heiler und Magier los. Es muss immer eine Mischung sein, da sie sonst wohl sofort vernichtet werden würden."

Sezuna gab einen überlegenden Laut von sich und dachte darüber nach, wieso das alles so unstrukturiert schien. "Kümmert sich denn keiner darum, dass es immer genug Leute gibt?", fragte sie nachdenklich. Es schien so, als würden sich die Leute selbst darum kümmern Nachfolger zu finden, was jedoch bei einem Magier, der im Heer unentbehrlich war, nicht so leicht war.

"Natürlich haben wir uns darum gekümmert. Nur haben die meisten bei seiner Ausbildung vorher aufgegeben, da sie zu hart war. Es gab nur wenige, die sich bis zu seinem Tod durchgebissen haben. Und die sind es auf jeden Fall wert", behauptete Akira und fuhr sich nachdenklich durch seine Haare.

Erneut machte sie einen nachdenklichen Laut. Sie fragte sich, ob man da vielleicht ein wenig mehr System hineinbringen konnte, damit das nicht mehr geschah. Aber sicher war sie sich dabei nicht. "Gibt es hier eigentlich magische Schulen?"

Der Prinz nickte. "Sehr viele", bestätigte er ihr leicht lächelnd. Die meisten Schulen waren sehr gut und brachten gut ausgebildete Magier hervor.

Wieder verließ dieser nachdenkliche Laute ihre Lippen, bevor sie sich ein wenig die Nasenwurzel rieb.

Die Krieger erzählten noch von sich aus ein wenig über ihre Arten und wie sie kämpften, damit Sezuna genug Informationen bekam. Haru sprach in der gesamten Zeit kein Wort, schrieb sich aber eine Menge auf, damit er sich später an die Anhänger setzen konnte.

Sezuna hörte aufmerksam zu, auch wenn in ihrem Kopf gerade ganz seltsame Dinge vor sich gingen. Irgendwie hatten sie damit zutun, wie das System der Krieger am Hof aufgebaut war, andererseits gab es da aber auch noch andere Dinge, die immer wieder in den Vordergrund gerieten. Darunter ganz groß die Frage, ob es jemanden am Hof gab, der vielleicht nicht treu war. Wie sie darauf kam, wusste sie jedoch nicht.

Sobald sie sich ein wenig kennengelernt hatten, stand Akira auf und reichte den Männern seine Hand. "Wir werden in wenigen Tagen aufbrechen. Ich werde versuchen, euch allen noch extra Rüstungen zu besorgen. Wenn ich noch welche finden kann", versprach er ihnen und wandte sich dann an Haru und Sezuna.

"Lasst uns gehen. Ihr wolltet doch noch einkaufen gehen", erinnerte er sie die beiden daran.

Sezuna wirkte über diese Bemerkung irritiert und blickte zu Haru. Sie wollten einkaufen gehen? Irgendwie bahnte sich diese Bemerkung nicht durch den Wust an Informationen in ihrem Kopf.

"Deine neue Kleidung", lächelte Haru sie an und kicherte. Sowas kannte er von ihr gar nicht, dass sie etwas vergaß.

Noch immer wirkte sie irritiert, bevor sie sich langsam wieder ins Hier und Jetzt kämpfte. "Ach ja", bemerkte sie und rieb sich den Nacken.

Haru merkte, dass etwas nicht stimmte und zog sie beiseite, als Akira sie abmeldete. "Was ist los?", flüsterte er ihr zu und sah sie besorgt an. Er wusste, dass es ein wenig zu viel für sie gewesen war. Aber es war auch wichtig, dass sie so viele Informationen wie möglich hatten.

"Ich schätze ich bin langsamer als sonst, was das Verarbeiten der Informationen betrifft", gestand sie leise und hatte Mühe Ordnung in das Chaos in ihrem Kopf zu bringen.

"Lass uns nach Hause gehen. Es ist nicht die richtige Zeit, nun Kleidung zu kaufen", entschied er einfach. Akira erkundigte sich, ob sie Hilfe brauchten, aber er schüttelte den Kopf.

"Ich komm schon klar", sagte Haru leise zu ihm und klopfte ihm auf die Schulter. Ihm selbst war es schleierhaft, dass es nur sehr wenige Magier gab, die solche Rüstungen mit einem Schutz belegten.

Sezuna ließ es einfach zu. Wenn er meinte, dass sie Ruhe brauchte, dann wollte sie nicht mit ihm diskutieren. Die Kleidung rannte ihr nicht weg.

Ihre Wege trennten sich in der Stadt, da Akira noch etwas erledigen wollte. Erst, als sie alleine waren, wandte sich Haru ihr wieder richtig zu. "Was ist los?", forderte er sie auf, über ihre Gedanken zu sprechen. Es war nicht zu übersehen, dass etwas nicht stimmte.

"Chaos im Kopf", murmelte Sezuna und wirkte ein wenig abwesend.

"Sprich mit mir. Erzähle mir, was du für das Baby geplant hast, sobald es da ist. Wie möchtest du es erziehen?", fing er an, sie zu Fragen. Haru hoffte, dass der Anfall durch ihre Schwangerschaft nicht noch schlimmer war.

"Bitte, nicht noch mehr Dinge", keuchte sie, weil sie einfach noch immer nicht damit klar kam, die Fakten zu ordnen, die sie gerade eben erhalten hatte. Noch immer stellte ihr Kopf Verknüpfungen zu Dinge her, die ihr so gar nicht klar gewesen waren und bis dieser Prozess abgeschlossen war, würde sie nicht noch mehr Informationen verkraften.

Erschrocken darüber nahm er sie einfach in den Arm. Sonst funktionierte es doch auch immer, wenn sie einen Anfall hatte. Waren diese vielleicht durch die Schwangerschaft verändert worden? "Es tut mir leid", flüsterte Haru an ihre Stirn. Dabei standen sie auf der belebten Straße und ließen sich nicht stören. Die Menschen gingen um sie herum, anstatt sie aus dem Weg zu scheuchen, wie es in den Städten auf Fenua häufig der Fall gewesen war.

"Es ist kein Anfall", beruhigte sie ihn und runzelte die Stirn. "Mein Kopf ist nur langsamer. Wahrscheinlich, weil mein Körper die Magie für das Kind spart", erklärte sie. "Ich sortiere nur Informationen."

"Wenn du fertig damit bist, sag mir Bescheid, ja?", bat er das Mädchen eindringlich. Ihm war aufgefallen, dass sie im Gespräch mit den Kriegern vielleicht zu viele Nebensächlichkeiten bekommen hatte, die ihr nun zu schaffen machte.

Sezuna nickte. "Es dominiert gerade mein Denken", sagte sie entschuldigend und wirkte noch immer so abwesend.

Da er ihr dabei sowieso nicht helfen konnte, entschloss sich Haru, lieber zu schweigen. Nicht, dass er für noch mehr Chaos sorgte. Schweigsam liefen sie zurück in das Schloss, wobei es wesentlich länger dauerte, zumal Sezuna öfters stehen blieb, um nachzudenken.

Dabei schien sie das nicht einmal wirklich zu merken.

Als sie endlich ankamen, schien es, als wäre Sezunas Kopf wieder ein wenig aufgeräumter. "Weißt du, was mir immer wieder durch den Kopf geht?", fragte Sezuna leise.

"Was denn?", erkundigte er sich bei ihr und nahm ihr den Mantel ab, sobald sie das Schloss betreten hatten.

"Die Wahrscheinlichkeit, dass all das, was wir auf der Reise erlebt haben. Vom Angriff auf Akira, bis hin zu der Sache in der Wüste und den Magiern am Ende. Das kann kein Zufall sein", brachte sie hervor, wobei ihre Sätze irgendwie abgehackt und ein wenig unzusammenhängend waren, als wäre sie gedanklich noch immer nicht ganz hier.

"Merkst du das erst jetzt?", fragte er verblüfft. Schon die ganze Zeit über hatte er ein seltsames Gefühl gehabt, dass es sich nicht um Zufälle handeln konnte. Schon allein dieses Unwetter, als sie sich auf hoher See befanden, war nicht von selbst gekommen.

Sezuna schüttelte den Kopf. "Nein, aber irgendwie kommt mein Kopf zu dem Schluss, dass irgendjemand hier im Schloss, oder im Magierturm, nicht loyal ist", erklärte sie flüsternd.

Mit einem Ruck blieb er stehen und sah sie geschockt an. "Meinst du das ernst?", fragte er aufgeregt. Möglich war es auf jeden Fall, denn so etwas kam in solchen Kreisen häufiger vor, wenn man jemanden vom Thron stürzen wollte. Doch Haru hatte nicht einmal im Traum daran gedacht, da eigentlich alle sehr nett waren. Auch wenn er dem blonden Dienstmädchen nicht vertraute.

Ein leichtes Nicken war die Antwort. "Aber ich kann noch keinen Finger drauflegen, wer es ist", gestand sie. "Aber durch Akiras Erzählungen und die Krieger, die wir kennengelernt haben, hat mein Kopf angefangen Hinweise zu sammeln."

"Hast du denn schon irgendeine Idee, wer in Verdacht kommen könnte? Auch wenn du dir noch nicht sicher bist, würde ich es nur zu gern wissen", gab Haru ein wenig drängend hinzu. Wenn es wirklich so war, dann bestand für den König und für Akira sowie seiner Frau auch Lebensgefahr.

Das Herz des Blonden begann heftig zu schlagen und er spürte, wie sein Körper gestresst wurde. Er war froh gewesen, dass es ein wenig besser geworden war, seitdem Haruto ihm mit den Vitaminen geholfen hatte. Doch jetzt, nachdem es neue Sorgen und unbekannte Dinge gab, mischte seine Magie sich erst recht wieder ein. Ein pulsierendes Gefühl ging durch seinen muskulösen Körper von dem er wusste, dass es nichts gutes bedeutete.

Als Sezuna das bemerkte, ärgerte sie sich darüber, dass sie Haru das gesagt hatte. Das würde nur wieder zu Problemen führen, das war ihr klar. "Ich weiß es leider noch nicht", gestand sie. "Ich habe nicht einmal eine Ahnung."

"Wir sollten vielleicht auch mit Akira darüber reden", flüsterte er nun, da er Angst hatte, jemand würde ihnen zuhören. Es war nicht Sezunas Schuld, dass sein Körper und seine Magie so reagierte. Immerhin hatte er sie doch gebeten, ihm zu sagen, was in ihrem Kopf durchging.

"Damit er wenigstens vorsorgen kann, damit seinem Vater und Belynia nichts passiert, solange wir weg sind."

"Solange wir nichts genaueres wissen wäre das nur unnötige Panikmache", murmelte Sezuna. "Vielleicht irre ich mich auch."

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