Kapitel 114


Sezuna fühlte sich fast ein wenig schlecht, weil sie Akira mitgebracht hatte und Haru damit wohl die gute Laune verderben würde.

Aber erst einmal folgte sie ihm. "Wie hast du das alles so schnell geschafft? Hast du dich doch nicht verlaufen?", fragte sie neckend und ließ sich zeigen, was Haru bisher geschafft hatte.

„Deine Steinhexe ... hat mir geholfen, als ich mich verlaufen habe", gab er verlegen zu. Der Keller war noch nicht ganz fertig, es fehlten noch eine komplette und eine halbe Wand. Doch man konnte sehr gut erkennen, was es werden sollte. Haru hatte sogar bereits teilweise Innenwände gezogen, damit man die Raumeinteilung sehen konnte. Sezunas gewünschte Folterkammer bekam den größten Platz, daneben war ein kleinerer Raum für die Wäsche, aber auch ein Raum für eine mögliche Sauna.

Sezuna strahlte ihn an. "Das ist gut", sagte sie lachend. "Konntest du sie verstehen?"

„Nicht wirklich. Ich glaube, sie wollte wissen, warum ich alleine bin. Hab ihr versucht, mit Handbewegungen anzuzeigen, dass ich das Haus bauen will. Und sie hat mich erschreckt", berichtete der blonde Junge ihr. Er kratzte sich am Kopf und hatte sofort schwarze Schlieren in den blonden Haaren.

Das ließ Sezuna leicht lachen. "Aber sie hat dir geholfen", meinte sie gut gelaunt. "Hast du denn einen Plan, was du jetzt alles machen möchtest?", wollte sie wissen. Sie selbst hatte vor sich irgendwo ein gemütliches Plätzchen zu suchen und ihm zuzusehen. Aber zuerst musste ein anderes Problem gelöst werden. Akira.

„Ich brauche das Material auf, was ich habe. Dann hole ich neues. Damian hat versprochen, dass es morgen da sein wird", erwiderte Haru ihr. „Ich baue erst einmal, so weit ich komme." Erneut kratzte er sich am Kopf und machte alles schlimmer. Aber das war ihm egal.

Akira inzwischen blieb ruhig bei Aurora.

"Verstehe", meinte Sezuna nachdenklich. "Kannst du dabei Hilfe brauchen?", fragte sie leise und hatte ein wenig Angst davor, wie Haru reagieren würde.

„Eigentlich schon. Ich verbrauche sehr viel Magie, um die schweren Holzplanken zu transportieren und die an Ort und Stelle zu halten. Aber komm mir ja nicht in Versuchung, dass du einen Hammer in die Hand bekommt", warnte er sie und streckte sich. Man merkte, dass er viel Magie verbraucht hatte. Seine Kleidung war nass geschwitzt und die starke Aura war ein wenig verblasst.

"Ich dachte eigentlich weniger an Magie, als an Muskelkraft", gestand sie ganz leise und hoffte, dass er nicht ausflippen würde, wenn Akira hier auftauchte.

Fragend sah Haru sie an und bemerkte im gleichen Augenblick eine Bewegung, die auf ihn zukam. Akira kam sehr langsam näher, blieb aber auch immer wieder stehen. Der Blick des Jungen veränderte sich augenblicklich und er versteifte sich. Dabei war er bereit zur Flucht. Ein zittern ging durch seinen Körper und es sah aus, als würde er jeden Moment explodieren oder wegrennen.

Sezuna griff seine Hand, damit er nicht wegrennen konnte. "Er macht sich Sorgen um dich", gestand sie leise. "Bitte lauf nicht fort", bat sie, wobei sie das flüsterte, so dass Akira es nicht hören konnte.

Der Prinz war ungefähr zehn Schritte von ihnen entfernt stehen geblieben und sah Haru nachdenklich an. Die Unterlippe des Magiers begann zu zittern und für einen Moment war er versucht, Sezuna von sich zu schütteln. „Haru ...", sagte Akira leise.

Tränen stiegen in den Augen des Magiers auf, die er versuchte, zu unterdrücken. Steif stand er da und bewegte sich nicht.

"Es ist alles gut", begann Sezuna leise und hielt ihn weiterhin fest. Ihr Blick glitt zwischen Akira und ihm hin und her. "Er macht sich einfach nur Sorgen um einen guten Freund", versicherte sie, weil sie glaubte, dass Haru vielleicht Angst davor hatte, verstoßen zu werden. Was sie verstehen konnte, auch wenn es dafür keinen Grund gab.

Es dauerte mehrere Minuten, bis sich Haru überhaupt regte. Die Zeit, die er alleine gewesen war, hatte er genutzt, um nachzudenken. Viele Dinge waren in seinem Kopf gewesen, die er versucht hatte, zu sortieren.

Akira tat das einzig richtige, dass er einfach wartete und ihn nicht drängte. Denn plötzlich wischte Haru die Hand von Sezuna von sich und ging auf seinen Freund zu, den er fest in den Arm nahm. „Danke ... dass du gekommen bist", flüsterte er sehr leise. Was Akira daraufhin erwiderte, war für Sezuna nicht zu verstehen. Doch es schien, als würde der blonde Magier nicht wegrennen.

Ihr fiel ein Stein vom Herzen und Tränen traten in ihre Augen. Das war ein Schritt in die richtige Richtung.

Akira klopfte Haru auf die Schultern. "Ich habe gehört, du hast die Grundsteinlegung ohne mich gemacht", sagte er und wollte das Ganze nicht so lange hinauszögern. Es war besser, wenn sie wieder zum Alltag übergingen.

„Glaubst du ... ich bräuchte noch einen Chaoten, der mich aus der Konzentration reißt?", fragte der Blonde vorsichtig lächelnd, wobei er einen Blick zu Sezuna warf. „Wenn du schon mal da bist, nimm dir die Nägel und den Hammer. Den Rest mache ich", befahl er dem Prinzen. Anscheinend wollte auch er nicht mehr darüber reden.

Dabei war Akira klar, dass Sezuna, aber auch Haru Zeit brauchten. Nur war er sehr glücklich, dass er mit seinem Freund etwas zusammen tun konnte.

Auch wenn es nur die recht stumme Arbeit am Haus war. Er hoffte trotzdem, dass er helfen konnte. "Und was kann ich machen?", fragte Sezuna und in dem Moment streckte sich Aurora, die ihren Tarnzauber abgelegt hatte und die drei neugierig beobachtete.

Sofort versteifte sich Haru wieder, denn der Blick von der Drachendame entging ihm nicht.

„Entweder du schmust mit ihr oder gibst mir Anweisungen, wo die Planken hinmüssen. Das Modell ist hier, genauso wie die Skizzen. Also kannst du dirigieren", schlug Haru hastig vor. Solange er nicht in die Nähe des Drachens kommen musste, war ihm alles recht.

"Aurora möchte dir auch helfen", erklärte Sezuna leise. "Übrigens ist sie beleidigt, weil du ihr Geschenk weiter verschenkt hast", meinte Sezuna nüchtern.

„Ich habe sie nicht gebeten, mir etwas zu schenken", erwiderte Haru schulterzuckend. Er brauchte die Schuppen nicht mehr, seit er die Dinge für Sezuna gemacht hatte. „Falls sie versucht hat, mich zu bestechen, dann ist ihr das nicht gelungen."

Ein leiser, fast schon quengelnder Laut ertönte von Seiten des Drachens. "Bist du böse auf sie?", wollte Sezuna neugierig wissen.

„Warum sollte ich das sein? Sie hat nicht mich verletzt, sondern ich sie. Schon damals hat sie mich nicht leiden können, als wir ihr geholfen haben", antwortete Haru der Rothaarigen und ließ ein Stück Holz in die Luft gleiten, damit er es zu Akira bringen konnte.

Sezuna seufzte. Das war wieder typisch Haru. "Sie möchte jedenfalls gerne helfen, damit du nicht mehr böse auf sie bist", erklärte sie nüchtern.

„Ich bin nicht böse auf sie", stellte Haru klar. Akira unterdrückte ein Seufzen. Haru hatte anscheinend gerne Probleme, Frauen zu verstehen. Und wenn es nur um ein Drachen handelte. „Wenn sie auf dich aufpasst und dich fliegt, hilft sie schon sehr."

"Also gehe ich recht davon aus, dass wir beide uns einfach hinsetzen sollen und zusehen?", fragte sie, wobei Aurora bereits näher kam, um den Schnee mit einem leichten Feuerstrahl zu schmelzen.

„Entweder das, oder zu hilfst mir mit dem dirigieren. Dann muss ich nicht ständig auf das Modell schauen", meinte Haru, wobei er einen Schritt zurücktrat, als die Drachendame näher kam.

Diese taute den Boden und legte sich dann so in die Nähe, dass Sezuna und auch die anderen an ihrem Körper Schutz finden würden, sollten sie das wollen, und dennoch zusehen konnten.

"Gut, dann versuchen wir das mal", meinte Sezuna.

Mit einem unsicheren Blick in Richtung Aurora sah er Sezuna an. „Sie liegt zu nahe am Material ... ich muss ... dorthin", bemerkte er leise.

"Stört es dich, an ihr vorbei zu gehen?", fragte die Rothaarige überrascht.

„Es ist nicht angenehm, ständig mit einem Todesblick angesehen zu werden. Fast so, als würde sie mich gleich grillen und fressen", murrte er mit einem Blick zu ihr. Er war der Meinung, dass sie ihm nie verziehen hatte, dass er sie aus Versehen verletzt hatte. Dabei sah der Magier gar nicht die Versuche, die Aurora unternahm, damit er mit ihr sprach. Aber das war typisch für ihn. Haru war sehr unsicher im Umgang mit anderen, dass es für ihn einfacher war, lieber nicht gemocht zu werden. Dafür tat der Magier auch sehr viel, sodass die Enttäuschung am Ende nicht zu groß wurde.

"Was für ein Todesblick?", fragte Sezuna sichtlich irritiert. Was sah Haru schon wieder, was ihr verborgen blieb?

„Sieh sie dir doch an", sagte er mit einem Kopfnicken zu Aurora. Diese hatte ihre Augen auf den Jungen gerichtet und starrte ihn an. Dabei hatte sie ihre Augen sogar ein wenig verengt, als würde sie versuchen, ihn auszulöschen. Dabei blieb Aurora allerdings liegen.

Sezuna lachte laut auf. "Du interpretierst den Blick völlig falsch", meinte sie kopfschüttelnd. "Sie schaut dich nicht böse an. Dann wären ihre Pupillen zu Schlitzen geformt", erklärte sie.

„Sind sie das nicht? Als was würdest du den Blick dann interpretieren?", fragte Haru die Rothaarige. „Sie soll mich nicht so anstarren."

Sezuna seufzte. "Aurora, sieh ihn doch bitte einmal böse an", bat Sezuna und man konnte ganz deutlich sehen, wie das Schwarze ihrer Augen zu schmalen Schlitzen wurde.

„Genau so hat sie mich schon angesehen", schnaubte Haru und wandte sich ab, um sich den wichtigeren Dingen zuzuwenden. Akira war bereits in den Rohbau geklettert und stand mit Nägeln und Hammer bereit.

Aurora gab einen Laut von sich, der deutlich machte, dass sie traurig war. Sezuna tätschelte sie. "So sind Männer halt", versuchte sie die Drachendame zu beruhigen und kraulte ihre Nüstern.

Schweigend ging Haru an Aurora vorbei, wobei er einen Abstand einhielt. „Sag mir, was kommt. Stein oder Holzplanken", bat er Sezuna und stellte sich mit dem Rücken zu beiden, weil er mit Magie die Materialien ein wenig sortierte.

Sezuna nahm es einfach so hin und gab ihm Anweisungen, was als nächstes dran war.

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