Kapitel 113
"Nach und nach", murmelte diese. "Nicht alle mit einmal."
„Dann Akira", sagte Belynia bestimmend. „Nun komm, iss etwas. Die Schneiderinnen werden wohl bald da sein. Dann holst du deinen Drachen und Akira kommt mit dir mit", meinte sie fröhlich. Es würde schon werden, wenn man Haru anstupsen würde.
Sezuna nickte und begann ein wenig auf einem Stück Brot herum zu kauen. Sie hatte keinen Hunger, wusste aber, dass sie es brauchte. Sie hoffte nur, dass ihr Magen es vertrug.
Es dauerte auch nicht lange, bis die Schneiderinnen eintrafen. Sie hatten zwei andere Leute mitgebracht, die die Unmengen an Stoffen trugen. Somit konnte Sezuna sich besser ein Bild davon machen und sagen, was und wie sie es wollte.
Das überforderte die junge Frau fast schon wieder und sie brauchte eine Weile, bis sie sich in dem Trubel um ihr Brautkleid verlor.
Dabei waren die beiden Frauen darauf bedacht, nicht zu viel auf einmal zu verlangen. Das war die Anweisung von Belynia.
Gemeinsam schafften sie es, die Rothaarige abzulenken und sie kamen sogar so weit, dass sie am Ende alle Maße für das Kleid hatten. Sezuna würde es noch ein paar Mal anprobieren müssen, doch aktuell war alles fertig.
„Dann kannst du losgehen. Ich schicke Akira zu dir, ja?", flüsterte die Prinzessin ihr zu, als die Schneiderinnen zusammenpackten. Sie hatten beinahe vier Stunden gebraucht, bis sie endlich zufrieden gewesen waren.
Sezuna nickte langsam. "Darf Aurora wieder im Garten landen?", wollte sie wissen. Schon die ganze Zeit hatte sie sich mit dem Drachen gedanklich unterhalten. Es war ein sehr angenehmes Verhältnis mit dieser.
Belynia nickte. Das war wohl auch der einzige Landeplatz, wo sie sicher landen konnte. Noch einmal umarmte die Prinzessin die Rothaarige, bevor sie sich auf den Weg zu Akira machte. Sie hatte Sezuna noch gesagt, dass sie in den Garten gehen sollte. Dort würde der Prinz auf sie warten.
Sezuna zog sich ihren Mantel und ihre Stiefel an, bevor sie sich langsam auf den Weg in den Garten machte. Jetzt, wo alle weg waren und es so ruhig war, fühlte sie sich wieder allein und die Erinnerungen kamen wieder hoch.
Akira wartete bereits im Garten auf sie und lächelte schüchtern, als würde er sie zum ersten Mal sehen. Er war dick eingemummelt in einen Mantel und trug eine Tasche bei sich.
Sezuna wirkte gedankenverloren und nicht so, als wäre sie richtig hier. Vor allem, als sie fast in Akira hineinlief, war ihr anzusehen, dass sie eigentlich nicht hier draußen sein sollte.
„Was ist denn los mit dir?", fragte der Prinz sie musternd. Es war seltsam, dass Sezuna plötzlich so anders war.
Sie schüttelte ein wenig den Kopf und lächelte dann. "Nicht nur Haru hat mit Problemen zu kämpfen", flüsterte sie und schenkte ihm ein Lächeln, das jedoch recht müde aussah. "Ich kann sein Verlangen nach Ablenkung verstehen."
„Ich verstehe euch ... irgendwie. Aber sich zurückziehen ist nicht immer die beste Lösung. Wenn ich etwas für dich tun kann, lass es mich wissen", bat er die Rothaarige und hielt ihr den Inhalt der Tasche entgegen. Getränke und Essen waren darin enthalten, aber auch eine Decke für Sezuna, sollte sie anfangen zu frieren.
"Danke", meinte sie leise. "Aber aktuell brauche ich eigentlich nur Ruhe, aber ohne Haru fühle ich mich nicht wohl."
„Deswegen gehen wir jetzt zu ihm. Mir geht es ähnlich. Ihr fühle mich leer, wenn er nicht da ist, weil er mein bester Freund ist. Wo ist dein Drache?", fragte Akira sie lächelnd und legte sanft seine Hand auf ihre Schulter.
"Warum sagen alle mein Drache?", fragte sie murmelnd und nahm Akiras Hand, um sie gegen etwas zu legen, das man nicht sehen konnte. Doch es war schuppig und warm.
„Das ist sie?", fragte er erstaunt. Sehen konnte man sie nicht, deshalb war er verwundert, dass der Drache schon da war. „Ist es nicht dein Drache? Ich hatte das Gefühl, Haru mag ihn nicht."
"Ja, Haru mag sie nicht, weil er glaubt, dass sie ihn nicht mag", murmelte Sezuna. "Aurora ist schon eine Weile hier. Sie nutzt den selben Tarnzauber, den sie auch schon genutzt hat, als sie uns hergebracht hat."
Akira schüttelte den Kopf vor Ungläubigkeit. „Entspricht es denn der Wahrheit, dass sie ihn nicht mag?", erkundigte sich der Prinz. Es war gut, wenn sie den Tarnzauber nutzte. Wie lange sie wohl schon hier war? Wenigstens bestand für sie keine Gefahr.
"Sie ist ein wenig verärgert darüber, dass Haru die Schuppen, die für ihn waren, nicht nutzt und stattdessen mir gegeben hat", erklärte sie leise. "Sie will auch mit ihm kommunizieren, aber dafür braucht er die Schuppen. Darum mache ich ihm auch etwas aus den neuen, die sie mir gegeben hat", erklärte Sezuna und begann auf den Drachen zu klettern.
„Hilfst du mir hoch?", fragte er die Magierin. Ob er sich wohl alleine festhalten konnte? Das letzte Mal hatte Haru den Zauber um ihn gelegt, dass sie nicht fallen konnten.
„Der Junge tut zurzeit alles, damit man ihn hasst", murmelte er unzufrieden. „Vermutlich, weil er sich selbst strafen will, nach allem, was passiert ist. Wobei nichts davon seine Schuld ist", knurrte der Prinz.
"Sag ihm das bloß nicht ins Gesicht, sonst macht er wieder dicht", meinte Sezuna nüchtern und ein Teil des Drachen wurde sichtbar, so dass Akira sehen konnte, wo er hin musste.
Dankbar stieg er auf und kletterte hinter das Mädchen. „Werde ich schon nicht. Ich habe nur das Gefühl, dass er das absichtlich macht. Andere verärgern, damit sie sich abwenden. Wenn dein Drache mit ihm kommunizieren will, muss sie ihm das deutlich machen. Was sie vermutlich schon hat, aber vielleicht noch deutlicher."
Akira war der Meinung, dass es nur weiter bergab gehen würde, wenn Haru nicht damit aufhörte. Er konnte nicht verstehen, warum er sich damit selbst strafen wollte. Da er vermutlich nicht auf die anderen zukommen würde, gingen sie nun auf ihn zu, ob es ihm gefiel oder nicht.
"Weißt du, als ich ihn kennenlernte, war es auch schon so", murmelte sie. "Er hat versucht mich los zu werden, aber ich habe ihn so lange genervt, bis er nicht mehr wegrennen konnte. Allerdings ...", begann sie zu erzählen, während Aurora sehr sanft in den Himmel stieg. Dabei erinnerte sich Sezuna daran, wie er förmlich explodiert war und ein Mensch konnte dabei durchaus sterben. Daher hatte sie auch zugelassen, dass er sich von Akira abwandte. Denn dieser lief Gefahr, von Harus Magie erfasst zu werden.
Seltsamerweise hatte Akira keine Probleme, sich an Sezuna festzuhalten. Er lief auch nicht die Gefahr, herunterzurutschen.
„Du hast Angst, dass er zu seinem alten Ich zurück kehrt?", fragte Akira sie, wobei er den frischen, aber kalten Wind genoss. „Dass er uns verletzt, wenn er seine Gefühle zeigt?"
Der Prinz hatte ihr schweigend zugehört und verstand, warum Sezuna es zugelassen hatte.
"Als ich ihn das letzte Mal in die Enge getrieben habe, hat er das komplette Zimmer ruiniert mit seiner Magie. Für Nichtmagier kann das sehr gefährlich sein", erklärte Sezuna ausdrücklich. "Ich möchte einfach nicht, dass es wirklich so weit kommt und er den einzigen Freund verliert, den er seit langem hat", flüsterte sie. "Nicht, solange es noch unklar ist, wie empfindlich er ist."
„Ich verstehe dich sehr gut", erklärte der Prinz ihr. Doch das Risiko würde er durchaus eingehen. „Wir werden sehen, wie er reagiert, sonst laufe ich zurück und lasse euch alleine, versprochen", sagte er zu ihr. Der Ausblick über den Gipfeln der Berge war etwas, an das er sich gewöhnen konnte.
"Du kannst nicht allein zurücklaufen", beharrte Sezuna. "Aber er hat sowieso vor mich am Abend zurückzuschicken", sagte sie leise. "Sollte er dich nicht akzeptieren, werde ich das wohl müssen, auch wenn ich nicht will."
„Könnte ich schon. Aber wir werden ihn bearbeiten, bis er klein beigibt. Haru ist nicht dumm. Er will für dich das beste und er will dich auch nicht verlieren. Egal, was ihm damals passiert ist, er ist sehr sensibel mit Gefühlen. Und das darf er auch sein. Sich nur zu verschließen, wird ihm nicht helfen", erwiderte Akira. Trotzdem hoffte er auch, dass Haru zur Vernunft kam.
Sezuna seufzte leise. Sie hoffte wirklich, dass die Männer das unter sich regelten. Haru gehörte ihr Herz und er war ihr Anker. Akira war ein Freund und sie schätzte ihn. Gleichzeitig war sie aber trotzdem immer wieder durch beide sehr verwirrt. Sie verhielten sich für sie unlogisch und manchmal einfach sehr anstrengend. Gerade jetzt fiel es ihr sehr schwer, ihm zu folgen. Daher versuchte sie es gar nicht erst.
"Wir sind gleich da", informierte sie den Prinzen und konnte bereits die Bäume sehen. Ob Haru auch hier war?
Tatsächlich konnten sie von oben bereits einen Grundriss erkennen. Haru war bereits seit einiger Zeit da und hatte begonnen, den Schnee und die gefrorene Erde beiseite zu schaffen. Dort war nun ein großes Loch zu sehen, in das der Blonde mit Magie große Holzplanken gleiten ließ, bevor er diese mit Nägeln und anderen Dingen befestigte. Man konnte schon den Grundriss erkennen, wie das Haus später aussehen würde.
Eine Menge Holzplanken, aber auch Holzböcke und Steine lagen auf einem Haufen, was er wohl von Damian geholt hatte.
"Er ist ganz schön weit", bemerkte Sezuna leise und überrascht. Die Arbeit schien ihn abgelenkt zu haben und sie hoffte, dass er sich freuen würde, sie zu sehen.
Auch Akira war sehr erstaunt. Mit Magie schaffte man sehr viel. Vor allem Haru, da er über ungewöhnlich viel verfügte. Was es ihm damit auch einfacher machte.
Er bemerkte nicht einmal, dass sie ankamen, da er so abgelenkt und in seiner eigenen Welt war.
"Bleib bitte noch kurz hier", bat Sezuna Akira leise, bevor sie sich von Aurora gleiten ließ. Dann ging sie langsam auf Haru zu. "Du hast aber ganz schön viel geschafft", bemerkte sie erstaunt und anerkennend.
„Sezuna!", rief Haru erfreut und ging auf sie zu. Sein Gesicht war schmutzig, genau wie seine Hände. Sein Mantel hing an einem Baum, da dieser nur gestört hatte. Auf seiner Stirn glänzten Schweißperlen, denn selbst mit Magie war es sehr anstrengend. Allerdings verbrauchte er auch dadurch sehr viel, was sich gut für ihn anfühlte. Seine grauen Augen strahlten vor Freude.
Eigentlich wollte er der Rothaarigen einen Kuss geben, aber so schmutzig wollte er das nicht.
Aber sie breitete die Arme aus und es störte sie kein Stück, dass er völlig verdreckt war. Sie ging auf ihn zu, umarmte ihn und hob den Kopf, um ihn zu küssen.
„Bist du sicher, dass du mich küssen willst?", fragte er sie lächelnd, senkte aber im selben Augenblick seine Lippen auf ihre. „Ich hab dich vermisst. Komm her und sieh dir den Keller an", bat er sie fröhlich und besser gelaunt als in letzter Zeit.
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