Kapitel 107
„Was ist los mit dir?", wollte er von ihr wissen. Sanft drückte er ihre Hand gegen seine Wange, damit sie verstand, dass er da war.
"Ich glaube, ich hatte einen Albtraum", flüsterte sie leise und schauderte leicht.
„Was hast du geträumt? Möchtest du es erzählen?", fragte Haru sie liebevoll. Albträume waren nie schön. Oft genug dachte er, dass er aus einem gar nicht aufwachte, wenn schreckliche Dinge passierten.
"Nimmst du mich vorher in den Arm?", fragte sie leise, weil ihr irgendwie kalt war. Nicht körperlich, aber seelisch.
Der Blonde setzte sich an das Kopfteil und zog sie in seine Arme. Die Füße streckte er auf dem Bett aus und er gähnte leicht. „Fang an zu erzählen", bat er das Mädchen. Dabei streichelte er sie leicht.
Langsam atmete sie tief ein. "Ich habe geträumt, dass du nicht gekommen bist, obwohl du mich abholen wolltest. Also habe ich dich gesucht", meinte sie leise und begann ein wenig zu zittern, weil die Bilder sie noch immer verfolgten. "Es war alles so surreal und falsch, aber ich konnte es nicht unterscheiden", flüsterte sie und klang ängstlich.
„Wo hast du mir gesucht?", wollte er leise wissen. „Glaubst du, ich lasse dich allein?"
Sezuna schüttelte den Kopf. "Du warst im Bad", sagte sie leise und erschauderte erneut, bevor ihr Tränen in die Augen traten. "Und da war so viel Blut."
„Hmm ...", war alles, was er sagte. Sanft wischte er ihre Tränen mit dem Daumen aus dem Gesicht.
"Dein Gesicht war völlig zerkratzt", sagte sie und schluchzte leise. "Dein Körper voller Verletzungen", brachte sie mühsam hervor.
„Du hast mich also in deinem Traum gefunden?", fragte er sie leise. Sein Arm schlang sich mehr um sie und Haru drückte sanft ihr Gesicht an seine Brust.
Er spürte ein Nicken und auch, wie sie zitterte. Es schien sie sehr mitgenommen zu haben.
„Das tut mir leid, dass du schlecht geträumt hast", sagte er leise zu ihr. Er hörte Nichtstun, das Mädchen zu streicheln. „Haruto hat Kräuter für einen starken Schlaftrank dagelassen, wenn du durchschlafen willst", berichtete der Blonde.
"Ich möchte dich nicht allein lassen", gestand sie leise und schluchzte. "Ich vertraue dir, aber ich habe Angst, was du tun könntest, wenn ich nicht da bin", brachte sie heiser hervor.
Seufzend sah er auf sie hinab. „Ich denke, dass es besser ist, wenn du dich erst einmal ausschläfst. Alles setzt dir zu und du brauchst deine Kräfte für die Schwangerschaft", bemerkte er. Den fertigen Trank ließ er mit der Hand zu sich schweben. „Trink ihn. Wenn er dir hilft und du tief und fest schlafen kannst, fühlst du dich bestimmt besser."
Sezuna blickte mit tränennassen Augen zu ihm hoch und schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht die Möglichkeit verlieren bei ihm zu sein, wenn sie diesen Trank nahm.
„Ich bin da, Sezuna", versprach der Junge ihr und hielt die Tasse hin. Mit der Hand, die sie hielt, wischte er ihr erneut die Tränen aus dem Gesicht.
"Versprich mir bitte, dass du nichts tust, was dich verletzt", bat sie mit einem leichten Schluckauf.
„Ich werde da sein, wenn du wach bist. Ohne Verletzungen. Das verspreche ich dir", versicherte er der Rothaarigen. Mehr wollte und konnte er auch nicht versprechen.
Sezuna erzitterte erneut, da ihr die Wortwahl durchaus nicht entging. Trotzdem blieb ihr nichts anderes übrig, als ihm zu vertrauen. Auch wenn sie wusste, dass er sich die Verletzungen vielleicht heilen würde. Sie wusste jedoch auch, dass sie Ruhe brauchte und kurz davor stand, zusammenzubrechen. Daher ließ sie zu, dass Haru ihr den Trank an die Lippen führte, bevor sie ein wenig davon trank und das Gesicht verzog.
„Hast du immer noch nicht gelernt, dass Tränke im Allgemeinen schlecht schmecken?", versuchte er zu scherzen, als er ihr Gesicht sah. Er passte darauf auf, dass sie nicht zu viel auf einmal schluckte und sich verschlucken würde.
"Man kann sie auch lecker machen", widersprach sie leise. Dabei trank sie jedoch weiter, auch wenn sie bereits die Wirkung spürte.
„Für Kinder ja, damit sie es trinken", erwiderte er ihr und lächelte. Haru spürte, wie Sezunas Körper bereits auf den Trank reagierte, denn ihre Bewegungen wurden immer langsamer.
"Dann wäre ich gern wieder ein Kind", bemerkte sie leise und sank immer mehr an seine Brust.
„Erinnere mich das nächste Mal daran", lächelte Haru und drückte sie an sich. Dabei ging ihm durch den Kopf, dass auf den Einladungen, die er auf normalen Weg verschickt hatte, die Adresse drauf gestanden hatte. Wenn er sich nur daran erinnern könnte! Vorhin hatte er es noch gewusst und plötzlich war das einfach weg.
"Ist noch was?", murmelte sie, weil sie sah, dass er nachdenklich in der Gegend herumblickte.
„Nein, schlaf ruhig und erhole dich", flüsterte Haru und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
"In Ordnung", murmelte sie, auch wenn man sah, dass sie sich noch gegen den Schlaf wehrte.
„Gute Nacht", sagte er zu ihr und legte die Decke über das Mädchen. Er war für sie da, damit sie schlafen konnte. Für ihn war es wichtig, dass sie sich erholte.
"Lass mich nicht allein", hauchte sie noch, bevor der Trank sie schließlich in den Schlaf brachte.
Eine Weile wartete er noch, bis er aufstand, um sich noch einmal an die Karten zu setzen. Sezuna schlief fest und Haru hatte sie in die weichen Kissen abgelegt, damit sie es bequem hatte.
Es ärgerte ihn, dass er die Adresse nicht aufgeschrieben hatte. Aber er würde sie lieber schlafen lassen, damit sie ausgeruht war. Dabei überlegte er bereits, was er in den nächsten Tagen tun konnte, um sich abzulenken.
Er könnte sich noch einmal die Skizzen ansehen, die Sezuna zum Haus gemacht hatte und überlegen, wie er es bauen konnte.
Und das tat er auch. Haru zog diese heran und vertiefte sich die ganze Nacht über darin. Dabei merkte er nicht einmal, dass Morgengrauen wurde.
Sezuna schlief ruhig und ließ sich nicht wecken. Auch nicht von den hellen Strahlen der Sonne, die durch das Fenster schienen.
Die Ruhe in dem Raum war gut, sodass er sich konzentrieren konnte. Der Tisch war mit Zeichnungen übersät, die für das Haus bestimmt waren. Hier und da fügte er etwas ein und machte sogar eine Art Model, damit sie es sich vorstellen konnte, wie es aussehen sollte.
Es wurde Abend und dann Nacht. Niemand störte sie, was Haru gefiel. Doch als am nächsten Morgen die Sonne wieder aufging, begann sich Sezuna im Bett zu bewegen.
Das allerdings bekam er gar nicht mit. Haru hatte schlaflose Nächte hinter sich und grübelte noch immer über einige Dinge zum Haus. Allerdings sah das Modell schon sehr gut aus.
Sezunas Hand fuhr suchend über das Bett. "Haru?", murmelte sie, als sie ihn nicht fand und setzte sich langsam auf.
Dieser reagierte nicht, weil er in einer eigenen Welt war. Mit Magie fügte er zu dem Modellbau etwas hinzu oder nahm etwas weg, wenn es ihm nicht gefiel.
Daher setzte sich Sezuna auf, rieb sich die Augen und blickte sich suchend um, bis sie Haru entdeckte. Sie fühlte sich ausgeschlafen und ein wenig kräftiger, als vorher.
Dann hatte der Trank wohl auch geholfen. Wie oft sie diesen wohl noch nehmen musste, um zu ihrer alten Stärke zurückzukehren?
Sie machte sich jedoch keine Gedanken darum und beobachtete Haru neugierig. Was er da machte, sah interessant aus.
Seufzend nahm er eine Zeichnung auf und studierte sie eingehend, bevor er das Modell mit Magie aufklappte, um innen etwas hinzuzufügen. Wie Sezuna bereits erkennen konnte, waren sogar schon einige Möbel in der Küche enthalten.
Sie schwang langsam die Beine aus dem Bett und war sehr froh darüber, dass er nichts angestellt hatte. Das beruhigte sie ein wenig. Allerdings hatte sie hunger, weil sie wohl lange geschlafen hatte.
Wahrscheinlich hatten die Dienstmädchen auch angeklopft, doch da Haru nichts um sich herum wahrnahm, hatte er diese wohl nicht gehört.
Langsam erhob sie sich und brauchte einen Moment, um das Schwindelgefühl abzuschütteln. Vielleicht sollte sie sich einen Stärkungstrank machen.
Oder Haru, wenn er wieder etwas wahrnahm. Ständig murmelte er leise Worte, wenn er etwas hinzufügte. Das Haus wurde jedes Mal ein bisschen besser.
Da sie ihn nicht stören wollte, machte sie sich auf den Weg zum Rucksack, um dort vielleicht nach Kräutern zu suchen.
Als er jedoch eine kleine Bewegung in seinen Augenwinkeln wahrnahm, fiel das Haus krachend in sich zusammen. Bestürzt sah er auf den Haufen, der vor ihm auf dem Tisch lag. „Sezuna? Was ist los?", fragte er verwirrt.
Diese zuckte. "Entschuldige", stammelte sie schnell. "Ich wollte dich nicht aus dem Konzept bringen", sagte sie und ihr kamen schon wieder die Tränen, obwohl es nicht so schlimm war.
„Was ist los? Ist dir schlecht?", fragte Haru sie erneut und stand auf, um auf sie zuzukommen und sie in den Arm zu nehmen.
"Ich wollte mir nur einen Trank machen", sagte sie leise und rieb sich wütend auf sich die Tränen weg.
„Was denn für einen? Ich kann ihn dir machen, wenn du möchtest", lächelte Haru sie an und schlang seine muskulösen Arme um sie. Dabei zog er sie dicht an sich heran und gab ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen.
Dieser wurde sofort erwidert. "Ich wollte einen Stärkungstrank, damit ich was essen kann", erklärte sie leise und sah ihn liebevoll an. Sie hatte nicht erwartet, dass Haru gar nicht auf das Haus einging.
„Ich mache dir einen", lächelte er und ließ sie los. „Ich weiß nicht ob die Dienstmädchen hier waren", sagte er entschuldigend zu ihr. Der Junge wusste nicht einmal, wie lange er dort gesessen hatte.
"Wie lange habe ich denn geschlafen?", fragte sie und blickte zum Fenster nach draußen.
„Ich weiß es nicht", gestand der Magier.
Als Sezuna nach draußen sah, konnte sie erkennen, dass die sonst so fröhliche Stadt nun in schwarz gekleidet war. Die Leute trugen schwarz, die Lichter waren aus und sie wusste, was das bedeutete.
Sie hatte also sehr lange geschlafen.
Ihr Blick glitt zu Haru. "Zeigst du mir dann, was du gemacht hast?", fragte sie leise und entschied sich dazu, ihn abzulenken. Er konnte später Abschied nehmen.
„Es ist nicht mehr ... viel davon übrig", erwiderte Haru mit einem seltsamen Blick auf das Modell und rieb sich den Nacken. Dieser war ein wenig steif, da er vermutlich einfach zu lange gesessen hatte.
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