Kapitel 104
"Und ich habe vor meinen Stand weiter zu betreiben", erklärte Sezuna ihr mit einem Lächeln. "Ich habe die Leute sehr lieb gewonnen, die bei mir essen."
"Dann bist du wirklich sehr oft in der Stadt?", fragte sie die Rothaarige begeistert. In ihrem Gesicht breitete sich Erleichterung, aber auch Freude aus.
Genau in diesem Moment kam Haru zurück. Vorsichtig öffnete er die Tür und schloss sie gleich darauf wieder hinter sich. "Alles geklärt", sagte er kurz angebunden.
Sezuna nickte leicht und hoffte, dass alles gut gegangen war. "Ich habe mit Keira denke ich, auch alles geklärt", sagte sie und schenkte Haru ein Lächeln, bevor sie neben sich auf den anderen stuhl klopfte. "Möchtest du noch ein wenig her bleiben oder gleich wieder zurück?"
"Ich möchte zurück, die Einladungen schreiben", gestand er, weswegen er sich auch nicht hinsetzte. Dafür würden sie wohl einige Zeit brauchen, denn sie sollten zumindest schön aussehen. Und Haru wollte sie so schnell wie möglich abschicken.
Sezuna nickte und leerte den Teller mit dem Kuchen, bevor sie die Tasse ansetzte. "Das Essen war sehr lecker", sagte sie zu Keira, auch wenn noch einiges da war. Dennoch hatte Sezuna versucht alles zu kosten, damit sie für die Hochzeit eine Liste zusammenstellen konnte.
"Möchtet ihr etwas mitnehmen?", fragte das ehemalige Dienstmädchen vorsichtig. Sie würden es ansonsten an die Leute abgeben, die vielleicht nicht genug Geld für Essen hatten.
Sezuna fragte, was sie sonst damit machen würden und entschied sich, dass es besser für die Leute mit wenig Geld war.
"Ihr seid wirklich sehr nett. Die Leute werden sich freuen", bedankte sich Keira bei ihnen. Haru ging in die Knie, damit Sezuna aufsteigen konnte. Sie war einfach zu erschöpft, um den Weg zurück ins Schloss zu gehen.
Sie war sogar so erschöpft, das es ihr schwerfiel, sich auf seinen Rücken zu begeben und festzuhalten.
"Danke für die Gastfreundschaft, Keira", sagte Haru noch zu ihr und trat dann mit Sezuna den Rückweg an. Er wählte einen Weg, der ihm kürzer erschien und verlief sich dabei total. Das war typisch für Haru. Sein Orientierungssinn war gleich Null. Nur weil das Schloss von der einen Seite näher ausgesehen hatte, hieß das nicht, dass es kürzer war. Fluchend und murrend sah er auf eine Sackgasse, von der er gedacht hatte, dass dort ein Weg war.
Von Sezuna konnte er keine Hilfe erwarten, denn diese war auf seinem Rücken eingeschlafen, was ihr ruhiger Atem zeigte.
Wenigstens bekam sie das nicht mit. Haru warf ihr einen kurzen Blick zu und entschied sich dann, über die hohe Sackgassenmauer zu springen. Er hatte nämlich keine Lust, noch einmal zurückzugehen und den anderen Weg zu nehmen.
Dank seiner Sprungkraft erreichten sie ziemlich schnell die Stufen des Schlosses, welche Haru nach oben ging. Wenigstens begegneten sie keinem, was ihn sehr beruhigte.
In ihrem Zimmer legte er Sezuna in die weichen Kissen und zog ihren Mantel, aber auch die Stiefel aus. Es war gut, wenn sie schlief. Dann bekam sie wieder neue Kräfte. Haru deckte sie gut zu, damit sie es warm hatte, bevor er sich an den Tisch setzte und begann, die Einladungen zu entwerfen.
Allerdings drehte sie sich nach einiger Zeit und erwachte murmelnd, während sie seinen Namen sagte und ihre Hand über das Bett wandern ließ.
Nur bekam er das gar nicht mit, weil er so in die Einladungen versunken war. Sie frustrieren ihn, denn seine Sprache war wohl nicht gut genug, um sie elegant hinüberzubringen. Mehr als einmal zerknüllte er ein Papier oder ließ es mit Hilfe der Magie blank werden.
"Haru?", fragte sie etwas lauter und setzte sich auf.
"Was?", fragte er erschrocken und hob seinen Kopf. Wie ein kleines Kind war er verschreckt und drehte sich zu ihr um. "Was ist los?", fragte Haru sie verwirrt.
Sezuna blickte ihn verschlafen an. "Ich vermisse deine Wärme", murmelte sie. "Hast du Probleme?"
"Nur ein bisschen. Ich kann wohl keine Einladungen entwerfen", erwiderte der Blonde verlegen.
"Soll ich es dir vorschreiben?", wollte die Rothaarige gähnend wissen. Sie wusste, dass Haru sich nützlich machen wollte, um zu vergessen.
Dankbar nickte er. "Das wäre lieb von dir. Dann kann ich sie schreiben, während du bei ... Akira bist", räusperte er sich. Es war bereits später Nachmittag und bestimmt wollte der Prinz mit ihr bald sprechen.
Sezuna rieb sich die Augen. "Das hatte ich vergessen", gestand sie und war noch immer kurz davor zu schlafen. Trotzdem schälte sie sich aus dem Bett und tapste zu Haru, bevor sie sich einfach auf seinen Schoß setzte.
Sein Arm legte sich sofort um ihre Hüfte und er zog sie an sich heran. "Wie willst du denn, dass sie aussehen? Und wann möchtest du denn gerne heiraten?", fragte er sie.
"So schnell wie möglich", murmelte Sezuna und drückte sich an seine Brust. "Aber ich möchte auch nichts überstürzen, so dass es in Stress ausartet", erklärte sie leise. "Am liebsten würde ich jetzt sofort hier heiraten und dann einfach nur eine Feier für die anderen machen."
"Das war auch mein Gedanke. Aber ich hätte Eric trotzdem irgendwie gerne dabei. Wie lange wohl die Einladung braucht, bis sie ankommt?", überlegte er und starrte auf das leere Papier.
"Ich hoffe nicht zu lange", murmelte Sezuna und seufzte. Dann begann sie auf das Papier zu schreiben. Es war ein einfacher Text, den sie später noch verzieren würde.
"Ich werde mit Magie versuchen, sie zu verschicken. Deshalb schreibe ich lieber ein paar mehr, die ich auch abschicken werde. Dann können wir uns sicher sein, dass sie ankommen", sagte er leise und sah ihr dabei zu, wie fließend und geschickt sie einen Text zusammenstellte.
Dabei nickte sie kurz, um zu zeigen, dass sie ihn gehört hatte. "Was denkst du?", fragte sie, als sie fertig war. "Ich würde dann noch die Karte mit ein paar kleinen Zeichnungen verzieren."
Aufmerksam las er sich den Text durch. "Ich denke, das ist gut so. Machst du gleich die Verzierungen? Wenn ich fertig bin, gehe ich noch einmal schnell in die Stadt, um sie loszuschicken", sagte Haru zu ihr. Je eher er das tat, desto besser.
"Okay. Schreibst du dann die anderen Karten, während ich zeichne?", fragte sie leise, wollte aber nicht von ihm runter.
Er nickte und machte nicht den Anschein, sie überhaupt herunterlassen zu wollen. Allerdings bat er die Rothaarige, auf die andere Seite zu wechseln, damit er schreiben konnte.
Kommentarlos tat sie das und zeichnete dabei einfach weiter.
Schweigend arbeiteten sie nebeneinander. Mit ihrer Vorlage erstellte er mehrere Karten, die für Eric und Marc gedacht waren. Mehr wollte er eigentlich nicht einladen. Obwohl er darüber nachgedacht hatte, Melina einzuladen, da sie ihnen so viele Kräuter so günstig gegeben hatte.
Allerdings wusste er nicht, wie diese hierherkommen sollte. "Ob Aurora so lieb wäre und uns helfen würde, sie abzuholen?", fragte Sezuna plötzlich.
"Das wäre wohl der einfachste Weg", überlegte Haru nachdenklich. "Aber spinnst du? Dein Drache wird nicht einfach jeden auf den Rücken lassen. Und es ist eine verdammt lange Reise", erinnerte der Blonde sie daran.
"Wenn man fliegt nicht einmal einen Tag", bemerkte Sezuna. "Und wenn sie die Leute akzeptiert, wissen wir auch, dass sie uns nichts Böses wollen", murmelte sie leise, während sie noch immer in Gedanken war.
"Du weißt aber schon, dass sie auf einen Drachen nicht gut reagieren können? Immerhin sind das Legenden", meinte Haru schulterzuckend. Aber wenn sie es wollte, sollte sie es mit dem Drachen ausmachen. Ihm war es sowieso lieber, wenn sie so bald wie möglich heiraten konnten. "Dann kann ich in der Zwischenzeit die letzten Vorbereitungen treffen, während du unterwegs bist."
Sezuna versteifte sich ein wenig. "Du würdest mich alleine lassen?", fragte sie und klang entsetzt. Sie wusste nicht, ob sie das schaffen würde.
"Sezuna, glaubst du nicht, dass deine Aurora auf dich aufpassen würde?", fragte Haru sie und musterte sie erstaunt. Die Rothaarige vertraute dem Drachen, warum würde sie dann nicht allein mit ihr fliegen?
"Darum geht es weniger. Ich habe eher Angst, dass ich zusammenbreche", gestand sie leise. "Machst du mir noch einen Stärkungstrank, bevor ich zu Akira gehe?"
"Ich habe nicht gesagt, du sollst das sofort machen. Wir müssen warten, bis es dir besser geht", bestimmte er und nickte. Vorsichtig schob er sie von sich herunter, damit er ihr das Getränk machen konnte. "Ich habe nur keine Lust, ständig den Blick von ihr ausgesetzt zu sein, als ob sie mich gleich fressen würde. Das hat mir schon gereicht."
Sezuna kicherte leise. "Sie ist eine Frau und sie mag dich", sagte Sezuna noch einmal. "Wärst du ein Drache, würdest sie dich wohl umwerben."
"Hör auf mit dem Unsinn", tadelte Haru sie, während er das Wasser erhitzte. "So würde sie es auf keinen Fall schaffen", bemerkte er und zerkleinerte die Kräuter, die Haruto ihr dagelassen hatte.
Sezuna kicherte erneut. "Unter Drachen gilt das vielleicht als verführen", schlug sie vor.
"Hat dir Keira irgendwas in das Essen getan, dass du solche komischen Scherze machst?", fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen. "Dein Drache kann mich nicht leiden, sondern akzeptiert mich nur wegen dir."
Sezuna schnaubte. "Nein, hat sie nicht", grummelte sie und zeigte ihm die fertige Karte, bevor sie den Trank annahm.
Haru zog es vor zu schweigen um sie nicht noch weiter zu verärgern. Wie meistens waren sie unterschiedlicher Meinung, die wohl in endlosen Diskussionen enden würden. Stattdessen musterte er die Karte. Ein Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab. Hübsche Blumen und Verzierungen, die er noch nie gesehen hatte, waren auf der Karte zu erkennen. "Die ist sehr hübsch. Soll ich den Text darauf schreiben? Dann kannst du losgehen", schlug er ihr vor.
"Du kannst du Karten schon vorschreiben, wir brauchen ja noch ein paar mehr, oder kannst du diese hier magisch verdoppeln?", wollte sie wissen, denn so musste sie nicht alle Karten zeichnen.
"Ich werde sie verdoppeln. Es wäre sonst zu anstrengend, alle zu schreiben. Und wenn ich ein Fehler bei den anderen mache, ist das verschwendet. Ich schreibe sie einmal und verdoppele sie dann", entschied er sich und setzte sich wieder an den Tisch.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top