Ich laufe durch die Straßen, und ich merke was ich für ein Glück habe, hier leben zu dürfen -
In einer Demokratie.
Denn das ist nicht selbstverständlich, sondern ein Privileg,
es ist nicht selten heutzutage aber auch nicht überall anzutreffen.
Ich merke, dass ich mich glücklich schätzen kann in einer Demokratie zu leben,
denn das bedeutet die Freiheit zu Reden und das Recht zu Schweigen, Anspruch auf Bildung und Gesundheit, mitbestimmen, mitwirken, mitverändern;
das Gefühl ein Teil von etwas Ganzem zu sein, die Gewissheit etwas bewirken zu können und die Sicherheit in Sicherheit zu sein egal welche Meinung, Religion oder Sexualität ich habe.

Und ja, dass sehen viele anders als ich,
doch ich bin froh, Deutsche zu sein,
ich bin es gerne und lebe gerne in diesem Land.
Und ich bin stolz, sagen zu können: „Ich bin Deutsche".
Aber ich bin nicht Deutschland, nicht seine Fehler und auch nicht seine Vergangenheit.

Ich bin kein Teil seiner Geschichte sondern ein Teil seiner Zukunft,
was mich ausmacht ist nicht die Vergangenheit sondern die Gegenwart.
Doch trotzdem habe ich immer wieder das Gefühl, Teil der Vergangenheit zu sein.
Wenn ich im Urlaub bin und erzähle das ich Deutsche bin, dann holt mich die Vergangenheit ein wenn meine Gegenüber rufen „Hitler Hitler und Nazi Nazi".
Wenn ich in der Schule bin und auf Bildschirmen brennende Häuser sehe und Trümmer, Flugzeuge die Bomben auf unschuldige Menschen werfen, und wenn ich von Austauschschülern gefragt werde, warum meine Urgroßeltern Juden umgebracht haben, dann holt mich die Vergangenheit ein.

Als ich in der neunten Klasse war habe ich das erste mal von der Schuldfrage gehört, doch wirklich darüber geredet haben wir erst als ich viel älter war. Ob auch wir immer noch die Schuld unserer Vorfahren haben, weiß ich nicht, doch auch ich werde immer wieder damit konfrontiert.
Ich weiß nicht was damals in den Köpfen der Menschen vorging, die hinter den Gewehren standen und vor den geschlossenen Toren,
doch noch viel weniger als das weiß ich wie es für die gewesen sein muss, die vor den Gewehren standen und hinter den geschlossenen Toren und die denen, die sie gehasst haben ins Gesicht schauen mussten, Tag für Tag und die keine Gewissheit hatten ob sie diese Gesichter am nächsten Tag wiedersehen würden, ob sie irgendein Gesicht am nächsten Tag wiedersehen würden.
Ich sehe Bilder von Menschen mit rasierten Köpfen, mit Sternen auf der Kleidung und mit Angst in den Gesichtern und ich lese Geschichten über Schicksale bei denen ich mich nicht mal traue daran zu denken, was wäre, wenn ich in dieser Situation gewesen wäre.

Ich sehe das was war, doch eigentlich sollte ich das sehen was ist.
Denn wir leben in einer Demokratie, und das ist nicht selbstverständlich, sondern ein Privileg.
Ich sollte sehen, dass ich mich glücklich schätzen kann in einer Demokratie zu leben,
denn das bedeutet die Freiheit zu Reden und das Recht zu Schweigen, Anspruch auf Bildung und Gesundheit, Mitbestimmung, mitwirken, mitverändern;
das Gefühl ein Teil von etwas Ganzem zu sein, die Gewissheit etwas bewirken zu können und die Sicherheit in Sicherheit zu sein egal welche Meinung, Religion oder Sexualität ich habe.

Und ja, ich bin froh Deutsche zu sein,
ich bin froh in diesem Land leben zu können
und ich bin stolz darauf sagen zu können: „Ich bin Deutsche".
Doch ich bin nicht Deutschland, nicht seine Fehler und auch nicht seine Vergangenheit.
Ich kämpfe zwar für Einigkeit und Recht und Freiheit, doch nicht nur für mich sondern vor allem für die, denen diese Dinge zur Zeit noch verwehrt bleiben, die nicht in einer Demokratie leben und die nicht das sein können was sie wollen.

Ich bin Deutsche,
und ich bin froh Deutsche zu sein
und in diesem Land zu leben,
doch ich bin nicht Deutschland und ganz sicher nicht seine Fehler.
Ich trage nicht die Schuld, die Menschen begangen haben, die schon lange vor meiner Zeit gestorben sind,
doch ich trage die Verantwortung dafür zu sorgen, dass diese Schuld nicht wieder zurück kommt und die Vergangenheit nicht ein Teil der Zukunft wird.