Tür 6 | Von den Göttern geschickt

Millie bekam Panik, große Panik. Anstatt die junge Jägerin irgendwo erscheinen zu lassen, wo es sicher war, erlaubte Gabriel es sich, sie mitten ins Wasser zu setzten. Mellie hatte keinen Schimmer, wo sie war. Und da sie nicht ertrinken wollte, schwamm sie so schnell wie möglich an die Oberfläche. Das wird sie ihm eines Tages heimzahlen, dachte die Winchester angesäuert. Denn so hatte sie sich den Anfang des Traumes nicht vorgestellt. Sie schnappte direkt nach Luft, als sie durch das Wasser brach und erkannte, dass es sich um eine kleinen Teich handelte. Sie schwamm ans Ufer und hielt sich dort am trockenen Boden fest. Millie versuchte langsam und komplett außeratem aus dem verdammt kalten Wasser herauszukletterten, doch die Spitze eines Schwertes versperrte ihr den Weg.
,,Was?", verwundert sah sie auf und entdeckte... mittelalterliche Kleidung? Sie blickte weiter nach oben in das Gesicht ihres Widersachers und jetzt wusste Mellie ganz genau, wo sie war. Game of Thrones. Oho.
Mellie überlegte fieberhaft, was sie machen sollte, als ihr eine Idee kam. Der Mann, der niemand anderes als Eddard Stark persönlich war, sah in ihr eine Gefahr, da sie mitten aus dem Teich "empor gestiegen" war. Doch wenn sie zeigte, dass sie keine Gefahr war, würde er sie hoffentlich ins Warme bringen, da es einfach mega kalt war. Wen wunderts, im Norden war es eben kalt.
Millie versuchte vor Eddard zu Wirken, als wäre sie kurz davor, Ohnmächtig zu werden. Er würde ein junges, ohnmächtige Mädchen doch nicht töten, oder?
,,Wer seid ihr, Kind?", fragte dieser gefährlich ruhig. Das Schwert immer noch bereit vor sich gestreckt.
,,Ich weiß nicht!", brachte die dunkelhaarige gerade so hervor, bevor sie "Ohnmächtig" wurde. Tatsächlich schloss sie einfach nur ihre Augen und lies ihre Muskeln entspannen. Was Mellie allerdings nicht bedacht hatte, war, dass sie immer noch mit dem halben Körper im Wasser war, weshalb sie jetzt langsam wieder zurück ins Wasser fiel. Sie unterdrückte ihre Reflexe, sich wieder festhalten zu wollen und hoffte, dass Stark Erbarmen mit ihr hatte. Und tatsächlich spürte sie kurze Zeit später eine große, kräftige Hand auf ihrer Schulter, die sie heraus zog. Gott sei Danke, dachte sie sich und hielt weiter still, als der Mann ihren Puls fühlte.
,,Wie bist du nur hier her gekommen?", sprach der Wächter des Nordens leise.
Sie spürte, wie sie von ihm hochgehoben wurde und musste sich daraufhin ein Grinsen verkneifen. Sie wurde von Eddard Stark getragen! Was für ein Service. Nach einer Weile waren sie bei der Burg angekommen, da sie Stimmen und aller Hand unterschiedliche Geräusche wahrnehmen konnte. Der Alltag in Winterfell.
Da ihr von dem Getrage langweilig wurde und sie eh nichts sehen konnte, driftete sie mit ihren Gedanken weiter ab, wodurch sie gar nicht mitbekam, wie sie auf einer weichen Unterlage abgelegt wurde. Von wegen Jäger waren wachsam. Wenn Mellie erstmal tief in ihren Gedanken war, hatte sie ein Talent dafür, ihre Umgebung zu ignorieren. Castiel hatte sie einmal an den Schultern gepackt, als sie in Gedanken gewesen war, und sie hatte sich so sehr erschreckt, dass sie ihm kurzerhand Kakao ins Gesicht geschüttet hatte. Der arme Kakao! Sie hatte damals nicht mitbekommen, dass er den Raum betreten und mit ihr geredet hatte. Im Nachhinein war das schon ziemlich lustig gewesen.
Doch was sollte sie jetzt tun? Bei der Frage, wer sie war, hatte sie einfach mit "Ich weiß es nicht" geantwortet. Sollte sie das Spiel weiter so spielen und so tun als könnte sie sich an nichts erinnern? Keine schlechte Idee! Gabriel verdammt. Sie vermisste seine Anweisungen, da war es um einiges einfacher gewesen.
Mellie spürte etwas seltsames an ihrem Arm, weshalb sie sich ruckartig aufsetzte, um herauszufinden, was das war. Es waren ... Pfoten. Die Jägerin sah in die Augen von einem Schattenwolf. Sie wusste nicht welchem Stark dieser gehörte. Aber sie wusste ganz sicher; es war nicht Jons.
,,Es tut mir Leid, Vater. Die Hunde sind einfach los gerannt und auf dem schnellsten Weg hier her.", sprach Robb Stark persönlich, als er den Raum betreten hatte. Erst jetzt bemerkte Mellie die anderen Schattenhunde, die alle um ihren Bett herum saßen und sie anstarrten. Das war seltsam. Auch die anderen Stark-Geschwistern Sansa, Bran, Arya, Rickon und Jon waren da, doch diese blieben respektvoll vor der Tür stehen. Sie spürte ihre fragenden Blicke auf sich, doch der von Jon ging ihr besonders durch Mark und Bein. Sie strahlten eine faszinierende Ruhe aus.
,,Zwei ungewöhnliche Erscheinungen an einem Tag.", meinte Eddard mehr zu sich selbst als zu seinem Sohn und musterte mich stirnrunzelnd. Sie merkte, dass seine Gedanken gerade auf Hochtouren am Arbeiten waren.
,,Und beide hängen mit euch zu zusammen, junge Frau. Wer seid ihr und wie habt ihr es geschafft in dem Teich zu erscheinen?", sprach der älteste Stark weiter und richtete sich jetzt direkt an sie. Bevor Millie allerdings antworten konnte, erlangte Robb wieder das Wort. Perfekte Gelegenheit, um den Kopf schief zu legen und so zu tun, als wäre man verwirrt.
,,Erscheinen, Vater. Wie kann sie im Teich erschienen sein, niemand kann so lange die Luft anhalten und das Überleben."
,,Ich weiß, mein Sohn. Deswegen frage ich sie ja.", kam es zurück und nun waren alle Blicke auf die junge Winchester gerichtet.
,,Ähm, verzeiht, wenn ich euch in irgendwelche Schwierigkeiten versetzt habe. Das war bestimmt nicht meine Absicht. Ich würde euch wirklich gerne eine plausible Antwort geben, allerdings habe ich selber keine. Ich weiß nicht, wie ich in den Teich gelangt bin oder wo ich herkomme. Ich kann mich an nichts erinnern. Ich weiß nicht einmal, wo ich bin und wer ihr alle seid. Ich ... ich weiß nicht einmal, wer ich bin.", erzählte sie den anderen und versuchte in ihrer Scharade soviel Glaubwürdigkeit und Verzweiflung wie möglich rein zu stecken. Bitte, lass es funktionieren!
,,Ihr könnt euch wirklich an nichts erinnern?", fragte die junge Arya sie erstaunt, worauf hin sie gleich einen leichten Schlag von Sansa bekam, da sie mal wieder unhöflich war.
Die Winchester nickte niedergeschlagen und zog ihre Knie an ihren Körper, damit sie ihren Kopf auf ihren Armen ablehnen konnte.
,,Nicht mal euren eigenen Namen?", fragte Robb sie bestürzt.
,,Nein.", sie schüttelte den Kopf, doch dann tat sie so, als hätte sie einen neuen Einfall, ,,Obwohl, da ist ein Name. Der Name könnte meiner sein. Ich weiß es nicht."
,,Wie lautet der Name?", fragte Eddard überraschend sanft.
,,Millie. Der Name ist Millie."

Die Jägerin hatte es tatsächlich geschafft, das die anderen ihr glaubten. Sie wurde von einem Typen, der quasi der Arzt hier im Winterfell sein sollte, untersucht, doch dieser konnte mit Ausnahme von leichter Unterkühlung nichts feststellen. Hätte sie auch gewundert, wenn er etwas gefunden hätte. Eddard erzählte ihr von Winterfell und Westeros und hatte der braunhaarige nahe gelegt, wie sie sich gegenüber den anderen verhalten sollte. Quasi ein Crash-Kurs für Westeros-Neulinge. Ihr sollte es nur recht sein. Eddard und Mellie waren alleine gewesen, als sie über diese Dinge gesprochen hatten, doch plötzlich verschwand der Vater der Stark-Kinder und die Jägerin dachte schon, der Traum wäre vorbei.
Sie erschien in einem anderen Zimmer, welches größer war und auch wie ein Schlafzimmer wirkte als ein Krankenzimmer. War das ihr Zimmer, fragte sie sich verwirrt, da sie nicht verstand, was Gabriel getan hatte. In der Mitte des Zimmer stand ein großes Bett, das mit Fellen und gelben Stoff bedeckt war. Gegenüber des Bettes stand ein Kleider Schrank, dessen Holzton sehr dunkel war. Daneben befand sich ein Schreibtisch aus dem selben Holz, auf dem Papier, Feder und Bücher lagen. Es sah auf jeden Fall nach einem Zimmer aus, indem Mellie sich wohl fühlen würde.
Die Jägerin ging zu dem Schreibtisch rüber und entdeckte dort einen Zettel. Die Winchester wusste, dass dieser von Gabriel war. Als die Träumende den Zettel in die Hand nahm, fiel ihr auf, dass sie andere Kleidung trug als eben. Sie wusste nicht genau, was sie da trug; es war eine Mischung aus Kleid, Leder und Umhang mit Fell. Es hielt auf jeden Fall warm.
Die ganze Situation fühlte sich so an, als wäre viel Zeit vergangen. Ein Zeitsprung?

Na, hat es Spaß gemacht, sich Bewusstlos zu stellen? :D
Was gerade passiert ist, war übrigens ein Zeitsprung. Vielleicht baue ich den bei den anderen auch mal ein. Ich fand das "wer bist du und wie verfahren wir jetzt mit dir weiter" Gelaber ein bisschen langweilig und habe daher etwas Zeit vergehen lassen. Eddard und Caitlyn haben Vertrauen in dir gefasst und du bist quasi als Babysitter für die Kinder angagiert; als Gegenleistung dafür, dass du auf Winterfell leben darfst.
Dein Lieblings Engel

,,Danke, Gabriel.", meinte Mellie, nachdem sie es gelesen hatte und musste Schmunzeln. Wenn er nur wüsste, dass Castiel eigentlich ihr Lieblkngsengel war ....
Sie fing am besten gar nicht erst damit an; Gabriel würde es sowieso nicht einsehen.
Der Zettel verschwand in ihrer Hand und sie fragte sich, was sie jetzt am besten machen sollte. Als "Babysitterin" müsste sie sich eigentlich um die Kinder kümmern und dabei müsste sie ungefähr so alt sein wie Jon, aber ihr Alter spielte in den Träumen wohl sowieso keine Rolle.
Sie blickte auf, als sie ein Klopfen an der Tür hörte.
,,Herein.", sprach sie schnell und wandte sich jetzt direkt zur Tür um.
,,Bereit fürs Frühstück?", fragte Robb sie lächelnd und bot ihr seinen Arm an. Anscheinend holte er sie öfters vor dem Frühstück ab. Millie nickte und hackte sich bei ihm ein.
,,Für Essen bin ich immer bereit.", meinte sie grinsend, was Robb zum Schnauben brachte.
,,Eine andere Antwort hätte mich auch überrascht.", murmelte dieser, mit dem Wissen, dass Millie es neben ihm hören konnte.
Da Millie keine Stark war, saß die mit den anderen Leuten von Winterfell an den einfachen Tischen, während die ganze Familie -Stark auf einer Anhöhe Platz genommen hatte und unter sich war. Nur Jon, neben den Mellie sich gesetzt hatte, saß wie sie selber nicht bei seiner Familie. Es tat ihr echt Leid, Jon so sehen. Vor allem, da sie durch die Serie halt weiß, wer er wirklich war und was noch alles auf ihm zukommen wird. Doch zu diesem Zeitpunkt war er niemand anderes als Eddards Bastard-Sohn Jon Schnee.
Mellies Lieblingscharkter aus Game of Thrones war Jon, auch wenn sie Jamie und Tyrion auch verdammt mochte, und jetzt neben ihm zu sitzen, der auch noch im selben Alter wie sie war, brachte sie fast um den Verstand. Sie hatte einige Worte mit ihm gewechselt und wie es sich angehört hatte, brachte Jon ihr heimlich Bogenschießen und Schwertkampf bei. Das klang auf jeden Fall nach ihr. Sie war eine Kämpferin, eine Jägerin, eine Winchester. Sie würde dies niemals aufgeben. Nicht einmal in Game of Thrones, wo Frauen normalerweise nicht für das Kämpfen und Jagen zuständig waren.
,,Geist ist unglaublich groß geworden.", bemerkte Millie, als sie nebenbei dem weißen Schattenwolf am Kopf kraulte. Es stimmte aber auch. Vor ein paar Minuten war Geist noch ein relativ junger Welpe gewesen und jetzt war er um einiges größer.
,,Ist mir auch aufgefallen. Er ist, glaube ich, sogar der Größte mittlerweile.", erwiderte dieser und man konnte den Stolz aus seiner Stimme hören.
,,Ja, echt unglaublich. Du kümmerst dich aber auch wirklich gut um ihn."
Millie lehnte sich mit dem Ellebogen am Tisch ab und musterte Jon und Geist fasziniert. Jon lächelte aufgrund ihres Kompliments geschmeichelt und seine Wangen wurden leicht rot. Die Jägerin wusste, dass er sich sehr darüber freute. Der Schwarzhaaige genoss ihre vollkomene Aufmerksamkeit, da er als Bastard wahrscheinlich nicht gerade wie ein König behandelt wurde. Mellie war das egal. Der Charakter war wichtiger als irgendein ausgedachter Status oder Titel. Entweder man mochte eine Person oder nicht, aber man sollte jemanden nicht aufgrund seiner Herkunft verurteilen. Das ist Schwachsinn.
Mellie genoss das Frühstück mit Jon sehr und sie hätte sich am liebsten noch weiter mit ihm unterhalten, doch da machte ihr Gabriel mal wieder ein Strich durch die Rechnung.

~ Tür 7 öffnet sich morgen  ~

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Tut mir Leid, dass es so spät kommt. Hab es voll verpennt xD

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