018 - WAELON

Waelon saß neben Willow in seinem Zimmer und betrachtete die Blondine. Es war das erste Mal, dass Peyton ein anderes Mädchen oder generell eine Person so nah an sich ran ließ und aus irgendeinem Grund beunruhigte ihn das.
Was fand Peyton an diesem Nexosmädchen so interessant?

Ihre langen Haare, die wie goldene Wellen ihren Rücken runter geflossen sind, endeten nun schon auf Kinnlänge und abwesend fuhr sich Willow immer wieder durch die Spitzen. Ihre Augen waren aus dem Fenster gerichtet. Schwerfällig holte sie Luft. Ihre Finger zitterten.

"Willow, alles in Ordnung bei dir? Du starrst jetzt schon eine ganze Weile ins Nichts." Besorgt musterte er sie, doch entschieden schüttelte sie den Kopf.

"Nein, alles gut. Wirklich. Es ist nur", sie schnappte nach Luft, "...ach nichts."

Der blonde Junge musterte sie neugierig mit seinen wachen blauen Augen. Willow starrte zurück und als sie für mehrere Sekunden so da saßen und nichts sagten, riss ihr Geduldsfaden.

"Ich frag mich einfach nur, ob ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Mit allem, meine ich. War es die richtige Entscheidung Celments Heiratsantrag abzulehnen? War es die richtige Entscheidung aus dem Auto zu springen? Und war es die richtige Entscheidung hier zu bleiben?"

"Du machst dir zu viele Gedanken. Hör nicht darauf was dein Kopf sagt, sondern darauf was dein Herz spricht. Manchmal kann der Kopf nämlich richtig fies sein und versuchen dich seine Lügen glauben zu lassen. Das darfst du niemals zulassen."

Grübelnd sank die junge Frau zurück in den Stuhl und starrte weiter vor sich hin. Waelon konnte ihre Gedanken beinahe hören. Er sah, dass sie sich unwohl und fehl am Platz fühlte. Dass sie nicht wusste, wohin mit sich, denn auch wenn er Peyton erlaubt hatte, vorerst bei ihm zu wohnen, so passte dennoch keine dritte Person in seine Wohnung. Dafür müssten sie sich alle in sein Bett quetschen. Bisher hatte Waelon dazu bereit erklärt auf dem Boden zu schlafen, damit die Mädchen in seinem Bett schlafen konnten, doch lange würde er das nicht mehr durchhalten können.

Plötzlich wurde seine Schlafzimmertür aufgestoßen und erschrocken fuhr Willow herum, fasste sich an die Brust, doch beruhigte sich, als sie Peyton erkannte, die mit ihren Stiefeln in der Hand ins Zimmer kam. Verdattert ließ sie ihre Schuhe fallen und starrte die beiden an.

"Was ist? Ihr schaut aus, als hättet ihr einen Geist gesehen."

"Du hast uns erschreckt! So wie du hier reingeplatzt kommst."

"Sei froh, dass du in deiner Wohnung ein Zimmer mehr hast als ich", entgegnete Peyton und nahm sich einen Stuhl, ehe sie sich zu ihnen setzte. Ihre Augen sprühten nur so vor Energie und ihre Wangen hatten einen zarten Hauch von Rosa.

"Und wie war es?", wollte Waelon wissen und sah Peyton mit der gleichen Neugierde an, mit welcher er kurz zuvor Willow noch gemustert hatte.

"Was sollen wir schon gemacht haben? Wie waren eben Kaffee trinken."

Die Braunhaarige versuchte offensichtlich so gleichgültig wie nur möglich zu klingen, doch das Rot das ihr Gesicht annahm sprach Bände.

"Ihr könnt doch nicht nur Kaffee getrunken haben? Worüber habt ihr euch unterhalten?"

Während Waelon Peyton weiter mit Fragen löcherte, erhob sich Willow langsam. Sie stützte sich an der Wand ab und holte tief und zittrig Luft. Peyton schien es ebenfalls mitzubekommen, denn sie stoppte mitten in ihrem Satz und sah zu ihrer neuen Freundin rüber.

"Willow? Bist du in Ordnung?"

Willows Augen zuckten durch den Raum, hingen für wenige Sekunden an denen von Waelon und Peyton, doch dann schüttelte sie den Kopf. "Ich glaube...ich...ich muss mich kurz hinlegen."

Blitzschnell waren Peyton und Waelon aufgesprungen und hatten die Blonde unter den Armen gegriffen und das keine Sekunde zu früh, denn gerade als die beiden sie erreicht hatten, konnten ihre Beine sie nicht mehr tragen.

"Woah, immer langsam. Komm wir helfen dir zum Bett. Waelon, kannst du sie halten?"

Gemeinsam stützten die beiden die junge Frau und halfen ihr sich auf das Bett zu legen.

"Es geht bestimmt gleich wieder. Das ist sicherlich nur wegen den Tabletten", flüsterte Willow benommen.

Besorgt sahen sich Peyton und Waelon an. Er konnte die unausgesprochene Frage hören. Stand sie etwa unter Drogen?
Doch stattdessen fragten sie: "Du hast Tabletten genommen?"

Sanft schüttelte Willow, die bereits ihre Augen geschlossen hatte ihren Kopf. Dieser sank tief in die Kissen und ihre Atmung wurde gleichmäßiger.

"Ist...ist sie eingeschlafen?", fragte Waelon. "Willow? Hörst du mich? Was ist mit den Tabletten?"

"Lass sie Waelon. Sie kann dich nicht mehr hören. Lassen wir sie erstmal schlafen. Wenn sie später wach ist, fragen wir weiter."

Seufzend verließen beide das Zimmer, ließen die Tür aber sperrangelweit offen stehen. Waelon sah die besorgten Blicke, die Peyton der schlafenden Blondine zuwarf. Sie war wie ein Wachhund, der aufmerksam seine Umgebung musterte, um ungebeten Gäste davon abzuhalten, ein Grundstück zu betreten.

"Hatte sie eine Tasche dabei?", fragte Waelon, um Peyton abzulenken. Nachdenken half ihr dabei, dass hatte er ziemlich schnell herausgefunden, als er sie damals in der Fabrik kennengelernt hatte. Doch vielleicht war das auch bei jedem Menschen so - woher sollte Waelon das schon wissen? Er kannte nur Peyton - und jetzt auch Willow, doch die war für ihn so undurchschaubar wie der dunkelgrüne Duschvorhang in seinem Bad.

"Nein. Sie hatte nichts bei sich. Nicht mal ein Portmonnaie oder ihren Ausweis, was sie sonst alle immer bei sich trugen."

"Sie hatte es eilig", murmelte Waelon. "Aber diese Tabletten...wir müssen wissen was sie braucht. Wer weiß wie schlimm diese Anfälle werden können? Nicht, dass sie eine schlimme Krankheit hat?"

Mit Teetassen bewaffnet, den Blick aus dem Fenster gerichtet, wo sich die Baumkronen des Parks im Wind bauschten, saßen die beiden Freunde am Tisch und merkten als, wie viel Zeit bereits vergangen war, als es plötzlich an der Tür klopfte und Waelon einen Blick auf die Uhr warf.

"Erwartest du jemanden?", fragte Peyton. Ihr Freund schüttelte den Kopf und schlenderte zur Tür.

"Wer ist da?", rief er zu der anderen Seite. Wie sehr wünschte er sich doch einen Türspion, um hindurchschauen zu können. Nicht jeder würde bei solch einer Frage antworten.

"Waelon, ich bin's, Arlington. Mach auf. Ich muss dringend mit Willow sprechen."

Die Hand des Blonden umschloss den Griff und drehte, um den neuen Bekannten rein zulassen, der sich ebenfalls in sein Leben geschmuggelt hatte. Doch als er auf die Seite ging, sodass er eintreten konnte, kam nicht nur Arlington, sondern auch noch ein weiterer Mann in sein Zimmer. Er hatte kinnlange schwarze Haare, welche in silberne Spitzen ausliefen und seine Augen hatten einen warmen braun-goldenen Ton. Seine Haltung war sehr aufmerksam, so als erwartete er jede Sekunde einen Angriff auf sich und sein Blick wanderte neugierig umher.

"Arlington. Was machst du hier?" Peyton war aufgestanden und kam einen Schritt auf die beiden Neuankömmlinge zu. "Und wen hast du mitgebracht?" In ihren Augen lag ein tiefes Misstrauen.

"Peyton, Waelon, darf ich vorstellen, das ist mein Bruder, Elijah."

"Du bist Elijah!" Peyton spuckte den Namen aus, als hätte sie eine vergammelte Tomate gegessen - oder eine normale. Sie hasste Tomaten. "Wie kannst du es wagen hier aufzutauchen? Du hast hier nichts verloren. Du bist hier nicht willkommen."

Elijah hatte sich ein wenig zurück geschoben. Ihm war der Hass in Peytons Augen nicht entgangen. Abwehrend hob er die Hände.

"Ich weiß nicht was Sie gegen mich haben, Miss, aber lassen Sie sich versichert sein, dass ich nicht hier bin, weil ich es möchte. Ich bin lediglich auf der Suche nach Willow van Higbee-Fisk."

Peytons Blick schnellte zu dem Bett, welches in einer verwinkelten Ecke des Zimmers stand und Elijah folgte diesem.

"Sie ist derzeit nicht in der Verfassung Besucher zu empfangen", erklärte Waelon und drückte sich an den Neuankömmlingen vorbei - fünf Personen auf einmal in seiner Wohnung, das war ein neuer Rekord.

"Was hat sie?" Arlington hatte die Frage zwar in den Raum gestellt, doch sein Blick galt Peyton - die Spannung zwischen den beiden war für Waelon beinahe greifbar und verächtlich verzog er den Mund. Wie nah sind sich die beiden schon gekommen? Und woher kam die plötzliche Offenheit, die Peyton an den Tag legte? Sie war ihm immer wie eine geschichtete Version der Büchse von Pandora vorgekommen. Er hatte noch lange nicht das Rätsel entschlüsselt um sie zu öffnen und doch hatte er den Eindruck, dass Arlington bereits tiefer in die Schichten vorgedrungen war, als Waelon in all den letzten Jahren.

"Wir wissen es nicht", gab er ruhig von sich. Sein innerstes tobte, doch er verschloss diese Gefühle, indem er seine Schlafzimmertür ran zog, sodass nur noch ein schmaler Spalt frei war. "Sie hatte Atembeschwerden, ihr wurde schwindelig, dann war sie auch schon eingeschlafen."

"Sie hat irgendwas von Tabletten gemurmelt", meinte Peyton nun.

"Was für Tabletten?" Arlingtons Bruder, Elijah, hatte sich zu Wort gemeldet und erneut drückte sich Waelon an allen vorbei - bis zu seiner Küchenzeile. Dort setzte er Wasser auf und schaltete die LED-Lichtleiste an. Dunkle Wolken waren aufgezogen und die dunklen Wände seiner Wohnung unterstützten den Eindruck einbrechender Nacht.

"Wir wissen es nicht. Sobald sie wach ist werden wir sie fragen."

"Und bis dahin", beschloss Waelon und stellte zwei weitere Tassen auf den Tisch, "trinken wir Tee." Er ging zurück, ließ die beiden Männer Platz nehmen und gab dann Nudeln in das kochende Wasser. Ein Grinsen legte sich auf seine Lippen, als er sich zu seinen Gästen und Peyton umdrehte.
"Hat jemand Lust auf Nudeln?"

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Heyooo, ihr wundervollen Menschen da draußen. 
Ich wollte mich bei euch bedanken, dass das Buch Anschluss gefunden hat. Es sind tatsächlich mehr Leser, als ich anfangs glaubte und ich kann es immer noch nicht ganz fassen. :D
Das Bild dort oben hat meine bezaubernde wunschdenker gemalt. Sie hat sich hingesetzt und Arlington und Elijah skizziert - zugegeben, besser als ich es jemals könnte, denn selbst bei Strichmännchen versagt mein Können. 

Und jetzt bitte ich euch (!!!). Ich bitte euch wirklich aus tiefstem Herzen - schaut bei ihr vorbei. Dieser herzensgute Mensch hat mir meine Cover gezaubert, hat mich dazu ermutigt diese Geschichte zu überarbeiten und sie hat mich dazu bewegt und gedrängt, dass ich am Ball bleibe, sonst könntet ihr das jetzt nicht hier lesen. 
Und sie hat ihr Buch "Schatten der Nacht" überarbeitet und momentan bin da so gut wie nur ich ihr Leser - das ist schade. Denn bei der alten Fassung hatte sie im Prolog um die 150 Menschen, die sie unterstützt haben - all die sind weg. 

Natürlich hat man nicht immer Zeit, aber diese Unterstützung braucht sie jetzt auch - das ist das Mindeste, was sie von mir erwartet. 
Und für euch eine kurze Einführung in ihr Werk: 

Fantasy trifft auf Science-Fiction Elemente. Etwas Postapokalypse, Dystopie und ein dunkles Geheimnis. 

Schaut wenigstens mal rein, ooooder in ihr anderes Buch. Man kann es nicht in ein Genre einordnen, doch es passt in die Thriller-Romantik-Jugendliteratur-Schiene und perfekt in den Pride-Month. 🌈 (Ja, auch wenn der jetzt wieder vorbei ist, weil schon Juli ist, mir egal).

Also, bitte bitte bitte schau bei ihr vorbei. DANKE!!!

~Pizzagott Salamo aka Caspar

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