32
"Sky!"
Die Stimme erklingt aus der Ferne, so weit weg ist sie und doch weiß ich sofort, wessen Stimme es ist. Es ist SEINE Stimme. Ich drehe mich, winde mich, suche verzweifelt nach IHM, aber vergeblich. Er ist nicht hier, nicht bei mir. Er ist tot.
In mir zieht sich alles zusammen, Tränen bilden sich mal wieder in meinen Augen, obwohl ich mir doch schon so oft geschworen habe, nie mehr zu weinen. Für was denn auch? Ich habe nichts mehr, niemanden, um den es sich zu weinen lohnt. Es ist so sinnlos...wieso bin ich überhaupt noch am Leben? Wieso? Ich verdiene es nicht, ich bin ein Monster, das seinen eigenen Vater umgebracht hat, zugesehen hat, wie sein Freund gestorben ist, ohne etwas dagegen zu tun und gelächelt hat, als seine Mutter hingerichtet wurde. Ich verdiene nichts. Nichts. Aber dennoch...vermisse ich sie. Alle drei. Vater. Mutter. Marvel. Ich vermisse sie so unglaublich, auch wenn sie alle jemand besseres verdient hätten, als mich.
"Sky, antworte mir! Bitte!", ertönt seine Stimme erneut aus der Ferne.
"Ich bin hier!", schreie ich, so laut ich kann, doch nur ein schwaches Krächzen entkommt meiner Kehle. Ich versuche es erneut. Und erneut. Doch ich kann nicht schreien, es scheint, als hätte ich meine Stimme verloren. Nebel umhüllt mich, dunkel und gefahrenbergend.
Plötzlich spüre ich mich umhüllende Wärme, die mein Herz schmelzen lässt. Marvel.
Er sitzt dicht neben mir, ich kann ihn nicht sehen, doch ich weiß, dass er hier ist. Dass er bei mir ist. Ich spüre es einfach.
Unwillkürlich lächele ich. In meinem Kopf erscheint ein Bild von ihm, wie er mir warm zurück lächelt.
"Marvel", flüstere ich, leise und sanft.
Er antwortet nicht, doch er ist noch da.
Ich weiß es.
Mein Herz schlägt dröhnend in meiner Brust, stark und freudig.
"Ich vermisse dich"
Nur die Stille antwortet darauf, doch ich weiß, dass Marvel gerade lächelt.
Eine Windböe umringt mich und lässt meine roten Haare herumwirbeln. Der Wind trägt den Nebel fort, spült die Dunkelheit weg und wiegt mich, wie ein kleines Kind, umher. Er flüstert, murmelt, wispert in der Stille. Er erzählt mir Geschichten, singt mir Lieder. Ich verstehe nichts und gleichzeitig alles.
Und immer wieder, wiederholt er, fast schon drängend, dass ich aufwachen muss. Dass ich aus dem Traum erwachen muss, denn dort draußen wartet mein Leben auf mich, die kalte Realität.
Mit Tränen in den Augen sitze ich da, auf der Lichtung des fortgespülten Nebels. Ich will nicht fort von hier.
Langsam verlässt mich die Wärme und lässt mich mit der Erkenntnis zurück, dass Marvel fort ist. Und dass ich aufwachen muss.
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Der plötzliche Schmerz in meiner rechten Hand lässt mich aufschreien, pochend lähmt er meine Finger. Ich kann sie nicht bewegen und bei der kleinsten Berührung flammt ein unglaublicher Schmerz in ihnen auf, der mir Tränen in die Augen treibt.
Als ich die Augen öffne starre ich in den Himmel, es ist bereits Abend. Lag ich den ganzen Tag hier?
Das Gewitter ist fort, die dunklen Wolken sind verschwunden und die letzten Strahlen der untergehenden Sonne lassen die Blätter des Waldes golden glänzen. Wie konnte ich dieses Gewitter überleben? Überall um mich sind Bäume gefallen, dicke Äste hinunter gekracht...wie um Himmelswillen konnte ich das überleben?
Vorsichtig richte ich mich auf, meine Schulter schmerzt und ich weiß, dass meine rechte Hand nun unbrauchbar ist, da ich sie nicht bewegen kann und in ihr alle Knochen gebrochen sind.
Meine Klamotten sind nass und kalt, sodass ich erschaudere. Ich muss Wasser finden.
Stöhnend erhebe ich mich, mir schmerzt alles, sodass ich nur humpelnd gehen kann.
Ich darf keine Zeit verlieren, ich muss Wasser finden.
In meinem Rucksack finde ich noch durchgeweichte Früchte, die eigentlich mal "getrocknete Früchte" waren, doch es ist mir egal. Hungrig kaue ich auf einem "getrockneten" Apfel herum, der mir zum Glück etwas Wasser für den trockenen Hals gibt. Dann trinke ich den letzten Schluck Wasser aus der Flasche, der sich durch das dreckige Regenwasser gesammelt hat.
Dann richte ich mich auf und gehe. In irgendeine Richtung. Ich versuche immer so zu laufen, dass die Sonne in etwa links von mir ist, da ich somit theoretisch die ganze Arena durchquere und so bestimmt auf den Fluss stoße.
Schon bald erweist sich dieser Plan als nutzlos, da die Sonne leider nicht immer an der selben Stelle des Himmels ist.
Enttäuscht und verbittert schmeiße ich mich gegen Nachmittag auf den Boden. Ich habe Durst. Meine Beine und meine Schulter schmerzen. Meine rechte Hand ist gebrochen und somit unbrauchbar. Ich kann nicht mehr.
Ich lehne mich an einen Baum und starre Löcher in die Luft.
Ich muss etwas tun. Ich kann nicht den ganzen Tag hier sitzen und darauf warten, dass ich verdurste!
Ich gehe nicht auf meine Fuchsstimme ein, denn ich bin zu schwach, um mit meinem Gewissen klar zu werden.
Los! Ich. Muss. Jetzt. Sofort. Aufstehen!
Aber ich höre nicht auf die Stimme, auf meinen trockenen Hals oder auf meine gebrochene Hand, die alle förmlich nach Wasser schreien.
Ich bin mein Leben leid. Ich bin es leid, JEDEN VERDAMMTEN TAG in dieser Arena zu verbringen, sinnlos umherzulaufen oder um mein Überleben zu kämpfen, obwohl ich doch nur eins will.
Frieden. Bei meinen Liebsten sein.
Ich will doch nur DAS. Wieso bin ich dann verdammt nochmal hier?
Aber ich weiß ganz genau, wieso ich noch hier bin. Ich weiß, wieso ich es noch nicht beendet habe...
...Denn ich will nicht SO gehen, nicht auf diese Weise, nicht aus Feigheit, nicht durch meine eigene Hand oder Tat. Ich will nicht, dass man sich an meine Feigheit zurückerinnert, sondern an MICH. An mich, als Mensch. Als sechzehn-jährigesjähriges Mädchen, dem das Leben genommen wurde.
Denn egal wie es kommt, ich werde sterben. Denn mein kleines, unnötiges Dasein war immer schon bestimmt zu enden, unser ALLER Dasein war bestimmt zu enden, von jedem einzelnen auf dieser Welt. Früher oder später findet jeder seinen Frieden in dieser ewigen Stille. Und deshalb gehe ich nicht SO. Ich finde meinen Frieden anders, ich werde meine Augen auf ewig schließen, mit dem Gedanken alles versucht zu haben, mein Bestes gegeben zu haben.
SO werde ich Frieden finden. So. Und nicht anders.
Ich stehe auf, entschlossen und voller Zuversicht. Ich bin nicht entschlossen und zuversichtlich zu gewinnen, nein, mit dem Tod habe ich mich schon lange abgefunden. Ich bin zuversichtlich es zu versuchen.
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Ich gehe weiter. Ewig lange. Endlos zieht sich die grüne Natur, die mir früher einmal voller Leben vorkam und jetzt nur noch ein trostloser und ruheloser Ort ist. Saftige Beeren, von deren Gift ich Bescheid weiß, schmücken einladend die sonst kahlen Büsche, als würden sie mich auffordern alles zu beenden. Als würden sie rufen:
"Iss uns, Sky. Dann kommst du zu deinen Liebsten, dann findest du endlich deinen verdienten Frieden, dann bist du endlich erlöst!"
Doch ich beachte sie nicht, denn ich kann ihnen widerstehen, mich ihnen widersetzen. Das bin ich meinen Eltern und Marvel schuldig. Und wenn es um sie geht, tue ich alles.
Verbittert lache ich auf. Habe ich früher nicht auch immer gesagt, ich würde für meinen Vater alles tun, für ihn sterben?
Dieses Versprechen habe ich wohl nicht gehalten, ich habe ihn getötet, um selber zu überleben.
Ich bin ein Monster.
Bin ich das? Hätte das nicht jeder getan?
Nein. Normale Menschen hätten sich für den Vater geopfert oder wären einfach nur weggelaufen ohne ihm zu schaden.
Auch wenn der Vater wahnsinnig ist? Wenn er nicht mehr er selbst ist? Ich habe schließlich nicht IHN getötet, sondern seinen Wahnsinn.
Trotzdem war es noch mein Vater. Mein geliebter Vater, der alles für mich getan hätte, der sich für mich geopfert hätte...
Genug jetzt. Ich muss weiter nach Wasser suchen!
So verschiebe ich den Selbsthass und die Schuldgefühle und widme mich voll und ganz der Wassersuche. Mein trockener Hals kratzt und lässt mich husten. Mein Kopf pocht schmerzhaft, da ich in der Arena zu wenig Flüssigkeit aufnehme. Stundenlang laufe ich, es kommt mir endlos vor und trotz dem großen Durst und den Schmerzen treibt mich die Entschlossenheit voran, lässt nicht zu, dass ich aufgebe.
Doch nach weiterem Laufen, weiteren Schmerzen und dem stets wachsenden Durst, beginne ich wieder an mir zu zweifeln und Wut kocht in mir hoch.
"Wo verdammt nochmal ist der verdammte..."
Mein armseliges Krächzen wird von der Hymne des Landes übertönt und ich blicke augenblicklich in den Himmel.
Ist schon Abend?!
Doch die Sonne ist noch lange nicht untergegangen und taucht den Baldachin der Bäume in goldenes Licht.
Seit wann erklingt die Hymne schon so früh?
Anstatt das die Toten des heutigen Tages gezeigt werden, erklingt Claudius Templesmith's Stimme durch die Arena.
Alarmiert halte ich die Luft an, als könnte ich so besser hören. Kommt jetzt etwa noch eine Regeländerung?!
"Achtung, Tribute! Morgen früh bei Sonnenaufgang wird es am Füllhorn ein Festmahl geben"
Meine Augen weiten sich und mein ganzer Körper verkrampft sich. Festmahl? Das klingt nach Essen und Trinken!
"Dies wird kein gewöhnlicher Anlass sein", fährt Claudius Templesmith fort. "Jeder von euch braucht etwas äußerst dringend. Und wir haben vor... großzügige Gastgeber zu sein."
Claudius Templesmith lacht dämlich über den Witz, denn GROSSZÜGIG sind diese verdammten Kapitolaner nicht, wenn sie uns hier in der Arena zu Tode kämpfen lassen.
Seine Stimme verklingt in der Stille und der Himmel wird immer dunkler.
Und plötzlich kommt Panik in mir auf. Was, wenn ich die Wiese und das Füllhorn nicht vor Sonnenuntergang finden kann? Was, wenn ich gerade in die komplett falsche Richtung gehe?
Tränen kommen in mir hoch, doch ich lasse sie nicht heraus. Ich muss das Füllhorn finden! Jetzt! Vielleicht schaffe ich es noch vor Sonnenaufgang, denn wenn nicht, dann wird mein Anteil von jemand anderem genommen. Ich darf das nicht zulassen. Nicht jetzt, wo ich unter den Top 6 Tributen bin.
Ich renne weiter, völlige Dunkelheit hat den Wald inzwischen verschluckt und ich kann nur langsam laufen, da ich nichts sehen kann. Der Mond hat sich hinter Wolken versteckt, sodass es stockdunkel ist.
Ich hätte in der Nähe des Füllhorns bleiben sollen...dann wüsste ich ich immer, wo ich bin.
Aber die Karrieros haben mich gesucht, sie haben mich wegen meinem Verrat gesucht, es war nie sicher für mich in ihrer Nähe. Ich MUSSTE weg von der großen Wiese.
Egal. Ich kann es nicht mehr ändern. Aber ich muss jetzt verdammt nochmal das Füllhorn finden. Sonst habe ich keine Chancen mehr.
Ich habe sowieso keine Chancen mehr...
Aber ich habe mir geschworen, alles zu versuchen, mein Bestes zu geben. Also MUSS ich jetzt weiter!
Ich beschleunige meine Schritte, kann aber immernoch nicht sehr schnell laufen, da ich sonst gegen einen Baum laufen würde. Vor mich hin fluchend renne ich weiter, verfange mich immer wieder in Büschen und Wurzeln. Aber ich höre nicht auf zu gehen.
Ich habe meinen Durst und meine Erschöpfung vergessen, denn ich will pünktlich zum Festmahl kommen. Fast lache ich auf, denn es erinnert mich daran, wie ich früher an Weihnachten immer von meinem Vater gehetzt wurde, damit wir rechtzeitig zum Festessen kamen. Mein Vater sagte immer ärgerlich: "Jetzt beeile dich, Sky! Zu einem Festmahl kommt man nicht zu spät!"
Und genau jetzt komme ich wahrscheinlich zu spät zu einem Festmahl. Wieso ist mein Leben zurzeit voller Ironie? Ich war immer brav und gehorsam als Kind, habe gemacht, was man mir gesagt hat, habe nie wiedersprochen...das ist es doch was alle von einem erwarten, oder?
Vielleicht ist mein Leben GENAU DESWEGEN so ironisch. Weil ich nie meine Meinung gesagt habe, Trauer und Hass in mich hineingepackt habe, damit es niemand sieht. Weil ich niemandem gesagt habe, was ich fühle, wer ich bin. Genau deswegen schlägt das Leben zurück. Weil ich ein charakterloser Mensch ohne jegliche Bedeutung bin...
Ich schüttele diese Gedanken ab. Wieso bin ich immer so negativ?
Weil ich in einer verdammten Arena fest sitze und jede Sekunde getötet werden kann. Deshalb, verdammt nochmal, bin ich so negativ und ich sehe hier keinen Grund, wieso ich mir das alles schönreden soll.
Die nächtliche Kälte lässt mich erschaudern, der kalte Wind umhüllt mich mit einem unwohlen Gefühl.
Meine Kleider sind immernoch feucht, da die Sonne nicht stark genug durch die schützenden Bäume geschienen hat, dass meine Klamotten trocknen konnten. Ich betaste den Rucksack während dem Gehen und stopfe mir die letzten Früchte in den Mund, um auf etwas herumzukauen.
Auf einmal spüre ich einen kalten, harten Windstoß, der meinen noch nassen Körper zum Zittern bringt. Die eisige Kälte krabbelt an mir hoch und dringt bis in die Knochen hinein. Doch dieser Windstoß weht nicht nur mich fast um, sondern auch die Wolken werden vorangetrieben. Die eisige Finsternis erleuchtet plötzlich schimmernd weiß im Licht des vollen, strahlenden Mondes, der durch den Wind von den verdeckenden Wolken befreit wurde. Mein Herz schlägt dröhnend gegen meine Brust, voller Ehrfurcht blicke ich dem Vollmond entgegen, der die Welt wie verzaubert wirken lässt. Diese wenigen Sekunden, in denen der Mond unbehindert Licht spendet, kommen mir wie Stunden vor. Wie in Trance blicke ich mich im Wald um, ich kann alles sehen, bis ins kleinste Detail. Die grünen Blätter werden von dem matten, weißen Licht des Mondes erfüllt und durchleuchtet.
Diese wenigen Sekunden reichen für mich, um es zu sehen. Es. Das Glitzern zwischen den Ästen. Langsam, als würde ich schlafwandeln, gehe ich zwischen dem Bogen aus Bäumen hindurch, streife die weichen Äste, die sich wie Ranken um mich kräuseln. Meine Augen sind wie verzaubert stets auf das wunderschöne Glitzern gerichtet. Nur noch wenige Meter...
Mein Herz schlägt, als würde sich mir gleich mein Schicksal offenbaren...
Mein Herzschlag pulsiert, aufgeregt, gespannt auf das, was vor mir liegt. Ich gehe weiter, schleichend gleite ich über den moosbedeckten Waldboden.
Und plötzlich bin ich draußen. Der Wald liegt hinter mir, das Glitzern direkt vor mir. Ich stehe am Ufer des Sees, vor mir glitzern die sanften, kleinen Wellen im weißen Schein des Mondes. Ich blicke hinter den See auf die große Wiese mit dem Füllhorn und Erleichterung erfüllt mich. Ich habe es geschafft. Ich habe das Füllhorn vor Sonnenaufgang gefunden.
Dank dem Mond, der das Wasser des Sees so zum Glitzern brachte, dass ich es durch die Bäume sehen konnte. Ich war zum Glück nicht weit entfernt von der Wiese, doch ich wäre wahrscheinlich in die falsche Richtung gelaufen, wenn der Mond nicht wäre.
Ich schließe kurz die Augen und genieße die Brise, die über die Wiese fegt. Dann beuge ich mich hinunter und trinke gierige Schlücke aus dem See. Diese erfrischende Flüssigkeit lässt mich aufseufzen, ich trinke immer weiter, denn ich habe unbegrenzt Wasser.
Nachdem ich genug getrunken und meine Wasserflasche aufgefüllt habe, blicke ich forschend zum Füllhorn. Ob die Karrieros dort drin sind? Oder haben sie sich bereits ein anderes Versteck gesucht, seit Katniss die Nahrungspyramide gesprengt hat?
Fragend starre ich dort hin, doch ich kann nichts erkennen. Außerhalb des Füllhorns liegt nichts, weshalb ich eher davon ausgehe, dass Clove und Cato nun nicht mehr hier sind. Vorsichtig und leise schleiche ich über die Wiese, gleite über die sich im Wind wiegenden Grashalme. Schon nach wenigen Metern atme ich erleichtert aus, denn nun kann ich sehen, dass im Füllhorn niemand ist. Dennoch renne ich weiter, denn es könnte schließlich sein, dass sich einer der Tribute am Waldrand aufhält und mich sehen kann. Im Füllhorn ist es sicher, zumindest über Nacht. Während ich weiterlaufe, wird mir auf einmal bewusst, wie klug es wirklich ist, hier im Füllhorn zu übernachten.
Ich kann, wenn ich hier über Nacht bleibe, bei Sonnenaufgang gleich meinen Anteil am Festmahl schnappen und weglaufen. Da das Festmahl direkt am Füllhorn beginnen wird, werde ich die Erste sein, die ihren Anteil bekommt. Und keiner der Tribute wird mich verfolgen, da schließlich noch niemand außer mir seinen Anteil haben wird und mich unmöglich verfolgen kann ohne seinen Anteil zurückzulassen...genial!
Ich lächele zufrieden, als ich endlich im Füllhorn ankomme. Sofort verziehe ich mich in die hinterste Ecke, damit mich ja niemand von draußen erkennen kann. Ich esse ein paar Früchte und starre unruhig zum Ausgang des Füllhorns. Ich habe Angst, dass plötzlich jemand hier reinkommt. Denn ich sitze in einer Sackgasse. Falls mich jemand hier drin sieht, bin ich tot. Ziemlich sicher.
Was, wenn ich verschlafe? Dann verpasse ich das Festmahl UND die anderen Tribute werden mich sehen!
Ängstlich starre ich in die Dunkelheit, voller Furcht einzuschlafen. Ich muss die ganze Nacht wach bleiben, nur dann schaffe ich es rechtzeitig zum Festmahl.
Meine schläfrigen Augenlider drohen zu zufallen, ich zwinge mich jedoch zu geöffnet zu lassen.
Aber nach endlosen Minuten, vielleicht auch Stunden, schließe ich die Augen.
"Nur ganz kurz", verspreche ich mir selber flüsternd. "Ich schließe sie nur ganz kurz. Danach öffne ich sie wieder und bleibe wach. Wirklich nur..."
Trotz meines Versprechens lasse ich die Augen geschlossen, verstumme und lausche dem Wind, der gegen die Metallwände des Füllhorns peitscht.
Sanft sinke ich in einen Schlaf, der mich umhüllt und in Geborgenheit wiegt.
Ich schlafe. Tief und fest.
"Ich muss bald aufwachen", flüstere ich immer wieder im Schlaf, schwach und müde liege ich zusammengekauert auf dem harten Boden.
"Ich darf das Festmahl nicht verpassen", widerhole ich immer wieder, wie einen Schwur. Wie einen Eid, den ich mir selber ablege. Und immer zu schlägt der Wind gegen die Metallwände, wie im Takt.
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