Kapitel 25: Auf dem Gelände des ZRPs
Am nächsten Morgen wachte ich früh auf. So tief und schnell ich nach dem gestrigen Abend auch eingeschlafen war, so unruhig war ich nun, nachdem ich von Katsuki aufgeweckt wurde, der sich im Schlaf bewegt hatte. Es war wirklich früh, noch nicht einmal 6 Uhr morgens, aber dennoch konnte ich nicht wieder einschlafen.
Denn sofort wanderten meine Gedanken zu den Plänen, die Katsuki und ich heute in die Tat umsetzen würden. Ich war nervös und hatte Angst um Katsuki. Wie sollte ich da bitte in Ruhe weiterschlafen?
Katsuki bewegte sich wieder im Schlaf und drehte sich dabei in meinen Armen um die eigene Achse. Nun lagen wir Brust an Brust, wobei er seine Hände unter sein Gesicht gelegt hatte. Mein rechter Arm wurde allmählich taub von Katsukis Gewicht darauf, während ich ihm meinen anderen locker um die Hüfte gelegt hatte.
Ich lächelte als ich an die Ereignisse des Vorabends zurückdachte. Es war so wunderschön mit ihm gewesen und ich wollte mit ihm diese Erfahrung wieder und wieder machen. Doch gestern hatten wir nur eine kurze Dusche genommen und uns dann wieder zurück ins Bett gekuschelt.
Eine Weile lag ich einfach nur da und beobachtete meinen Freund beim Schlafen. Ich sah zu wie einer seiner blonden Haarsträhnen sich löste und ihm ins Gesicht fiel. Katsuki krauste die Nase und ich musste ein Lachen unterdrücken, da es so unfassbar niedlich dabei aussah. Vorsichtig strich ihm die Strähne wieder aus der Stirn.
Katsukis Augenlider flatterten und einen Moment später blickte ich unmittelbar in seine rötlich braunen Augen. Eine Weile sahen wir uns einfach nur an, dann seufzte er müde und drückte sich dichter an mich.
„Sorry", flüsterte ich. „Ich wollte dich nicht wecken."
Katsuki gab ein müdes Brummen von sich, ehe er die Augen wieder öffnete und sich nach einem Kuss streckte. Ich lächelte und gab ihm einen.
Dann rollte er sich auf den Rücken und ich schnappte nach Luft, als mein tauber Arm wieder frei wurde. Katsuki schnaubte amüsiert, als er mir dabei zusah wie ich versuchte wieder Gefühl hineinzubekommen.
„Idiot", sagte er liebevoll lächelnd, ehe er sich aufrichtete und sich mit dem Rücken gegen das Kopfteil lehnte. Er warf einen kurzen Blick auf die digitale Uhr auf meinem Nachttisch. „Sag mal, wenn du zu deiner Vorlesung willst, musst du dich aber beeilen."
Ich seufzte. „Ich gehe nicht hin. Ich würde mich sowieso nicht gut konzentrieren können."
Katsuki zog die Augenbrauen zusammen. „Dir ist schon klar, dass wir erst am frühen Abend loskönnen? Mein Seminar am ZRP endet ca. um 18 Uhr und auch erst dann wirst du mit Kaminari auf dem Gelände eintreffen. Willst du wirklich bis dahin Däumchen drehen und dich verrückt machen?"
Ich seufzte. „Ich weiß nicht, ich glaube ich gehe lieber Joggen oder im Studio trainieren. Die körperliche Anstrengung lenkt mich vielleicht ab. Wenn ich mich jetzt in einen Hörsaal setze, dann werde ich von meiner Nervosität noch vollkommen übermannt... Musst du heute in die Uni?"
Katsuki zuckte mit den Schultern. „Ich hätte heute Nachmittag eine Vorlesung. Aber sie gehört nicht unbedingt zu den wichtigen und ich war bis jetzt jedes einzelne Mal da. Wenn du wegen unserer Mission nicht zur Uni gehst, dann gehe ich auch nicht."
Ich zog eine Augenbraue nach oben. Dass Katsuki eine Vorlesung schwänzte kam eigentlich nie vor. Ihm schien wegen unseres Vorhabens wohl auch einiges durch den Kopf zu gehen. Ich rückte näher an ihn und legte ihm einen Arm um die Schulter. „Und was machen wir nun mit unserem freien Tag?"
Katsuki sah mich einen Moment an und schüttelte augenrollend den Kopf. „Nur weil ich nicht zur Uni gehe heißt das nicht, dass ich nichts zu tun hätte! Wie auch du habe ich bald Prüfungen und ich lasse mir meinen Schnitt nicht von diesem dämlichen ZRP versauen!"
Ich lachte. Das klang schon mehr nach dem Katsuki, den ich kannte und liebte. Ich gab ihm einen kleinen Kuss und kuschelte mich an ihn. „Aber, damit du lernen kannst, musst du deine Sachen von oben holen ..."
„Und?", fragte Katsuki stirnrunzelnd.
„Wie sollst du da hinkommen, wenn ich dich nicht loslasse?" Ich drückte ihn dicht an mich und sah ihm frech in die Augen.
Katsuki schnaubte. „Du bist so ein Idiot."
Doch er wehrte sich nicht, als ich ihn in einen weiteren Kuss zog und ihn so zwang noch eine Weile im Bett zu bleiben.
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Nervös ging ich in meinem Zimmer auf und ab. Jeden Moment würde Kaminari an meine Tür klopfen, um mit mir gemeinsam zum Gelände des ZRPs zu fahren. Ich spielte mit der Schachtel Zigaretten in meinem Pullover, die mir als Ausrede dienen sollte kurz durch den Hintereingang zu verschwinden.
Katsuki war schon vor zwei Stunden zu seinem Seminar aufgebrochen und hatte mich alleine in meinem Zimmer zurückgelassen. Eigentlich wollte ich die Zeit für eine kleine Joggingrunde nutzen, doch kurz nach seinem Weggehen hatte mich auf einmal die Panik gepackt. Ein Gedanke war mir durch den Kopf geschossen: Was, wenn alles schief geht und ich ihn nie wiedersehe?
Der Gedanke war nicht rational, da entweder unser Unternehmen von vorne herein scheitern würde oder wir uns spätestens wiedersehen würden, wenn ich ihn durch den Hintereingang hineinließe. Aber die Vorstellung war so erschreckend und wurde von der Angst und dem Bewusstsein genährt, dass Katsuki in einer anderen Zeitlinie bei einer ganz ähnlichen Mission gestorben war, dass ich einfach nicht anders konnte als in Panik zu verfallen.
Ich hatte mich nur langsam wieder beruhigt, aber dann war es bereits zu spät gewesen, um noch zum Joggen nach draußen zu gehen. Aber trotz dessen, dass meine Panik weitgehend versiegt war, wurde die Nervosität nicht besser.
Ein Klopfen riss mich aus meinen Gedanken und ich hechtete zur Tür. Kaminari stand davor, lässig die Hände in den Hosentaschen vergraben.
Als er mich sah, hob er die Augenbrauen. „Geht's dir gut? Du siehst furchtbar aus."
Ich seufzte und fuhr mich nochmal durch die Haare. „Ich bin nur ein wenig nervös."
Kaminari lachte. „Ein wenig? Bro, du siehst aus, als hättest du ein Geist gesehen." Er runzelte die Stirn. „Kämm dir lieber nochmal die Haare und zieh dir 'n frisches Shirt an. Ich denke zwar, dass sie dich mit mir an deiner Seite ungefragt durchlassen, aber du solltest nicht so aussehen, als wärst du gerade aus dem Koma erwacht."
Ich rollte mit den Augen „Wow... danke..." Ich ließ ihn in mein Zimmer und zog ein neues T-Shirt an. Im Spiegel bemerkte ich, dass Kaminari Recht hatte. Durch das ganze durch-die-Haare-fahren der letzten Stunde waren sie strähnig und zerzaust. Ich seufzte, band sie hoch und wandte mich dann zu Kaminari um. „Besser?"
Er grinste. „Sehr viel besser."
Ich schnaubte, aber musste zugeben, dass er es erfolgreich geschafft hatte mich von meiner Angst abzulenken. Mir fiel es nun deutlich leichter durchzuatmen. Wir würden das schon schaffen. Irgendwie.
Zusammen verließen wir das Wohnheim und Kaminari führte mich zu einem unauffälligen schwarzen Firmenwagen. Das Auto sah dem verdammt ähnlich, mit dem ich damals mit der Spezialeinheit abgeholt wurde. Jedoch trennte hier kein Gitter die Vorder- von den Rücksitzen.
Da Kaminari pünktlich im ZRP sein wollte, um seinen Vater abzuholen fuhren wir direkt los. Wir redeten nicht viel auf der Fahrt. Ich sah aus dem Fenster und er konzentrierte sich auf die Straße. Diesmal jedoch verging die Fahrt nach meinem Ermessen verdammt schnell. Gefühlt nur wenige Minuten später, auch wenn es sicherlich über eine halbe Stunde gedauert hatte, standen wir vor den Toren des ZRPs.
Kaminari kurbelte das Fenster herunter und ein Wachbeamter lugte zu uns herein. „Hey Denki!", begrüßte ihn der Mann mittleren Alters freundlich. Sein Blick wanderte zu mir und er runzelte kurz fragend die Stirn.
Kaminari zuckte mit den Schultern. „Das ist nur ein Freund von mir. Wir wollen nachher noch zusammen was unternehmen und es wäre ein Umweg gewesen, wenn ich ihn abgeholt hätte, bevor ich hier vorbeifahre."
Ich lächelte die Wache verlegen an und der Mann begrüßte mich freundlich, ohne die Spur von Argwohn. Das Tor öffnete sich und Kaminari fuhr entspannt auf das Gelände. Ich sah ihn von der Seite her bewundernd an. Wie konnte er bei all dem so ruhig bleiben? Aber für ihn war es wahrscheinlich eine sehr alltägliche Situation und er wusste auch nicht, dass von dieser Mission Katsukis Leben abhing...
Kaminari parkte vor dem Zentralgebäude und wir gingen gemeinsam zum Haupteingang. Der Goldblonde führte mit mir eine plaudernde Unterhaltung, der ich nur mühsam folgen konnte. Zu sehr musste ich mich auf die Wege konzentrieren, die wir nahmen. Wenn ich mich nicht irrte, dann musste ich an der nächsten Abzweigung...
„Ach Kiri, falls du zum Rauchen raus musst, geh einfach den Flur runter zur Hintertür", sagte Kaminari beiläufig lächelnd und deutete in besagte Richtung. Verdammt, warum war er ein so guter Schauspieler?
Ich nickte und zog meine – besser gesagt Katsukis – Schachtel Zigaretten hervor. „Gut, ich würde dann mal kurz rausgehen." Kaminari lächelte mir aufmunternd zu und formte mit den Lippen ein stummes Viel Glück, ehe er sich mit einem kleinen Winken umwandte.
Ich steuerte zielgerichtet die Hintertür an. Wie alle Türen des ZRPs, die nach draußen führten, war sie sehr schwer. Beim Öffnen fiel mir jedoch gleich der Holzkeil auf, der darauf hindeutete, dass diese Tür tatsächlich häufig offengehalten wurde.
Kalte frische Luft umfing mich, als ich ins Freie trat und ich atmete erleichtert ein. Ich war tatsächlich unbeaufsichtigt auf dem Gelände des ZRPs!
„Hallo Fremder...", hörte ich eine amüsierte tiefe Stimme zu meiner linken.
Ich fuhr erschrocken zusammen und atmete dann erleichtert aus, als ich Katsuki sah der lässig an der Wand neben der Tür lehnte. Ein Grinsen machte sich auf meinem Gesicht breit. Kurz schaute ich mich um, sah aber niemanden, bevor ich mich ihm in die Arme schmiss.
Das vertraute Gefühl von Sicherheit umfing mich, als ich ihn küsste. „So und jetzt lass uns dem ZRP zeigen, was wir von ihm halten!", flüsterte ich gegen seine Lippen.
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