▸ 18. Quer über mein Gesicht.

Der markerschütternde Schrei, der 21 entfährt, als sie im Bein getroffen wird, wird mich in meinen Träumen verfolgen, aber den ungeheuren Schmerz werde ich nie vergessen können. In ihrer Schockbewegung zieht sie das Skalpell von meinem Hals über mein Gesicht, von rechts unten über meinen Mundwinkel über mein Nasenbein zwischen meinen Augenbrauen bis auf die linke Stirn. Ich nehme kaum wahr, wie sie hinter mir zusammensackt, ich brülle auf.

Tiefrotes Blut spritzt, fließt in Wellen über mein Gesicht, vermischt sich mit meinen Tränen, meine Sicht wird von einem roten Schleier verhangen. Ich schmecke das Eisen, ersticke fast daran, will den Fluss aufhalten, nein, aufhören, es muss aufhören, ich muss es aufhören können, meine Hände können es nicht aufhalten, alles nass und glitschig und rot, ich schreie, verschlucke mich, huste, sprenkele den weißen Boden rot.

Schluchzen, komme mit Atmen nicht hinterher, zu viel, ah, kann nichts mehr sehen, Druck auf der Lunge, Panik, Adrenalin, Blut, huste, schreie. Schließe meine Augen, es brennt so sehr, mein Gesicht steht in Flammen, ich würge, will das nicht mehr schmecken. Lärm. Die Polizisten stürmen zum Gerät, ich blinzele, wische das Blut aus meinen Augen, es fließt nach, ich wische weiter. Sie schalten es aus. Das Licht erlischt. Devika…

»Devika«, wispere ich und stolpere vorwärts, bleibe hängen, fange mich an der Glaswand mit blutigen Händen ab. Eine rote Spur. Grotesk.
»Bleiben Sie bitte ruhig«, weist der Polizist an. Kann nicht.
»Devika, bitte.«
Irgendwie bin ich an der Tür, reiße sie auf, falle auf die Knie neben sie. Überall so viel Blut. Schüttele sie vorsichtig an der Schulter.
»Wach auf.«

Sie wacht nicht auf. Will es nochmal versuchen, fester Griff an meinen Armen, werde weggezogen, geht so nicht. Feuer in meinem Gesicht, zerfrisst meine Haut.
»Devika muss aufwachen, sie muss aufwachen, in Sicherheit, bringen Sie sie in Sicherheit, sie ist unschuldig, tun Sie ihr nichts«, bringe ich in einem Atemzug heraus. Boden unter mir verschwindet. Werde getragen. Weicher Stoff in meinem Gesicht.

»Bring sie nach draußen, der Notarzt wurde bereits verständigt.«
»Verstanden.«
Sehe knapp noch, wie 21 Handschellen angelegt werden. Der Rest verschwimmt in Tiefrot.
»Es wird alles gut, halten Sie noch etwas durch, wir sind gleich beim Arzt.«
»Devika…«
»Meine Kollegen kümmern sich um sie. Machen Sie sich keine Sorgen.«
»Mh…«
»Alles gut, alles gut.«

Schnelle Schritte, schnelle Bewegungen. Treppen. Mein Verstand macht nicht mehr mit.

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