Kapitel 11:
Seit Stunden stehe ich schon im Badezimmer um mich fertig zu machen. Make up und eine leichte Hochsteckfrisur rauben mir den letzten Nerv. Ich hab schon eine Flasche Sekt intus. Warum auch immer ich möchte, dass ich heute perfekt aussehe.
Heute ist unser Abschlussball. Oh gott, ist das aufregend. Morgens haben wir unsere Zeugnisse bekommen. Die Zeremonie war wirklich schön. Alle Eltern waren da und haben uns direkt beglückwünscht. Meins ist wirklich gut und meine Angst vor den Prüfungen war völlig unbegründet. Ich bin halt immer noch eine Streberin. Wie es mir immer alle sagen.
Danach waren wir zusammen mit Scott seinen Eltern essen und haben den Erfolg gefeiert. Auch wenn ich es am Anfang komisch fand, mag ich es echt gerne, dass sich unsere Eltern verstehen. Ab und zu machen sie sogar alleine was ohne uns Kinder.
Eigentlich kann es gerade nicht perfekter laufen.
In einer viertel Stunde werde ich abgeholt und ich bin einfach nicht zufrieden. Ich weiß auch nicht wieso.
Naja, muss jetzt so reichen. Ich zünde mir eine Zigarette an und rauche eine. Letzter Abend unserer Schulzeit. Letzter Abend bevor das Leben so richtig beginnt. Letzter Abend vor dem College. Aww, wie lange haben wir darauf gewartet. Der Abend wird bestimmt so cool. Ich freue mich seit Tagen drauf.
Wir Mädels haben nur noch über diesen Tag geredet. Frisur, Makeup einfach alles. Die Jungs haben sich schon über uns lustig gemacht. Was haben die groß für Probleme. Anzug, Haare und fertig sind sie. Bei uns Mädels sieht das ganz anderes aus.
Ich gehe raus und steige in die weiße Strechlimosine, die wir uns gemietet haben. Richtig Luxus einfach.
„Du siehst umwerfend aus", begrüßt mit Scott und gibt mir einen Kuss. Er sieht auch einfach verboten gut aus, in seinem grauen Anzug. Alle anderen aus unser Clique sehen ebenfalls sehr gut aus. Wir sind halt einfach gutaussehende Menschen, okay Selbstbewusstsein chill mal.
Wir stoßen an mit Sekt und fahren dann los zur Schule. Die Fahrt ist einfach extrem witzig.
In der Turnhalle findet der Abschlussball statt. Bin ich aufgeregt. Oh Gott. Ist doch nur ein Ball. Okay, ich war noch nie auf einem. Mein erster Ball und dann gleich der Abschlussball.
Dort sieht es einfach wunderschön aus. Alles ist schwarz-weiß dekoriert. Auf der kleinen Bühne singt mir eine unbekannte, aber gute Band. Die Leute haben sich echt Mühe gegeben, dass alles perfekt wird und das haben sie wirklich geschafft.
Zuerst werden Fotos von uns gemacht. Wir machen Pärchenfotos und auch Gruppenfotos. Die Jungs zusammen und die Mädels und dann alle zusammen. Wir machen gefühlt 100 verschiede Fotos und ich hab schon mein ersten Lachflash.
Danach stellen wir uns an die Bar. Ich probiere die Bowle. Erdbeerbowle, aber mit Schuss. War mir klar, dass irgendwer was mit reinmischt. Es ist bekanntlich ein Klischee, was mich aber gar nicht stört.
„Wollen wir tanzen?", fragt Anni mich. Ich stimme zu und wir laufen zu Tanzfläche, sogar die Jungs kommen mit. Freiwillig. Sie tanzen zwar auch so ab und zu in der Disko, aber so oft kommt es auch nicht vor und meistens müssen wir sie überreden.
Wir feiern ziemlich ausgelassen. Nachdem wir auch einige von der Erdbeerbowle getrunken haben sind wir ziemlich angetrunken. Es macht so ein Spaß. Die beste Nacht meines Lebens, ohne Witz.
Früher war mir sowas scheiß egal, aber heute? Ich bin ein komplett anderer Mensch. Solche Abende mit meinen liebsten Menschen ist mir so wichtig geworden.
„Wo ist eigentlich Scott?", frage ich die anderen. Seit einer halben Stunde habe ich ihn nicht mehr gesehen, also beschließe ich nach ihm zu suchen. Sonst lässt er mich nie aus den Augen und heute? Irgendwie fand ich war er eh heute voll komisch. Ich weiß nur nicht wieso? Ich kann es auch nicht wirklich beschreiben, aber irgendwas beschäftigt ihn etwas seit Tagen. Das ist nur ein Gefühl, aber meistens ist das Bauchgefühl richtig oder nicht? Es ist doch alles gut, oder hab ich was verpasst.
Als ich ihn gefunden habe, wünsche ich mir ich hätte es nicht getan. Obwohl dann wüsste ich immernoch nicht was los ist
Ich kneife die Augen zusammen. Doch, ich sehe richtig. Oder träum ich vielleicht. Ich zwicke mich. Nein, leider auch nicht. Scott steht wirklich dort. Wirklich. Life und in Farbe. Mit Nancy. Am knutschen. AM KNUTSCHEN! Fuck. Ernsthaft.
Ich gehe zu ihnen hin. „Was wird das hier?", frage ich ruhig. Wow, wie kann ich so ruhig bleiben? Ich bin begeistert von mir selbst. „Siehst du doch", antwortet Nancy patzig. Oh ja danke Nancy, ich hab Augen im Kopf. Ich habe gesehen, was du mit meinem Freund machst. Dafür bekommt sie die erste Ohrfeige. Ach ja, dass ist schon mehr ich. Was stimmt nicht mit ihr? „Na hoffentlich macht es Spaß", pampe ich sie an und beide bekommen nochmal eine Ohrfeige.
Danach drehe ich mich um und gehe. Ich hätte ihn anschreien sollen. Fragen warum er mir das antun? Warum mit ihr? Wieso? Was habe ich falsch gemacht, dass er mir sowas antut. Warum hat er nicht einfach Schluss gemacht? Oder dachte er, er könnte zweigleisig fahren? Ich dachte alles läuft gut. Wir wären glücklich. Das alles... Alles war nur eine Lüge. Wieso hab ich ihn nicht angeschrien? Warum?
„Was ist passiert?", fragt Anni mich, als sie mich sieht. „Scott... Nancy... Küssen", mehr bekomme ich nicht raus. Mein Sicht ist ziemlich verschwommen. Ich verstehe selber nicht was ich gerade da gesehen habe. Wieso überhaupt?
„Ich fahre jetzt. Habt noch Spaß", sage ich und gehe, bevor jemand was sagen kann. Ich will keinem anderen den heutigen Abend versauen. Reicht ja, dass es meiner ist.
Ich nehme mir das nächste Taxi nach Hause. Ich dachte wirklich er liebt mich. Er will mich. Nicht sie. Und jetzt? Dieses Bild hat sich in meinem Kopf gebrannt.
Läuft das schon länger mit den zwei? Haben die sich wieder gefunden, als wir diesen Streit hatten, wegen dem College.
Aber er hat doch bekommen was er wollte. Ich wollte hier bleiben, hier bei ihm. Ich wäre, nein ich gehe hier an NYU und nicht nach Harvard, wegen ihm. Wegen diesem scheiß Arschloch, was direkt meine Erzfeindin küssen muss.
Im schlimmsten Fall darf ich sie jetzt jeden Tag zusammen sehen. Verdammte scheiße, was soll ich den jetzt tun? Ich ertrage das nicht. Was?
Ich kann meine Gedanken kaum ordnen. Die Traurigkeit überrennt mich. Tränen fließen über meine Wangen. Ich bekomme kaum Luft.
Ich bin gerade einfach so hilflos.
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