Kapitel 7
Mein Handywecker klingelte so wie jeden Morgen. Und wie jeden Morgen kriege ich einen halben Herzinfarkt. Ich tastete nach dem Gerät und drückte auf aus.
Und dann wurde mir bewußt, wo ich war.
"Scheiße. " Sagte ich und stand auf. Ich nahm meine Sachen und ging Richtung Dusche.
Zur Not muss ich halt Masons Duschgel nehmen. Was solls.
Ich öffnete die Tür und sah einen Mason.
Nackt.
Bei allen Göttern, was hab ich nur getan?
Was sollen diese Proben?
"Tut mir leid, ich bins nicht gewöhnt, zu dieser Uhrzeit die Tür zu verschließen. " Sagte Mason.
Ich musste gucken, das ich mein Herz unter Kontrolle bekomme. Es war nicht mal diese körperliche Anziehung, auch wenn sie stark war. Die Erinnerungen waren am schlimmsten. Diese Nähe, die wir geteilt hatten, die Wärme. Die Liebe. Auch wenn dies nur einseitig war. Ich hörte ein amüsiertes Seufzen, es holte mich aus meinen Gedanken. "Wie oft haben wir miteinander geschlafen?"
"Bitte was?" Fragte ich erschrocken.
"Du stehst hier wie ein aufgescheuchtes Reh."
Ich sah demonstrativ weg. "Das ist ja wohl auch was anderes. Wenn man mit seinem Partner schläft oder einfach so einen Nackten vor sich hat."
"Einfach so einen nackten?" fragte er.
"Ja. Natürlich. "
"Und Dieser Typ, der mit dir essen gegangen ist, ist das auch einfach so ein Typ?"
Ich merkte, wie ich wütend wurde.
"Ist das dein ernst jetzt? Ich wollte einfach nur duschen!"
Es herrschte Stille, bevor ich das Wort ergriff.
"Soll Ich dich an deine Worte erinnern, die du Lion gesagt hast?"
Er sah weg.
Und ich äffte seine Stimme nach. "Schau sie dir doch mal an!"
Er sagte nichts darauf.
"Meinst du wirklich, du bist in einer Position, mich auszufragen?"
Ich ging an ihm vorbei in die Dusche und schloss die Glastüre, zum Glück war das Milchglas und man sah mich nicht.
Als ich rauskam, herrschte schon reges Treiben.
Kieran sprang herum, wohl wild suchend nach irgendwas für die Schule. Mason sah auf irgendwelche Papiere auf dem Esstisch und hatte ein Stück Toast im Mund, nebenbei versuchte er, in ein schwarzes Hemd zu schlüpfen.
Mrs. Jones kam an mir vorbei. "Guten Morgen." Sagte sie freundlich. Sie folgte meinem Blick. "Ach liebes, das ist jeden Morgen so. Ein unorganisierter Haufen Kerle." Sie ging weiter. "Soll ich dir Frühstück machen?" Rief sie noch und meine Augen wurden groß. Ich schüttelte hektisch mit dem Kopf. "Auf keinen Fall. Ich frühstücke in der Klinik."
"Kieran, bist du fertig?" Rief Mason und sah auf die Uhr. Er hatte sein Hemd falsch geknöpft und ich hatte echt Probleme, das nicht richtig zu machen. "Mason, dein Hemd ist falsch!" Rief Mrs. Jones.
Gott sei Dank. Seien Sie gesegnet, Mr. Jones.
Mason stöhnte total genervt und öffnete wieder das Hemd.
Himmel, zieh dich an!
Ich wurde erhört, als er die Knöpfen wieder zusammen machte. "Kieran! Wir müssen los!" Schrie Mason.
Meine Güte, das hat hier wirklich Familien Charakter.
Kieran kam heraus, seinen Rucksack auf halb acht, auf einer Schulter. Cappy auf dem Kopf und Skateboard unter dem Arm. "Ich komme schon!" antwortete er. "Das Skateboard bleibt hier!" Rief Mason. Was Kieran mit hängenden Kopf beantwortete. "Wieso, du holst mich doch eh ab!" -"Ist mir egal!"
Ich stand schon am Aufzug und sah mir das Spektakel an. Mason stand noch in der Küche und exte den Schluck Kaffee herunter. In einer engen, zerrissenen Hose und einen schwarzen Hemd. Die Lederjacke in der Hand und den Rucksack auf der Kücheninsel.
Das ich nicht hechelte, war alles.
Meine Güte. Ich war vierundzwanzig, ich muss mich mal zusammenreißen. Er ertappte mich dabei, wie ich ihn angaffte, aber zum Glück kam Kieran und rettete mich. "Guck mal! Mari wartet auch schon. Jetzt komm Dad!"
Ich sah den Jungen an. "Hör mal, wir warten hier auf dich!" Sagte ich amüsiert. Kieran zuckte die Schulter.
Im Auto saß ich vorne und Kieran hinten,bis Mason ihn rauswarf. Wir mussten ihn vorher noch zur Schule bringen. "Wir sehen uns heute Nachmittag!" Rief Mason und Kieran hob seine Hand zum Abschied.
Es herrschte Stille.
"Wir müssen reden." Sagte Mason. Seine raue Stimme ging mir durch den ganzen Körper.
Ich sah aus dem Fenster. "Müssen wir das?"
"Ja. Es war nicht so, wie du denkst."
"Wie war es denn dann? Reicher Schnösel hat sich verliebt?"
"Ja. Natürlich war das so."
Ich lachte überspitzt. "Ich möchte aber nicht darüber reden."
Er seufzte. "Ich kann dich nicht zwingen." murmelte er, als er sein Lenkrad zur Kurve setzte. "Ich kann dich nur bitten."
Ich antwortete nicht und sah weiter raus. Es war heute ein kühler, angenehmer Tag. Die ersten Bäume verfärbten ihre Blätter und die Sonne schien auf dieses Farbspiel. "Aber ich wünschte, du würdest mir eine zweite Chance geben."
Ich sah ruckartig hoch und dann zu Mason. "Ist das dein Ernst?" fragte ich. "Sind dir deine Püppchen nicht gut genug? Musst du nun gucken, ob ich wieder drauf reinfalle!?"
Mason hielt auf dem Angestellten Parkplatz vor der Uniklinik. Er sah mich an. "Mari, so war das gar nicht."
Ich biss auf meine Zähne und ich wurde wütend. "Kieran hat mich zwar darum gebeten, dir nichts zu sagen, ihm ist aber rausgerutscht, dass du dich durch sämtliche Betten fickst! So ist man also, wenn man seine Große liebe verloren hat?!"
Er sah sich unsicher im Auto um, sagte aber nichts.
"Danke fürs Fahren." Ich stieg aus und knallte die Türe zu, in dem wissen, dass dies ihn zur Weißglut treiben würde.
In der Klinik angekommen, kam Henry mir hinterher. "Du bist mit dem neuen Arzt hergekommen?" fragte er. Ich blickte ihn kurz an und sah dann wieder auf den Aufzug. "Ist ein Bekannter aus den Staaten. Tanja hat ihm den Job vermittelt. "
"Läuft da was zwischen euch?"
Ich lachte auf, wahrscheinlich viel zu laut.
"Auf keinen Fall!" Sagte ich. Ich drehte mich wieder zu Henry um und sah dann, dass Mason hinter ihm stand und er sah so aus, als würde er Henry am liebsten den Hals umdrehen. "Eine überflüssige Bekanntschaft." Zischte ich hinterher.
Wir stiegen zu dritt in den Aufzug, wo Henry als erster Ausstieg und mir einen Kuss auf die Wange drückte. "Wir sehen uns später." Sagte er und ging raus. Mason schnaubte.
Der Arbeitstag verlief ruhig. Keine Auffälligkeiten, außer ein Baby, das nach zwei Tagen Intensivstation endlich zur Mama auf unsere Station durfte. "Was hatte das Baby eigentlich?" Fragte Sophia, die gerade am Tisch saß und etwas aß. Ich sah in die Papiere "Im Geburtskanal stecken geblieben, Notkaiserschnitt." Sophia wollte gerade etwas erwidern, als Mason über den Flur hechtete. Er kam zu mir. "Ich muss zu einem ungeplanten Kaiserschnitt. Bitte hol Kieran ab. Ich weiß, du hast gleich Feierabend!"
Und weg war er.
Er brannte wirklich für seinen Beruf. Sophia sah mich verwirrt an. Ich seufzte. Da konnte ich nicht nein sagen. Alleine schon wegen Kieran. "Tja. Das wars wohl damit, noch was zu essen. Tut mir leid Sophia." Ich nahm meine Tasche und ging.
Mason war unendlich sauer auf mich, wäre er vorher wegen der Diskussion im Auto nicht schon wütend gewesen, wäre er es spätestens wegen Henry. Wäre er nicht in absoluter Not gewesen, hätte er mich nicht gefragt. Hoffentlich ging der Eingriff gut aus.
Ich schmiss meine Tasche auf den Beifahrersitz meines Autos. Ich schüttelte den Kopf. "Ich glaube das nicht!" murmelte ich und rief Tanja an.
"Was ist?" Maulte sie.
"Es wird wohl etwas später bei mir. Können wir den Filmabend verschieben?"
"Du redest wieder mit mir?" Sagte Sie Schnippisch.
Ich befestige mein Handy in die Halterung. "Tut mir leid." Murmelte ich und fuhr los.
"Hab dich nicht verstanden."
Ich verdrehte die Augen.
"Es tut mir leid Tanja. Du hattest Recht, weder mir noch Mason hättest du was ausreden können."
"Oh. Das geht runter wie Öl."
Antwortet sie und ich seufzte.
"Dann hast du ja nichts dagegen, wenn Mason heute mit zum Filmabend kommt?"
"Bitte was?! Wie kommst du denn darauf? Bei mir wird das eh später."
"Ein bisschen wie damals."
"Oh ja. Total." Sagte ich Sarkastisch. "So, ich bin an der Schule, bis später. "
"Schule?"
"Mason musste kurz vor Übergabe zu einem Kaiserschnitt und Kieran muss abgeholt werden."
"Achso. "
"Achso?? Du kennst Kieran?"
Meine güte, ich wusste wirklich nichts.
"Natürlich. Wir reden hier von meinem besten Freund. Natürlich kenne ich den kleinen Kerl. Ich weiß mehr über Mason als du und ich finde, ihr solltet reden."
"Nicht du auch noch.. " Ich murmelte, als ich anhielt. "So ich stehe vor der Schule. Bis später."
Meine Güte, wie holt man ein Kind von der Schule ab?
Ich stand an der ISF. Die International School in Frankfurt. Ich glaube das nicht, aber ja, es passt zu Mason, natürlich hat der kleine Knabe die beste Schule.
Aber auch hier gab es Rabauken, die wie die Irren aus der Schule laufen und froh waren, nach Hause zu kommen.
Meine Güte, was war das laut! Jetzt weiß ich wieder, was ich an der Schule hasste, diese Lautstärke.
Gott sei dank sah ich Kieran, der auf seinem Skateboard fuhr und herauskam. Ich hob meine Hand und winkte wie eine Bekloppte.
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