Kapitel 5

Mason redete in sein Handy hinein und wirkte zerstreut, als er hinter mir hin und her lief. “Wir haben gleich Einundzwanzig Uhr!” Mason sah auf die Wanduhr. “Und er kam nicht einmal wieder? Ist die Polizei verständigt?"
Er hob die Hand um sich über die Stirn zu streichen. “Gut. Ja. Ich komme nach hause." Er steckte sein Handy weg. “Gut, das ich sowieso Feierabend habe. Dieses Kind macht mich fertig.” Er kam wieder an den Tresen, ordnete die Blätter und Ordner ordentlich war aber ganz weit weg mit seinen Gedanken. “Kann ich… Irgendwie helfen?” Fragte ich. Oh Mari, wie blöd bist du, das du fragst, ob du helfen kannst. Da ist einfach nur ein Junge ausgerissen. Und Mason hat keine Hilfe verdient.   “Nein. Du kannst da nicht wirklich helfen." Sagte er und ging in die Umkleidekabine.
Ich sah auf die Uhr, ich hatte auch Feierabend.
Ich ging auch zur Umkleidekabine.

Ich ging in die Tiefgarage und bog zu meinem Auto ab, als ich sah das Mason in seinem Auto saß. Ein Mustang 289 V8 Coupé.  Woher ich das weiß? Es ist exakt die gleiche Automarke, die er fuhr und auf seinen Fotos in seinem Kinderzimmer hatte.
Er tippte hektisch auf seinem Handy, der Bildschirm erhellte sein makelloses Gesicht, auch wenn er jetzt einen Dreitagebart trug. Seine Augenbraue war zusammen gezogen und sein Gesicht sah gehetzt aus. 
Er war trotzdem unglaublich gutaussehend.
Der gut aussehende Teenager, Schwarm aller Mädchen, zu einem unglaublich gut aussehenden Mann geworden, der wahrscheinlich jetzt allen Frauen den Kopf verdreht.
Ich seufzte,  als er sich durch die Haare fuhr, und setzte meine Beine in Bewegung.
Ich machte seine Beifahrertüre auf und setzte mich ohne irgendeinen Ton. Er sah mich an und seufzte. “Ich hab dir doch gesagt, du kannst da nicht helfen.” Seine Stimme ist ein Stück tiefer als früher. Ich zuckte die Schulter. "Vielleicht hat eine neutrale Person einen besseren Blick auf alles.”
Er biss auf seine Zähne. Sein Kiefer arbeitete. Er dachte nach, ob ich vielleicht recht hatte. "Meinetwegen." murmelte er und startete den Wagen.

Mason stoppte in seiner Tiefgarage.  Wir sind natürlich in eine noblere Gegend von Frankfurt gefahren und anscheinend passieren wir gerade ein riesiges großes, modernes Hochhaus, von außen hatte es den Anschein gemacht, dass es nur aus Glas bestand.  Als wir aussteigen,  folgte ich ihm. Die Tiefgarage roch neu und es sah auch nicht so aus, als sei sie oft benutzt worden. Grelles LED Licht durchflutete die ganze Halle.
Wir standen vor einem Aufzug, Mason kramte in seiner Umhängetasche, während ich meine wartend am Gurt packte und mich umsah.
Mason brummte, als er eine Silberne Karte heraus holte und diese durch einen Schlitz am Aufzug zog.  “Oh Gott, der Aufzug ist ja noch heller." Ich machte meine Augen halb zu und sah dabei in den Spiegel. Mason sagte nichts. Er machte sich wohl ernsthafte Sorgen.
Es machte nach einer Weile ‘ping’ und wir waren angekommen.
“Der dreizehnte Stock?! Gab es keine zwölf oder vierzehn?! Muss es die Dreizehn sein?!” Wir standen im Flur. Und ich hatte den Blick auf einen offenen, großen Raum.  Wie befürchtet,  war eine Seite voller Fenster, von oben bis unten. Die Meter langen Vorhänge in olivgrün warteten darauf, vor die Fenster gezogen zu werden. Es führte eine zweistufige Treppe in den Wohnbereich, mit den langen Fenstern, der Fußboden war dort aus einem hellen Kiefernholz. Der Essbereich, der Flur, war mit schwarzen, riesigen und sich spiegelnden Fliesen versehen. Die anderen Zimmer sah ich nicht. Wer das Putzen musste, hatte mein aufrichtiges Mitleid.
Ich ging die zwei Stufen hoch und ging wie von selbst zum Fenster. Frankfurt sah klein aus von ihr oben. Es war dunkel und alles funkelte. Es war alles soweit weg hier oben, alle Probleme,  alle Sorgen, alle Gedanken.
Vielleicht wohnt er deswegen so weit oben. “Du kannst dich ruhig setzen.” Sagte Mason, der gerade seine Jacke aufging. Ich sah mich um und ging die Stufen wieder hinunter zum hellen Esstisch mit schwarzen Lederstühlen. Die Hänge-Lampe war ein kunstvoll geschnitzter Ast mit Glühbirnen.
Ich fühlte mich hier am Tisch genauso fehl am Platz, wie wenn ich auf der großen Couch gesessen hätte. “Oh Mason! “ rief eine Stimme, die ich von irgendwo her kannte. “Mrs. Jones.” antwortete er.
Mrs. Jones? Ernsthaft? Sie war mit Nach Deutschland gekommen?
“Der Bengel wird sich irgendwo rumtreiben!" Dem wird es gut gehen. Mach dir darum mal keine Gedanken. “
Mason wirkte trotzdem hektisch. “Das man ihn nicht verschleppt hat, ist mir bewusst. “ Sagte er. Er ging in Richtung offener Küche, ich kann hinein sehen. Diese Küche war ein teures Teil, Silber und auf Hochglanz poliert. Er nahm sich eine Wasserflasche aus dem riesigen Kühlschrank.  “Es kann trotzdem was passieren.” antwortete er und holte zwei Gläser aus dem Schrank und schlenderte zu mir.
Wie selbstverständlich stellte er mir ein Glas hin und schüttete Wasser hinein, während er noch mit Mrs. Jones diskutierte
Schön, dass ich anscheinend zum Inventar gehöre. Ich fühlte mich absolut fehl am Platz.  Mrs. Jones' Augen wanderten vom Wasser zu mir, wo sie große Augen machte. “Oh Gott!” Rief sie auf Englisch. “Mari! Das gibt es doch nicht, du hast dich kaum verändert!” Sie kam zu mir und packte mich an beiden Händen. “So schön, dich zu sehen!”
Ich erwiderte ihre Freude.
Mason sah auf eine große imposante Uhr mit Zahnräder. “Du kannst gehen, sollte was sein, klingel ich.” Sagte er und begleitete sie zur Türe. Er schloss die Türe wieder und atmete tief ein und aus.  “Ich werde wirklich wahnsinnig.  Ich glaube, ich bin viel zu jung für ein Kind!” Er setzte sich gegenüber von mir an den Esstisch und spielte am Deckel der Flasche rum. “Wie kam es da überhaupt zu? Ein Hund oder so.. Okay.  Aber ein Kind?”
Er stöhnte. “Ich habe..  Irgendwann die Universität gewechselt.”
Er hat die Uni gewechselt? Er hat seine Freunde alleine gelassen?
“Jedenfalls..” Er verdrehte die Augen beim Reden. “Da gab es dann einen Kinderchor, den ich geleitet habe. Er  bestand aus benachteiligten Kindern. Und darunter war auch Kieran. Seine Eltern sind an Drogen gestorben.”
Ich verzog das Gesicht, der arme Junge.
Mason grinste verbittert. “ Er war wie ich in dem alter. Ein wütender Junge, der nicht wusste, wo er hin gehört und das mit einer engelsgleichen Stimme.”
Mason spielte mit seinen Fingern, er war nervös bis unter die Haarspitzen.
“Irgendwann kam er zwar wütend, aber auch traurig zu den Proben. Er sollte in eine Pflegefamilie.”
Er lehnte sich zurück und sah auf seine Finger, ehe er mich wieder ansah. “Ich muss dir nichts vormachen, die meisten Kinderheime in den Staaten sind nicht das Gelbe vom Ei, aber die Pflegefamilie war wohl noch schlimmer.  Ich konnte das Kind nicht weiter leiden sehen und war sowieso mit dem Studium fast fertig.”
Er stöhnte. “Und wie wir es so schön kennen, Geld regiert die Welt. Ich musste nur was rüberwachsen lassen und schon hatte ich ein adoptivkind. Konnte ja keiner ahnen, dass Kinder so anstrengend sind. Himmel.”
Ich musste schmunzeln.
“Naja, lass den Jungen noch etwas Zeit, ich glaube in dem Alter ist sowieso alles schwer und dann noch diese Vergangenheit,  dann auswandern.. Neue Schule, neues Heim. Ich würde wahrscheinlich auch weg wollen.” Mason Sah mich an und dachte über meine Worte nach. Er griff nach meinen Händen über den Tisch hinweg und als ich meine Hände gerade wegziehen wollte,  klingelte es.
“Na Gott sei dank, die Polizei hat auch anderes zu tun!” Er stand auf und ging den langen Weg zum Aufzug, wo er auf einen Knopf drückte. Er sprach irgendwas, worauf er einen Knopf drückte. Irgendwann machte es wieder  ‘ping’  und der Aufzug ging auf. Man hörte nur Mason: “Du, wirst dich jetzt an diesen Tisch dahinter setzen und warten bis ich fertig bin!”
Ich hörte ein genervtes Stöhnen, gefolgt von Schritten.
Ein Junge mit verwuschelten hellbraunen Haaren, mit verschränkten Armen kam auf mich zu.

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