Kapitel 29

Tanja hielt den Schwangerschaftstest zwischen zwei Finger und rümpfte die Nase. "Wer weiß, wer darauf gepinkelt hat." Sagte sie und legte ihn wieder ab.
"Ich frage mich allerdings, wie er es mitbekommen hat, das du schwanger bist."
Ich zuckte die Schulter. "Wir wissen doch gar nicht, ob es Henry war."
Tanja machte "pff"
"Natürlich. Er hat erst von dir eine Abfuhr bekommen, dann von Mason eins ins Maul und dann kam der Heiratsantrag. Der Typ ist bis ins tiefste Ego gekränkt. Oh. Danke!" Sagte sie und nahm ihr Seelachsfilet im Chilimantel entgegen, den ihr ein Kellner brachte. Ich bekam einen ganz einfachen Barsch, der in Butter gebraten war, hingestellt.
Den Schwangerschaftstest hatte ich schnell eingesteckt.
Wir saßen in einem Restaurant.
Die freie Zeit, ohne schlaflose Nächte, wollte ich noch ausnutzen.
"Mason hat recht, dem sollte man Anwälte auf den Hals hetzen."
"Komm ich zu spät?" Fragte Yoshi und setzte sich zu uns, seine Aktentasche stellte er neben sich auf den hellbraunen Boden. "Du siehst aber bedrückt aus. Was ist los?" Er sah zuerst mich und dann Tanja an und zog sich die Speisekarte ran. Ich stöhnte. "Henry-Baby hat einen gefälschten Schwangerschaftstest in Masons Spind gelegt und einen Zettel geschrieben, ob er wirklich glaubt, dass er der Vater sei."
Während Tanja erklärte stocherte ich meinen Barsch. Wäre der Kerl nicht schon Tot, wäre er es jetzt.
"Das hat leichte psychopathische Züge." Sagte Yoshi, während er die Speisekarte studierte und sich die Brille hochdrückte.
"Du bist doch kurz vor dem Ende deines Studiums. Was sagt denn der Anwalt in dir dazu?" sagte Tanja.
Er zuckte die Schulter. "Kommt drauf an. Wenn es auf dein Berufsleben oder dein Privatleben Auswirkungen hat. Kann man da was drehen. Aber Mason glaubt dir doch oder?!"
"Natürlich. " Sagte ich selbstverständlich.
Oder?
"Er wirkte nur so anders.. Wir haben keine Beweise, dass Henry das war. Er meinte, er Prügelt ihn zur Not die Wahrheit raus."
Yoshi hatte sich kurz umgedreht und sah mich dann doch wieder an.
"Mari, er hatte Therapien. Die Therapie für sein aggressives Verhalten hat er aber abgebrochen. Er hat sich zwar unter Kontrolle, aber wer weiß, wie sein Impuls ist, wenn er vor ihm steht."
Mein Adrenalin stieg.
"Pass auf den auf. Ich will meinen Kumpel nicht verteidigen müssen."
Mir wurde schlecht.
Tanja schien das zu merken: "Macht mal halblang. In dramatischen Zukunftsvisionen seid ihr beide echt gut! Der Kerl wird Vater. Natürlich reagiert er etwas über!"
Tanja steckte sich ein Stück Fisch in den Mund.
"Dein Gott in deinen Ohren." Sagte Yoshi und Tanja und ich lachten laut. "Was? Sagt man das nicht so, hier?"
Tanja hielt Yoshua an der Schulter fest. "Ich bin so froh, dass du Anwalt wirst und kein Deutschlehrer!" Sie hielt sich den Bauch.

"Ich bin zuhause." Rief Mason. Ich saß in seinem Apartment und blätterte durch einen Katalog.
Der hier war für Möbel.
Der andere, auf der anderen Seite, war für Hochzeitskleider.
"Wo ist Kieran?" fragte er und legte seinen Rucksack und Schlüssel ab. "Der Ist mit Misses Jones einkaufen. Ich wollte ja mitgehen, aber ich durfte nicht. Ist ja zu schwer."
"Damit hat sie völlig recht." Sagte Mason.
"Ich weiß, eine Schwangerschaft ist kein Zuckerschlecken, Mason. Ich weiß auch, dass man nicht krank ist, aber Ruhe benötigt. Aber ich arbeite auch noch. Da kann ich wohl eine Tasche schleppen."
Er zog sich sein Shirt aus und schmiss es in eine Ecke.
"Ist alles in Ordnung zwischen uns?" fragte ich, kleinlauter als ich eigentlich wollte. Er stand in einer Basketball-Haltung. Als hätte er gerade den Ball in den Korb geworfen und sah noch auf das Shirt, bis er mich ansah. "Natürlich. Wieso nicht?"
"Du weißt warum."
"Hör auf Mari. Ich glaube dir." Er setzte sich hinter mir auf die Couch und nahm sich auch einen Katalog. "Ich zweifel nicht einmal an dir. Niemals."
"Und wieso reagierst dann so? Du bist komplett am Übertreiben."
Er sah nochmal auf den Katalog, bevor er ihn wieder auf den Tisch schmiss.
"Mari, ich glaube du weißt nicht, was das, was wir haben, für eine Bedeutung hat, für mich. " sagte er.
"Ich habe von klein auf, wirklich von so einer heilen Welt geträumt. Mutter, Vater, Kinder. Eigenes Haus. Weil ich wusste, was meine Eltern Taten, war falsch."
Ich sah, dass die Wut hoch kam bei ihm.
"Ich habe es dann einige Jahre vergraben, weil ich dachte, ich sei es nicht wert, geliebt zu werden und dann kamst du. Und dann war sechs Jahre Funkstille. Sechs Jahre!" Er stellte sich wieder hin und lief auf und ab.
"Ich bin dir unendlich dankbar für alles. Einfach nur dafür, dass du atmest und dieses Arschloch wird dir nicht schaden. Nicht uns und nicht unserem Kind." Daß sagte er eindringlich, er atmete etwas unkontrolliert, seine Maske bröckelte. Man sah Verletzlichkeit. Ich stand auf und ging zu ihm. "Es wird alles gut. Uns wird niemand Schaden."
Ich sah ihn an und er schluckte. "Außer, du wirst gewalttätig, dann schadest du uns."
"Das kann ich dir nicht versprechen. Wirklich nicht."
Er fasste an meinen Bauch. Es herrschte Stille.

"Hast du die da gesehen?" Hörte ich es neben mir weiter entfernt. "Die weiß nicht, von wem ihr Kind ist!"
Ich schloss meine Augen und atmete tief ein und aus. Und ging weiter.
Ich öffnete eine weitere Türe und noch eine.
Und dann schloss ich mich im Klo ein.
Und... Heulte.
Ich konnte wirklich viel ertragen. Aber etliche Gerüchte, die alle nicht stimmten, waren schwer zu ertragen.

Ich blinzelte auf ein Stück Papier, was mir Dr.Janßen vor die Nase hielt. "Unterschreib das." Sagte er streng. Mason stand hinter ihm und lehnte sich an den großen schweren Schrank, mit verschränkten Armen.
"Was... Ist das?"
"Du wirst von der Arbeit freigestellt. "
"Was?! Ich hab noch ein paar Wochen bis ich nicht mehr arbei-"
"Ich habe die Gerüchte gehört und weder für dich noch für das Baby ist das gut. Auf die paar Wochen kommt es nicht mehr drauf an."
"Ich will aber nicht!"
"Siehst du, ich habe doch gesagt, sie wehrt sich." Sagte er zu Mason und ich sah zu ihm rauf.
"Das war deine Idee?!" fragte ich, und er verdrehte die Augen.
"Was soll das?"
"Das ist riesiger Stress für dich."
"Damit kann ich umgehen!"
"DU VIELLEICHT ABER NICHT UNSER KIND!" Schrie Mason mich an und ich bekam große Augen.
So hatte er mich noch nie angebrüllt.
Wir haben uns als Teenager so oft angeschrien. Aber so einen Tonfall hatte er noch nie. Er seufzte. "Tut mir leid." murmelte er und kam zu mir. "Ich weiß.. Dass du sowas kannst, wir haben aber jetzt beide Verantwortung. Und ich möchte nicht, dass was passiert. Weder dir noch dem Baby." Er wollte nach mir greifen, ich schlug aber seine Hand weg.
"Gut." Sagte ich und ergriff den Kugelschreiber, unterzeichnete dieses Stück Papier, pfefferte den Stift auf den Schreibtisch und sah Mason wütend an, In seinem Blick tobte ein Sturm aus Reue, Traurigkeit und auch Wut.
"Wir sehen uns dann ja später!" Zischte ich und ging.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top