Kapitel 12 **Trigger reden über Abtreibung **

Mein Frauenarzt setzte sich an den Schreibtisch, wo ich schon saß, wo ich schon oft saß und der Tisch hatte sich in den Jahren nicht verändert.

Er hatte irgendwelche Papiere in der Hand.

"Also, du hast definitiv keine Blasenentzündung." Sagte er und runzelte die Stirn, er sah auf die Papiere. "ABER?!" Fragte ich panisch. "Ich habe Schmerzen und ich weiß wie sich Blasenentzündungen anfühlen."

"Herzlichen Glückwunsch, du bist schwanger." Sagte er trocken.

Ich merkte nur noch, wie meine Augenlider sich bewegten und ich ihn an blinzelte. "Das ist ein Scherz?" Fragte ich. Vor allem seine trockener Tonfall deutete auf einen Scherz hin.

Allerdings, weiß er auch, dass ich keinen Partner habe und er weiß wie sehr ich mit mir immer hadere.

Er hat schon meine Mutter in der Schwangerschaft mit mir betreut und anscheinend jetzt auch mich. Und wahrscheinlich denkt er, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.

"Nein. Das ist kein Scherz. Zumindest sagen das die Werte. Dein hCG Wert ist um einiges höher al-"

"Ich weiß wie der Wert eigentlich ist."

"Es gibt natürlich auch bestimmte Voraussetzungen,dass dieser Wert hoch ist ohne eine bestehende Schwangerschaft. Wir müssten einen Ultraschall machen."

Und jetzt stand ich vor der Arztpraxis mit einem Ultraschallbild In der Hand. Die Leute zogen an mir vorbei, sie registrierten mich nicht oder sie sahen mich böse an weil ich geistesabwesend mitten auf dem Bürgersteig stehe. Ich sah auf das Foto was der Arzt aus seinem Gerät gezogen hatte.

Ein typisches Ultraschallbild.

Genauso wie die unzähligen Bilder die viele Mütter noch in ihren Mutterpässen hatten, wenn sie auf die Station kam.

Viele Schwestern überflogen das, aber ich sah, auch wenn ich das genau genommen gar nicht durfte, die Bilder flüchtig an. Ich liebe Babys und ich fand Ultraschallbilder schon süß, aber ein eigenes Baby? Ein völlig ungeplantes?!

Ich sah eine Fruchtblase und ein Gummibärchen Artiges Wesen darin,was sich im Übrigen munter bewegt hatte. Das war also meine Nierenbeckenentzündung.

Neunte Schwangerschaftswoche. Wie konnte das passieren?!

Wie konnte ich übersehen, dass ich überfällig war und das so lange?!

Ich erinnerte mich an den Sex den ich hatte.

War davon überhaupt ein Akt mit einem Kondom geschützt?!

Nein.

Scheiße. Ich hatte mich wie ein williger Teenager auf Mason eingelassen obwohl er schon damals zeigte wie sein wahres Gesicht war.

Wie konnte ich so blöd sein!?

Ich nahm mein Handy aus der Tasche und rief Tanja an.

Ich fing an zu weinen. Sie muss mich unbedingt abholen.

Ich schlug die Autotüre zu und Tanja sah mich entsetzt an. Aber sie war nicht blöd. Sie wusste dass mein Frauenarzt hier war und ich heulte. Sie musste nur eins und eins zusammenzählen.

Zuhause angekommen schloss ich mich ins Zimmer ein. Tanja verlangte erst gar keine Erklärung.

Sie ließ mich stundenlang alleine und ließ mich weinen.

Was ich auch genauso wollte.

Ich wollte in meinem WG Zimmer alleine vor mich hin weinen.

Ich starrte auf die Decke und das tat ich dann die ganzen Stunden.

Mason und ich hatten keine Beziehung, egal wie oft er mich in der Vergangenheit küsste, mir Haarsträhnen lächelnd hinter mein Ohr schob. Egal wie sehr ich ihn immer noch liebte.

Es klopfte.

"Ich weiß ja,dass du deine Ruhe möchtest aber du solltest gerade jetzt was essen!" Hörte ich Tanja.

Ich antwortete nicht.

"Komm schon. Du konntest die Berühmte Kowalski Soße auf Nudeln noch nie Widerstehen!"

Ich musste lachen als ich die Tränen wegwischte. "Das ist stinknormale Soße mit Hackbällchen!" Rief ich.

"Du siehst aber auch alles negativ."

Ich stand auf und schloss die Türe auf.

Tanja kam mit zwei Teller hinein.

"Mason oder Henry?" Sagte sie als sie die Teller auf meinem Bett abstellen und sich darauf schmiss. Ich hatte die Befürchtung, dass die Teller gleich umkippten und ich putzen konnte.

"Was?" Fragte ich verwirrt.

"Von wem das Kind ist."

Mir stockte der Atem.

"Ich habe nie mit Henry geschlafen." Der Gedanke alleine, mir wurde übel. Vielleicht lag das aber auch an der Schwangerschaft.

Sie zuckte die Schultern. "Weiß Mason davon?"

Ich setzte mich mit aufs Bett und schnappte mir den Teller, ich stocherte rum.

"Nein, und ich weiß auch nicht, ob ich es ihm sage."

Sie schaupte. "Alle auf diesem Verdammten Erdball Denken das ihr zusammen gehört und hier hast du den Beweis!" Sie zeigte auf meine Bauch.

"Ich weiß nicht einmal ob ich es behalte."

Tanja sah von ihrem Teller hoch und vor sich, bevor sie ihre Gabel aus dem Mund nahm und mich ansah.

"Natürlich, wirst du es behalten!"

Ich sagte nichts und rollte einen der Hackbällchen in der Soße hin und her.

"Willst du mich verarschen?!"

Ich sah sie an und meine Stirn legte ein V zusammen. Ich verstand nicht wieso sie so reagierte.

"Was bist du so aggressiv?"

Sie strich sich kurz über die Stirn und seufzte tief und schwer, als würde ihr irgendwas auf der Seele liegen. Sie setzte sich ein Stück zurück und lehnte sich an mein Bettende an.

"Weißt du noch, dass ich mit 16 bei euch eingezogen bin?"

Ich nickte.

"Ich bin schwanger gewesen. Vorher."

Totenstille.

Selbst auf einem Friedhof hätte man mehr gehört.

Sie sah auf ihre perfekten Fingernägel und zupfte sich dran rum.

"Ich hab es von Anfang an gewusst und wollte nicht, dass mein Vater was erfährt. Der Erzeuger war natürlich schon längst weg. Ich wollte das Baby aber. Ich hatte mir schon ausgemalt, wie ich Baby Kleidung kaufe. Und das lief alles richtig gut, bis mein Vater den Mutterpass gefunden hatte." Sie hob die Hände in die Luft und mich zur Abtreibung zwang. Dann war das Märchen vorbei."

Sie knabbert nun an ihren Ärmeln herum und schluckte schwer.

"Tanja.. Wieso? Wieso hast du mir das nie gesagt! Wie lange waren wir da schon befreundet!? Vierzehn Jahre?!"

"Mari. Du hattest zu dem Zeitpunkt genug mit dem Mobbing in der Schule zu tun!"

"Das ist doch tota-"

Sie hob die Hand und ich wurde still.

"Jedenfalls bin ich danach abgehauen und zu euch."

"Welche Woche warst du?"

"In der Zwölften."

Ich starrte sie an und ich musste mich zusammenreißen, nicht zu weinen.

"Tanja, das ist.. Das war schon ein kleiner Mensch!"

"Wem sagst du das..Ich hab die Ultraschallbilder überall, in meinem Schlafzimmer, in meinem Fach im Auto, selbst bei Yoshi durfte ich eines lassen."

Nun fing sie auch das Weinen an.

"Yoshi und ich versuchen die ganze Zeit ein Baby zu kriegen, aber es funktioniert einfach nicht!" Sie ließ ihre Augen durch die Raum wandern und biss von innen auf ihre Lippen rum. "Ich hab Angst, dass bei der Abtreibung was schief gelaufen ist und ich nie ein Baby haben darf."

Ich hatte Probleme, nicht mit Tränen auszubrechen, was auch gar nicht gelang. "Bitte,lass mich wensigends Tante sein, ich wäre keine Vorbildliche Tante, wahrscheinlich würde das Kind mit 10 Schon wissen wie man ein Auto kurzschließt aber mach nicht den gleichen Fehler

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