Tag 1615 / 1616 - Die Stille der Königin

Noch niemals hatte ich Stille, als etwas beruhigendes empfunden. Doch nachdem mein Lämmchen sich ausgeweint hatte und eingeschlafen war, zog eine Ruhe ein, welche ich noch niemals erlebt hatte.
Sie begann mit dem leichten heben und senken ihrer Brust, welche nur durch ein gelegentliches Beben ihres Körpers unterbrochen wurde, die ihren weinen geschuldet waren.
Anschließend begann der innere Kreis Tenjiku's sich leise zu unterhalten und dann nach und nach davon zu zischen.
Mit der Zeit verließ auch meine Familie, mein Zuhause und wenn doch jemand nach dem rechten sah, dann tat er dies auf leisen Sohlen und ohne ein Wort zu sagen.
Sodass mein Lämmchen und ich, in vollkommener Stille alleine gelassen wurden.
Einer willkommene Stille.
Einer beruhigende Stille.
Einer über die Maßen heilenden Stille.
Sie legte sich wie Balsam auf unsere geschunden Seelen und fügte alle Teilchen - mit ihrer lautlosen Art, an ihren richtigen Platz.

Als wüssten wir tief in inneren, dass diese Stille ihre Arbeit einstellen und verschreckt davon huschen würde, sobald ein Ton über unsere Lippen drang, versuchten wir jedes noch so kleine Geräusch, zu vermeiden. Selbst als mein Mädchen wieder wach wurde, sagten wir nichts.
Lange Zeit saßen wir einfach nur da und während sie an meiner Brust gekuschelt dalag, strich ich ihr sanft über ihre zarte Haut. Bis ich aus Angst - dass unser knurrender Magen sich zu Wort melden und mit seinem Krach die Stille verscheuchen würde, vorsichtig Aufstand und uns so leise wie möglich, etwas zu essen zubereitete. Mein Lämmchen verfolgte jede meiner Bewegungen, doch auch sie machte keinen Mucks.
Machte sich nicht über meine Kochküste lustig oder sagte das sie gehen wollte. Sie sah einfach nur zu. Geradezu friedvoll.
Wir aßen schweigend und anschließend nahm ich sie bei der Hand und führte sie nach oben in mein Zimmer. Dort ließ ich sie kurz stehen, um mir einen Stuhl zu besorgen. Neugierig sah sie mir dabei zu, wie ich erst diesen vorsichtig in meine Dusche stellte und sie anschließend wieder bei der Hand nahm und auf den Stuhl setzte.
Beinah wäre mir ein Lachen über meine Lippen gerutscht, als sie skeptisch eine Augenbraue hob und mich dabei beobachtete, wie ich mich meiner Kleidung - bis auf die Boxershorts, entledigte.

Schmunzelnd sahen wir einander an, während mir unendlich viele Sprüche durch den Kopf gingen, doch keiner war es Wert die Stille zu verscheuchen, weshalb ich mich hinter sie stellte und den Duschkopf in die Hand nahm. Vorsichtig stellte ich das Wasser an und prüfte die Temperatur, bevor ich sanft aber bestimmt ihre Stirn packte und ihren Kopf ein wenig zu mir nach hinten beugte. Gerade soviel das ihr ihre Wunde keine Schmerzen bereitete, doch soweit das ihr Verband nicht nass werden würde. Das Wasser zu meinen Füßen, nahm eine verabscheuungswürdige Farbe an, als ich begann ihr Haar zu waschen, sodass ich es vermied hinunter zu schauen.
Das getrocknete Blut ließ sich schwieriger entfernen als gedacht, doch nachdem ich ihr Haar ein drittes Mal wusch, verschwand es endlich.

Zufrieden griff ich nach vorne und öffnete die Knöpfe des Hemdes, welches sie noch immer trug. Ich glaubte das dieses Sanzu oder Ran gehörte, weshalb ich beschloss es im Anschluss zu verbrennen.
Skeptische türkisfarbene Augen trafen meine, als ich die Knöpfe unterhalb ihres Bauchnabels öffnete, doch ließ sie mich ohne ein einziges Wort gewähren. Vorsichtig strich ich das Hemd von ihre Schultern und entblößte die gesamte Qual, welche sie erdulden musste. Keuchend atmete ich ein und presste im Anschluss meine Augen und Lippen aufeinander. Einerseits um mich selbst einen Narren zu schimpfen, da ich beinah unsere Stille zerrissen hätte und anderseits um mich zu sammeln. Unter all den Wunden sah ich Dinge - Narben, welche mir zuvor nicht aufgefallen waren. Sie zeigten ein Martyrium auf, welches Jahre zurück lag, doch noch so frisch in meiner Erinnerung eingebrannt war, als hätte dieses Ereignis erst gestern meine Welt in Schutt und Asche gelegt. Ich wusste um die Narben, doch sie mit eigenen Augen zu sehen, war etwas völlig anderes. Besonders da ich nicht wusste, dass es sich um solche Narben handelte.
Ich öffnete die Augen und zwang mich um sie herum zu gehen. Dort ging ich in die Knie und während das Wasser im Hintergrund auf dem Boden prasselte, bettete ich meinen Kopf auf ihre Oberschenkel.

Meine Augen trafen ihre, in welchen sich eine Resignation spiegelte, die mir einen kalten Schauer über den Körper bescherte. Ich steckte meine Hand nach ihrer Wange aus und strich über ihre helle Haut. Lockte ein Licht hervor, welches die Resignation Vertrieb und Tränen in ihren großen Augen sammelte. Tränen welche ich willkommen hieß, auch wenn sie mir das Herz brachen. Sollten sie mich doch zerstören. Mich ertränken. Solange mein Lämmchen nur ein wenig Licht wieder in ihrem Leben zuließ, würde ich mit Freuden untergehen. Würde jede Rettungsleine durch meine Hände gleiten lassen und mit einem Lächeln auf den Lippen sterben.

Als die erste Träne ihre Wange hinab lief, schenkte ich ihr ein vorsichtiges Lächeln, bevor ich mich vor beugte und das Wort - welches auf ihre zarte Haut prangte, küsste. Ich wollte das sie wusste, dass mich dies nicht abschreckte. Das nichts im Universum mich jemals davon abhalten könnte, ihren Körper anzubeten. Das ich sie immer wunderschön finden würde. Ganz gleich was ihren Körper zeichnete. Denn weder alter noch Wunden, könnten jemals etwas ihrer Perfektion anhaben. Sie war ein Wunder für mich. Ein absolut atemberaubendes Wunder. Und nichts und niemand könnte in alle Ewigkeit etwas daran ändern, ganz gleich zu welchen Mitteln er griff.

Ein Schlurzen erschütterte ihren zierlichen Körper und noch ehe ich wieder zu ihr empor blicken konnte, schlangen sich ihre Arme um mich.
Und plötzlich - bevor ich begriff, was hier geschah, lagen ihre Lippen auf meinen.
Meine Welt stand still.
Alles in mir kam zu erliegen.
Etwas explodierte.
Funken sprühten und kleine Lichter entfachten ein Inferno in mir, dass die Dunkelheit in mir zerfraß.
Überall war plötzlich Licht und verschlang die Finsternis, welche sich um meine Eingeweide geschlungen hatte. Wärme durchflutete meinen Körper und kleine elektrische Schläge zwangen meinen Körper zu handeln. Und noch bevor mein Geist wirklich begriff, erwiderte ich den Kuss.
Vorsichtig.
Unendlich zärtlich und mit einer Erfurcht, die seines gleichen suchte.
Meine Hände zitterten, als ich ihr Gesicht in meine Hände nahm und den Druck unserer Lippen erhöhte. Sanft strich meine Zunge über ihre Unterlippe und bat um Einlass, welchen sie mir sogleich gewährte.
Pures Glück durchströmte mich, als ich sie hochhob und ihre Beine sich um meine Taille schlangen. Ich trug sie zu meinem Bett, ohne dem rauschen der Dusche Beachtung zu schenken.

Ohne eine Millisekunde von ihren Lippen abzulassen, legte ich sie auf mein Bett. Ihre Finger wanderten federleicht meine Brust hinab. Vorbei an meinen Herzen, welches immer nur für sie schlagen würde, hinunter zu meinem Bauch, in dem sich Schmetterlinge eine Schlacht lieferten, zu Gefilden, welche mich dazu veranlassten unseren Kuss zu unterbrechen. Als sich unsere Augen trafen, sah ich eine Ruhe in ihren Augen, die auf mich überschwappte.
Da war keine Angst.
Keine Reue.
Keine Unsicherheit und auch kein Zögern.
Nur eine Bitte stand in ihnen.
Eine Bitte, die sich in mein Herz Schnitt.
Eine Bitte, die sich durch mein Fleisch zwängte und in ihr eindrang, als handle es sich um meine eigene.
Sie machte sich dort breit, bis ich selbst nichts anderes mehr spürte, als sie.
Eine Bitte um Nähe.
Eine Nähe, welche nur ich ihr geben konnte.
Eine Nähe, welche ohne Worte auskommen konnte.
Eine Nähe, welche ich ihr nur bereitwillig gab.

Wer am Ende wem die letzten Reste seiner Kleidung entledigte, ob nun ich alles verschwinden ließ oder ob sie mir dabei half, verschwand aus meiner Erinnerung, doch war es auch unwichtig.
Bedächtig strich ich mit dem Handrücken von ihrer Wange hinab. Huldigte jede Kurve ihres Körpers und verschlang alles mit meinen Augen. Ich kannte jede Biegung, jede Farbe, die ihren Körper zierte, doch waren die kleinen Unebenheiten neu für meine Fingerspitzen. Sie zeichneten jede dieser feinen Linien nach und machten auch selbst vor den erhabensten und breitesten keinen Halt. Sie fuhren die Buchstaben nach, welche sich unterhalb ihres Bauchnabels befanden und sich von einer Seite ihrer Taille zur anderen Seite erstreckten. Ich hauchte kleine Küsse auf ihre Narben, welche sie als Kriegerin auszeichneten. Nicht viele hätten das durchgestanden, was sie ertragen musste und auch wenn ihre Seele einen erheblichen Schaden davon getragen hatte, hatte sie überlebt und eine Stärke daraus gewonnen, für die sie noch blind zu sein schien - doch ich sah sie.
Sah alles.
Sah sie.
Meine Kriegerin.
Meine Göttin.
Mein Lämmchen.

Erst als ich bei ihren Knien ankam, sah ich ihr wieder in die Augen. Mein Mädchen hob ihre Hand und legte sie an meine Wange. Bevor diese weiter wandern konnte, neigte ich meinen Kopf, um mich in ihre Berührung zu schmiegen. Ich küsste ihre Handfläche und schloss die Augen, um ihren Duft ganz tief in mich einzusaugen. Sie zu inhalieren, damit sie immer ein Teil von mir blieb, erst als ich sicher war, dass ich ihren Duft tief in mich eingeschlossen hatte, sah ich ihr wieder in die Augen.
Und was ich sah, war nichts anderes als mein Lämmchen.
Keine Königin.
Kein verängstigtes Mädchen.
Einfach nur mein Lämmchen.
Da war sie.
Nur für mich.

Ich nahm ihre Hand in meine und legte sie auf meinem Herzen ab. Drückte sie dagegen, damit sie spürte wie es für sie schlug.
Damit sie mich spürte.
Damit es wieder so war, wie es sein sollte.
Nur wir.
Mein Lämmchen und ich.
Unsere Blicke trafen sich und hielten sich fest.
Verschmolzen ineinander, bevor ich ihre Hand loslies und ihre andere nahm. Unsere Finger verflochten sich, als ich mein Gewicht verlagerte.
Nocheinmal suchte ich in ihren Augen nach einem Zögern, doch konnte ich in ihnen nur Dinge finden, die ich verloren geglaubt hatte.
Ein zittriger Atemzug entwich mir, als ich ihre Hand drückte und unendlich langsam in sie eindrang. Erst als ich vollständig in ihr war, verringerte ich den Druck unserer Hände.
Die ganze Zeit sahen wir uns in die Augen. Gab ihr Zeit sich an mich zu gewöhnen und mir - nicht vor puren Glück sie wieder so nah zu spüren, keinen Kickstart abzulegen.

Mein Herz hämmerte und Schweiß bildete sich auf meinen Körper, während ich ihn zwang still zu bleiben. Erst als ich mir sicher war, dass alles in Ordnung war, zog ich mich etwas zurück um sanft in sie zu stoßen. Ihre Lippen teilten sich, doch in ihren Augen las ich nichts als vollkommenes vertrauen. Wieder zog ich mich zurück und stieß ein weiteres Mal vorsichtig zu. Das leise Geräusch das ihre Lippen verließ, schickte eine weitere Wärmewelle durch mich hindurch, sodass ich abermals Mal zustieß und dieses Gefühl auskostete, bevor ich in einen sanften Rhythmus verfiel.
Ich legte meine Stirn auf ihre, ohne ihre Augen freizugeben.
Unser Atem vermischte sich, während wir uns ineinander verloren.
Nichts anderes existierte mehr, außer uns.
Da waren nur mein Lämmchen und ich.
Genauso wie es immer sein sollte.
Da war keine Angst.
Kein Misstrauen.
Keine Fragen.
Nichts und niemand existierte mehr, während wir mehr und mehr miteinander verschmolzen.
Bis aus sie und ich, nur noch eins wurde.
Ein Körper.
Ein schlagendes Herz.
Eine Seele.
Bis wir aus nichts als reinem Licht bestanden.
Einem Licht, dass keiner Finsternis etwas anhaben konnte.
Einem Licht, welches die Stille ablöste und unsere Seele schneller heilte, als das wir es in unser beschrenkten Wahrnehmung jemals erfassen könnten.

Ich konnte nicht mehr sagen, wann die Sonne aufgegangen und wieder untergegangen war oder wie oft wir uns geliebt hatten, doch auch nachdem, ließen wir einander nicht los. Wir lagen einfach da und sahen den jeweils anderen an. Ließen unsere Fingerspitzen über Haut gleiten, unsere Lippen miteinander tanzen und verschmolzen wieder zu einem Wesen.
Voller Vertrauen und unglaublich zärtlich. Ließen uns nicht hetzen und sprachen kein Wort. Doch das brauchten wir auch nicht.
Wir brauchten nur einander und das gaben wir uns, aus freien Stücken und in einer Intensität, welche uns verglühen ließ. Doch aus dieser Asche stiegen wir wieder auf, nur um aufs neue in diesem Rausch zu sterben. So oft, bis all die dunklen Schatten - welche auf unserer Seele lagen, damit verschwanden und wir ohne einen Fleck auf der Seele wieder auferstanden.
Rein und vollkommen.

Das Zwitschern der Vögel, riss mich aus dem erholsamsten Schlaf, welchen ich seit knapp fünf Jahren hatte. Das erste was ich war nahm, war ein himmlischer Duft, welchen ich auch in mehrere Millionen Jahre ohne hinzusehen, meinen Lämmchen zuordnen könnte. Tief sog ich ihn auf, bevor meine Finger über ihre weiche Haut strichen. Sie gab einen niedlichen Laut von sich, der mir bedeutete, dass auch sie aus ihrem Schlaf erwachte.
"Manjiro" ,kam es ihr leise und verschlafen über die Lippen, doch versetzten diese drei Silben mein Herz in Aufruhr, sodass jeglicher Schlaf von mir abfiel.
"Ich bin da, Lämmchen" ,hauchte ich genauso leise, worauf sie sich zu mir umdrehte. Sie kuschelte ihr Gesicht an meine Brust und während sich ein kleines Lächeln auf ihre Lippen stahl, machte sich ein so breites Grinsen auf meinem Gesicht breit, als hätte man mir erklärt ich - ach was, es gab kaum etwas besseres als diesen Namen über ihre Lippen rollen zu hören, außer vielleicht wenn sie mir sagte, dass sie mich liebte.

Ich biss mir auf meine vor Stolz verzogen Lippe und zog sie noch enger an mich. Doch mein Blick verschwamm zu einem verträumten Ausdruck, als ich auf ihre Locken hinunter sah. Da waren sie wieder. Sie kamen schon gestern Nacht. Brachen wie das Licht in uns hervor. Waren ein Sinnbild für das was gestern geschehen war.
Zeigten mir das auf, was wieder in mein Leben getreten war.
Ehrerbietig hob ich meine Hand und schnappte mir eine ihrer Haarsträhnen. Sah dabei zu, wie sie sich um meinen Finger wickelte. Genoss ihre seidigkeit auf meiner Haut und ließ sie wieder zurück springen, nur um sie sogleich wieder einzufangen.
"Spielst du schon wieder mit meinem Haar!?"
Ein amüsiertes Schnaufen entführ mir. Ihre Stimme klang so unfassbar niedlich, wenn sie geschlafen hatte. Noch viel niedlicher als ohnehin schon. Ich liebte ihre Stimme, aber mehr noch ihr Haar, weshalb ich mich hinab beugte und einen Kuss auf ihre schwarze Locke drückte.

"Ich dachte ich sehe sie nie wieder" ,gab ich mit einem Hauch Melancholie in der Stimme zu, worauf sie blinzelnd die Augen öffnete.
Einen Moment sahen wir uns einfach nur an, bevor sie weiter so leise sprach, wie wir es schon die ganze Zeit taten.
"Sie waren immer da" ,drang es ihr wispernd über die Lippen. So leise, dass ich sie fast nicht verstanden hätte. Ich atmete tief ein. Sie hatte Recht. Sie waren immer da, nur hatte sie diese vor aller Augen versteckt. Selbst ihren Haaren eine Maske aufgesetzt, um nichts von ihrem wahren ich Preis zu geben.
"Das waren sie... doch fiel es mir schwer sie zu sehen" ,gab ich leise zu.
"Und genauso sollte es sein."
Irritiert von dieser Aussage, runzelte ich die Stirn.
Sollte es sein?
Ihre Worte krallten sich in mein Herz. Gruben sich in Wunden, die ich verschlossen geglaubt hatte.
Was soll das heißen?
Heißt das du willst sie immer noch verbergen?
Dich verstecken?
Die Königin Regieren lassen?

Doch kein Wort drang über meine Lippen. Zu groß war die Angst vor ihrer Antwort. Ich wollte nicht zulassen, dass ihre möglichen Worte Wirklichkeit wurden.
Das sie wahr wurden.
Greifbar.
Wollte nicht zulassen, dass die Angst wieder ihre Finsternis über mein Herz legen konnte.
Wollte es schützen.
Weshalb ich sie wieder fester in meine Arme zog und mein Gesicht in ihre Locken vergrub.
Locken die mir sagten, dass sie hier war.
Mein Lämmchen.
Nicht die Königin.
Und darauf konzentrierte ich mich.
Wollte nicht an dieses kalte Wesen denken, welches ich sich zuletzt blutend am Boden befunden hatte. Wollte nicht die Möglichkeit in meine Gedanken schleichen lassen, dass sie überlebt hatte und mein Lämmchen bereitwillig wieder hinter ihr verschwand.
Das konnte und wollte ich nicht zulassen.
Niemals.

Und so lag ich noch lange mit meinem Lämmchen einfach in meinem Bett und genoss ihre Nähe. Wir liebten uns noch bis zum nächsten morgen. Verbannten unsere Worte wieder hinter Mauern aus Schweigen, bis die Stille wieder einzog und sich mit dem Licht verband, um uns zu heilen. Einzig das Rauschen des Wassers, welches immer noch aus meinen Badezimmer zu uns schwoll, verband sich mit den Geräuschen, wenn sich unsere Lippen teilten oder unsere Körper sich verwoben.
Es mischte sich mit unserem Atem und begleitete unser Keuchen, bis es sich zu einer Melodie zusammensetzte, welche unsere Herzen und unsere Seelen einlulte.
Kein einziges Wort drang mehr über unsere Lippen, denn wir wussten das diese Worte nur zerstören würden, was wir gerade heilten.
Sie würden alles wieder mit Kälte und Dunkelheit überziehen, um unser Licht zu ersticken.
Und davor hatte ich Angst.
So eine entsätzliche Angst, welche nur die Wärme meines Mädchens vertreiben konnte.
Eine Angst die sich um meine Eingeweide wickelte und drohte mich zu zerbersten.
Doch ich wollte diese Angst nicht zu weit vordringen lassen.
Auch wenn ich wusste das es sinnlos war.
Denn diese Angst kam mit einer Gewissheit und einer alles zermalenden Überzeugung, dass uns nur das hier bleib.
Das sobald wir die Zuflucht meines Bettes Aufgaben, uns die nackte und eiskalte Realität einholen würde.

Ich sah es in ihren Augen.
Spürte es in ihren küssen.
Es war nur dieser Moment.
Dieser Moment, in welchen sie in meinen Armen lag.
Nur dieser, war uns vergönnt.
Nur diesen einen kleinen, winzigen, zerbrechlichen Moment, würde uns die Königin gönnen.
Den sie schlummerte schon in ihren Augen.
Den Augen meines Lämmchens.
Wartete auf ihren Auftritt.
Bereit wieder die Kontrolle zu übernehmen.
Und auch wenn ich fragen wollte warum, so begleitete uns nur die Stille.
Die Stille der Königin.
Und ich begrüßte sie.
Sei es auch nur für diesen Moment.

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