Tag 1587 - Der Scharfschütze
Seit mich die Nachricht erreicht hatte, dass meine Schwester entführt wurde, lief alles drunter und drüber. Was jedoch hauptsächlich daran lag, dass Ken-chin völlig ausflippte und wir ihn erstmal wieder runter bringen mussten. Dies klappte jedoch nur, weil er nicht Mal wusste, wo er nach ihr suchen musste. Auch wir anderen waren in heller Aufregung, da es sich bisher noch nie jemand getraut hatte, eines unser Mädchen anzurühren.
Bei den Entführern handelte es sich anscheind um eine neue Gang, welche sich dadurch erhoffte Toman auszuradieren. Sie hatten meine Schwester aus ihrem Kosmetikstudio entführt und dafür zwei unserer Mitglieder kalt gemacht, um an sie heran zu kommen. Dies konnten wir den Videoaufnahmen der Überwachungskameras des Studios entnehmen. Nachdem wir die Bilder ausgewertet hatten, schickte Chifuyu diese durch die Datenbank und hatte bei drei von ihnen Treffer erzielt. Es handelte sich um Kleinkriminelle, die bis auf ein paar Drogendilikten und einen bewaffneten Banküberfall - bei welchem die drei geschnappt und verknackt wurden, nichts vorzuweisen hatten. Eigentlich kleine Fische für uns, doch hatten sie sich anscheind schon länger den Plan zurecht gelegt, wie sie an meine Schwester und somit an mich heran kamen, denn sie gingen sehr ruiniert vor. Es dauert auch nicht lange, bis sie sich telefonisch bei uns meldeten.
Die Entführer wollten siebenhundermillion Yen in bar und ein Videostatement in welchen wir Zugaben, dass nun ihre Gang das sagen hatte und Toman sich zurück ziehen würde. Andernfalls würden sie meine Schwester töten und ihre Leiche in kleinen Päckchen verpackt, zu uns schicken. Dies erzürnte einige unserer Mitglieder so sehr, dass sie meinten das wir keine Schwäche zeigen und Emma einfach opfern sollten, um damit zu zeigen, dass Toman in keiner weise angreifbar war. An diesen jetzt Ex- Mitgliedern, durfte sich Ken-chin austoben, bevor wir sie rausschmissen. Dies half meinen Vize sichtlich sich ein wenig zu beruhigen und schlug für uns etwas Zeit raus, einen Plan auszutüfteln, ohne das wir den Riesen im Zaum halten mussten. Natürlich wollten wir nicht auf ihre Forderungen eingehen, doch noch weniger wollten wir das Leben meiner Schwester und ihres ungeborenen Kindes riskieren.
Dies ließ uns nicht viel Handlungsspielraum, weshalb ich mich bei Izana meldete und dort um die Unterstützung seines Scharfschützen verlangte.
Dieser war weit und breit darin bekannt, dass er sein Ziel immer perfekt traf. Sollte er einen ins Visier nehmen, starb man ohne das man überhaupt wusste, dass man in Gefahr war. Schnell und lautlos. Doch würde es bei der Übergabe alles andere als schnell und lautlos von statten gehen. Der Scharfschütze sollte alle bis auf einen ausschalten, welchen wir uns anschließend vorknöpfen würden, um auch den Rest dieser möchtegern Gang den Erdboden gleich zu machen.
Doch war dieser Scharfschütze auch äußerst teuer, wenn er außerhalb Tenjiku's agierte.
So hatte mir Izana mitgeteilt das er diesen erst fragen würde, ob er den Job annehmen wollte.
Ich bot dem Scharfschützen das Lösegeld welches für Emma's Übergabe bereit stand und Izana forderte einen Gefallen, falls jener zusagen sollte.
Das dieser seinen Scharfschützen nicht einfach den Auftrag befahl, zeige welch hohen Stellenwert dieser innerhalb der Gang genoss. Es machte mich wahnsinnig, dass wir auf eine Antwort von besagten Scharfschützen warten müssten, weshalb ich das Angebot auch deutlich höher setzte als üblich, damit dieser auf jeden Fall annahm. Ohne ihn, würden wir dies nicht heil über die Bühne kriegen, da wir unbewaffnet kommen müssten, sonst würden sie Emma direkt töten. Natürlich waren dies erstmal nur Drohungen und sie waren sicher nicht so dumm, ihr einziges Druckmittel gegen uns einfach so zu beseitigen, dennoch wollten wir nichts riskieren. Nicht bei meiner Schwester oder einenes unserer anderen Mädchen.
Als Izana endlich zurück rief und verkündete das der Scharfschütze das Angebot annehmen würde, jedoch keinerlei Bezahlung wollte, waren wir alle baff. Izana hingegen bestand weiterhin auf seinen Gefallen, da nach seiner Aussage dieses Arrangement ohne ihn nicht zustande gekommen wäre. Selbstverständlich sagte ich dennoch zu.
Die Zeit drängte als wir in den Wagen stiegen, da wir uns zuvor noch mit den Scharfschützen treffen mussten. Wir hatten uns entschieden nur mit den inneren Kreis zum Übergabeort zu fahren und den großen Wagen zu nehmen, in welchen wir alle hinein passten.
Auch wenn es uns lieber gewesen wäre mit unseren Bike's zu fahren, wollten wir Emma dies nicht zumuten und falls etwas schief lief, war dieses Auto kugelsicher.
Als wir am Treffpunkt - unweit des Übergabeortes, ankamen wo wir uns mit den Scharfschützen treffen sollten, stand dort nur ein Sportwagen, an welchen die Haitani Brüder lehnten.
"Also ist einer von euch beiden der Scharfschütze" ,begrüßte Takashi die beiden skeptisch, worauf Ran der gerade lässig an einer Zigarette zog, diese in hohen Bogen wegschmiss und auf uns zu trat. Sein Bruder tat es ihm nach und noch bevor Ran den Zigarettenqualm komplett ausstieß, war Rindou schon an seiner Seite.
"Nein" ,erwiederte der ältere Haitani nur gelangweilt, "wir waren nur eher am Treffpunkt, doch sollten sie bald hier sein" ,setzt er ruhig nach, wobei sein Bruder frech zu uns grinste. Ich wusste nicht was es da so blöde zu Grinsen gab, doch ignorierte ich dies einfach, da es jetzt wichtiges gab.
"Sie?" ,harkte Pah skeptisch nach, worauf die Haitani's sich angrinsten.
"Ja, Sanzu und unser Scharfschütze" ,beantwortete dieses Mal Rindou die Frage. Daraufhin nickte ich verstehend und sah mich ein wenig um.
Wir befanden uns in einer sehr verlassen gegend. Hier in der Nähe wurde mein Lämmchen beinah von ihren Stalker entführt. Damals kam ich noch rechtzeitig mit meinen Jungs, doch als sich dies einige Zeit später wiederholte, war ich nicht zur Stelle gewesen. Dieser Ort erinnerte mich daran, dass ich versagt hatte.
Doch egal was ich tat oder wo ich mich befand, immer erinnerte mich etwas an mein Lämmchen und auch wenn die Erinnerungen zunächst schön waren, so schweiften sie immer zu schrecklichen ab.
Die Haitani Brüder waren gerade dabei uns den Ablauf zu erklären, als diese wohl merkten, dass ich nicht ganz bei der Sache war.
"Hört der uns überhaupt zu?" ,fragte Rindou pikiert in die Runde, worauf ich langsam meinen Kopf wieder in ihre Richtung drehte.
"Hey, ich dachte es geht hier um deine Schwester" ,setzte dieser nun an mich gewandt nach, worauf ich ihn nur eindringlich ansah und sein älterer Bruder amüsiert schnaufte.
"Gott, du bist anscheind wirklich so fertig, wie man es sich erzählt" ,behauptete Ran nun, während er sich eine neue Zigarette aus einer Schachtel zog. Der jüngere Haitani lachte kurz und verächtlichen, worauf beide warnende Blicke und einige drohende "Oi's" meiner Jungs ernteten.
Daraufhin hatten die Brüder nur ein überhebliches augenrollen für uns übrig.
"Um das Mal klar zu stellen..." ,begann der ältere der Brüder, wobei er sich seine Zigarette anzündete, "...wir sind hier, um euch einen Gefallen zu tun. Wi-..." ,versuchte er uns weiter zu bequatschen, doch wurde er Rüge von Ken-chin unterbrochen.
"Ihr seid hier, weil euer König dafür einen Gefallen fordert und weil das euer Job ist, nicht aus Gutmütigkeit oder Nächstenliebe, also lass dieses Gelaber Ran!" ,fauchte er diesen an.
"Stimmt, aber soweit ich weiß tut dies unsere Königin aus Nächstenliebe und wir sind nur ihredwegen hier und nicht wegen unserem König" ,wollte Ran sich und seinen Bruder rechtfertigen.
"Was zum Teufel hat denn eure Königin damit zu tun?" ,wollte Pah nun verwundert wissen, worauf sich die beiden Brüder wieder blöde angrinsten.
"Gott das nervt!" ,kommentierte mein bester Freund ihr Verhalten und sprach damit das aus, was ich und sicher auch die anderen dachten.
"Sie hat sich nunmal entschieden euch zu helfen und wenn sie befiehlt, führen wir aus" ,erklärte Ran, nachdem er einen so langen Zug von seiner Zigarette nahm, dass ich daran zweifelte dass es sich bei dessen Inhalt nur um Tabak handelte. Doch ließ der Geruch, nach nichts anderem schließen.
"Und was hat eure angebliche Königin dazu veranlasst?" ,wollte Chifuyu nun von ihnen wissen und spielte damit an, dass diese wie einigen Gerüchten zufolge gar nicht existierte.
Doch Gerüchte gab es über diese Königin zu hauf, da niemand außer der innere Kreis Tenjiku's sie zu kennen schien. Deshalb war es nicht weiter verwunderlich, dass einige böse Zungen behaupteten, dass diese nur ein Hirngespinst war. Jedoch behaupteten auch einige sie Mal erblickt zu haben und das diese so wunderschön sei, dass Izana sie versteckte, damit sie ihm niemand stahl. Andere erzählten wiederum das sie so hässlich wäre, dass Izana es peinlich sei, mit ihr gesehen zu werden. Und wieder andere meinten, dass es sich bei der angeblichen Königin um einen Mann handelte, der Izana sehr nahe stand. Doch ganz gleich ob es sich um Kakucho oder sonst wen handelte, so glaubte ich nicht das Izana sich diese nur ausgedacht hatte, denn dafür sah ich keinerlei Grund seinerseits.
"Das angeblich kannst du streichen" ,behauptete der jüngere Haitani, "und was sie dazu veranlasst hat, müsst ihr unsere Königin schon selber Fragen" ,setzte er überheblich nach.
"Dazu müsste sie erstmal in Erscheinung treten" ,meinte Nahoya beiläufig, während er sich nun ein wenig umsah, "ist dass das Gebäude, von welchem euer Scharfschütze agieren möchte?" ,wollte er dann von den Haitani's wissen, wobei er auf ein leer stehendes Hochhaus in unseren Rücken deutete. Dieses war weit und breit das höchste Gebäude im Umkreis und bot sicher eine gute Sicht, auf den Übergabeort. Nur gab es einen entscheidenen Harken, welchen nun Ken-chin erläuterte, bevor die Brüder antworten konnten.
"Das Gebäude ist beschissen weit weg" ,kam es angepisst von meinem Vize.
"Und genau so soll es sein" ,konterte Rindou, während sein Bruder wieder an der Kippe zog. Skeptisch hob Ken-chin eine Augenbraue, wobei er Pah mit der flachen Hand, an dessen Brust zurück hielt, als dieser aufgebracht auf die Haitani's zustampfen wollte.
"Ihr wollt doch sicher nicht, dass wir bemerkt werden und sie eure geliebte Emma wieder einpacken" ,kam es von Ran süffisant grinsend, bevor er auch diese Zigarette in hohen Bogen von sich weg warf.
"Schon klar, aber bringt uns das auch nicht viel, wenn euer Scharfschütze daneben schießt, weil er zu verfickt weit weg ist! Emma muss um jeden Preis, da raus geholt werden und das klappt nur, wenn euer Scharfschütze die elenden Flachwixxer kalt macht, bevor diese auch nur zucken können" ,gab mein bester Freund ungehalten von sich.
"Keine Sorge, von diesem Gebäude aus, kann sie ihr Ziel dennoch punktgenau treffen, also macht euch nicht ins Hemd. Und außerdem macht es ohne ein wenig Action, auch kein Spaß" ,erwiederte der ältere Haitani gelassen, worauf einige verwunderte "Was?" ,zu hören waren.
"Sie?" ,harkte Ken-chin genauer nach, was wir alle so verstanden hatten.
"Genau. Sie!" ,erklärte Rindou frech grinsend, "gibt es damit etwa ein Problem?" ,wollte er dann von uns wissen, worauf er uns einmal in der Runde, herausforderungend in die Augen sah. Es kam mir vor, als weilte sein Blick einen Moment länger bei mir, als bei allen anderen. Doch das konnte auch nur Einbildung sein oder einfach daran liegen, dass ich der Boss Toman's war, aber vielleicht auch weil ich die gesamte Zeit über so still war.
Doch auch wenn es so war, so ließ mich das ganze dennoch nicht kalt. Ich hatte Angst um meine Schwester und um ihr Baby, doch konnte ich mich auch nicht zu sehr damit befassen, wenn ich wenigstens in irgendeiner Form funktionieren sollte. Dachte ich zu sehr darüber nach, so drohte ich zusammen zu brechen, weshalb ich versuchte mich so wenig wie möglich und nur so viel ich musste, damit zu befassen.
Aktiv an diesen Gespräch teilzunehmen, hätten die Zahnräder in meinen Hirn, zu sehr in Gang gesetzt. Sobald wir dies alles überstanden hatten, konnte ich mich erst emotional damit befassen.
"Nein, kein Problem. Nur dachten wir es handelte sich dabei um einen Mann" ,erklärte mein Vize den Brüdern.
"Also gibt es bei euch doch mehr als eine Frau in der Gang" ,meinte Pah nun dazu, obwohl dies nicht weiter von Belang war. Es war mir gleich, ob Izana eine oder hundert Frauen in Tenjiku aufnahm. Nur weil wir es nicht taten, musste dies nicht für andere Gangs gelten.
"Nein, es gibt nur eine" ,informierte Ran uns nun, worauf ich meine Stirn in Falten zog und einige in meiner Familie es genauer wissen wollten.
"Also ist eure Königin doch keine Frau?" ,warf Nahoya fragend ein und meinte dann nickend zu uns, "ich sagte doch, es ist sicher Kakucho"
"Unsere Königin ist eine Frau" ,gab Rindou leicht verärgert von sich, worauf ihn sein Bruder beruhigend auf die Schulter schlug und zeitgleich ein Motorengeräusch zu vernehmen war.
Ein Blick über die Schulter, verriet das ein schwarzer Sportwagen auf uns zu steuerte.
"Keine Sorge, dass ist unsere Königin mit dem Hofnarr" ,gab Ran grinsend von sich, während er das näher kommende Auto fixierte.
"Lass das Sanzu besser nicht hören" ,riet Rindou seinem Bruder, worauf der Wagen an uns vorbei fuhr und neben den Haitani's hielt.
"Also ist eure Königin und euer Scharfschütze, ein und die selbe Person?" ,wollte Chifuyu noch von den beiden wissen, als die Tür aufschwang und ein pinkhaariger Sanzu zum Vorschein kam, der sogleich zu Beifahrertür eilte, während die Brüder Chifuyu zustimmten.
"Und wie sollen wir sie jetzt ansprechen? Etwa mit meine Königin? Sicher nicht!" ,kam es abfällig von Pah, worauf die Brüder wieder grinsend zu uns sahen. Sanzu hatte die Tür geöffnet und seine Hand zum Ausstieg unterstützend gereicht. Wie ein Butler der einer Dame aus der Kutsche half, schob sich die eine zarte Hand in Sanzu's.
"Oh, ich bin mir sicher, dass euch auch andere Namen einfallen, wie ihr sie ansprechen könnt" ,kam es amüsiert von Ran, als die Königin Tenjiku's aus den Wagen stieg.
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