Tag 1587 - Benommen
Es war nicht das erste Mal in meinen Leben, dass ich mir den Kopf darüber zermatterte, ob ich mir alles nur eingebildet hätte. Doch jedes Mal wenn dies vor kam, hatte es mit meinen Lämmchen zu tun. Damals als sie mir einreden wollte, ich hätte unsere Momente nur geträumt. Als wäre unser erster Kuss nicht geschehen. Doch auch wenn sie mir dieses Mal nicht weiß zu machen versuchte, dass dies alles nur ein Hirngespinst war, so kam es mir dennoch unwirklich vor.
Es kam mir unwirklich vor, dass sie mit einen Sportwagen praktisch vor meinen Füßen gehalten hatte und somit wieder in mein Leben getretten war.
Es kam mir unwirklich vor, dass sie der Scharfschütze und auch noch Tenjiku's Königin sein sollte, von dennen man zahlreiche Gerüchte gehört hatte.
Es kam mir unwirklich vor, dass sie nur eine halbe Stunde entfernt von mir, in Yokohama leben sollte.
Es kam mir unwirklich vor, dass wir nicht ein einziges Lebenszeichen von ihr gehört hatten, obwohl wir hin und wieder mit Tenjiku zu tun hatten.
Es kam mir unwirklich vor, dass sie mit den engsten Kreis Tenjiku's unter einen Dach leben sollte und uns nicht Mal eine Nachricht zukommen ließ, dass es ihr gut ging.
Und es kam mir unwirklich vor, dass sie uns half, ohne eine Gegenleistung zu verlangen und dann sofort wieder verschwand, ohne uns nochmal zu sehen.
All das war so weit ab von dem, was ich mir ausgemalt hatte, dass sich mein Hirn dagegen sträubte, es zu verarbeiten.
Und so stand ich endlos lange an der Ecke und blickte auf den Asphalt, als würde durch reine Willenskraft der Sportwagen mit meinen Lämmchen, wieder vor mir auftauchen.
Ich stand so lange dort, bis meine Lunge nicht mehr pfiff.
Bis mein Herz aufhörte zu hämmern.
Bis meine Schusswunde nicht mehr brannte.
Bis meine Muskeln nicht mehr zitterten.
Bis der Schweiß auf meiner Haut und in meiner Kleidung getrocknet war.
Bis die Sonne hinter den Dächern Tokyo's verschwand.
So lange bis sich meine Familie endlich traute, mich anzusprechen.
"Mikey" ,kam es sanft von Ken-chin, welcher sich an meine Seite gestellt hatte. Das Mitleid troff nur so aus diesen einen Wort und ohne zu ihm zu blicken, wusste ich was für Ausdruck sein Gesicht zierte. Leise seufzend schloss ich meine Augen, bevor ich mich Richtung Wagen begab, dessen Tür sperrangelweit geöffnet dastand. Der Motor lief wie schon die ganze Zeit, während meine Familie darauf gewartet hatte, dass ich meinen Posten aufgab und wir nach Hause zurück fahren konnten.
Ich rutschte auf einen der Sitze, ohne irgendjemanden auch nur mit einen Blick zu würdigen.
Erst als ich eine Körperwärme an meiner Seite spürte und sich anschließend eine Hand auf meine Schulter legte, blickte ich auf.
"Die Schusswunde" ,versuchte Yuzuha sich zu erklären, während sie dabei war mein Shirt zu zerreißen.
"Nur ein Streifschuss" ,erwiderte ich träge und desinteressiert, worauf sie mit einen tadelnden Laut antwortete.
"Ein wenig mehr als ein Streifschuss" ,meinte nun Chifuyu sich einmischen zu müssen, "du blutest ja noch wie ein Schwein und soweit ich weiß, hinterlassen Streifschüsse keine Löcher."
"Wenigstens ist es ein glatter Durchschuss und wurde kein Knochen zerstört" ,kam es sachlich von Yuzuha, als sie ein Tuch mit einer Tinktur beträufelte, welche sie aus einen Verbandskasten zu ihren Füßen heraus geholt hatte. Yuzuha hatte sich im medizinischen Bereich notdürftig weitergebildet, da sie meinte das wenigstens einer unsere Ärsche versorgen können muss, damit wir nicht verrecken bis ein Arzt eintrifft. Anschließend hatte sie auch Takashi, Hinata, Emma, Ken-chin und Yumi, dazu gebracht einige Grundkurse zu belegen, doch waren die anderen nicht so eifrig dabei, wie Yuzuha.
Als sie mir das Tuch auf die Wunde presste, konnte ich mir ein schmerzhaftes Zischen nicht verkneifen.
"Jetzt tut Mal nicht so" ,tadelte mich Yuzuha, weshalb ich sie mit einen warnenden Blick strafte, "was? Du bist doch der, der meinte er kann sich Stunden lang die Beine in Bauch stehen, ohne sich um die Wunde zu scheren."
Schnaufend wandte ich den Blick ab und beachtete sie nicht weiter. Keiner im Wagen sagte ein Wort, doch spürte ich das sie mich alle anstarrten.
Während sie weiter die Schusswunde säuberte, legte sich plötzlich eine Hand auf die meine. Als ich meinen Kopf drehte, sah ich direkt in die Augen meiner Schwester.
Diejenige der ich - seitdem Ken-chin sie zu Boden gerissen hatte, keinerlei Aufmerksamkeit geschenkt hatte, obwohl sie eigentlich die Hauptperson in den ganzen Stück war.
Sie hatte sich abgeschnallt und kniete zu meinen Füßen, wobei sie mir einen mitleiderregenden Blick zuwarf.
"Sollte ich nicht eher Mitleid mit dir haben? Soweit ich weiß, würdest du doch entführt" ,kam es emotionslos von mir, während Yuzuha dabei war meine Wunde zu vernähen.
"Es war wirklich Sue, oder?" ,mir war schleierhaft, warum sie dies als Frage formuliert hatte, doch war ich nicht gewillt ihr eine Antwort auf die Frage zu geben.
"Geht es dir gut?" ,versuchte ich das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken, obwohl ich wusste das es ihr gut ging. Dies war Teil des Handels, welchen wir mit diesen Idioten hatten.
Meine Schwester sollte unversehrt sein, sonst würde es zu keinem Handel kommen. Außerdem sah ich nicht Mal den kleinsten Kratzer an ihr und Ken-chin war ziemlich ruhig. Dies alles waren eindeutige Indizien dafür, dass es meiner Schwester gut ging, dennoch hätte ich die Frage früher stellen müssen. Viel früher.
Sie nickte und sah mich dann eindringlich an.
"Sie lebt" ,sprach Emma das offensichtlichste aus.
Ja, sie lebt... Sie lebt und hat es eintausendfünfhundertsiebenundachzig Tage nicht für nötig befunden uns... Mich! darüber zu informieren...
Doch all das dachte ich nur. Mir fehlte die Kraft, diese Dinge laut auszusprechen. Doch war ich sicher nicht der einzige, der so dachte.
"Ich möchte das du dich dennoch gleich bei einem Arzt durchchecken lässt" ,wieß ich sie an, worauf mein Vize meinte, dass er ihr dies auch schon angeraten hätte.
"Mikey" ,erwiderte meine Schwester daraufhin nur sanft, doch war ich einfach noch nicht bereit über mein Lämmchen zu sprechen.
"Ich möchte das der Bastard, welcher überlebt hat, gleich in die Kammer gebracht wird" ,meinte ich dann zu niemand bestimmten, worauf jedoch einige zustimmende Laute erklangen.
"Mikey" ,versuchte es Emma abermals. Ich biss die Zähne aufeinander und schloss meine Augen.
"Emma nicht!" ,kam es entnervt und erschöpft von mir, weshalb nun Ken-chin Emma sanft an Arm zu sich zog, sodass sie mir noch einen traurigen Blick zuwarf und sich dann wieder neben meinen Vize setzte.
Als ich jedoch zu Yuzuha sah, um mir anschauen wie weit sie war, sah ich den selben Blick in ihren Augen, weshalb ich schnaufend aus dem verdunkelten Fenster blickte.
Die können mich alle Mal...
Als wir in unserer Siedlung ankamen, ließen Emma und ich uns schnell nochmal bei unseren Ärzten durchchecken. Diese befanden sich in ein eigens dafür erbautes Gebäude. In diesem befanden sich fünf Behandlungsräume, drei OP's und sogar mehrere Krankenzimmer.
Angrenzend haben wir kleine Häuser, für die Ärzte und einen Appartementkomplex, für die Krankenschwestern und Pfleger erbaut. Dies war eine der besten Ideen, die wir hatten und ersparte uns einige unangenehme Fragen, welche in einen öffentlichen Krankenhaus zwangsläufig gestellt wurden. Zumal sehr gute Ärzte auf unserer Gehaltsliste standen.
Dr. Kawou lobte Yuzuha's Naht und gab mir anschließend das okay, mich um den zuletzt verbleibenden Flachwixxer zu kümmern.
Dieser war schon in unsere Folterkammer gebracht worden und wartete an einem Stuhl gefesselt, darauf das mein Vize und ich eintrafen. So laut wie er heulte und flehte, konnte er es gar nicht abwarten, dass wir uns um ihn kümmerten.
Als wir durch die Tür in den großen Raum traten, schnappte ich mir einen Stuhl und zog diesen geräuschvoll vor das wimmernde Etwas.
Träge, als würde mich das alles hier herzlich wenig interessieren, ließ ich mich auf den Stuhl fallen.
Ich Stütze meine Arme auf meine weit auseinander gespreizten Oberschenkel ab und beugte mich leicht vor, während ich mir über die Lippen leckte.
"Also du weißt sicher, wie dieses Spiel hier gespielt wird, oder?" ,wollte ich dann gelangweilt von ihm wissen. So etwas hatten wir schon so häufig gemacht, dass es seinen Reiz verlor. Zwar gab es ab und zu Mal einen Pisser, bei welchen es noch Spaß machte, ihn bis zum tot zu Foltern, doch meistens war dem nicht der Fall. Und selbst wenn es zunächst befriedigt war, war es am Ende doch eher nevig. Auch bei so Wixxern, die es mehr als verdient hatten, zum Beispiel bei Vergewaltiger und Kinderschänder. Diese hatten wir, in Tokyo so gut wie ausgerottet.
Nachdem Sue damals verschwunden war, hatten wir uns auf die Jagt nach diesen Schweinen gemacht. Man könnte sagen das diejenigen die meinem Lämmchen das angetan hatten, uns Blut lecken lassen haben.
Einen nach den anderen haben wir aufgelauert und ihnen anschließend unaussprechliches angetan. Doch wurden es mit der Zeit immer weniger und kaum einer traute sich noch, jemanden gegen seinen Willen anzufassen. Wer hätte jemals gedacht, dass eine Straßengang, für Recht und Ordnung in einer Stadt sorgen würde, sodass die Vergewaltigungszahlen fast gegen null sanken. Falls doch einer doch so dumm war, lebte dieser für gewöhnlich nicht lange und starb einen sehr qualvollen tot. Hinter vorgehaltener Hand, wussten die Einwohner Tokyo's, dass wir dafür verantwortlich waren und auch die Polizei schien im bilde, doch bis auf ein paar Verhöre, hatten wir nie eine Strafe dafür erhalten oder hatten die Bullen deshalb an den Backen. Vielmehr waren uns einige seitdem sogar wohlgesonnen.
Es war zwar klar, dass wir in einigen kriminellen Handlungen verstrickt waren, doch seit wir so groß geworden waren, gab es keine erwähnenswerten Gangs mehr außer uns. Die Kriminalitätsrate ist drastisch gesunken und Vergewaltiger gab es eigentlich gar nicht mehr.
Unsere Gang konzentrierte sich hauptsächlich in Immobilienbereich. Wir hatten einige Hotels, viele Bars und den ein oder anderen Nachtclub. Sogar einige Wohnblocks, zählten wir zu unseren Eigentum. Doch wir handelten auch mit Prostitution und Drogen. Da jedoch viele der einflussreichsten Männer Tokyo's und auch außerhalb, unsere Kunden waren, scherte sich auch diesbezüglich die Polizei, kaum bis gar nicht um uns.
"Bitte... Bitte, ich weiß nichts" ,fing das Drecksschwein vor mir, an zu betteln.
Ich stöhnte laut und genervt auf.
Immer das gleiche... Das ist der Grund, warum ich auf den Scheiss kein Bock mehr habe...
Foltern war eintönig.
Immer das selbe gewimmer.
Immer das selbe gebettel.
Immer das selbe gefasel.
"Fangt an" ,wies ich die anderen seufzend an. Gerade als sich Takashi einen Hammer nahm und Chifuyu mit einen Skalpell vortrat, stoppte mein Vize sie.
"Wartet! Das ist meiner."
Er nahm Takashi den Hammer aus der Hand und lief dann mit großen Schritten auf den gefesselten zu.
Dieser schrie schon wie am Spieß, bevor Ken-chin weit ausholte und mit einen lauten Krachen, auf dessen Knie schlug. Man hörte Knochen bersten und der Flachwixxer schrie, als hätte man ihn die Eier abgeschnitten und ich wusst wovon ich sprach, da dies eine sehr Gänge Methode für Vergewaltiger bei uns war. Der Blick des tattoowierten Riesen vor mir, war möderischen und zierte einen Ausdruck, den ich nur selten bei meinen besten Freund je gesehen hatte. Dennoch langweilte es mich und ich wendete den Blick ab, als Ken-chin abermals ausholte, ohne auf das Flehen des Bastards einzugehen.
"Man Alter, nächstes Mal bitte ich Sue dir ein Paar mehr übrig zu lassen. Was sollen wir den aus dem noch rausbekommen, so wie du ihn zugerichtet hast?" ,fragte Chifuyu meinen Vize - mit verschenkten Armen, als er sich etwas abgeregt hatte. Alles in mir erstarrte. Inui schnalzte mit der Zunge, während Takashi Chifuyu tadelnd gegen die Schulter schlug und mit einen Kopfnicken zu mir deutete.
"Oh Mikey, sorry ich..." ,begann der grünäugige, wobei er sich verlegen den Kopf kratzte. Ich schloss meine Augen und versuchte mich zu sammeln.
Es ist nichts... Nur ein Name... Nur ein Name... Nicht dran denken...
Tief atmete ich durch, bevor ich meine Augen wieder öffnete und zu dem Entführer sah.
Im Augenwinkel sah ich wie Takashi verärgert den Kopf schüttelte und Chifuyu verlegen mit den Füßen scharrte, doch wollte und konnte ich sie nicht weiter beachten.
"Also, hast du jetzt was zu sagen?" ,fragte ich den Typen, obwohl er nicht danach aussah, als wäre er in der Lage meine Frage zu beantworten. Sein Kopf kippte immer wieder von einer Seite zur anderen und er sah aus als würde er immer Mal wieder kurz das Bewusstsein verlieren. Noch einmal atmete ich tief durch, worauf ich aufstand. Ich machte zwei Schritte auf ihn zu und quatschte dann seine Wangen zwischen meine Hand, bevor ich ihn mit der anderen ins Gesicht schlug. Meine Schusswunde brannte dabei, doch schenkte ich auch ihr keine Aufmerksamkeit.
"Oi, ich hab dich was gefragt!" ,fuhr ich ihn an und merkte dabei erst wie stark es in mir brodelte, "wenn du jetzt nicht dein verficktes Maul aufmachst, werde ich Ken-chin anweisen, dich noch die ganze Woche zu Foltern, ehe ich dir deinen Schwanz zu fressen gebe und dich verbluten lasse! Also hast die jetzt die einmalige Gelegenheit vor all dem und dazu auch noch schnell abzukatzen, aber dafür will ich die Adresse eures Verstecks wissen, ist das klar!?"
Ein Wimmern verließ seinen Mund, bevor wieder Tränen aus seinen Augen flossen. Benommen sah ich den Tropfen dabei zu, wie sie aus seinen Augen traten und anschließend erst seine Wange hinabflossen und dann von seinem Kinn tropften.
Ich fand es immer wieder erstaunlich, wie viele Tränen man doch vergießen konnte. Selbst wenn man glaubte man hätte so viel geheult, dass man an Flüssigkeitsmangel sterben musste, kamen doch immer wieder welche hervor.
Ein leises Gemurmel drang an mein Ohr, worauf ich meine Augen schloss und ohne jemanden anzusehen meine Hand aussteckte. Die Adresse lag am Rande Tokyo's, wie ich es mir gedacht hatte. Soweit von uns entfernt wie nur möglich, doch das würde ihnen nun auch nichts mehr bringen.
Als kaltes Metall meine Haut berührte, schloss ich meine Faust um den Griff der Klinge. Mit einen hieb rammte ich ihn den Dolch unterhalb des Rippenbogens in sein Herz. Doch reichte mir das anscheind noch nicht, weshalb ich die Klinge mehrfach hinaus zog und immer wieder mit rasender Wut auf ihn einstach.
Er keuchte Laut auf, ehe er unter mir schlaff würde. Erst da hörte ich auf und sah dabei zu, wie seine Tränen versiegten.
Wie sehr wünschte ich mir manchmal, dass mir diese Gnade auch zu Teil wurde, doch glaubte ich das ich noch viele Tränen vergießen würde bis dies endlich geschah.
Ich stellte mich aufrecht hin und sah stumm auf die Leiche, ehe ich mich zu Ken-chin drehte.
"Wir brechen jetzt sofort auf, um die restlichen Pisser zu erledigen. Anschließend möchte ich, dass du ein Treffen mit Izana aushandelst. Bei ihm in Yokohama" ,befahl ich meinen Vize monoton, bei dem sich bei meinen Worten, sein Gesicht von einer grimmigen Miene zu einer stahlenden verwandelte und auch die Jungs begannen freudig zu Grinsen und stießen wohlwollende Laute aus.
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