Verrückte Fähigkeiten
Zu meiner großen Verwunderung hatte ich nicht die geringste Ahnung wo ich war. Nicht einmal das Land kam mir bekannt vor und da mein Vater mir immer Bilder von den Ländern schickte in denen er gerade arbeitete war das verflucht seltsam, vor allem weil ich das Gefühl hatte dieses Land kennen zu müssen. >Du hast mich belogen, Blake!<, schrie eine Mädchenstimme. Ich hatte sie noch nie in meinem Leben gehört, da war ich mir sicher, aber genauso sicher war ich mir auch, dass ich diese Stimme kennen sollte.
>Area, es tut mir wirklich leid. Ich wollte dich nicht belügen, aber es war besser für dich davon auszugehen, dass ich tot bin<, rief eine Jungenstimme. Als ich diese Stimme hörte, wusste ich, dass ich sie schon irgendwo einmal gehört hatte. Ich konnte sie keinem Gesicht zuordnen, aber ich kannte sie. Doch bevor ich mich umsehen konnte und feststellen konnte, zu wem diese Stimmen gehörten, wurde das Land verschwommen und nebelig. Irgendwann befand ich mich nur noch in einer Art weißem Raum, ohne Gerüche, Geräusche und Konturen von Gegenständen oder Menschen. Dann hörte ich plötzlich eine panische Stimme.
>Warum wacht sie denn nicht auf?< Das war ganz klar Fabian, aber seine Worte rauschten an mir vorbei, so als wäre ich mit dem Kopf unter Wasser und eine starke Strömung würde an meinem Kopf vorbeischießen.
>Sie ist total ausgelaugt. Lass ihr etwas Schlaf<, antwortete Percy. Er klang müde, aber seine Worte waren für mich wie eine Schlaftablette. Er hatte Recht, ich brauchte Schlaf, aber nicht nur mein Körper sondern auch meine Seele. Mein Geist wurde ruhiger, bis er schließlich meinem Körper folgte und beides in einen tiefen traumlosen Schlaf sank.
Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis ich aus meinen tiefen Schlaf wieder auftauchte und die Augen öffnen konnte. Mein Kopf bewegte sich, ganz so als würde ich auf einem Stück Treibholz liegen und die Wellen mich auf und ab schaukeln. Ich saß in einem Auto auf der Rückbank, vorne am Steuer saß Annabeth, die sich so auf den Verkehr konzentrierte, dass sie nicht bemerkte, wie ich aufwachte. Der Beifahrersitz war unbesetzt. Langsam hob ich den Kopf und versuchte mich gerade hinzusetzen. >Hey, ganz ruhig<, sagte Fabian. Seine Stimme kam von irgendwo über mir. Mein Kopf lag an Fabians Schulter, wie mir dann aufging. Deshalb hatte ich das Gefühl gehabt, dass mein Kopf im Wasser trieb und dort von den Wellen auf und ab geschaukelt werden würde.
>Was ist denn passiert?<, fragte ich noch etwas benommen. Mein Kopf dröhnte, so als würde jemand mit einem Hammer dagegen hauen.
>Warte. Setz dich erst Mal auf<, war Fabians Antwort. Er half mir mich richtig hinzusetzen und da konnte ich sehen, dass Percy auf der anderen Seite von Fabian, also hinter dem Fahrersitz saß und schlief. Er schien völlig fertig zu sein. Fabian rüttelte an Percys Schulter, um ihn zu wecken.
>Was ist?<, fragte Percy schlaftrunken und etwas genervt.
>Sie ist wach<, erwiderte Fabian. Percy schreckte sofort in seinem Sitz hoch. Er sah mich an als könnte er nicht glauben, dass ich wirklich vor ihm aufgewacht war. >Sie will wissen was passiert ist. Ich glaube, dass solltest du ihr erklären<, meinte Fabian.
>Also gut. Woran erinnerst du dich denn noch?<, fragte Percy mich.
>Ich habe gegen Deimos gekämpft ... Dann war da auf einmal ein großer Tornado, der hat Deimos dann in den See geworfen. Du bist auf mich zu gelaufen und dann ... wurde alles schwarz<, erzählte ich ihm. Das mit diesem komischen Land und den Stimmen, die ich nicht kannte aber kennen sollte, verschwieg ich ihm. Die anderen hätten mich wahrscheinlich für verrückt erklärt.
>Dieser Tornado, den du gesehen hast, kam von dir<, erklärte Percy mir. Ich macht vermutlich ein richtig verblüfftes Gesicht, denn Percy konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Doch dann wurde er wieder ernst und erzählte weiter. >Jedes Halbblut bekommt etwas von seinem göttlichen Elternteil, was nicht normal ist. Ich zum Beispiel habe Kontrolle über das Wasser. Wir bekommen diese Fähigkeiten erst mit der Zeit und kein Halbblut hat genau dieselben Fähigkeiten wie ein anderes. Bei manchen ist es die Kontrolle über ein Element, bei anderen eine hohe Intelligenz und andere sind einfach nur gut im Umgang mit Waffen. Du kannst anscheinend Tornados herbeirufen, aber wenn es um solche Fähigkeiten geht, muss man lernen sie einzusetzen. Du wärst beinahe gestorben, weil du zu viel Kraft dafür gebraucht hast<
>Was?<, fragte ich ungläubig.
>Du wärst fast an Erschöpfung gestorben. Der Kampf an sich hat dir schon viel Energie abgezapft, dazu kam dann noch das du dich seit drei Tagen nicht mehr richtig ausgeschlafen hattest und die Energie, die der Tornado dir abverlangt hatte, hat dazu geführt, dass du einfach fertig warst< Ich war also fast gestorben, klar warum nicht? Das würde vielleicht diesen weißen Raum erklären in dem ich gewesen war, aber es war schon irgendwie schräg daran zu denken, dass man sich fast selbst umgebracht hatte. Ich sah aus der Rückscheibe und versuchte, dass erst einmal sacken zu lassen. Dabei sah ich etwas. Ich sah genauer hin und dachte schon ich hätte Halluzinationen, denn ich sah Hunde, die so groß waren wie LKWs.
>Was ist das?<, fragte ich und deutete nach hinten. Percy und Fabian drehten sich ebenfalls um. Ihre Augen wurden immer größer, bis Percy sich zu Annabeth rumdrehte und rief:
>Gib Gas!<
Ich hatte nicht die geringste Ahnung, warum Percy so ängstlich wirkte. Schließlich war es noch gar nicht so lange her, dass er einen Gott besiegt hatte. >Mach das Verdeck auf<, sagte Percy zu Annabeth. Diese machte das auch wirklich, allerdings holte sie aus ihrem Rucksack vorher noch einen Köcher mit Pfeilen und einen Bogen. Es war mir ein Rätsel, wie das alles in den Rucksack gepasst hatte, aber bevor ich das fragen konnte, wollte Percy von Fabian und mir wissen ob einer von uns mit Pfeil und Bogen umgehen könne.
>Machst du Witze? Es gibt im Camp nur eine Person, die mich noch freiwillig trainieren wollte und das warst du. Außerdem würde Apollo sowieso alle meine Pfeile meilenweit daneben fliegen lassen<, antwortete Fabian etwas niedergeschlagen. Wieder einmal fragte ich mich, was nur alle gegen ihn haben. So wie es sich anhörte, hassten ihn alle Halbblute und Götter. Aber ich hatte jetzt keine Zeit um Fragen zu stellen. Unsere Verfolger kamen immer näher, was vielleicht daran lag, dass sie im Gegensatz zu Annabeth nicht versuchten den anderen Autos auszuweichen, sondern sie einfach zur Seite stießen oder darüber hinweg sprangen.
>Kannst du mit einem Schwert umgehen?<, fragte ich Fabian.
>Ja, aber ich habe meines beim Michigansee vergessen<, gab er zu. Percy und Annabeth wollten ihn schon anschreien, wie blöd er sei, doch ich holte schnell meinen Füller heraus, der sich in ein Schwert verwandeln konnte und drückte ihn Fabian in die Hand.
>Nimm meins. Percy gib mir den Bogen und die Pfeile<, befahl ich. Seltsamerweise taten sie genau das, was ich von ihnen wollte, wahrscheinlich waren sie zu verblüfft um sich mir zu wiedersetzen.
>Kannst du damit umgehen?<, fragte Annabeth mich misstrauisch. Ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung weshalb ich das getan hatte. Im Camp war ich nicht mal zum Bogenschieß-Training gegangen, aber vermutlich hatte ich bessere Chancen als Percy oder Fabian.
>Das werden wir gleich sehen<, gab ich Annabeth als Antwort. Bevor sie oder sonst wer mir wiedersprechen konnte, legte ich den ersten Pfeil an. Langsam zog ich an der Sehne, bis sie gespannt war und blendete meine Umgebung aus. Ich beruhigte meinen Herzschlag und visierte einen der Höllenhunde an. Er war mindestens hundert Meter weit weg, aber ich sah ihn so deutlich vor meinem Auge, dass es fast so war als würde er direkt vor mir stehen. Ich atmete aus und ließ die Sehne los.
Der Pfeil flog schnell und direkt auf das Herz des Höllenhundes zu. Kurze Zeit später löste er sich auf und hinterließ nur noch ein paar Staubkörner. >Wie hast du das gemacht?<, fragte Percy erstaunt, aber ich konnte ihm nicht antworten, da ich selber keine Ahnung hatte, wie ich es geschafft hatte.
>Ist doch egal! Mach weiter<, schrie Annabeth vom Fahrersitz aus. Ich schoss jeden Pfeil genau ins Schwarze, aber es half nichts. Die Höllenhunde waren einfach zu schnell. Während ich mich auf die konzentrierte, die noch weiter weg waren, versuchten Fabian und Percy, die Höllenhunde zu erschlagen, die dem Auto zu nahe kamen. Ich schoss meinen letzten Pfeil ab und ließ mich dann wieder auf meinen Sitz fallen.
>Ich hab keine Pfeile mehr<, sagte ich außer Atem. >Wo sind wir überhaupt? Und wo habt ihr den Ophiataurus gelassen?<
>Den haben wir in den Long Island Sound geschickt. Mittlerweile müsste er schon im Camp angekommen sein<, antwortete Annabeth mir.
>Wie? Wie lange hab ich denn geschlafen?<
>Zu lang, würde ich mal sagen. Morgen Mittag müssen wir auf dem Olymp sein, wenn wir das schaffen wollen, müssen wir die Nacht durchfahren< Das bedeutete ich hatte zwei Tage geschlafen oder ich war zwei Tage lang bewusstlos, was ja irgendwie auf dasselbe hinauskam.
>Haben wir noch irgendwelche Waffen dabei?<, fragte ich Annabeth. Diese schien mir gar nicht zuzuhören, bis sie zu mir herumfuhr und mich ansah.
>Du bist ein Genie<, rief sie.
>Äh, danke. Was hab ich denn gesagt?<, fragte ich sie.
>Ich mach den Kofferraum auf. Darin liegt ein Rucksack, den musst du holen< Ich stand auf und sah zum Kofferraum. Genau in diesem Moment ging der gerade ein Stück weit auf. Um an das innere des Kofferraums zu kommen müsste ich an der Seite des Autos entlang klettern. Das war nicht gerade meine Lieblingsbeschäftigung. Ach, was soll's, dachte ich und machte eine der Türen auf.
>Was hast du vor?<, fragten Fabian und Percy gleichzeitig. Sie sahen richtig entsetzt aus, was ja kein Wunder war. Wahrscheinlich sah es gerade so aus, als würde ich mich umbringen wollen.
>Ich muss in den Kofferraum, damit wir noch eine Chance haben, die Höllenhunde abzuwehren<, beruhigte ich die Beiden.
>Willst du an der Außenseite des Autos langklettern? Du bist ja irre<, meinte Percy.
>Ich muss das machen<
>Also gut. Fabian, pass auf, dass sie nicht runter fällt<, sagte Percy und wehrte weiter die Höllenhunde ab. Ich hielt mich so gut ich konnte am Auto und an Fabian fest. Mehr als einmal wäre ich fast abgerutscht und unterm Auto gelandet. Aber letzten Endes schaffte ich es den Kofferraum zu öffnen und hinein zu fallen. Dort sah ich mich hektisch nach dem Rucksack um, den Annabeth gemeint hatte. Als ich ihn dann fand öffnete ich ihn schnell und betrachtete seinen Inhalt. Es waren mehrere kleine Gefäße. Ich konnte allerdings nicht sehen, was darin war, denn sie waren aus Ton.
>Wirf sie aus dem Auto und auf die Höllenhunde<, schrie Annabeth aus dem Auto. Ich folgte ihren Anweisungen, nahm in jede Hand ein Gefäß und warf sie soweit ich konnte von Auto weg und auf die Höllenhunde. Als beides aufeinander traf, explodierten die Gefäße in ein grelles grünes Licht, das die Höllenhunde erfasste und alle wie lebendige Fackeln aussehen ließ. Annabeth gab Vollgas, sodass ich mich festkrallen musste um nicht aus dem Kofferraum zu fallen. Bald war von den brennenden Höllenhunden nichts mehr zu sehen, als der Rauch, den sie hinterlassen hatten.
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