Sturmflut

Es war bereits Abend, als wir uns endlich auf einer Lichtung im Wald auf den Boden fallen ließen. In der Nähe gab es eine kleine Stadt, aber wir einigten uns darauf, dass wir im Wald unser Lager aufschlugen. In der Stadt war das Risiko viel zu groß, dass wir angegriffen wurden und dabei Menschen verletzt wurden. Annabeth ging dennoch dorthin um uns ein paar Vorräte zu hohlen. Währenddessen untersuchte ich Percys Kopfverletzung, die allerdings nur ein Kratzer war, und sah nach Grover's Armverletzung. Sie war tief und um die Wunde herum waren sogar ein paar Brandwunden. >Tut es sehr weh?<, fragte ich Grover.

>Na ja, es ging mir schon mal besser<, antwortet er. Ich nahm meine Wasserflasche aus meinen Rucksack und ließ das Wasser über die Wunde laufen. Grover knirschte vor Schmerz mit den Zähnen. Fabian hatte Verbandszeug dabei, dazu noch irgendeine Salbe. Er reichte mir beides.

>Die Salbe stoppt die Blutung und heilt die Verbrennungen. Die Schnittwunde muss von selbst heilen<, erklärte er mir. Ich nahm beides und verarztete Grover so gut ich konnte.

>Danke<, meinte er und ich nickte. Mein T-Shirt war zerrissen, aber das war nicht so schlimm, trotz der geringen Kälte die nun aufkam. Meine Sweatshirt-Jacke schützte mich davor. Annabeth kam mit Kaffee, Kakao und Sandwiches zurück. Wir setzten uns erst mal hin und genossen das Essen. Danach setzten wir uns im Kreis und besprachen wie es nun weiter gehen sollte.

>Was ist eigentlich passiert nachdem ich weg war?<, fragte Percy.

>Die Furien haben gewusst das wir im Zug waren. Eine hatte sich auf Grover gestürzt, eine andere auf mich. Und Ich dachte die dritte hätte sich auf dich gestürzt<, antwortete Annabeth ihm.

>Ich habe versucht Grover zu helfen, allerdings ist mir das nicht besonders gut gelungen. Die Furie hätte mich beinahe aufgeschlitzt<, fügte Fabian hinzu.

>Die dritte Furie war nicht bei mir, bei mir waren nur die beiden Gorgonen<, meinte Percy.

>Die dritte Furie hat versucht mich von hinten zu erwürgen<, sagte ich. >Sie hätte es fast geschafft<, fügte ich etwas leiser hinzu. Ich erzählte ihnen was vorgefallen war, danach schwiegen alle einige Minuten lang.

>Ich hätte dir helfen müssen. Du hast von uns allen am wenigsten Erfahrung. Wir haben dich im Stich gelassen<, sagte Percy entschuldigend.

>Es ist doch nichts Schlimmes passiert. Wir haben alle nur ein paar Kratzer abbekommen, abgesehen von der Wunde von Grover, aber die ist auch nicht so schlimm. Vergesst es einfach<, beschwor ich die anderen. Ich wollte nicht daran denken wie es war fast zu sterben und niemand kam einem zu Hilfe. Außerdem hatten wir wirklich was Besseres zu tun, als uns selbst wegen vergangenes, Schuldgefühle einzureden.

>Das Schwert, was du benutzt hattest, kann ich das Mal sehen?<, fragte Annabeth mich. Ich nahm den Füller aus meiner Tasche, ich hatte ihn im Zug fallen lassen, aber wie Chiron versprochen hatte war er nach einiger Zeit wieder in meiner Tasche aufgetaucht. Annabeth nahm die Kappe ab und ein ungefähr ein Meter langes Schwert wuchs in ihrer Hand. Der lederne Griff war grob mit einem dünnen goldenen Faden umwickelt. Am Ende des Griffes war ein Murmelgroßer Edelstein befestigt, er sah aus wie ein Diamant. Das Wort war nun größer, ϕουσκονεριά. Wie ich vermutet hatte war es griechisch, deshalb konnte ich es nicht lesen. >Es ist aus reiner himmlischer Bronze, kein Wunder das du damit die Furien erschlagen konntest<, meinte Annabeth.

>Was steht dort?<, fragte ich sie.

>Phouskoneriá. In unserer Sprache bedeutet es Sturmflut<, antwortete sie nachdenklich und reichte es mir. Percy runzelte die Stirn, so als würde ihm etwas an den Namen nicht gefallen. Dennoch nahm ich das Schwert. Es schien mir genau angepasst worden zu sein, richtige Balance, das Gewicht war genau richtig, die Länge war super und der lederne Griff passte genau in meine Hand. Es fühlte sich toll an dieses Schwert zu halten. Zum ersten Mal fühlte ich mich stark genug um diesen Auftrag zu bestehen, ich war sogar richtig zuversichtlich was unseren Auftrag anging. Doch sobald ich die Kappe an die Spitze des Schwertes hielt schrumpfte es wieder zu einem Füller und meine Zuversicht schmolz dahin. Wir beschlossen abwechselnd wache zu halten, während die anderen schliefen. Annabeth übernahm die erste Wache, da sie am wenigsten abbekommen hatte. Ich legte mich zum Schlafen hin, doch kaum hatte ich die Augen geschlossen, da hatte ich auch schon einen weiteren Albtraum.

In meinem Traum war ich an Bord eines Flugzeugs und obwohl ich wusste, dass es nur ein Traum war drehte sich mir der Magen um. Ich sah ein Mädchen das durch einem Fenster nach draußen sah. Sie war blond, ungefähr in meinem Alter und meine beste und einzige Freundin Josephine. Zuerst war es ein ziemlicher Schock sie in meinem Traum und dazu noch in einem Flugzeug zu sehen. Doch dann fragte ich mich eher warum sie allein in einem Flugzeug war und wohin sie wohl wollte. Plötzlich fing sie an vor sich hin zu murmeln. >Was mache ich hier eigentlich?<, fragte sie sich selbst. Keine Sorge man sagt zwar mit sich selbst zu reden ist ein erstes Anzeichen von Wahnsinn, aber bei Josi war das ziemlich normal. Sie würde platzen wenn sie immer alles für sich behalten würde, doch es war ziemlich beunruhigend das sie nicht mal selbst wusste was sie da tat. >Sie ist bestimmt in Sicherheit<, versuchte Josi sich selbst zu beruhigen. Ich hatte den Verdacht das sie mit 'sie' mich meinte, doch wieso sie der Meinung war, dass ich nicht in Sicherheit war wusste ich nun wirklich nicht. >Ich bin total verrückt. Kaum habe ich mal einen Albtraum schon fliege ich in die USA um nach meiner Freundin zu sehen, die zu 99% in Sicherheit ist, und das obwohl ich keine Ahnung habe wo sie überhaupt ist<, stellte Josephine sachlich fest. Selbst wenn ich in diesem Traum reden könnte wäre mir das nicht gelungen. Josi war doch tatsächlich unterwegs in die USA, weil sie Angst um mich hatte. Keine Ahnung wann das jemand zu Letzt gemacht hatte, ich glaube noch nie, aber zu meiner eigenen Verwunderung war ich echt sauer. Ich hatte Josi schon mindestens eine Million Mal gesagt, dass ich von niemand beschützt werden müsste, erst recht nicht von ihr. Aber was erwartete ich denn, sie hatte schließlich noch nie auf mich gehört. Plötzlich änderte das Bild sich. Ich stand nicht mehr in einem Flugzeug, sondern in einem riesigen Tunnel. Er war gigantisch groß und ein paar Meter weiter stand ein riesiger Palast. Die Wachen waren allesamt tot, außerdem trugen sie alle unterschiedliche Uniformen. Einige trugen die Rüstung der römischen Legion andere die Uniformen der Süd- und Nord-Staaten. Sie schienen mich nicht zu bemerken und das war mir auch sehr recht so. In einem wunderschönen Garten, in dem weiße Baumskelette aus Marmorbecken wuchsen, Blumenbeete überquollen mit goldenen Pflanzen und Edelsteinen, standen zwei Thronsessel, der eine aus Knochen und der andere aus Silber gemacht, mit Blick auf ein riesiges Feld das überfüllt mit Geistern auf einer Galerie. Langsam wusste ich wo ich war, in der Unterwelt. Und vor mir sah ich Hades' Palast und den Asphodeliengrund. Ein Junge stritt sich in dem Garten mit einer düsteren Gestalt, die ich als Hades erkannte. >Ein Krieg wäre total sinnlos! Außerdem hast du kein Recht ihnen das Leben zu nehmen!<, schrie der Junge, er war komplett in schwarz gehüllt, trug ein schwarzes Schwert in der Scheide, hatte eine Totenkopfring an einem Finger und hatte zerzauste schwarze Haare.

>Erstens: Sprich gefälligst nicht so mit mir. Zweitens: Was glaubst du eigentlich wer du bist, dass du meinst mir Befehle erteilen zu dürfen?<, fragte Hades.

>Vater, du willst einen Krieg zwischen den Göttern anzetteln und das nur, weil man dein Ego verletzt hat<, entgegnete der Junge.

>Mein lieber Junge, ich habe keines Wegs vor einen Krieg zu beginnen, weil man mich als Dieb bezeichnet hat. Ich habe da meine eigenen Gründe, die dich nichts angehen, Nico< Der Junge war also Nico di Angelo, noch jemand der aus meinen Büchern entlaufen war.

>Aber ... was willst du von Percy und dieser Stephanie Ähnz?<, wollte Nico wissen.

>Percy Jackson ist einfach immer im Weg und was Stephanie Ähnz anbelangt. Nun ja ... sie verletzt mein Ego wirklich. Dieses Miststück ist die Enkelin von Zeus und Poseidon, sie haben ihre Kinder vor mir versteckt und dafür wird dieses Mädchen bezahlen!<, fuhr Hades seinen Sohn an. Gleichzeitig wurde ich aus meinen Traum katapultiert und wachte wieder auf.

Ich fuhr aus dem Schlaf hoch. Mein Gesicht war Schweiß überströmt und ich war ganz außer Atem. Wie zur Beruhigung schlossen sich meine Finger um meinen Füller. Mein Daum fuhr über den Namen Sturmflut. Mit diesem Schwert in meiner Hand konnte ich mich wenigstens beschützen. Josephine war auf den Weg zu mir, weil sie Albträume gehabt hatte, und Hades wollte Krieg aus ganz anderen Gründen als Zeus. Ganz zu schweigen davon, dass er mich um jeden Preis tot sehen wollte.



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