Die Göttin Artemis

Percy und Grover wechselten sich damit ab Josephine zu stützen, da sie noch nicht genug Kraft hatte allein so weit zu laufen. Wir fanden ziemlich leicht zum Bahnhof zurück. Doch der Zug, mit dem wir eigentlich weiter fahren wollten, war schon längst abgefahren. Somit mussten wir eine Stunde auf den Nächsten warten. Es war bereits dunkel als wir endlich im Zug nach Los Angeles saßen. Während der Fahrt versuchte ich Josi alles zu erklären. Je mehr ich versuchte ihr zu erklären von wem sie abstammte und von was sie nun ein Teil war, desto mehr schien sie mich für verrückt zu halten. Ich konnte ihr wirklich keine Vorwürfe machen, das alles nicht zu glauben. Es war total verrückt sich vorzustellen, dass man ein Teil von einer Jahrtausend alten Geschichte war. >Aber das ist doch verrückt. Ich bin kein Teil deiner griechischen Mythologie!<, warf Josi immer wieder ein. Irgendwann riss mir der Geduldsfaden.

>Du bist eine Halbgöttin! Genau, wie ich eine bin! Glaubst du etwa diese Monster die du gesehen hast waren ein Mythos?! Diese Mythologie, wie du sie nennst, ist wahr! Und wir alle sind ein Teil von ihr, du und ich und die anderen. Fang endlich an das zu akzeptieren, sonst wirst du nicht sehr lange überleben!<, schrie ich sie an. Sie starrte mich an als würde sie mich nicht wieder erkennen. Vielleicht hatte ich mich im Ton vergriffen oder sie zu hart angemacht, aber das war mir herzlich egal. Die anderen wollten Josi unbedingt mitnehmen und da konnte sie es sich nicht leisten, Schwäche zu zeigen oder nur herum zu sitzen und sich einzureden, dass das alles reine Einbildung war. Josi war nicht dafür bekannt Gewalt anzuwenden, aber wenn sie nicht gegen die Monster, die sie umbringen wollten, kämpfte, dann würde sie früher oder später sterben.

>Stephanie, das reicht<, sagte Annabeth. Sie stand auf einmal im Gang hinter Josi. >Josephine. Komm, ich untersuche erst mal deine Verletzungen< Annabeth ging zusammen mit Josephine weiter nach hinten in den Wagon, Annabeth sah mich strafend an als sie ging, ganz so als hätte ich etwas falsch gemacht. Ich sah aus dem Fenster und überlegte mir, ob ich wirklich übertrieben hatte, kam dann aber zu dem Schluss, dass es, wenigstens für den Moment, egal war. Percy rutschte auf dem Sitz neben mir.

>Du solltest nicht so streng mit deiner Freundin sein. Sie braucht etwas Zeit um den Schock zu überwinden und das alles zu verstehen. Gib ihr einfach Zeit<, meinte er. Ich erwiderte nichts, deshalb wechselte Percy das Thema. >Wir sollten in den ersten Morgenstunden in L.A. ankommen. Du solltest noch etwas schlafen< Er wartete auf eine Antwort, aber auch die kam nicht. Er seufzte und ging zurück auf seinen Sitzplatz. Ich beschloss seinen Vorschlag Folge zu leisten und schloss die Augen.

Dieses Mal war mein Traum weder von streitenden Göttern noch von Vergangenheitsszenen betroffen. Ich stand mitten in der Dunkelheit, alles war schwarz, nirgendwo waren auch nur Umrisse zu sehen. Ich wusste nicht einmal worauf ich stand oder ob ich überhaupt stand. Es war einfach nur verwirrend. Plötzlich blendete mich eine Art silbriges Licht. Als meine Augen sich an das Licht gewöhnt hatten, sah ich vor mir einen Kreis, von dem das Licht ausging, und inmitten dieses Kreises stand eine junge Frau. Sie hatte kastanienfarbiges Haar, Augen die silbrig gelb waren und silberne Gewänder an. Ihr Gesicht war hart und stolz, doch als sie mich ansah lächelte sie. >Es freut mich dich endlich zu sprechen<, sagte sie. Ich verstand überhaupt nicht was sie meinte, ich war einfach nur völlig perplex.

>Wer seid Ihr?<, fragte ich sie etwas zögerlich.

>Du kennst mich, Stephanie. Denk nach<, antwortete sie.

>Ich weiß nicht wer Sie sind<

>Ich bin Artemis, die Göttin der Jagd, des Bogenschießens, der Natur, der Fruchtbarkeit und der Jugend. Manche verehren mich auch als Diana oder als Göttin des Mondes< Ich starrte sie an, weil ich dachte sie wolle mich vielleicht auf den Arm nehmen, doch ich sah ihr an, dass sie die Wahrheit sagte. Dann war der Kreis hinter ihr, gar kein Kreis, sondern der Mond. >Du kennst mich bereits seit Jahren. Ich habe über dich gewacht<

>Was? Sie haben über mich gewacht? Wann denn, bitteschön?<, wollte ich von ihr wissen.

>Deine Ankunft auf diese Welt hatte jeder von uns Unsterblichen vernommen. Mein Bruder Apollo und ich hatten uns damals auf die Suche nach dir gemacht, um dich zu beschützen. Kurz nachdem deine Eltern sich getrennt hatten, haben wir dich gefunden. Wir haben jedes Monster abgewehrt, was dich bedrohte und haben versucht dir den Schlaf zurück zu geben<

>Was soll das heißen?<

>Apollo, hat mehr oder weniger dafür gesorgt, dass du am Tag nicht schläfst, weil die Träume dann noch schlimmer sind. Und ich habe versucht dir auch schöne Zeiten in der Nacht zu geben, wie schöne Träume oder manchmal sogar gar keine. Allerdings ging beides nur solange du dich unter der Sonne oder unter dem Mond befunden hattest. ... Aber deswegen bin ich nicht hier. Apollo und ich versuchen eure Reise schneller zu machen, aber es kommt auf euch an. Wie Poseidon bereits sagte, müsst ihr in die Unterwelt gehen. Aber ihr dürft nicht nach Camp Jupiter. Dort könnte etwas passieren, was euch alle umbringen wird. Geht in die Unterwelt, aber hütet euch vor Camp Jupiter< Artemis klang total überzeugt von dem was sie da sagte, aber einen Sinn hatte das Ganze nicht.

>Artemis, wir müssen meine Freundin Josephine ins Camp Jupiter bringen<, versuchte ich ihr zu erklären.

>Nein<, sagte Artemis entschlossen. >Nehmt sie mit nach Half-Blood Hill, aber bleibt weg vom Camp Jupiter. Der Ophiataurus ist nicht im Camp, genauso wenig wie er in der Unterwelt ist ...<

>Wenn der Ophiataurus nicht in der Unterwelt ist, warum sollen wir dann dorthin gehen!?<, rief ich aufgebracht. >Ihr Götter seid doch alle gleich. Ihr sagt ihr wollt uns helfen, tut es aber erst wenn wir euch einen Gefallen getan haben oder redet die ganze Zeit nur in Rätseln. Auf diese Art von Hilfe kann ich verzichten!< Artemis sah mich traurig an, es schien fast so, als würde es sie nicht im Geringsten überraschen, was ich gerade gesagt hatte. Sie nickte vor sich hin, so als ob sie jemand zustimmte. Dann drehte sie mir den Rücken zu und ging tatsächlich in den Mond hinein. Bevor sie komplett verschwand, drehte sie sich noch einmal um und sah mich an.

>Vielleicht hast du Recht<, meinte sie, danach verschwand sie im Licht des Mondes, der immer kleiner wurde und letztendlich verschwand.

Ich wachte eher langsam auf, was bedeutete, dass ich mich nun wieder gänzlich an meine Albträume gewöhnt hatte. Ich wusste nicht ob es gut oder schlecht gewesen war, Artemis das an den Kopf zu knallen, was ich von ihr und den anderen Göttern hielt. Aber ich wusste, dass es richtig gewesen war. Ich wusste aus meinen Büchern wie leicht die Götter uns Sterbliche, sogar ihre eigenen sterblichen Kinder, als ihre Spielfiguren benutzten. Sobald man sich ihnen überhaupt nicht wiedersetzte waren sie der Meinung, dass sie einen benutzen dürfen ohne auf Wiederstand zu stoßen. Ich hatte beschlossen, dass, wenn ich schon in diese Welt gehörte, ich niemals das Spielzeug der Götter werden würde. Natürlich durfte ich die Götter nicht kritisieren oder sie sogar beleidigen. Ich wollte ja schließlich nicht von ihnen zu Brei zerschlagen werden. Aber ich würde schon einen Weg finden unabhängig zu bleiben ohne gleich einen Krieg auszulösen. Doch ich würde erst einmal diesen drohenden Krieg verhindern, bevor ich mir Gedanken über die Zukunft machen könnte. Und genau das würde ich auch tun.

Wie Percy gesagt hatte, waren wir am frühen Morgen in Los Angeles angekommen. Josephine sah nach einer Mütze voll Schlaf, viel besser aus. Wir beschlossen uns erst etwas zu Essen zu besorgen, da wir vielleicht den ganzen Tag lang in der Unterwelt sein würden. Einen Imbiss zu finden, der bereits so früh auf hatte, war überraschender Weise sehr leicht. Wir schlugen uns erst mal die Bäuche voll und gingen dann weiter. Den Eingang zur Unterwelt zu finden erwies sich ebenfalls als leicht. Percy, Annabeth und Grover erwiesen sich als gute Führer, was ja auch nur logisch war, schließlich stand ihr erster Auftrag ebenfalls mit der Unterwelt in Verbindung. Ich hätte zu gerne gewusst was die drei dachten. Damals wären sie in der Unterwelt fast getötet worden und nun wollten zwei von ihnen wieder dorthin gehen, ausgerechnet die beiden, die schon in den Tartarus gefallen waren, und das auch noch mit der Gewissheit, dass sie von dort fliehen müssten. Entweder waren sie die mutigsten Personen von den ich je gehört hatte - und das waren eine Menge, schließlich lernte ich schon seit Jahren die verschiedensten Mythologien auswendig - oder sie waren die dümmsten Idioten, die die Welt je gesehen hatte. Was davon der Wahrheit entsprach, wusste ich nicht. Jedenfalls standen wir vor dem Eingang zur Unterwelt noch bevor der große Berufsbetrieb auf den Straßen begann. >Grover, du bleibst mit Josephine in der Stadt. Am besten wird es sein, wenn ihr in der Nähe des Strands bleibt, denn dort werden wir landen falls etwas schief geht. So müssen wir nicht lange nach euch suchen<, meinte Annabeth.

>Seit vorsichtig da unten<, sagte Grover.

>Keine Sorge, uns passiert schon nichts<, beruhigte Percy ihn.

>Fabian, Stephanie, kommt wir müssen los<, sagte Annabeth.

Josi und Grover sahen uns hinterher und schienen sich mächtige Sorgen um uns zu machen, während wir auf die Glastüren, hinter denen der Fährmann Charon bereits wartete, zugingen.



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