Kapitel 4


Der schreckliche Klang des Weckers beendet meinen Schlaf und ich würde ihn am liebsten einfach ignorieren. Es ist Montag, der mit Abstand beschissenste Tag der ganzen Woche.

Die Verlockung einfach liegen zu bleiben ist sehr groß, auch weil Fawkes in aller Ruhe schnurrend neben mir liegt, aber ich schaffe es doch meinen inneren Schweinehund zu überwinden und mich ins Badezimmer zu schleppen.

Das heiße Wasser prasselt auf mich herab, während ich krampfhaft versuche meine Augen offen zu halten, was sich wiederum als unheimlich schwer herausstellt, da es sich anfühlt als hätte jemand meine Lider mit Sekundenkleber festgeklebt.

Ob ihr es glaubt oder nicht, ich habe meinem Leben immer noch kein Ende gesetzt. Luke hat mir tatsächlich nachdem er gegangen war eine Nachricht geschickt und danach gefühlt alle fünf Minuten eine Neue.

Ich antworte immer brav und gebe mein Bestes so optimistisch wie möglich zu klingen, auch wenn es mir meistens ganz schön schwer fällt. Meistens sind es belanglose Themen über die wir schreiben, wirklich nichts weltbewegendes, aber irgendwie sind die Gespräche mit ihm doch immer interessant.

Er scheint wirklich ein guter Mensch zu sein und er ist auch wirklich nett und lustig, was es mir aber nicht gerade leichter macht ihn nicht näher an mich ran zu lassen.

Vielleicht sind es seine braune Augen, die eine solche Wärme ausstrahlen dass man sich direkt wohlfühlt und am liebsten in ihnen ertrinken würde, oder einfach die Tatsache dass er sich so um mich sorgt.

Ich bin es wirklich nicht gewohnt so viel Aufmerksamkeit geschenkt zu bekommen... Da ich eher schüchtern und zurückhaltend bin, lege ich ziemlich großen Wert darauf nicht aufzufallen, am besten in keinster Art und Weise.

Die einzigen Menschen bei denen ich mich wirklich traue so zu sein wie ich bin, sind meine besten Freunde Maja und Finn, die gleichzeitig auch der einzige Grund sind warum ich überhaupt noch in die Schule gehen werde.

Ich habe schon seit längerem die Vermutung, dass zwischen den beiden etwas läuft, so wie sie sich immer gegenseitig anschauen und miteinander umgehen. Da fällt mir auch ein, dass ich Maja sowieso noch darüber ausquetschen wollte. Daran muss ich unbedingt denken...

Wir sind gefühlt schon immer befreundet gewesen, es war quasi Freundschaft auf den ersten Blick und seitdem sind wir unzertrennlich. Ich könnte mir wirklich keine besseren besten Freunde wünschen.

Als ich es dann endlich geschafft habe mich im Bad fertig zu machen, gehe ich in mein Zimmer und ziehe wie so oft eine helle enge Jeans und meinen geliebten grauen Hoodie an. Es ist schon Ende August und es wird immer kälter. Heute soll es laut Wetterbericht sonnig und warm sein, aber ich gehe lieber auf Nummer sicher.

Meine langen hellbraunen Haare lasse ich einfach offen, ich tusche meine Wimpern noch "schnell" und trage sogar etwas Lipgloss auf.

Ich brauche morgens wirklich immer gefühlte Stunden, aber nicht weil ich eine so lange Routine habe, nein, ich bin morgens einfach nur eine Schnecke und mache alles in Zeitlupe. Wirklich alles, das ist wahrscheinlich auch der Grund warum ich so gut wie immer zu spät zur Schule komme.

Auf dem Weg zur Haustür schnappe ich mir noch schnell ein Erdbeermarmeladebrot mit Honig und eine Flasche Wasser, welche ich beide in meiner Tasche verstaue, bevor ich meine geliebten Sneaker anziehe und mich auf den Weg zur Schule begebe.

Da meine Schule nur eine knappe viertel Stunde zu Fuß entfernt ist, laufe ich meistens. Die frische Luft hilft mir immer richtig wach zu werden und mein Gehirn so langsam in Gang zu bringen.

Wie immer kreisen die Gedanken um meinen Kopf und ich merke nichtmal, dass ich schon so gut wie an der Schule angekommen bin, natürlich schon fünf Minuten zu spät. Wie sollte es auch anders sein?

Ich stoße die große Eingangstür auf und gehe erst noch zu meinem Spind. Ich bin so oder so schon zu spät und das Verlangen pünktlich zu Mathe zu kommen überwiegt auch nicht gerade, also kann ich mir ruhig Zeit lassen.

Um es klar auszudrücken: Ich hasse Mathe und dass weder Maja noch Finn in meinem Kurs sind macht die Sache auch nicht gerade besser. Mich würde wirklich mal interessieren, wer auf die grausame Idee gekommen ist Mathematik in die ersten beiden Stunden eines Montags zu legen. Das grenzt schon an psychischer Misshandlung.

Ich könnte mich über dieses Verbrechen noch Stunden aufregen, aber ich denke ich sollte mich so langsam wirklich auf den Weg machen, nicht dass ich noch dem Schulleiter einen Besuch abstatten muss.

Als ich dann auch mal am Raum angekommen bin, den ich dann auch leider betrete, murmle ich eine kurze Entschuldigung und setze mich auf meinen Platz in der letzten Reihe. Auf mir liegen viele Blicke, was ich wirklich hasse, aber für ein paar Minuten weniger Mathe nehme ich sie gerne in Kauf.

Herr Körner scheint es auch nicht weiter zu interessieren, mein Zuspätkommen ist ja schließlich auch schon fast ein Ritual und ich bin heute sogar noch fünf Minuten früher als sonst.

Eigentlich scheint alles wie immer zu sein, der selbe Ablauf wie jeden Montag, nur dass sich in meinem Leben etwas Entscheidendes geändert hat, doch niemand bemerkt es. Wie auch?

Und dann kommt mir der Gedanke, dass ich sicherlich nicht die einzige bin, die ihre Last mit sich rumschleppt, bei der sich etwas Entscheidendes geändert hat und die nun damit zu kämpfen hat.

Was die Anderen wohl hinter dem aufgesetzten Lächeln verstecken, hinter der Fassade, die sich manche aufgebaut haben oder hinter der Maske die jeden Morgen aufgesetzt wird?

Den ganzen Unterricht lang beschäftigt mich diese Frage, was auch bewirkt dass ich nichtmal ansatzweise mitbekommen habe, was Herr Körner da überhaupt von sich gegeben hat, doch dann ist es endlich soweit.

Die Pausenglocke erlöst mich. Gott sei Dank.

Ich packe meine Sachen in Lichtgeschwindigkeit zusammen und mache mich auf dem Weg zu meinem Spind, wo ich auch schon meine zwei besten Freunde stehen sehe, die mich kurz darauf stürmisch in ihre Arme schließen.

„Da ist ja unsere Kate! Wir haben schon gedacht du wärst mit einem heißen Kerl ins Ausland durchgebrannt und würdest uns hier zurück lassen. Du hast dich das ganze Wochenende nicht gemeldet, ist alles gut?", sprudelt es auch schon nur so aus Maja heraus.

Während sie spricht, gestikuliert sie wie immer wild. Maja ist eine unheimlich frohe Natur, wunderschön und auch ziemlich verrückt. Ihre gute Laune ist einfach ansteckend. Mit ihren glänzend roten Haaren und den immer freudig glitzernden grünen Augen ist sie wirklich eine Erscheinung.

„Ja alles bestens. Leider bin ich nicht mit einem heißen Typen durchgebrannt, sondern hatte einfach nur viel zu tun."

Lüge. Eine große Lüge, bei mir ist es alles andere als bestens, aber ich unterstreiche meine Aussage mit dem echtesten falschen Lächeln, dass ich drauf habe und es scheint zu klappen.

Ich kann es ihnen nicht sagen, noch nicht, denn ich habe Angst.

Angst davor es auszusprechen, Angst davor dass es dann zwischen uns anders wird und ich habe Angst vor den mitleidigen Blicken, denn ich möchte sie nicht. Ich möchte normal angeschaut werden, so als wäre alles in Ordnung mit mir.

Ich denke das ist auch einer der Gründe, warum ich meinem Leben ein Ende setzen will. Oder doch eher wollte?

Die Angst.

Sie frisst einen langsam von innen heraus auf und man kann kaum gegen sie ankämpfen. Sie schleicht sich an, umschließt dich und lässt dich nicht mehr so schnell los und ich wollte wahrscheinlich irgendwie entfliehen.

„Da bin ich aber beruhigt, ich dachte schon ich müsste es mit der da allein aushalten..." Finn grinst schelmisch und zeigt auf den Rotschopf, woraufhin sie ihm gegen den Arm boxt. „Pass bloß auf was du sagst, du hälst es doch keinen Tag ohne mich aus!"

Maja und Finn necken sich ständig und es ist immer wieder sehr amüsant mit anzusehen.

Die Zwei sind wirklich süß und passen wie die Faust aufs Auge, ich hoffe nur, dass sich bald mal einer von ihnen traut den ersten Schritt zu machen.

Leider beendet die Glocke unsere nette Runde, da wir uns nun auf den Weg zu unserem jeweiligen Unterricht machen müssen.

„Bis später Leute!", verabschiedet sich der Blonde von uns und verschwindet in der Menschenmenge. Maja und ich haben jetzt zusammen Englisch, eines meiner Lieblingsfächer.

Auf dem Weg zum Raum ergreife ich auch direkt die Möglichkeit ein paar Informationen zu erlangen, denn wer weiß wann ich die nächste Möglichkeit dazu habe.

„Sag mal, was läuft da eigentlich zwischen dir und Finn?" Ich wackle mit meinen Augenbrauen, was Maja ein Lachen entlockt.

„Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht... Ich mag Finn wirklich gerne, aber was ist wenn unsere Freundschaft so kaputt geht? Außerdem was ist mit dir, es wäre bestimmt komisch für dich."

„Mach dir um mich keine Sorgen, ich shippe Minn! Oder doch lieber Fija?"

Maja schaut mich ungläubig an, bevor wir beide dann in Lachen ausbrechen. Dafür liebe ich sie. Mit ihr kann man immer lachen, ich schaffe es meine riesigen Sorgen zu vergessen und doch kann ich auch über die ernsten Dinge mit ihr reden. Maja ist die Beste.

Unser Gespräch verstummt jedoch leider, als der Lehrer den Raum betritt und mit dem Unterricht beginnt.

Der Schultag vergeht letztendlich ziemlich schnell, worüber ich sehr dankbar bin. Ich habe zwar so gut wie nichts mitbekommen, da nur mein Körper anwesend war und nicht mein Geist, aber glücklicherweise kam es zu keiner peinlichen Situation.

Ihr wisst schon, wenn der Lehrer einen dran nimmt und man absolut keinen Plan hat was eigentlich gerade los ist und alle Anderen das dann unglaublich lustig finden.

Ich verlasse gerade zusammen mit Finn und Maja das Gebäude, als ich auch schon etwas oder wohl eher gesagt jemanden auf dem Parkplatz erblicke, mit dem ich nun wirklich nicht gerechnet hätte.

Ich bleibe stehen und starre zu diesem jemandem, was auch die Anderen bemerken, da sie nun auch in seine Richtung schauen.

Er steht dort ganz lässig an sein Auto gelehnt, seine kurzen dunklen Haare hängen ihm leicht über die Stirn und man könnte schon fast sagen, dass er in diesem Moment wie ein Adonis aussieht.

Aber nur fast, versuche ich mir kläglich einzureden, es ist nämlich ganz und gar nicht gut für mich diesen Jungen attraktiv zu finden... Auch nicht für ihn.

„Wer ist dieser schnieke Kerl denn, den hab ich ja noch nie gesehen!", kommentiert Maja das Ganze.

„Ich schon... Wenn ich vorstellen darf, das ist Luke."

Hi ihr Lieben! 😊
Ich hoffe euch allen geht es gut und euch gefällt dieses Kapitel 🙌🏼

Was ist eurer erster Eindruck zu Finn und Maja?

Ich wünsche euch allen noch eine schöne Woche, macht's gut👋🏼
Eure Ally

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