Kapitel 10
Ich liege, wie in letzter Zeit so oft, auf meinem Bett und starre die Decke an, die leider immer noch nicht gestrichen ist. Das sollte ich wirklich dringen erledigen, dieses hässliche, reine Weiß erdrückt mich.
Nach dem kleinen Vorfall am Montag, war ich die ganze restliche Woche nicht mehr in der Schule. Zum einen, weil ich nicht mehr kann und einfach nur noch nichts tun möchte und zum anderen, weil meine Eltern darauf bestanden haben.
Glücklicherweise konnte ich sie gerade noch davon überzeugen, dass ein Besuch bei einem Psychologen nicht nötig ist, was mich jedoch all meine Überzeugungskraft gekostet hat.
Mein Schlafrhythmus ist mittlerweile komplett am Arsch, ich schlafe meistens ein bisschen tagsüber und bin dafür die ganze Nacht wach. Ab und zu bringt meine Mutter Essen vorbei und macht dann immer das Fenster auf, um zu lüften, da sie der Meinung ist, dass es hier „bestialisch" stinkt.
Ich bin da anderer Meinung, es riecht halt nach Mensch, naja um genauer zu sein nach sterbendem Mensch, aber ich bin noch nicht an dem Punkt angekommen, dass ich nicht mehr dusche oder keine Zähne mehr putze oder so, also ist doch alles in bester Ordnung. Fast.
Wenn ich mich nicht irre, müsste heute Samstag sein und mein Wecker zeigt an, dass es gerade mal neun Uhr morgens ist. Eigentlich der perfekte Zeitpunkt um ein kleines Nickerchen zu machen.
Schlafen ist leider im Moment alles andere als eine Erleichterung für mich. Ich hatte gehofft, wenigstens im Schlaf nicht von meinen Gedanken gequält zu werden, jedoch werde ich jedes Mal schweißgebadet von einem Alptraum wach.
Ich schaffe es keine zwei Stunden am Stück zu schlafen, am liebsten würde ich gar nicht mehr schlafen, aber mein geliebter Krebskörper meint, dass er den Schlaf braucht und zwingt mich, es wenigstens zu versuchen. Ätzend oder?
Gerade als ich es mir gemütlich gemacht habe, klingelt es. Einer meiner Eltern wird schon aufmachen, also was soll's. Außerdem ist es wahrscheinlich Mamas Freundin Ute, die kann ich im Moment gar nicht gebrauchen, da sollte ich lieber dabei bleiben so zu tun als würde ich nicht existieren.
Ich schließe meine Augen, werde jedoch direkt wieder gezwungen sie zu öffnen, als meine Zimmertür ruckartig aufgemacht wird. Was soll der scheiß denn jetzt?! Hier versuchen Menschen in Frieden zu schlafen!
„Kate Mayer was zur Hölle ist mit dir los?! Und wie riecht es hier überhaupt, ist ja ekelhaft!"
Maja stürmt zu meinem Fenster, zieht den Rolladen hoch und öffnet es. Dass sie dabei nicht das komplette Fenster rausgerissen hat, ist ein wahres Wunder.
„Hallo Maja, ich freue mich auch, dich zu sehen!"
„Kannst du mir mal sagen was los ist?! Du kommst die komplette Woche nicht in die Schule, reagierst auf keinen meiner Anrufe und keine meiner Nachrichten und gibst generell einfach kein Lebenszeichen von dir! Man hätte ja denken können, du verreckst in irgendeiner Ecke!"
Eigentlich hat sie es ja ziemlich auf den Punkt gebracht, denn im Grunde genommen verrecke ich auch.
Für eine Konversation dieser Art bin ich wirklich nicht vorbereitet, weswegen ich sie zuerst nur dumm anstarre. Kann man nicht einmal seine Ruhe haben?
„Du hast doch selbst am Montag mitbekommen, dass ich krank war oder eher noch bin, deswegen war ich auch nicht in der Schule, logischerweise..."
„Und da hättest du dich nicht einfach mal melden können?! Finn und ich haben uns ernsthafte Sorgen gemacht!"
„Ähmm, es tut mir leid, aber Mom hat mir stricktes Handyverbot gegeben, damit ich auch wirklich genug schlafe und schneller gesund werde."
Oh mann, was besseres konnte mir nicht einfallen?
Ich kann von Glück sprechen, dass ich nicht Pinocchio bin, denn dann hätte ich im Moment ein ernsthaftes Problem...
Maja hebt ihre linke Augenbraue an, was sie immer tut, wenn sie skeptisch ist und ich hoffe mal, dass sie nicht meinen Schweißausbruch bemerkt.
„Ist ja auch egal, ich will nur für dich hoffen, dass so etwas nicht nochmal vorkommt... Eigentlich bin ich auch wegen etwas ganz anderem hier."
Sie setzt sich neben mich aufs Bett und grinst mich mit diesem gruseligen Psychogrinsen an. Hilfe...
„Du darfst drei mal raten!"
Immer diese beschissene Raterei, ich habe keine Lust auf solche Spielchen, sie soll lieber einfach zum Punkt kommen und nicht ewig um den heißen Brei herumreden.
„Du hast es endlich mal geschafft ohne Fehler bis zehn zu zählen?"
„Mann Kate, du kannst einem echt alles vermiesen!"
Maja zieht eine Schnute, jedoch verwandelt diese sich wieder ganz schnell in diesen ekelhaft glücklichen Gesichtsausdruck.
„Finn und ich sind endlich zusammen!!!", dabei hopst sie wild auf und ab und ich kann mich nicht dran erinnern, wann ich sie das letzte Mal so glücklich gesehen habe.
Ich freue mich für die Beiden aus ganzem Herzen. Maja und Finn passen so toll zusammen und die Tatsache, dass sie ihr Glück gefunden haben, lässt mich etwas besser fühlen.
„Echt jetzt?! Ich dachte schon ihr bekommt das nie auf die Reihe! Ich freue mich so für dich, endlich ist Minn Realität!"
Ich wackle mit den Augenbrauen und Maja bricht in lautes Lachen aus. Ich wünschte ich könnte auch so unbeschwert und glücklich sein, jedoch ist es als würde irgendeine Kraft verhindern, dass mein Mund sich zu einem Lachen verzieht.
„Ja, wir waren Montag gemeinsam unterwegs, das hatte ich dir ja noch gesagt und dann ist es passiert! Wir haben uns endlich geküsst und daraufhin hat Finn mir gestanden, was er für mich empfindet. Ist das nicht toll?!"
Ihre Augen strahlen und ich habe fast schon etwas Angst, dass ihr Dauergrinsen auf ihrem Gesicht festfriert.
„Was ist eigentlich mit Luke, ist er noch aktuell?"
Nun ist sie diejenige, die mich anzüglich anschaut.
Mir läuft ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter und wie immer wenn ich daran denke, flammt der Schmerz wieder stärker in mir auf. Es ist wie als würde ein kleines Monster in mir wohnen, welches wenn es geweckt wird meine Organe und die vor kurzem hinzugefügten Wunden wieder aufkratzt.
„Ach, das war nichts."
Ich winke bloß ab, jedoch sind mein Herz und mein Kopf sich nicht einig, waren es von Anfang an nicht. Jeden verschissenen Tag muss ich mir einreden, dass ich das Richtige getan habe, aber mein blödes Herz will es einfach nicht akzeptieren.
„Ouh, das tut mir leid... Ihr wart wirklich süß zusammen. Adam fragt auch andauend nach dir, weil du schon so lange nicht mehr da warst! Er vermisst dich genau so wie ich bei uns zu Hause, also lass dich bloß mal wieder blicken! Naja, ich muss jetzt auch wieder los, der wunderbare Familienausflug steht an."
Maja rollt mit den Augen, bevor sie mich fest in den Arm nimmt und daraufhin aus meinem Zimmer verschwindet.
Adam ist ihr großer Bruder, wenn ich mich richtig erinnere müsste er mittlerweile 20 Jahre alt sein, aber eigentlich hatte ich nie das Gefühl, dass er sich in irgendeiner Art und Weise für mich interessiert hat. Sachen gibt's.
Jetzt wo meine beste Freundin wieder weg ist, kann ich mein eigentliches Vorhaben fortsetzen und falle in die schwarze Tiefe des Schlafs oder eher in meine schlimmsten Alpträume.
Hey Leute,
Heute ist es nur ein etwas langweiligeres und kürzeres Kapitel, aber ich hoffe, dass es euch trotzdem gefällt.
Was haltet ihr davon, dass Finn und Maja jetzt zusammen sind?
Glaubt ihr Kate findet noch ihr Glück?
Ich wünsche euch ein schönes Wochenende und bleibt alle gesund!
Eure Ally🥀
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