Draußen.
Nebel.
Ich stehe auf einem Weg.
Ich sehe weder, woher ich gekommen bin, noch kann ich erkennen, wo mich dieser Weg hinführt. Um meine Existenz hat sich eine Blase gebildet, die alle Sinneseindrücke abschwächt. Sie dämpft alle Geräusche. Ich laufe durch Watte, auf einem fremden Weg, auf einem fremden Planeten. Doch das weiß ich nicht. Ich weiß nichts mehr. Ich weiß nicht einmal mehr, ob es mich gibt.
Wind.
Meine Haare flattern um mich herum. Der Wind zerrt an meiner Kleidung, als wolle er mich in eine bestimmte Richtung lenken. Laub und kleine Äste wirbeln an mir vorbei ins Ungewisse, folgen dem Weg des Windes, bis sie irgendwann an einem unüberwindlichen Hindernis aufgeben müssen. Manchmal raubt mir eine Bö den Atem, und ich höre meine Umwelt nur undeutlich, denn der Wind rauscht zu laut in meinen Ohren. Mein Kopf ist erfüllt vom Wind.
Regen.
Wie Perlenschnüre fallen die Tropfen vom Himmel und verschleiern meinen Blick. Ich bin nass bis auf die Knochen, bin durchweicht und doch von einer seltsamen Wärme erfüllt. Die Tropfen prasseln auf die Erde und auf die Blätter der Bäume, suchen sich ihren Weg hin zum Bach hinunter und verschwinden in Richtung Meer, immer mehr Ihresgleichen treffend, um dort erneut Reise auf ihren eigenen Spuren zu machen. Ich bin nur ein kleiner Teil auf diesem Weg.
Sonne.
Ich schließe die Augen und strecke, einer Blume gleich, mein Gesicht hin zur Sonne. Sie spielt mit meinem Haar, wirft sanft Muster auf meine Haut und kitzelt mich in der Nase. Ihre Wärme durchströmt mich und gibt mir neue Kraft. Ich vergesse für einen kurzen Moment, wie gefährlich eben jene Sonnenstrahlen für mich sein können, und lasse mich treiben in der sanften Umarmung des Sonnenscheines.
Schnee.
Um mich herum ist alles weiß. Die Landschaft, der Himmel, sogar ich bin voll weißem Puder. Es ist ein magischer Anblick, wie verzaubert stehe ich da und bemerke nicht, wie die Kälte schleichend in meinen Körper kriecht. Mit jeder meiner Bewegungen fängt die Luft an zu funkeln wie tausend Diamanten, jeder Schritt ist wie der erste Schritt in einer neuen Welt. Mein Atem erschafft kleine Wolken, einsam und verlassen in der klaren Winterluft. Ich fühle mich wie das einzig Lebendige in dieser verstörend schönen, kalten Welt.
Hagel.
Ohrenbetäubender Lärm reißt mich aus meinen Gedanken. Kleine Eisbrocken fallen wie Geschosse vom Himmel. Bei jedem Treffer durchzuckt mich Schmerz, ein einziger Aufschrei meines Körpers. Ich versuche zu fliehen, doch der Hagel ist erbarmungslos. Immer größer werden die Geschosse, immer zahlreicher prasseln sie auf mich ein. Plötzlich ist der Schmerz vorbei, und ich halte inne und genieße die Stille in meinem Körper. Ich stehe geschützt und sehe zu, wie das Sonnenlicht die Hagelkörner funkeln lässt wie Diamanten. Ich kann beobachten, wie diese Diamanten ihr letztes Ziel erreichen und beginnen zu schmelzen. Sie werden zu einer einzigen, großen Masse.
Draußen.
Ich bin geflohen. Vor der Enge, der verbrauchten Luft, dem Lärm des Alltags. Nach draußen. Ich stehe hier, mitten im Leben, und doch abgeschnitten von allem, mit mir allein. Hier gibt es keine Grenzen, ich kann all jene Dinge vergessen, die mich quälen, weil die Gesellschaft sie zu Problemen gemacht hat. Hier gibt es nur mich und die Gesellschaft des Draußen, das nichts verlangt, das keine Erwartungen hat, das immer gibt und nie nimmt. Ich bin frei. Frei zu bleiben, frei zu gehen, frei zu denken. Draußen.
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