Teil 20 Etwas beginnt - Benedikt und Lara V
Langsam wurde es gefährlich. Und er wollte, verdammt noch mal, die Situation nicht ausnutzen.
Nicht heute!
Nicht hier!
Nicht so schnell!
Auch wenn er brannte für sie wie noch nie für eine Frau!
Lara erwachte aus einer Art von Trance. Sie war sexuell nicht sehr erfahren. Sie hatte das Kribbeln zwischen den Beinen, wenn Robert sie küsste, für das höchste an Gefühlen gehalten, das sie empfinden konnte.
Aber hier, mit Benedikt, in diesem engen Appartement, fühlte sie mehr, viel mehr! Fühlte sie ein Verlangen, das ihren ganzen Körper überspülte!
„Und? Was hältst du jetzt von Verknallen auf den ersten Blick?" hauchte er in ihr Ohr, und eine neue Welle der Lust überspülte sie.
Sie stöhnte auf, suchte nach Worten, nach Worten, nach Worten! Verdammt! Wo waren sie denn hin?
Langsam tauchten sie wieder auf. Aber ihr Verstand hatte sie nicht zensiert!
„Gar nichts! Also, nicht bei mir! Ich habe mich nicht heute verknallt, es war ein längerer Prozess!"
Benedikt schob sie ein wenig weg, um ihr in die Augen zu sehen.
„Heißt was genau?" brachte er gerade noch hervor.
Ihr Gehirn funktionierte noch immer nicht wie sonst, ließ immer noch zu, dass die Worte einfach ihren Mund verließen.
„Es gab so viele Situationen, in denen ich mich auf dich verlassen habe! In denen du mich aufgebaut hast, mich getröstet hast, gerettet hast! Wenn du mich bei einem schlimmen Einsatz in die Arme genommen hast, wenn du mir übers Haar gestrichen hast!
Wenn du gesagt hast: Wir können nicht alle retten, Lara, aber wir müssen es immer wieder versuchen! Da ist jedes Mal ein bisschen in mir gewachsen, das du Verknalltsein nennst, und das ich Vertrautheit nenne, und vielleicht sogar etwas wie Liebe!"
Jetzt war es raus, waren die Worte über ihre Lippen gekommen, die sie nicht hatte sagen wollen, die sie nicht hätte sagen dürfen. „Sorry!" flüsterte sie.
Benedikt sah sie erst ungläubig an, dann begannen seine Augen zu strahlen, sein Mund begann zu lächeln, sein Herz zu rasen, sein Atem stillzustehen!
Er hatte gefühlt wie sie all die Monate, in denen sie zusammenarbeiteten. Er hatte es für Freundschaft gehalten, für Gut-Leiden-Können, für Sorge um eine Kollegin.
Aber es war mehr!
War immer schon mehr gewesen!
Es war etwas wie Liebe gewesen!
Er drückte sie fest an sich, war unfähig zu sprechen.
Nach einer ganzen Weile fand er die Fähigkeit, sich zu artikulieren, wieder. „Du bist wirklich ein gefühlsbetonter Mensch!" flüsterte er. „Und ich bin es auch!"
Sie begannen wieder, sich zu küssen, ausgesprochen gefühlsbetont!
Dann tranken sie einen Schluck Wein, dann küssten sie sich weiter.
„Der Wein schmeckt gut von deinen Lippen!" flüsterte er.
„Von deinen auch!" hauchte sie zurück.
Sie nahmen noch einen Schluck, überprüften ihren ersten Eindruck, fanden ihn bestätigt.
Benedikt suchte auf ihrem Handy nach einem Sender mit Love-Songs.
„Darf ich bitten, schöne Lady?" fragte er, und sie drehten sich auf dem schmalen Streifen zwischen Bett und Tisch langsam zum Klang der Musik. Sie küssten sich immer wieder, lang, zärtlich mit aller Zeit der Welt. So wie sie es beide mochten!
Immer stärker stieg die Leidenschaft hoch, das Begehren nacheinander.
Ihre Herzen rasten, ihr Atem ging stoßweise. Seine Hände suchten nach Haut unter ihrem Shirt, ihre Hände fanden Haut unter seinem Shirt.
Sie sanken aufs Bett, wollten nur noch fühlen, fühlen, fühlen!
Sie taten sich gut, sie gaben sich alle Zärtlichkeit, die in ihnen war, aber sie wollten mehr! Immer mehr!
Plötzlich riss Benedikt sich los. „Ich... ich... ich habe nichts da! Keine.... keine.... Gummis! Keine Kondome!" keuchte er, fast wahnsinnig vor Begierde nach ihr, nach ihrem zarten, schmalen Körper.
„Wir... wir... wir... gehen zur Tanke!" stöhnte sie. Sie nahm zwar die Pille, aber sie wussten beide, dass es leichtsinnig gewesen wäre, ohne Gummi, ohne Kondom! Saskia war drogenabhängig, Robert schwul oder bi, das Risiko war zu groß!
Sie fuhren runter, tranken einen Schluck Wein, atmeten ein paar Mal tief ein und aus.
Sie sahen sich an, mussten von einem Augenblick zum anderen loslachen.
„Wir sind schon ein Pärchen!" japste Benedikt nach einer Weile. „Wenn uns das jemand vor ein paar Tagen gesagt hätte!"
Und sie merkte, wie losgelöst, wie frei, wie aufgedreht, wie erwachsen sie geworden war. Nichts war ihr peinlich, nichts bereute sie. Sie sah nicht schüchtern zu Boden, weil sie nicht wusste, wie sie mit der Situation umgehen sollen.
Ganz im Gegenteil! Sie lächelte ihn herausfordernd an, zog ihn an seinem T-Shirt zu sich.
„Was hätte uns denn jemand vor ein paar Tagen sagen sollen?" fragte sie heiser.
Aha! Die Lady war aufgewacht! dachte er glücklich. Er schlang die Arme um sie, verschlang sie mit seinen Armen.
„Dass ich wahnsinnig vor Begehren mit dir in deinem Bett ihm Wohnheim liege!" antwortete er. „Und jetzt hör auf, du Biest! Sonst habe ich so wacklige Beine, dass ich die Treppen hinunterfalle! Dann kannst du den heißen Sex vergessen!"
Lara wollte aber nicht aufhören! Sie fummelte sich unters Shirt. Sie wollte nur nachfühlen, ob sie sich nicht getäuscht hatte, ob er wirklich so eine weiche Haut hatte! „Nehmen wir halt den Aufzug!" flüsterte sie.
Leise lachend, betrunken vor Glück wankten sie zum Lift. Sie brauchten unheimlich lang, weil sie sich immer wieder küssen mussten, weil das Küssen ihnen verdammt gut gefiel. Und das wussten sie vor ein paar Tagen auch noch nicht!
In der Tankstelle wurde es ein bisschen peinlich, weil der Besitzer Nachdienst hatte, und der kannte sie beide sehr gut, allerdings auch ihre Partner.
Als er Frau Dr. Sandner und Herrn Gutenberg engumschlungen hereinkommen sah, musste er grinsen.
Die beiden fuhren etwas auseinander. Doch der ältere Herr lächelte sie verständnisvoll an.
Er war seit langem der Meinung, die beiden passten besser zusammen als die vorherige Konstellation.
Benedikt wollte nur schnell eine Packung schnappen, doch Lara musterte interessiert das Angebot, las die Beschreibung auf den Verpackungen.
Er hatte Angst, dass ihn das Lachen erstickte, das ihn kitzelte.
„Hast du auch die richtigen?" fragte sie.
„Ja, schon!" antwortete er.
„Und die Größe passt auch?"
„Ich denke schon!" Er schnappte nach Luft.
„Du denkst?" Sie sah ihn verwundert an.
„Ja, probieren kann ich sie nicht!" japste er.
„Nee! Das geht nicht!" stimmte sie todernst zu.
Da war es mit seiner Beherrschung vorbei. Er stand um drei Uhr nachts in einer Tankstelle neben der Klinik, mit einer Packung Kondome in der Hand und wirbelte lachend die Frau durch die Luft, die er liebte!
Und das hätte er vor ein paar Tagen sicher niemandem geglaubt
Lachend bezahlte er, lachend küsste er sie vor der Türe.
„Du bist ein durchtriebenes Luder, Frau Dr. Sandner!" stöhnte er.
„Aber ein sehr gefühlsbetontes!" wandte sie ein.
„Beweise es!" forderte er und zog sie so schnell es ging, zurück.
In ihrem Zimmer brachen dann alle Schranken. Hungrig nacheinander suchten ihre Hände Haut, viel Haut! Sie befreiten sich ungeduldig von den lästigen Kleidungsstücken, halfen sich gegenseitig, freuten sich über jeden Quadratzentimeter, den sie freilegten, den sie streicheln, küssen, liebkosen konnten. Als sie endlich nackt nebeneinander im Bett lagen, mussten sie sich aber erst einmal eine Weile betrachten.
„Du bist verdammt schön!" stieß er hervor, und zum ersten Mal im Leben glaubte Lara, dass das stimmte!
Was danach folgte, zeigte ihr, dass das, was ihr Robert als heißen Sex verkauft hatte, nur ein lauwarmer Aufguss gewesen war.
Heißer Sex, das war das, was Benedikt mit ihr anstellte! Und was sie bald, gelehrige Schülerin, die sie war, mit ihm anstellen konnte.
Auch er wunderte sich. Eigentlich war er immer der Meinung gewesen, er hatte es im Bett gut getroffen mit Saskia. Doch in dieser Nacht erfuhr er, dass er falsch gelegen hatte. Er erfuhr, was er fühlen konnte, wenn er Zeit zum Fühlen bekam.
Wie viel Lust er spüren konnte, wenn er nicht besiegt werden sollte, sondern geliebt wurde.
Wenn er geben und nehmen durfte, so lange und so viel er wollte.
Wenn er sich nicht sämtliche Gliedmaßen verrenken musste, eine Stellung nach der anderen durchhecheln musste!
Wenn er einfach nur mit Ruhe zärtlich lieben durfte!
Als Benedikt am nächsten Tag in die Kantine ging, hatte er keinen schweren Kopf, aber schweren Muskelkater, vor allem in den Armen! Na ja! Er war keine 20 mehr, und so ein Marathon hinterließ eben seine Spuren.
Die Bedienung in der Kantine wunderte sich schon ein bisschen, warum der nette Sanitäter heute so abwesend vor sich hin grinste!
Als er schwerbepackt zurückkam, sah sie ihn an. „Jetzt können wir uns das mit dem Gästeappartement auch sparen!" begrüßte sie ihn.
Wieder bekam er einen Lachanfall. „Sagt dein Kopf?" fragte er.
„Nein, den habe ich heute Nacht verloren! Sagt mein Gefühl!"
Benedikt schüttelte seinen Kopf, den er eigentlich auch voll und ganz verloren hat. Die kleine Ärztin, die nie viel gesprochen hatte, war ja ein Ausbund an Schlagfertigkeit geworden!
Er freute sich auf viele kommende Überraschungen! Er freute sich auf die Zukunft mit ihr - ob im Gästezimmer oder nicht!
Hat dir die Geschichte von Lara und Benedikt gefallen?
Ein ganz besonderes Pärchen wartet in Dresden auf dich .....
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