Kapitel 33
Katarina
Das Frühstück verlief ziemlich schweigsam. Auch Markus und Anna sind inzwischen da. Da wir sehr früh frühstücken, sind wir alle bis auf Ben und Brendan noch im Pyjama. Es sieht etwas lustig aus, wie die Beiden schon fertig angezogen sind und wir anderen in unseren Pyjamas und die Haare in alle Richtungen abstehend. Aber Anna hatte sich das erste Mal auch noch angezogen gehabt, als sie hier übernachtet hatte. Doch mittlerweile findet sie es super und bleibt im Pyjama.
Als es klopft, steht mein Vater auf und führt meine Grandma hinein. Sie ist ebenfalls schon fertig angezogen und hat das typische schwarze Kleid mit den goldenen Ornamenten an. Wie mir ein kurzer Blick verrät trägt sie auch die Schuhe für die Tänze nachher. Als ich wieder hochschaue, sehe ich das Glitzern in ihren Augen. Allerdings nur kurz, dann verschwindet es auch schon wieder. "Guten Morgen. Danke das sie meine Enkelin so schnell hergebracht haben." wendet sie sich Brendan zu. "Das war selbstverständlich." Sie nickt und setzt sich dann zu uns. "Grandma, darf ich fragen wie es passiert ist?" frage ich sie sanft. "Natürlich Liebes. Er war krank und es gab keine Heilungschancen mehr, hat mir der Arzt gesagt. Mich ärgert es, dass er keinem etwas gesagt hat. Aber so war er nun einmal, ein riesiger Dickkopf mit großem Herz. Er wollte uns keine Sorgen bereiten." antwortet sie mir und wischt eine Träne weg. Ich lächle ihr traurig entgegen, woraufhin sie meine Hand tätschelt.
Nachdem wir den Tisch aufgeräumt haben, gehen wir alle wieder in unsere Zimmer und machen uns fertig. Ich will gerade meine Kleidung aus dem Schrank holen, als mein Blick auf Brendans Kleidung fällt. "Das geht nicht." Verwundert schaut er mich an "Wieso nicht? Das ist ein schwarzer Anzug." "Das meine ich auch gar nicht. Das Hemd. Es muss schwarz sein und du brauchst eine Krawatte, die du dir erst mal in deine Tasche tust." Verwirrt schaut er mich an. Ich verdrehe die Augen und gehe zur Tür "Grandma?" rufe ich und fast sofort erscheint sie. "Was ist den Liebes?" "Brendan und Ben bestimmt auch, brauchen schwarze Hemden und die Krawatten für später." "Aber natürlich. Soll es zu dir passen?" fragt sie zwinkernd. Ich erröte und nicke. "Die selbe Farbe wie immer nehme ich an?" Und wieder nicke ich. "Na dann komm mal mit, damit wir die passende Größe für dich finden." Damit zieht sie Brendan einfach mit sich.
Ich wende mich wieder meinem Schrank zu und öffne ihn. In ihm hängen nur noch die Kleider für die Feste hier. Ich nehme also das blaue und das schwarze Kleid hinaus und den Schuhkarton. Das blaue Kleid geht mir bis kurz über die Knie und das schwarze genau bis zu den Knien. Ich gehe kurz duschen und ziehe dann meine Unterwäsche an und eine schwarze Strumpfhose. Dann komme ich wieder zu dem blauen Kleid. Wie immer habe ich erst ein paar Probleme hinein zu kommen, da der Stoff ganz leicht ist und es mehrere Lagen sind. Ich nenne es immer scherzhaft das Elfenkleid.
Als ich es endlich an habe, falte ich es hoch und ziehe das schwarze Kleid an. Oben auf beiden Schultern und oberhalb der Brust ist eine goldene Triskele aufgestickt. Sie steht für den Weg des Lebens. Zudem ist es die magische drei: Geburt, Leben und Tod. Auch bei der Kleidung für Hochzeiten kann man immer drei Triskelen finden.
Das Kleid fällt locker und schwingt bei jeder Bewegung mit. Und nun widme ich mich den Schuhen zu. Es sind schwarze Steppschuhe. Die gesamte Gemeinde liebt es zu steppen und macht es bei jeden möglichen Anlass. Mein Grandpa war einer der besten in seiner Jugend. Er war es auch, der es mir beibrachte. Ich kann zwar die Musik nicht hören, aber ich kann den Takt zählen. Mir muss nur jemand anzeigen, wann es startet, wie ein Dirigent.
Entschlossen ziehe ich also die Schuhe an und probiere ein paar Schritte. Es muss sich bestimmt besonders anhören, wenn wir alle zusammen exakt gleich steppen. Nachdem ich auch die Schuhe anhabe, widme ich mich meinen Haaren. Direkt nach der Dusche haben sich leichte Wellen gebildet. Ich flechte mir nur die ersten paar Strähnen nach hinten und lasse den Rest einfach offen. Zufrieden mit meinem Aussehen, verlasse ich das Zimmer. Ben und Brendan kommen ebenfalls gerade aus einem Zimmer. Meine Grandma schließt die Tür und überreicht mir eine blaue Krawatte. „Danke." „Nicht dafür Liebes. Ich gehe mal schauen, ob dein Bruder und seine Anna noch Hilfe brauchen." damit verschwindet sie wieder. Ich schaue zu Ben und Brendan und muss schmunzeln. Brendan schaut mich mit offenem Mund an und Ben schlägt ihm gerade auf den Hinterkopf, um ihn aus seiner Starre zu holen. „Au, musste das sein?" beschwert er sich. „Ja. Ich lasse euch beiden dann mal alleine." sagt Ben zwinkernd und geht. Kopfschüttelnd blicke ich wieder zu Brendan. „Du siehst wunderschön aus." Errötend sage „Danke." Dann trete ich einige Schritte auf ihn zu und halte die Krawatte vor mir. „Würdest du mich heute begleiten?" Zwar ist sein Blick fragend, aber ohne zu Zögern antwortet er „Mit dem größten Vergnügen. Warum ist meine eigentlich blau und Bens seine schwarz? Und wieso dürfen wir sie noch nicht tragen?" Während ich die Krawatte sicher in seine Innentasche stecke erkläre ich „Paare tragen die selben Farben. Und da Ben keinen Partner hat, bekommt er eine schwarze Krawatte." „Aber du trägst kein blau?" unterbricht mich Brendan verwirrt. Ich lächle ihn an „Lass dich überraschen." Ich stelle mich auf die Zehenspitzen, was in den Schuhen einfacher geht und ziehe Brendan etwas zu mir herunter. „Danke dass du mitgekommen bist. Das bedeutet mir viel." sage ich und schaue ihm dabei tief in seine Augen. „Das ist selbstverständlich. Vielleicht auch etwas eigennützig, weil ich nicht mehr ohne dich kann, aber selbst wenn du nicht meine Mate wärst und einfach nur eine Freundin, ich hätte dich immer begleitet." Damit überbrückt er den letzten Abstand und seine Lippen treffen auf meine. Es ist ein sanfter Kuss und doch voller Gefühle. „Kommt schon ihr Turteltauben, wir müssen." ruft Markus, wodurch Brendan zusammen zuckt. Ich löse mich von ihm und will gerade fragen was los ist, als er es mir schon erklärt „Dein Bruder hat gerufen, dass wir los müssen." Verstehend nicke ich und löse mich von Brendan.
Wir sind gerade die Treppe herunter gekommen, als ich Ben mit einem verzogenen Gesicht sehe. Ich gehe zu ihm und frage „Ben? Alles okay?" „Ja, aber die Schuhe, die ihr alle trägt, sind sehr laut." „Oh, dann solltest du dir und Brendan vielleicht Ohrenstöpsel besorgen. Es wird nachher noch lauter." Mit großen Augen schaut er mich an, bevor er sich wieder an meine Grandma wendet.
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Die Kirche ist schon geschmückt und wir treffen auf die anderen. Viele bekunden ihr Beileid. So gut wie alle sind in den traditionellen Kleidern bei uns aufgetaucht. Die Kirche ist brechend voll. Vorne steht der Sarg mit den Lieblingsblumen von meinem Grandpa und Grandma geschmückt. Nachdem alle Platz genommen haben, beginnt die Trauerrede. Wie viele auch, kommen mir die Tränen. Brendan hat woher auch immer, ununterbrochen ein frisches Taschentuch parat. Ich wüsste echt nicht was ich ohne ihn hier tun würde. Er ist mein Fels in der Brandung.
Nach der Trauerrede folgen wir den Sargträgern zum künftigen Grab von meinem Grandpa und irgendwann auch das von meiner Grandma. Es liegt in der letzten Reihe, genau bei den Klippen. Er sagte immer, so kann er auf die See hinausblicken und es wird ihm nie langweilig. Wir werfen alle noch eine Blume auf den Sarg und verabschieden uns. Dabei laufen mir auch nochmal die Tränen. Als auch hier alle fertig sind, gehen wir wieder in die Kirche, um unsere Sachen zu holen und genau wie bei einer Hochzeit hinaus zu gehen. Denn jetzt beginnt es erst.
Wir kommen alle auf den riesigen Kirchentreppen zum stehen. Und schauen der Sängerin zu, wie sie das Lieblingslied von meinem Grandpa einleitet. Als sie endet, erklingen die Flötenklänge, jedenfalls hat das mein Grandpa mir so erklärt. Wir als enge Familie setzten uns in Bewegung und stellen uns auf. Meine Grandma in der Mitte. Mit ihrer ersten Bewegung zeigt sie auch mir das Startsignal und so fangen wir an, das Lied zu tanzen, welches Grandpa immer am liebsten getanzt hat. Dabei übernimmt mein Bruder die Schritte, die mein Grandpa immer getanzt ist.
(Bei dem obigen Video müsst ihr zu Minute: 7:30 min bis 15 min. Das untere Video ist eine kürzere Version.)
Als es endet, klatschen alle anderen und wir begeben uns zur Halle, in der gefeiert wird. Brendan und Ben kommen wieder zu mir „Wow, das war fantastisch. Finden die Beerdigungen immer so statt?" fragt Ben. Lachend sage ich „Das war noch gar nichts. Warte nur das Essen ab. Danach geht es wirklich los."
In der Halle angekommen, herrscht schon ein reges Treiben. Viele wechseln noch die Tische und unterhalten sich angeregt. Ich ziehe beide mit zu unserem Tisch. Überall wo ich die Gespräche mitbekomme, geht es um meinen Grandpa. Geschichten über seine Kindheit, Jugend und Erwachsensein werden erzählt und lauthals über diese gelacht. Das ist es, was ich an diesem Brauch so liebe. Die Erinnerungen werden wieder aufgefrischt und es wird gelacht. Nach dem Essen standen alle Frauen auf. Ich nahm mir die Tasche für uns Vier also Mom, Grandma, Anna und mich. In diese konnten wir die schwarzen Kleider tun, sodass jeder nachher wieder sein Kleid bekam. Wir verschwanden gerade alle und zogen die Kleider aus. Jede hatte ein buntes Kleid unter dem schwarzen. Und wenn wir einen Partner hatten, dann hatte er die farblich passende Krawatte. Dieser Wechsel lockerte nochmal mehr die Stimmung. Normalerweise verschwinden die Frauen dafür nicht alle gemeinsam. Aber da nun das Lieblingslied meiner Grandma getanzt wird und da nur wir Frauen tanzen, passt es besser so. Wäre meine Grandma vor meinem Grandpa gestorben, hätten wir die Lieder andersherum getanzt. Auch einer der Bräuche, die Lieblingslieder der Ehepartner zu tanzen. Meine Grandma legt gerade ihr Kleid in die Tasche und atmet schwer. „Du schaffst das Grandma." spreche ich zu ihr. Sie nickt „Ja, aber es wird glaube ich das letzte Lied für mich heute. Schließlich werde ich auch älter." „Dann genieße es umso mehr." Sie lächelt mich an und dann gehe ich auf meinen Platz. Es ist mit das einzige, wo ich gleich am Anfang alleine auf der Bühne stehe. Da aber gleich Anna zu mir kommt, die mir dann sozusagen das Zeichen gibt, klappt alles gut.
Schwer atmend kommen wir zum stehen. Die Männer jubeln und gehen zu ihren Partnerinnen. Ich sehe, wie sich Brendan schüchtern seinen Weg zu mir bahnt. „Ist das der Moment, wo ich die Krawatte umbinden sollte?" fragt er mich. Lachend und kopfschüttelnd greife ich nach seiner Krawatte und binde sie ihm um. "Das Kleid steht dir ungemein gut, meine Elfe." Ich werde rot und wechlse das Thema. „Traust du dich einen Tanz mitzumachen?" frage ich ihn mit glänzenden Augen. Ich liebe Stepptanz. „Ich weiß nicht." „Kannst du tanzen?" „Das schon, aber kein steppen." „Das geht schon, bleibe einfach in der Formation." und schon ziehe ich ihn wieder mit. Jetzt beginnt das Lied, welches jede Feier nach einer Beerdigung einläutet.
(Hier müsst ihr zur Minute 54:46 min bis zu 01:02:00 min)
Mit viel Lachen und einige Male auf die Füße treten, haben wir den Tanz beendet. Ich küsse ihn „Danke, du glaubst gar nicht, wie viel mir das bedeutet." Er strahlt mir auch entgegen. „Immer wieder gerne, wenn ich dafür dieses Strahlen in deinen Augen wieder sehe." Wir stehen nun am Rand und schauen den anderen zu. Meine Grandma sitzt inzwischen bei ihren Freunden, die ebenfalls nicht mehr tanzen können. Wenn ich sie richtig verstehe, erzählt sie gerade die Geschichte, wie sie und Grandpa sich kennengelernt haben. Eine Berührung an meiner Schulter lässt mich nach hinten schauen.
Meine Augen werden groß und ich springe demjenigen freudig in die Arme. Kaum habe ich ihn wieder losgelassen, werde ich nach hinten an eine starke Brust gezogen. Brendan ignorierend frage ich „Matt. Was machst du denn hier?" „Dein Grandpa war irgendwie doch auch für mich einer. Da musste ich doch kommen. Ich bin zwar etwas spät, aber ich hoffe das macht nichts." „Quatscht. Er hätte sich gefreut. Hast du wieder was von Stella gehört?" Seine Miene verdunkelt sich sofort. „Das ist auch einer der Gründe, warum ich hier bin. Aber das ist jetzt nicht so wichtig. Erklär mir.." weiter kommt er nicht, da ich ihn unterbreche. „Oh doch, das ist wichtig. Was ist los?" Er seufzt „Der Kontakt zu ihr ist abgebrochen. Stella wird vermisst." „Und du meinst das ist nicht wichtig?" rege ich mich auf. „Doch, aber wir können nichts machen. Wir haben keine Spur von ihr. Es wird jetzt versucht ihren letzten Standort zu finden, um dann über die Hundestaffel ihren Aufenthalt herausfinden zu können." „Dafür brauchst du Buddy." stelle ich fest. „Als wir ihn trainiert haben, hat er Stella immer gefunden. Ich glaube kaum, dass die anderen Hunde ihren Geruch so gut identifizieren können wie Buddy." Ich nicke verstehend. „Wann können wir starten?" Matt schmunzelt „Nicht so hektisch. Wir brauchen dafür ihren letzten Standort. Sobald ich den habe, sage ich dir Bescheid und wir können. Es ist auch schon alles mit meinem S.W.A.T.-Team besprochen." Ich nicke. „So, aber jetzt erklärst du mir gefälligst wer dich so an sich presst und mich mit seinen Blicken zu töten versucht." verlangt Matt. Bei seinen letzten Worten löse ich mich ruckartig von Brendan und schaue ihm ins Gesicht. Tatsächlich, er schaut Matt echt grimmig an. Ich schlage ihm gegen die Schulter, wodurch ich sofort seine Aufmerksamkeit habe. „Wehe du schaust Matt nochmal so ein." drohe ich ihm. Dann wende ich mich Matt zu. „Matt, darf ich dir meinen Freund Brendan Nash vorstellen. Brendan darf ich dir meinen besten Freund Matt vorstellen." mache ich sie bekannt. Sie reichen sich die Hände und Brendans Gesicht ist schon wesentlich freundlicher. „So, war schön dich wieder zu sehen, aber ich würde auch nochmal kurz bei Markus vorbeischauen. Brendan sorge bitte dafür, dass sie hier noch etwas Spaß hat." Dann verabschiedet er sich auch schon für den Moment.
Sanft löst Brendan meine Lippe von meinen Zähnen. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich schon wieder angefangen hatte, auf dieser zu kauen. „Deine Lippe ist viel zu schade dafür. Ich glaube, ich befolge lieber Matts Rat. Auch wenn ich es noch gewöhnungsbedürftig empfinde, ist das hier immer noch eine Feier. Also willst du nochmal mit mir tanzen,meine Elfe?" Da ich für Stella gerade wirklich nichts machen kann, stimme ich Brendan zu. Morgen hat Matt hoffentlich eine Spur, sodass ich auch noch helfen kann. Doch beide haben Recht, ich sollte mich auf das Hier und Jetzt konzentrieren. „Es sieht zwar sehr chaotisch aus, aber die Partner bleiben immer gleich." warne ich ihn schon einmal vor. Dann beginnt es auch schon wieder.
Spät Nachts kommen Brendan und ich heim. Er hat sich noch für ein paar Tänze getraut und es wurde ein toller Abend. Meinem Grandpa hätte es sehr gefallen. Mein letzter Gedanke, bevor ich einschlafe ist: Hoffentlich finden wir Stella.
(Mal ein sehr langes Kapitel, da ich die Beerdigung in einem haben wollte. Die Videos sind aus den beiden Shows: Riverdance und Feet of Flames. Die eine Show ist ja schon ganz und dann falls es euch interessiert, noch die andere Show ganz:)
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