Von Müttern und Reitlehrerinnen-Bengt

Caya rief mich von unten "Oma holt mich gleich ab. Ich dachte wir rufen Papa eben noch an" Typisch Caya. Sie und Oma wären jetzt über das Wochenende zum reiten im Münsterland und jetzt musste sie noch einmal einen auf gute Tochter machen.

"Hej" flötete Caya kurz darauf in ihr Handy das zwischen uns auf dem Tisch lag. "Hej" hörte ich Papas Stimme. Man hörte ihm an, dass er lachte. Kurz darauf hörten wir ein "Cady, lass mich!". Caya und ich sahen uns bestürzt an. Dann hörten wir die Stimme unserer Mutter im Hintergrund. "Nee, Nein, Nein! Das ist doch wohl jetzt nicht wahr!" ich war der erste von uns beiden, der seine Sprache wieder fand. "Bengt! Stop!" meinte Caya bestimmt. Ich starrte sie an, als ob sie komplett bescheuert wäre. "Nej! fauchte ich. "Bengt, hon sade sulta!" kam es in einem strengen Tonfall von unserem Vater. Caya schüttelte wie zum Nachdruck den Kopf und legte sich die Hand aufs Herz. "Wir treffen uns gleich mit dem Team. Caya ich wünsche dir viel Spaß. Bengt lass das Haus stehen und nimm heute Abend deine Tabletten! Ich bin wahrscheinlich Sonntag morgen wieder da." Caya neben mir grinste "Tack!" "Hmh!" meinte ich nur. "Dittills" verabschiedeten wir uns fast einstimmig. Es kam noch ein "Dittills" von unserem Vater, dann legte Caya auf.

Meine Schwester legte den Kopf schief und beobachtete mich mit Argusaugen. "Was war das gerade?" ihre blauen Augen blitzen. "Ich halt es einfach nicht aus, dass sie um ihn ist! Caya, sie tut ihm wieder weh!" meinte ich. Das hatte unser Vater nun wirklich nicht verdient, dass dieser Frau ihm zum zweiten mal das Leben komplett auf den Kopf stellt. "Gib ihr einer Chance. Gib ihnen eine Chance! Du würdest das auch an seiner Stelle wollen und an ihrer Stelle würdest du wollen, dass dein Sohn mit dir redet." Wir hörten wie ein Schlüssel im Schloss rumgedreht wurde. Caya stand auf und nahm ihr Handy vom Tisch "Denk drüber nach!" giftete sie noch in einem schroffen ton.

Als ob ich darüber nachdenken müsste! Das würde nie im Leben funktionieren! Sie tut ihm nicht gut! Sie verletzt ihn nur wieder und ich wollte mit ihr nichts zu tun haben!

"Hey ihr beiden. Was herrscht hier denn für eine Stimmung?" Oma lugte in den Raum. "Hallo" Caya umarmte sie. Auch ich stand jetzt auf und begrüßte sie "Hey. Naja Papa hat anscheinend wieder was mit unserer Mutter angefangen, oder zumindest ist er kurz davor". Oma riss erstaunt die Augen auf und schüttelte den Kopf "Ist er bescheuert! Das kann jawohl nicht wahr seien." "Doch!" meinte ich mit düsterer Stimme. "Warum findet ihr das alle so schlimm? Sie ist echt nett! Ich komme echt gut mit ihr klar!" meiner Zwillingsschwester sah mich und Oma verständnislos an. "Caya. Du hast sie nicht erlebt! Du weißt nicht wie sie in einer Tiefphase drauf war. Sie tut ihm nicht gut. Nicht ohne Grund hatten sie für mindestens zwei Jahre eine On-Off-Beziehung." endlich mal jemand der genauso dachte wie ich. "Mein Gott! Gebt ihr doch erstmal ne Chance!" Oma schüttelte noch einmal den Kopf "Sie hat ihre Chancen vor über 15 Jahren verspielt, aber lasst uns nicht davon reden! Caya kommst du? Wir wollen los. Tschüss Bengt, bis Sonntag." Sie schenkte mir ein Lächeln und ging dann in den Flur. Caya folgte ihr "Tschüss Bruderherz". Ich hörte noch wie sie ihre Sachen vom Flurboden hoch hob und beide aus der Tür rauschten.

Ich zog mein Handy aus der Tasche. Vielleicht hatte Mila mir ja inzwischen geantwortet. Tatsächlich hatte sie mir geschrieben.

"Sorry, kann nicht weg. Mein Bruder petzt momentan alles und meine Eltern sind nicht da. Wenn wir unbedingt reden müssen...Ich bin morgen am Stall Reitstunde für meine Mutter geben"

Ich schmalzte einmal missbilligend mit der Zunge. Na super. Aber ich hatte jetzt wenigstens einen plan für den nächsten Tag. Training habe ich nicht, da Chris sich weigert mich in den nächsten zwei Wochen aufs Pferd und in den Parcours zu lassen. Eigentlich darf ich noch gar nicht wieder reiten, aber ist mir eh scheiß egal. Genauso wie die scheiß Tabletten. Warum soll ich die Dinger nehmen? Mir ging es davor auch ohne gut.

Am nächsten Tag sattelte ich mir also Ly und ritt rüber zur Ranch. Einfach mal auf gut Glück. Als ich ankam sah ich schon von weitem Mila in dicker Winterjacke auf dem Platz stehen. Eine Abteilung Kinder auf westerngesattelten Ponys ritt um sie herum. Ich öffnete das Tor und schaute wo ich Ly am besten fest machen könnte für die Zeit die ich auf Mila warten müsste.

Am kleinen Putzplatz fand Ly einen guten Platz an dem auch mein Ausreißkünstler nicht abhauen konnte. Mit ruhigen Schritten ging ich zum Platz und musste Schmunzeln als Mila rief "Kinnas ein Zirkel und kein Ei." dabei klang sie nicht tadelnd sondern ruhig und belustigt. Sie hatte mich nicht bemerkt, so konzentriert war sie auf ihre Schüler. Ich ließ mich auf dem Zaun nieder und beobachtete belustigt, wie sie die Kinder mit einem gewissen Sinn für Humor verbesserte. Schließlich klatschte sie in die Hände und rief "Trocken reiten". Dann sah sie mich. Überrascht legte sie den Kopf schief und kam zu mir rüber "Was machst du hier?". Ich grinste "Du hast geschrieben ich solle kommen". "Ich hätte nur nicht gedacht, dass du wirklich kommst. Hast du Ly dabei?" ich nickte. "Bist du bescheuert? Du darfst doch noch gar nicht wieder reiten!" sie sah mich besorgt an. "Wie süß, machst du dir sorgen um mich?" "Pass auf was du sagst! Sonst findest du dich gleich im Westernsattel wieder und droh mir nicht mit der Englischenreitweise. Die beherrsche ich auch in Grundzügen." triumphierend zog sie die Augenbrauen hoch.

Da parierte ein kleiner Junge hinter Mila durch. "Ist das dein Freund?" fragte er neugierig und schob seinen Helm wieder richtig. Sie schüttelte den Kopf "Das ist der Bruder von Caya". "Ach so. Kannst du sie mal wieder mitbringen, wenn du Training bei uns machst?" "Ich frage sie mal! Ihr könnt jetzt auch absteigen und absatteln." Mila lächelte ihn an und sah dann an mir vorbei "Jake. Kannst du ihnen helfen? Bitte! Du hast auch was gut bei mir." "Ja ja. Ich seh schon!" vernahm ich die Stimme ihres Patenonkels hinter mir. Sie schenkte ihm ein Lächeln und wandte sich dann mir zu "und was machen wir jetzt?". "Ausreiten?" schlug ich vor. "Wenn du damit leben kannst von einem Westernpferd abgehängt zu werden" Wollte sie mich herausfordern? "Süße, da musst du früher aufstehen. Gegen mein Vielseitigkeitspferd kommt dein Westernpony garantiert nicht an." "Hmh! Jetzt spuckst du noch große Töne. Ich hole mir eben Hontas und dann werden wir ja sehen wer schneller ist." sie grinste mich frech an. "Okay...Was bekommt der Gewinner?" Sie verengte die Augen leicht und biss sich wohl unbewusst auf die Unterlippe "Werden wir dann sehen" und da war es dieses viel versprechende grinsen auf, dass ich die ganze Zeit gewartet hatte.

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