Kapitel 54

Ardy

"Ich wollte, dass ihr alle kommt, weil ich euch etwas zu sagen habe. Mir fiel diese Entscheidung nicht leicht, ich habe wirklich lange drüber nachgedacht und intensive Gespräche geführt." Beim beenden meines Satzes, schaute ich zu Taddl. "Die Gang, so wie sie jetzt ist, wird es nicht mehr geben. Ich werde nicht mehr der Boss sein." Ich sah überall geschockte Blicke und ein leises Murmeln ging los. Ich schaute nochmal zu meinen besten Freunden rüber. Tim, Stegi, Luna und Chris schauten mich an, als wären sie aus allen Wolken gefallen. Ich führte die Rede weiter, bevor es zu laut wurde. "Das heißt nicht, dass die Gang sich jetzt auflöst und es sie nicht mehr geben wird. Sie wird sich nur ändern. Eure Waffen werdet ihr abgeben und wir werden sie entsorgen. Wir werden keine Drogen mehr herstellen und auch keine mehr verkaufen. Also, den Rest den wir jetzt haben, werden wir schon noch verkaufen, es wäre zu schade das weg zu werfen. Aber wir können so nicht weiter machen. Wenn euch etwas passieren sollte, werde ich mich schuldig fühlen. Ich habe euch allen das Versprechen gegeben, dass ihr in der Gang sicher und aufgehoben seid. Doch wenn wir weiterhin mit Waffen und Drogen zu tun haben, kann ich das nicht garantieren. Ich habe mir überlegt, dass wir uns alle zusammensetzen und gemeinsam überlegen welchen legalen Beruf wir ausüben könnten. Ich möchte, dass wir uns alle gegenseitig unterstützen und helfen. Das Café bleibt selbstverständlich geöffnet, so wie vorher auch. Denn auch, wenn wir alle am Anfang nur eine Gang waren, sind wir jetzt alle Freunde geworden und ich will, dass das auch so bleibt. Mit dem Geld welches wir noch von den Verkauf der Drogen haben und einnehmen werde ich mehrere Laptops kaufen. So könnt ihr hier immer her kommen und euch mit anderen Leuten über einen Job informieren und austauschen. Ich bin wirklich stolz auch jeden einzelnen von euch. Wir haben viel Scheiße, aber auch viel Gutes miteinander erlebt. Ich war gerne der Boss, auch wenn ich mich nie so gesehen habe. Und ich glaube, ich werde die Zeit auch vermissen, doch meine Entscheidung steht fest und sie ist für uns alle am Besten. Also lasst uns gemeinsam eine neue, bessere Zukunft beginnen." Damit endete meine Rede, ich stieg wieder von der Theke und setzte mich auf den Barhocker. Es gab tosenden Applaus, was ich immer noch mega übertrieben fand, wie die Male davor auch schon. "Okay, mit so einer Ankündigung hab ich nicht gerechnet.", meinte Luna. "Ich auch nicht. Hab mich schon auf einen weiteren Krieg vorbereitet.", erwiderte Chris. "Ich bin stolz auf dich, Ardy. Du hast eine wirklich gute und kluge Entscheidung getroffen.", sagte Stegi und schlug mir auf den Rücken. "Und ich glaube du wirst vielen hier drinnen eine gute Zukunft bieten können.", ergänzte Tim.

(...)

Sanft wurde ich durch die Sonnenstrahlen, welche ins Zimmer schienen geweckt. Ich rieb mir die Augen und setzte mich aufrecht hin. Die Schlafzimmertür stand halb offen, was mich darauf schließen ließ, dass Taddl bereits aufgestanden war. Ich nahm mein Handy und hatte auch bereits eine Nachricht von ihm.

Bin im Café. Es ist was zu Essen im Kühlschrank. Hab dich lieb.

Ich lächelte, legte mein Handy wieder weg und ging in den Flur. Dabei stolperte ich fast über einen der vielen Kartons. Stimmt, die musste ich auch noch wegräumen. Ich war aus unserer WG ausgezogen und zu Taddl gezogen. Auch Chris war am Überlegen sich eine neue Wohnung mit Maike zu mieten. Und Hanno... Naja, es war halt Hanno. Er würde dort wahrscheinlich solange leben, bis der Mieter ihn raus schmeißt. Nachdem ich etwas gegessen, geduscht und mich umgezogen hatte, stieg ich ins Auto und fuhr zum Café. Seit meiner Entscheidung vor 2 Wochen, sah ich das Café jetzt mit ganz anderen Augen. Früher war es ein Ort, an welchem wir uns trafen und uns meistens über Drogen oder einen Plan unterhielten. Heute war es ein Ort an dem wir einfach zusammen kamen und redeten. Wie Freunde das eben taten. Scheiße, klingt so als würde ich erwachsen werden. Ich betrat das Café und als ich mich umschaute umspielte ein Lächeln meine Lippen. An jedem Tisch sah ich mehrere Leute sitzen, welche sich angespannt unterhielten oder zusammen nach einem Job schauten. Weiter hinten sah ich Taddl mit Benedikt. Daneben Stegi und Tim. Auf dem Weg zu ihnen sah ich Luna mit Klara an einem Tisch sitzen. "Du könntest mal da anrufen und fragen ob du da ein Praktikum machen darfst.", schlug Luna vor. Ich legte kurz meine Hand auf ihre Schulter zur Begrüßung. "Hey!", sagte sie, als sie zu mir hochschaute. Hier und da bekam ich Begrüßungen zugeworfen und es war immer noch ein wenig so, als wäre ich der Boss. Doch ich denke es braucht ein wenig seine Zeit bis sich alle dran gewöhnt hatten, dass ich hier nicht mehr das Sagen hatte. Selbst ich musste mich daran erstmal gewöhnen. "Hey.", begrüßte ich die Vier, setzte mich zu ihnen an den Tisch und gab Taddl einen kurzen Kuss. "Was geht?", fragte Stegi, welcher in den Armen von Tim saß und seine Füße auf dem Tisch abgelegt hatte. "Ey Ardy, ich werde auch zur Polizei gehen.", meinte Benedikt. "Du?", fragte ich belustigt. "Ja, man! Taddl hat mir erzählt was man da so macht. Das ist genau mein Ding." "Mit deinen Vorstrafen wirst du garantiert nicht angenommen." "Ach was. Taddl, kannst ja nh gutes Wort für mich einlegen." "Ich werde mal sehen, was sich machen lässt." "Du kannst ja Lehrer werden.", schlug Tim lachend vor und wir stimmten mit ein. "Wie sehe ich, denn aus? Als ob ich so kleinen Hosenscheißern irgendwas beibringen kann." "Stimmt, sie können eher dir was beibringen.", meinte Stegi, weswegen wir noch lauter lachten. "Hab ich mal kurz eure geteilte Aufmerksamkeit?!", rief Janus plötzlich, weswegen wir ihn alle verwirrt ansahen. Er stand, wie immer, hinter seinem Tresen. "Ich muss mal kurz was los werden und mich bei ein paar Leuten bedanken. Chris, Luna, Tim, Stegi und vor allem Ardy. Ich glaube ich spreche im Namen von allen, wenn ich einfach mal Danke, sage. Ihr wart diejenigen zu denen wir alle aufgeschaut haben. Ihr wart die, die das Sagen hatten und immer einen klaren Kopf bewahrt haben. Das ist nicht selbstverständlich und ich wette mit euch, dass es andere Gangs gibt, die nicht so einen coolen Boss und so ein korrektes Team haben. Als du angekündigt hast, dass die Gang, so wie wir sie kennen nicht mehr existieren wird, wusste ich sofort, dass wir uns irgendwie bei euch bedanken müssen. Deswegen haben wir alle, jeder einzelne von uns, ein wenig Geld zurückgelegt um euch etwas zu schenken. Etwas, was uns immer an die alten Zeiten erinnert wird und an das, was mal war. Das hier ist für euch." Janus drehte sich zu der Wand hinter sich um und erst jetzt sah ich, dass an dieser Wand etwas hing. Etwas, wo ein schwarzes Tuch drüber gelegt wurde. Janus zog es runter und zum Vorschein kam ein fettes Gemälde auf welchem Tim, Stegi, Luna, Chris und ich abgebildet waren. Es sah wirklich geil aus. "Danke, Bro!", rief ich. "Nein, Ardy. Wir danken euch." Zustimmendes Gejubel kam durch die Menge. Ich lehnte mich an Taddl an, welcher einen Arm um mich schlang und mir einen Kuss auf den Kopf gab. Ich wusste, das war das Ende dieses Kapitels oder besser gesagt, das Ende der Geschichte. Und es gab kein besseres Happy End. Es gab Frieden und Glück. Ich hatte die besten Freunde der Welt, welche immer hinter mir standen und auf die immer Verlass war. Und vor allem hatte ich Taddl. Einen besseren Freund hätte ich mir nicht vorstellen können. Die Liebe zwischen uns beiden war unendlich, ich wollte ihn nie wieder verlieren. Und auch, wenn ich meine Eltern nicht sehen konnte wusste ich, dass sie genau in diesem Moment zu mir runter schauten und stolz auf mich waren. Damit konnte ich diese Geschichte jetzt abschließen und eine neue, bessere Geschichte beginnen.

                                                                              Ende


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