Kapitel 50
Taddl
Ich hatte die ganzen Nächte kein Auge zu gemacht. Viel zu sehr dachte ich über Ardy nach. Wie geht es ihm? War er wieder wach? Warum hatte er das getan? Wie ist sein Zustand aktuell? War er etwa abhängig? So viele Fragen und ich konnte mir keine Einzige beantworten. Jetzt stand ich hier. In dem großen Flur vom Krankenhaus und hatte keine Ahnung wo Ardy lag. "Hey, Taddl.", begrüßte mich eine weibliche Stimme. Ich drehte mich um und sah Luna. "Hey.", begrüßte ich sie. "Bist du... wegen Ardy hier?", fragte sie mich, weswegen ich nickte. "Ich kann dir sein Zimmer zeigen. Hab grad noch ein paar Sachen für ihn geholt.", meinte sie und hielt eine Tasche hoch. "Meinst du denn, dass er mich sehen will?" "Klar, will er das. Als ihr zusammen wart, hab ich Ardy lange nicht mehr so glücklich gesehen. Und dass er Schluss gemacht hat, das war ein Fehler von ihm, glaub mir. So ist Ardy manchmal. Er denkt nicht nach, aber ich sehe, dass er dich vermisst. Er wird dich nicht wieder wegschicken." Ich folgte Luna in den Aufzug und musste erstmal ihre Sätze verarbeiten, dabei fiel mir etwas auf. "Du sagtest, Ardy würde mich nicht wegschicken. Ist er wach?" "Ja. Laut den Ärzten ist er einmal kurz im RTW aufgewacht und später dann nochmal in der Notaufnahme. Aber, er kann dir besser alles selbst erklären." Ich nickte und ging mit Luna einen langen Flur entlang, bis wir vor einem Zimmer stehen blieben. "Ich geh mal kurz rein, verabschiede mich von Ardy und kündige dich an. Danach könnt ihr dann reden." Luna lehnte die Tür nur an, ging dann zu Ardy und redete nochmal kurz mit ihm. "Und falls du noch was brauchst, meld ich dich, ja?" "Ich brauch Abwechslung.", meinte er. "Da hab ich was für dich. Ich hab grad jemanden auf dem Flur getroffen. Er wollte dich besuchen kommen." Eine kurze Stille entstand, dann öffnete Luna die Tür, zwinkerte mir zu und ging aus dem Raum. Langsam trat ich ein und unsere Blicke trafen sich. Ardy sah immer noch schwach aus. Er war blass und hatte tiefe Augenringe, aber längst nicht mehr so schlimm, wie vor ein paar Tagen.
Ardy
Ich war jetzt bereits seit fast zwei Tagen hier und hatte keine Erinnerung mehr an das, was passiert war. Eigentlich wollte ich nur nach Hause, doch der Arzt meinte, dass ich noch zu schwach bin und sie mich deswegen noch hier behalten wollen. Die Tür ging auf und Luna kam wieder herein. Sie hatte mir ein paar Sachen mitgebracht, weil ich keine Ahnung hatte, wie lange ich noch hier bleiben musste. "Und falls du noch was brauchst, meld dich, ja?" "Ich brauch Abwechslung.", meckerte ich. Es war total langweilig hier drin. Okay, ich wusste dass wenn ich jetzt aufstehen würde, meine Beine wahrscheinlich wie Pudding sein würden. Doch den ganzen Tag hier zu liegen, hielt ich einfach nicht aus. "Da hab ich was für dich. Ich hab grad jemanden auf dem Flur getroffen. Er wollte dich besuchen kommen." Sie kam näher zu mir und flüsterte mir noch etwas ins Ohr: "Und gib ihm eine Chance." Dann umarmte sie mich und ging aus der Tür raus. Ich verfolgte sie mit meinen Blicken und sah plötzlich Taddl im Türrahmen stehen. "Hey.", begrüßte er mich. "Hi.", sagte ich, etwas perplex. Er kam näher und stellte sich vor das Bett hin. "Wie geht es dir?" "Den Umständen entsprechend.", sagte ich. "Ich hab noch etwas Kopfschmerzen und merke auch, dass mein Körper noch schwach ist." "Weißt du eigentlich, was du mir für eine Angst eingejagt hast?" Ich schaute ihn verwirrt an. "Warst du es, der mich gefunden hat?" "Ich hab sogar noch mit dir geredet. Du hast total wirres Zeug geredet und hattest überhaupt keine Kraft." Ich versuchte mich mit aller Kraft daran zu erinnern, was geschehen ist, doch egal wie sehr ich mich anstrengte, die Erinnerungen blieben weg. Ich setzte mich aufrichtig hin und schaute ihn interessiert an. "Was hab ich, denn gesagt?" "Dass ich der Mörder deiner Eltern bin." "Wie kam ich, denn auf den Scheiß?", sagte ich und lächelte ein wenig, auch wenn dieses Thema gerade eigentlich wirklich Ernst war. Taddl ging um das Bett herum und setzte sich neben mich auf die Bettkante. "An was kannst du dich erinnern?" Eine gute Frage, vieles fehlt zwischendrin oder ist verschwommen. "Ich hab so einen Typen kennengelernt und wir haben was eingenommen." "Und was?" "Speed. Davor waren wir auf einer Hausparty und da hab ich dann..." Ich wollte es Taddl nicht sagen. Er machte sich jetzt schon totale Gedanken um mich und ich sah, dass es wirklich besorgt war. Doch andererseits wäre er einer der Letzten, die mir was vorwerfen würden. Er drängte mich nicht dazu es zu sagen, es entstand eine Stille und ich überlegte ob ich es ihm wirklich sagen sollte. Aber warum sollte ich es nicht tun? Ich mochte Taddl. Und das mehr als ich zugeben wollte. Wenn ich es ihm erzähle, fühlt es sich einfach richtig an. "Auf der Party hab ich... Ecstasy eingenommen." "Du hast zwei Drogen nacheinander eingenommen?" "Ja... Die beiden Drogen zusammen waren schon schlimm genug, doch darauf hab ich auch noch Alkohol getrunken. Deswegen bin ich mit einer Drogenvergiftung ins Krankenhaus gekommen." "Oh man, Ardy...", sagte er leise und besorgt. Plötzlich spürte ich seine Hand auf meiner, aber ich zog sie nicht zurück, sondern verschränkte meine Hand in seiner. "Du musst doch am Besten wissen wie gefährlich das ist." "Ja, das weiß ich auch. Keine Ahnung was mich dazu verleitet hat." "Du hättest sterben können." Er sagte es nicht, wie ein Vorwurf, sondern eher so wie eine Tatsache. "Schon gut.", sagte ich nur und drückte seine Hand. "Ich bin schon öfters dem Tod davon gekommen." Ich rutschte auf dem Bett weiter nach vorne, damit ich näher an Taddl saß. "Ich wollte dir keine Angst machen.", sagte ich dann. "Ich weiß." Ich legte meine noch freie Hand an seine Wange und zum ersten Mal, seit ich Taddl kenne; konnte ich ihm in die Augen schauen ohne, dass ich Flashbacks bekam. Und erst jetzt merkte ich, wie sehr ich ihn eigentlich vermisst habe. Mein Gesicht kam seinem immer näher, bis unsere Lippen sich trafen.
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