Kapitel 49
Ardy
Harry und ich saßen noch sehr lange hier und unterhielten uns. "Wie wäre es, wenn wir gehen?", fragte er mich dann. Mein Kopf drehte sich und irgendwie waren meine Gedanken total wirr. Ich nickte nur langsam auch, wenn ich seine Frage irgendwie nur halb verstanden hab. "Okay, ich hol uns noch etwas zu trinken. Treffen wir uns gleich hinter der Theke?" Wieder nickte ich. Harry nahm mein Kinn in seine Hand und gab mir einen Kuss. Ich erwiderte ihn, zumindest versuchte ich das. Als Harry weg war versuchte ich einen klaren Gedanken zu fassen und aufzustehen. Doch aufstehen ging schon mal gar nicht. Mein Körper reagierte nicht. Ich fühlte mich wie gelähmt. Außerdem drehte sich alles und auch meine Sicht war stark eingeschränkt. "LEUTE! VERPISST EUCH HIER!", schrie plötzlich ein Typ. "DIE BULLEN SIND DA!" Ich bekam mit wie alle Leute anfingen los zu rennen um sich zu verstecken. Doch irgendwie hatte ich den Sinn nicht wirklich verstanden. Ich war mir der Gefahr, welcher ich gerade ausgesetzt war, einfach nicht bewusst. Eigentlich wollte ich hier nur noch weg und ins Bett. Mir ging es einfach so beschissen. Ich will, dass das aufhört. Plötzlich wurde ich von einem viel zu hellen Licht geblendet. Mit letzter Kraft hob ich meine Hand vor die Augen und versuchte zu schauen, wer mich dort blendet. "Geht es Ihnen gut?" "Mhm...", brachte ich hervor und der Typ kam auf mich zu. Erst als er sich zu mir kniete erkannte ich, dass es Taddl war. "Scheiße... was ist los bei dir?", fragte er mich. "Nichts...", nuschelte ich. "Na komm, steh auf." Er packte mich unter den Armen und half mir beim Aufstehen. "Weg...", sagte ich schwach und versuchte ihn wegzustoßen. "Du...Mörder..." Das war nicht Taddl. Ich sah es erst jetzt. Es war der Mörder meiner Eltern. Warum war er hier und nicht im Gefängnis? "Ardy, ich bin's." "Fick...dick... Mörder..." Ich lehnte mich gegen den Baum und versuchte mich nicht zu übergeben. Warum war er hier und was laberte er da eigentlich? Wollte er mir gerade wirklich sagen, dass er Taddl ist? Für wie dumm hält der Typ mich eigentlich. Plötzlich fing es an zu regnen. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Oder nein... Es regnete nicht. Ich war so nass. Warum? "Fuck, Ardy. Was hast du eingeworfen?", fragte der Polizist mich. Er sah aus wie Taddl, aber irgendwas sagte mir, dass er es nicht wahr. Sein Gesicht sah anders aus, als Taddls. Außerdem würde ich gerne wissen, was ich hier tat. Warum war ich hier? Was wollte der Typ von mir? Ich wollte ihm antworten, war dazu aber nicht in der Lage. Um wieder Herr über meine Sinne zu werden, atmete ich einmal tief ein. Doch auch das ging nicht mehr. Es fühlte sich an, als hätte ich einen Knoten in meiner Brust. Irgendwas, was mir die Luft abschnürte. Und im nächsten Moment spürte ich nur noch wie mein Körper versagte und mich die Ohnmacht überkam.
Taddl
Wir hatten den Einsatz mit der Hausparty gerade erst erledigt, als schon der nächste Einsatz anstand. Ein illegaler Rave. Auf das konnte ich eigentlich wirklich gut verzichten. Ich hatte überhaupt keine Lust mich mit irgendwelchen Drogenjunkies abzugeben, welche wahrscheinlich nicht mal ansatzweise verstehen werden, was ich von ihnen will. "Alles klar, es werden gleich auch ein paar RTWs dazu kommen. Nach meinen Erfahrungen wird es garantiert Leute geben die so zugedröhnt sind, dass sie nicht mehr nach Hause finden.", erklärte der Einsatzleiter. Bei dem besagten Platz angekommen, sahen wir schon von weitem, wie viele Leute versuchten schnell zu verschwinden. "Ich geh mal da hinten am Waldrand nachgucken.", sagte ich zu einem Kollegen, welcher nickte und die entgegengesetzte Richtung einschlug. Da es hier ziemlich dunkel war, schaltete ich meine Taschenlampe ein. Diese zeigte mir auch sofort jemanden, der an einem Baum gelehnt saß. "Geht es Ihnen gut?", fragte ich den Jungen. Er antwortete mir nicht, oder sagte es so leise, dass ich es nicht verstand. Als ich näher auf ihn zu kam, erkannte ich, dass es Ardy war. Meine Schritte beschleunigten sich und ich kniete mich vor ihm hin. "Scheiße... was ist los bei dir?", fragte ich besorgt. Ardy sah wirklich nicht gut aus. Sein Gesicht war total blass und eingefallen. Außerdem waren seine Lippen mega trocken, als hätte er seit zwei Tagen nichts mehr getrunken. "Nichts...", nuschelte er nur. "Na komm, steh auf." Ich packte ihn unter den Armen und zog ihn hoch. Damit er nicht gleich wieder umfiel, stützte ich ihn weiterhin. "Weg...", sagte er plötzlich und bewegte sich ganz langsam, aber schwach. Wahrscheinlich wollte er mich wegstoßen, doch davon war er weit entfernt. "Du...Mörder..." Mörder? Hatte er etwa immer noch diese Alpträume? Und das obwohl der wahre Mörder jetzt hinter Gittern sitzt? "Ardy, ich bin's.", versuchte ich so beruhigend und einfühlsam wie möglich zu sagen. Ich wollte nicht, dass er sich allein fühlt und dass er weiß, dass ich für ihn da bin und ihm helfen will. Doch wahrscheinlich war er immer noch sauer auf mich. "Fick... Mörder...", brachte er nur hervor. Er war so schwach, dass ich kaum verstand was er sagte. Plötzlich spürte ich, dass meine Hände nass waren. Ardy fing an zu schwitzen und außerdem war er total warm. Als hätte er... Fieber? Scheiße! Ich hatte einen beunruhigenden Verdacht. "Fuck, Ardy. Was hast du eingeworfen?" Er schaute, wie die ganze Zeit auch schon, nur auf den Boden und schwankte hin und her. Er hatte garantiert irgendwelche Drogen zu sich genommen. Und davon definitiv zu viele. Als ich ihn gerade mit zu einem RTW ziehen wollte, hörte ich, dass er versuchte Luft zu holen. Aber es gelang ihm nicht. Er versuchte es wieder und wieder, doch er bekam einfach keine Luft. Und bevor ich rechtzeitig reagieren konnte, klappte er in meinem Armen zusammen. "Scheiße...", fluchte ich leise, griff mit einer Hand unter seine Beine und hob ihn hoch. So schnell wie es mit Ardy auf meinen Armen nur ging, lief ich zu einem RTW. "Er ist gerade bewusstlos geworden. Wahrscheinlich eine Drogenüberdosis.", teilte ich dem Rettungsdienst mit, welcher mir Ardy abnahm. Sie legten ihn sofort auf eine Liege und fingen an ihn zu beatmen. Es zerriss mir das Herz ihn da so auf der Liege zu sehen. Am Liebsten würde ich jetzt neben ihm sitzen, seine Hand halten und ihm zu flüstern, dass alles gut werden wird. Doch stattdessen musste ich jetzt professionell sein und meine Arbeit erledigen.
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