Kapitel 37

Ardy

Ich hatte noch lange über die Sache mit dem Mörder nachgedacht. Nachdem Taddl mir erzählt hat, dass er eine neue Identität hat, wusste ich, dass die Sache, ihn aufzuspüren noch schwerer werden wird. Ich habe Taddl zwar versprochen nicht nach ihm zu suchen, doch wenn ich es nicht tat, würde ich niemals Ruhe finden. Und so stand ich jetzt hier. Vor meinem alten Haus. Seitdem meine Eltern umgebracht wurden, habe ich dieses Haus nicht mehr betreten. Es gehörte sogar mir. Keine Ahnung was meine Eltern dazu veranlasst hat, aber sie mir das Haus überschrieben, wenn sie sterben sollten. Wahrscheinlich hatten sie selbst nicht geglaubt, dass es so früh passieren wird. Zögernd setzte ich einen Fuß vor den Nächsten. Der Vorgarten war übersät mit Unkraut. Auch an den Hauswänden kletterten die Pflanzen schon länger hoch. Vorsichtig drehte ich den Schlüssel in dem morschen Schloss um und trat hinein. Von innen sah das Haus nicht besser aus, als von außen. Die Pflanzen hatten sich bereits einen Weg durch die Wände gesucht, außerdem hingen überall Spinnengewebe herum und Schimmel machte sich breit. Ich will gar nicht wissen was für Tiere hier hausten. Ich schloss die Tür hinter mir und trat weiter ins Haus, doch bereits an der Treppe blieb ich stehen. Plötzlich verzerrte sich meine Wahrnehmung. Ich sah nicht mehr das alte, morsche Haus. Sondern unseren sauberen Flur und die Küche. Als ich noch einen Schritt näher kam, sah ich meine Eltern. Voller Blut, auf dem Boden. "Hey, Ardian. Na los, komm." Ich drehte meinen Kopf zur Seite und sah ihn. "Das war in Ordnung. Manchmal muss man das tun." Ich kniff die Augen zusammen und schüttelte meinen Kopf. Ich musste mich konzentrieren. Ich musste irgendwas finden, was die Polizei übersehen hat. Als ich die Augen wieder öffnete sah ich das alte, morsche Haus vor mir. Ich lief die Treppen hinauf in mein altes Kinderzimmer. Hier lag noch altes Spielzeug rum. Generell kam mir alles noch ziemlich bekannt vor. Ich lief zum Fenster und schaute mir das Fensterbrett genauer an. Eine, bereits vertrocknete, Pflanze stand dort und ein bunter Spielzeugzug, welcher jedoch langsam seine Farbe verlor. "Hör mal Ardy, du musst jetzt ein ganz guter Junge sein, okay?" Ich drehte mich um und sah mein kleines Ich auf dem Bett sitzen, vor mir meine Mutter. "Du bleibst jetzt hier in deinem Zimmer und spielst ein bisschen, ja? Bis Mama oder Papa dich wieder rausholen. Dann bekommst du auch ein Eis oder ein neues Spielzeug. Aber du musst hierbleiben, okay?" "Okay, Mami." "Ich hab dich lieb mein kleiner Engel." "Ich dich auch Mami." Meine Mutter ging raus und mit dem zuknallen der Tür, war ich zurück in der Realität. Erst jetzt fiel mir der braune Teddy auf meinem Bett auf. So einen hatte ich nie, daran würde ich mich erinnern. Ich hielt noch nie wirklich viel von Stofftieren. Ich setzte mich auf das staubige Bett und nahm den Teddy unter die Lupe. Er trug einen blauen Rucksack, welchen man öffnen konnte. Ich fasste in den Rucksack hinein und holte einen kleinen Brief raus. Vorsichtig öffnete ich ihn, darauf bedacht nicht zu viel zu berühren. Schließlich konnte das ein Beweismittel sein.

Hallo Ardy.

Ich hoffe du kehrst nochmal ins Haus zurück und holst ein paar Sachen. Ich wollte dir diesen Teddy als kleine Entschuldigung schenken. Was ich getan habe war falsch. Ich weiß nicht was in mich gefahren ist. Ich habe selber einen kleinen Sohn und würde niemals wollen, dass er ohne seine Eltern aufwächst. Es tut mir so unendlich leid. Ich weiß, ich kann das Geschehene nicht rückgängig machen. Aber ich hoffe trotzdem, dass du mir eines Tages vielleicht verzeihen kannst.

Ich verspürte plötzlich so eine Wut, dass ich am Liebsten dieses Papier zerknüllen und wegwerfen würde. Doch es war ein Beweismittel und wenn ich Glück hatte, kann man die Fingerabdrücke darauf noch erkennen.

(...)

Ich trommelte schnell ein paar aus der Gang ins Café und zeigte ihnen den Teddy und den Brief. "Meint ihr, wir können irgendwie die Fingerabdrücke nachweisen?", fragte ich. "Wenn wir Glück haben schon. Manchmal ist ein Fingerabdruck auf Papier noch nach Jahren sichtbar.", erklärte Tim. "Aber woher sollen wir wissen ob das auch wirklich seine Fingerabdrücke sind? Und außerdem, was willst du damit anfangen?", fragte Chris mich. "Du weißt doch jetzt, dass er einen anderen Namen angenommen hat." Ich hatte ihnen erzählt, dass Taddl sich informiert hatte. Was ich jedoch ausgelassen habe war, dass es Taddls Vater ist. Das war etwas, was sie nicht unbedingt wissen mussten. Aber irgendwie hatte Chris Recht, was wollte ich mit Fingerabdrücken? Man kannte ihn bereits bei der Polizei und mehr als Taddl herausgefunden hat, werden wir auch nicht herausfinden. "Ich kenne da jemanden der uns helfen könnte.", meldete sich Stegi. "Man, stimmt.", sagte Tim plötzlich, weswegen wir die beiden fragend ansahen. "Es gibt da so einen Typen. Er heißt Caspar und war früher mal bei der Polizei. Er hat Zugriff auf Portale und Akten, auf welche nicht mal die Polizei Zugriff hat.", erklärte Tim. "Mit anderen Worten: Er ist ein Hacker.", ergänzte Stegi. "Und ihr meint, dass er etwas Neues herausfinden kann?" "Wir könnten es versuchen oder?", fragte Stegi. "Ja, das machen wir."
Also verloren wir keine Zeit und ich machte mich mit Tim und Stegi auf den Weg zu diesem Caspar. Er wohnte in einem ziemlich abgelegenen Viertel. An jeder Ecke sah man Besoffene, Obdachlose, besoffene Obdachlose und Junkies. Tim blieb vor einem braunen Block mit Tür stehen. "Wo bringt ihr mich jetzt denn hin?", fragte ich anzweifelnd. "Seine Wohnung ist vielleicht nicht die Schönste, aber dafür weiß er was von seinem Gebiet.", lachte Stegi und schlug die Autotür zu. Tim klopfte dreimal in einem bestimmten Rhythmus an die Tür. "Yorick! Ich schwöre dir, wenn du das bist, dann erwürge ich dich eigenhändig und benutze deine Eingeweide als-" Er unterbrach sich selbst, als er uns Drei vor der Tür stehen sah."Ich glaubs ja nicht. Mein Lieblingscouple." Er umarmte Tim und Stegi brüderlich. "Caspar, das ist Ardy.", stellte Stegi uns vor. "Ja klar! Sorry Bro, freut mich." Er gab mir die Hand für einen Handschlag. "Hab schon viel von dir gehört. Bist sowas wie ein Boss, hm? Ist geil. Aber kommt erstmal rein." Er führte uns in seine Bude, welche ziemlich dunkel war, weiter zu einem Raum auf welchem eine Shisha stand. Außerdem war der ganze Raum voller Qualm von der Shisha. "Setzt euch. Was führt euch zu mir? Ich denke nicht, dass ihr hier einfach ohne Grund auftaucht." 

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