Kapitel 36

Ardy

"Taddl?" Er stand gerade in der Küche und hatte sich einen Kaffee gemacht. "Ja?" "Können wir reden?" "Klar. Ist alles in Ordnung?" Ich zuckte mit den Schultern und setzte mich an den Tisch, er sich mir gegenüber. "Du hast doch Zugriff auf alle möglichen Daten von Leuten oder?" "Ja..." "Ich habe eine Bitte. Kannst du schauen, ob du den Mörder meiner Eltern darin findest?" "Warum?" "Ich muss wissen wer das ist." "Willst du nur wissen wer das ist? Oder willst du auch wissen wo er ist?" "Ich will alles über ihn wissen." "Nein, Ardy. Du wirst nicht zu ihm gehen." "Das habe ich doch gar nicht gesagt." "Aber du willst es, richtig?" "Er verdient es nicht draußen herum zu laufen! Ich werde ihm seine verdiente Strafe geben." "Ihn umbringen? Das werde ich nicht zu lassen." "Hast du doch bei der Gang auch." "Das war was Anderes. Sie haben uns tyrannisiert. Aber der Typ ist wahrscheinlich über alle Berge. Er wird seit Jahren gesucht und niemand weiß wo er ist. Er hat mit großer Wahrscheinlichkeit eine neue Identität angenommen." "Na und? Ich habe es bis jetzt jedes Mal herausgefunden." "Ardy, ich will nicht, dass du dich weiter in Schwierigkeiten bringst." "Taddl, bitte. Ich muss wissen wer das ist. Diese Alpträume machen mich fertig. Ich verspreche dir, ich werde nicht nach ihm suchen. Ich will nur wissen wie er heißt und warum man ihn nicht findet."

Taddl

Ich konnte es nicht glauben, dass ich das gerade ernsthaft tat. Aber ich konnte auch nicht mit ansehen wie Ardy ständig von diesen Alpträumen geplagt wird. Da ich sowieso noch Bürokram zu erledigen hatte, konnte ich das Gleich nutzen um nach dem Mörder zu suchen. Aber das war nicht so einfach, schließlich hatte ich keinen Namen von ihm. Ardy hatte mir aber die Namen seiner Eltern genannt. Ich gab als erstes den Namen von Ardys Vater ins Programm ein und tatsächlich gab es einen Treffer. Ich las mir seine Akte durch, doch abgesehen davon, dass er ein Anwalt war, stand da erstmal nichts Interessantes drin. Doch dann sah ich sein Geburtsdatum und sein Todesdatum. In der nächsten Zeile wurde beschrieben wie man ihn aufgefunden hatte und auch die Aussage von Ardy, wie er damals diesen Mörder beschrieben hatte. Eine weitere Zeile darunter sah man die Verdächtigen. Ich las mir die Namen durch und bei einem Namen, traf es mich wie ein Schlag ins Gesicht. 

Verdächtiger Nr. 4: Julius Tjarks.

Langsam gab ich seinen Namen ins Programm ein und las mir seine Akte durch. Er war wegen häuslicher Gewalt vorbestraft. Ihm wurde das Sorgerecht für seinen Sohn entzogen und er hat ein Annäherungsverbot bekommen, welches für seine Frau und sein Sohn zählt. Da er ein Verdächtigter in einem Mord ist, wurde er gesucht, doch niemand fand ihn. Man hat ihn sogar im Ausland gesucht, aber anscheinend hat er seine Identität geändert. Scheiße... Er könnte es wirklich sein. Er könnte mein Vater sein und gleichzeitig ein Mörder. Ich versuchte mich wirklich daran zu erinnern wie er hieß. Aber ich war damals 6 Jahre und hatte wirklich keine Erinnerung mehr an ihn. Ich nahm mein Handy, schickte als erstes Ardy ein Foto von dem Typen und rief dann meine Mom an.

Mutter: "Hey, Schatz. Schön von dir zu hören. Wie geht es dir?"
Taddl: "Gut. Ich muss dich was wichtiges Fragen."
Mutter: "Okay? Was gibt es denn?"
Taddl: "Hast du mir die Wahrheit über Dad erzählt? Ist er wirklich mit einer Jüngeren abgehauen?"

Am anderen Ende wurde es still und ich dachte kurz, dass sie aufgelegt hatte.

Mutter: "Warum fragst du?"
Taddl: "Ich muss es einfach wissen."
Mutter: "Nein, er ist nicht mit einer Jüngeren abgehauen. Er hat mich geschlagen und angeschrien. Ich habe ihn irgendwann angezeigt. Ihm wurde das Sorgerecht für dich entzogen, weil er so aggressiv war, dass die Gefahr bestand, dass er dich auch schlagen wird. Es tut mir leid, dass ich es dir nicht eher erzählt habe. Ich wollte dich nur beschützen..."
Taddl: "Schon gut, Mom. Ich bin dir nicht böse. Wie hieß er?"
Mutter: "Julius."
Taddl: "...Danke, Mom. Ich muss jetzt weiter arbeiten. Wir hören voneinander. Hab dich lieb."
Mutter: "Ich dich auch."

Als ich aufgelegt hatte sah ich, dass Ardy mir geschrieben hat. Ich wollte die Nachricht nicht öffnen. Es stand jetzt fest, dass er ein Verdächtiger ist. Diese Nachricht von Ardy wird wahrscheinlich alles bestätigen. 

Ardy: Er ist es.

Fuck. Mein Vater war tatsächlich ein Mörder. Er hatte die Eltern meines Freundes umgebracht.

Taddl: Das ist mein Vater.
Ardy: Scheiße... Alles okay bei dir?
Taddl: Ja... Wird schon. Ich habe noch mehr herausgefunden, ich kann es dir später erzählen.
Ardy: Okay, kommst du zu mir? Ich hab sturmfrei.
Taddl: Okay.

Ich starrte nur auf den Monitor, auf das Bild von meinem Vater. Einem Mörder. Auch, wenn ich ihn nicht wirklich kannte und mich nicht an ihn erinnerte, fühlte sich das alles so surreal an. Und zum ersten Mal fragte ich mich wo er war und wie es ihm ging. Vielleicht sollten Ardy und ich doch weiter nach ihm suchen. Aber wollte ich ihn wirklich kennen lernen? Und sobald Ardy wusste, wo er war, würde er garantiert alles tun nur um ihn umzubringen. Das konnte ich nicht zulassen. Ich will nicht, dass Ardy sich noch tiefer in Scheiße reinreitet. Jedes Mal habe ich Angst, dass man herausfindet, dass Ardy schon Leute umgebracht hat. Aber bei ihm waren meine Gefühle anders. Ich liebte ihn und würde ihm alles verzeihen. Aber meinem Vater? Er hat meine Mutter geschlagen und wahrscheinlich wäre es nur noch eine Frage der Zeit gewesen bis er mich auch geschlagen hätte. Ich schüttelte den Kopf und schloss das Programm. Ich will nichts mehr über ihn herausfinden. Er hatte eine neue Identität angenommen und war wahrscheinlich in irgendeinem weit entfernten Land, hatte mich vergessen und ein neues Leben angefangen. 

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