Kapitel 27
Ardy
"Ardy! Ardy! Wach auf!" Sofort setzte ich mich aufrichtig hin und atmete schnell ein und aus. Taddl schaute mich besorgt an. Nein... nicht Taddl. Das war nicht Taddl. Ich schubste ihn von mir weg und rutschte bis zum Bettende. "Schon gut... Das war in Ordnung. Manchmal muss man das tun." "Halt die Fresse!" Ich ging mir durch die Haare und das Gesicht. "Ardy... Das war nur ein Traum." Taddls Stimme holte mich zurück und ich schaute wieder zu ihm hoch. Er ist nicht hier. Das war er nie. Es war Taddl. Die ganze Zeit. "Willst du darüber reden?", fragte er sanft. "Es war... als würde ich meine ganze Kindheit und Jugend nochmal erleben und überall war... Er..." "Er?" "Der Mörder meiner Eltern." Das auszusprechen versetzte mir einen Stich ins Herz und ich merkte, wie sich langsam Tränen in meinen Augen bildeten. "Scheiße... Das tut mir leid..." Er rückte näher zu mir und nahm mich in den Arm. "Ich war 6 Jahre alt... Ich habe die Leichen meiner Eltern gesehen. Das einzige was er sagte war..." Ich schluckte schwer. Ich habe es noch nie laut ausgesprochen. "Es war..." Ich konnte es nicht. Egal wie sehr ich mich bemühte. "Schon gut, du musst es mir nicht erzählen." "Er hat mir dabei genau in die Augen geguckt. Ich werde seine Augen niemals vergessen. Wegen ihm musste ich ins Heim und in die Psychiatrie. Keine Familie wollte ein Kind mit Agressionsproblemen und Suizidgedanken haben. Ich habe viel zu oft versucht mich umzubringen... Alles nur wegen ihm..." "Hast du diese Alpträume öfter? Haben die Therapien nie was gebracht?" "Naja... ich hab gelernt es zu verdrängen... Aber seitdem ich dich kenne... du... erinnerst mich an ihn." "Ich? Wie?" "Deine Augen... Ich sehe ihn, in deinen Augen..." Wieder kamen mir die Tränen. Taddl nahm mich nur in den Arm und sagte nichts. Ich versuchte diesen Traum zu vergessen. Ich genoss den Moment mit Taddl, welcher versuchte mich zu beruhigen und es komischerweise auch schaffte. "Kennst du deinen Vater?", unterbrach ich die Stille. "Ich kann mich nicht an ihn erinnern. Meine Mutter hat mir mal erzählt, dass er abgehauen ist, als ich noch ein Kind war und dass er mit einer Jüngeren abgehauen ist. Sie hat versucht Kontakt mit ihm aufzunehmen, aber er hat es jedes Mal verweigert. Warum fragst du?" "Naja, ich dachte... vielleicht ist dein Vater..." Ich traute es mich nicht meine Vermutung laut auszusprechen. Irgendwie hatte ich Angst, dass er sauer auf mich sein wird. "Meinst du?" Ich zuckte mit den Schultern. "Du siehst ihm ähnlich..." "Ich würde dir gerne widersprechen, aber das kann ich nicht. Denn ich kenne meinen Vater nicht wirklich und kann ihn nicht einschätzen. Weißt du denn, warum er das getan hat?" "Nicht wirklich. Aber ich habe eine Theorie. Er hat meinen Vater angeschrien, dass er ihm seine Familie genommen hat." "Wie alt warst du da?" "Ungefähr 6 Jahre." "Und als mein Vater ging, war ich auch 6. Das kann alles nur dummer Zufall sein oder es ist wirklich etwas dran." "Wie auch immer. Das ist gerade nicht wirklich unser Problem." Taddl nahm mich einfach schweigend in den Arm und ich kuschelte mich an ihn ran. Es war das erste Mal, dass ich so offen mit jemandem über meine Familie reden konnte. Ich war ihm dankbar, dass er mir zuhört und versucht mit mir eine Lösung zu finden. Außerdem war ich gerade einfach glücklich jemanden bei mir zu haben der mich verstand.
(...)
Tatsächlich waren wir beide nochmal wieder eingeschlafen und ich war mir sehr sicher, dass Taddl solange wach geblieben ist, bis er sicher war, dass ich schlief. Ich streckte mich einmal und kuschelte mich dann wieder an ihn ran. Doch nicht lange, denn im Augenwinkel sah ich, dass ich wieder tausende Nachrichten bekam. Stöhnend rollte ich mich zu meinem Handy und wollte gerade einen Chat öffnen, als Chris mich anrief.
Ardy: "Ja?"
Chris: "Egal wo du bist. Komm sofort zum Café. Die Gang ist da und will alles kurz und klein schlagen."
Ohne ein Wort zu sagen legte ich auf. "Fuck.", fluchte ich leise und zog mich schnell an. "Wo willst du hin?", nuschelte Taddl. "Die Gang ist im Café und sucht Stress." Sofort war Taddl wach und setzte sich aufrecht ins Bett. "Lass mich mitkommen." "Spinnst du? Wenn sie dich da erwischen, sind wir beide geliefert. Niemand weiß, diese Sache zwischen uns. Alle kennen dich nur als Polizisten und das soll erstmal auch so bleiben. Außerdem darf die Gang nicht noch mehr von dir erfahren. Also bitte bleib hier." "Sei vorsichtig." "Bin ich immer.", sagte ich grinsend, zwinkerte ihm zu und verschwand ins Auto. Ich achtete herzlich wenig auf die Verkehrsregeln, aber das war mir grade auch wirklich egal. Schließlich hatte ich größere Probleme.
Als ich vor dem Café ankam, standen dort mehrere Autos die nicht alle von unserer Gang waren. Chris und Luna warteten draußen auf mich, sofort eilte ich auf die beiden zu. "Arian ist drin.", sagte Luna ernst. "Wie lange sind sie schon hier?" "Nicht lange. Ein paar Minuten." Ich nickte und riss die Tür. "Wer von euch Arschgeigen ist Arian?!", rief ich, weswegen sich alle zu mir umdrehten. "Das bin wohl ich." Ein junger Mann trat hervor und blieb vor uns stehen, erst grinste mich an, doch als er Luna sah, verwandelte sich sein Ausdruck in Schock. "Du kennst ihn?", fragte er sie, etwas wütend. "Ja.", sagte Luna knapp angebunden. "Scheiße man!", fluchte er. "Deswegen hast du Schluss gemacht, richtig? Du hast ihm Bescheid gesagt, hm?" "Richtig." "Du miese kleine Bitch..." Er kam bedrohlich auf uns zu und wollte zu Luna durchdringen. Doch ich stellte mich vor Luna und schubste ihn zurück. "Wag es nicht.", sagte ich so ruhig es ging. "Was willst du tun?! Willst du mich erschießen? So wie du einen von unseren Leuten erschossen hast?!" "Ich würde sagen ihr verpisst euch jetzt. Es war dumm hier her zu kommen." "Und du denkst nur, weil du hier der Boss bist, hören wir jetzt auf dich? Sag den anderen Mal wo du warst. Du warst nicht zuhause oder?" "Es geht dich einen Scheiß an." "Oh, ich weiß genau wo du deine Nacht verbracht hast. Aber deine Gang nicht. Wissen sie wer Taddl ist?" Scheiße, woher wusste er, dass ich diese Nacht bei Taddl war? "Sie sollen es nicht wissen, richtig? Es wäre zu gefährlich, weil alles auffliegen könnte." "Wenn du uns auffliegen lässt, dann fliegt ihr mit auf." "Nein, das glaube ich nicht." Arian drehte sich zu den Anderen um und ich konnte nicht anders, als ihn ausreden zu lassen.
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