Kapitel 26
Ardy
"Das ist nicht lustig. Ich kann einfach nicht zulassen, dass sie dir irgendwas antun." "Wenn sie so gefährlich sind, dann zeig sie an." "Geht nicht, sie würden uns auch anzeigen." "Du hast dich nur gewehrt. Dafür können sie dich nicht anzeigen." "Nein, es sind andere Dinge warum ich sie nicht anzeigen kann..." "Welche? Ardy, rede mit mir. Ich will dir nur helfen." "Das kannst du nicht, okay? Wenn ich dir alles sagen würde, dann könntest du deinen Job verlieren." Für kurze Zeit entstand eine Stille. In der Taddl und ich über etwas nachdachten. Ich dachte darüber nach es ihm einfach zu erzählen. Er ist wirklich in Gefahr auch, wenn er es nicht so Ernst nimmt. "Du und deine Gang...", unterbrach Taddl die Stille. "Ihr macht illegale Sachen, richtig?" Ich schwieg weiterhin. "Was macht ihr?" "Ich kann es dir nicht sagen." "Ich werde es niemandem sagen. Versprochen." "Drogen.", sagte ich schnell und wartete seine Reaktion ab. "Ihr verkauft sie?" Ich nickte. "Und was wollen diese Typen dann?" "Sie wollen, dass ich meine Gang aufgebe, damit sie die Drogen verkaufen können." "Ardy... warum machst du das? Dieses Geschäft ist echt nicht ohne. Wenn das raus kommt dann-" "Lande ich wieder im Knast. Ich weiß. Aber ich kann die Gang nicht einfach aufgeben. Diese Leute sind meine Familie. Viele von ihnen haben nichts mehr, außer diese Gang. Nur durch den Verkauf finden sie wieder ins Leben zurück. Manche von ihnen waren vor der Gang arbeitslos und kurz davor auf der Straße zu landen. Ich kann das nicht einfach alles aufgeben und sie ihrem Schicksal überlassen. Sie zählen auf mich. Und ich auf sie." "Okay, ich kann dich ja irgendwo verstehen. Aber meinst du nicht, dass ihr auch irgendwas legales machen könntet?" "Und was? Eis verkaufen? Wir kommen von diesem Geschäft nicht weg. Es läuft besser als zuvor. Wenn ich ihnen jetzt sage, dass wir ab nun nur noch Kaffee ausschenken werden sie gehen. Das bringt längst nicht so viel ein wie die Drogen. Und außerdem müssen sie mir noch bei etwas helfen." "Und bei was?" Seit ich Taddl kenne, kommen alle Erinnerungen an den Mörder meiner Eltern wieder hoch. Ich will ihn finden und töten. Es wusste noch keiner aus der Gang von meinem Plan und das war auch gut so. Ich wollte sie nicht zu sehr damit belasten. Als Erstes muss die Gang aus dem Weg und danach kommt alles Andere. "Es ist zu privat...", sagte ich leise. "Schon in Ordnung. Ich will dich nicht weiter bedrängen." "Musstest du deine Waffe eigentlich schon mal einsetzten?" "Nein, Gott sein Dank noch nicht. Ich kann mir nicht vorstellen auf jemanden zuschießen." Ich nickte nur und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Er konnte sich nicht vorstellen auf jemanden zu schießen. Wie oft habe ich schon auf Leute geschossen? "Jetzt sag mir nicht, dass du schon mal eine Waffe benutzt hast.", meinte er ernst. "Kannst du Gedanken lesen?" "Nein, aber ich kann Mimiken lesen." "Muss wohl so ein Polizeiding sein, was?" "Auf was hast du geschossen?" "Was? Du meinst auf wen." Taddl machte große Augen. "Hey, du wolltest die illegalen Sachen über meine Gang wissen. Das ist auch eine Sache." "Hast du ihn getötet?" "Ja... Zwei schon. Die Anderen nur angeschossen." "Auf wie viele hast du geschossen?!" Ich zuckte mit den Schultern. "Hab aufgehört zu zählen. Aber sie haben es alle nicht anders verdient. Schließlich haben sie uns bedroht oder das Geld nicht bezahlt. Alles nur Notwehr." "Wir haben wohl beide eine andere Definition von Notwehr." "Hast du jetzt Angst vor mir?", witzelte ich, weswegen Taddl lächelte. "Du machst mir keine Angst." "Ach nein?" Ich holte mein Messer aus der Hosentasche, wirbelte es durch die Luft, fing es dann wieder auf und drehte es dann die ganze Zeit mit einer Hand. "Jetzt auch nicht?" "Nein." Ich lächelte, setzte mich auf die Knie, schubste ihn ins Sofa und setzte mich auf ihn. "Immer noch nicht." Taddl griff nach meiner Hand, in welcher ich das Messer hatte und holte es mir ab. "Nö." Dann ließ er das Messer auf den Boden fallen. "Mutig.", grinste ich und fing an ihn zu küssen. Dabei strich ich mit meiner Hand unter sein Shirt und fuhr seine Muskeln nach.
(...)
Ich wachte in einem bekannten Raum auf. Es war mein altes Kinderzimmer. Ich setzte mich aufrichtig hin und schaute mich genauer um. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und meine Mutter kam in mein Zimmer. "Hör mal Ardy, du musst jetzt ein ganz guter Junge sein, okay? Du bleibst jetzt hier in deinem Zimmer und spielst ein bisschen, ja? Bis Mama oder Papa dich wieder rausholen. Dann bekommst du auch ein Eis oder ein neues Spielzeug. Aber du musst hierbleiben, okay? Ich hab dich lieb mein kleiner Engel." Was war hier los? Sie verschwand wieder. Ich stieg aus dem Bett und ging in den Flur, überall war es dunkel, nur aus den Fenstern schien weißes Licht. Wie in einem Horrorfilm. Ich ging weiter die Treppen hinunter. Doch auf der Hälfte blieb ich stehen. Unten im Flur stand ein schwarz gekleideter Mann. Er stand total regungslos da und schaute nur grade aus. Langsam ging ich die Treppen weiter hinunter bis ich vor ihm stand. Erst dann bewegte er sich und schaute mir genau in die Augen. "Hör mal, deine Mama und Papa müssen mal kurz weg. Ich bringe dich zu einer ganz lieben Tante, die kümmert sich solange um dich, okay?" Ich wollte etwas sagen, ihn anschreien, doch meine Lippen bewegten sich keinen Millimeter. Ich sah an ihm vorbei, auf die Leichen meiner Eltern. Er packte meine Schulter und schaute mich eindringlich an. "Das war in Ordnung. Manchmal muss man das tun." Ich schlug seine Hand von meiner Schulter und rannte in die Küche, zu meinen Eltern. Doch gerade als ich den Raum betrat, wurde alles um mich herum weiß und im nächsten Moment befand ich mich wieder im Bett. Dieses mal jedoch im Jugendheim. Auch hier war wieder alles schwarz, weiß und trostlos. Ich stand auf und öffnete die Tür zum Flur. Plötzlich hörte ich eine Stimme. "Das war in Ordnung. Manchmal muss man das tun." Er wiederholte diese Worte die ganze Zeit, ich konnte es nicht abschalten. Ich rannte durch den Flur, welcher mir ewig lang vorkam, bis ich das Bad gefunden hatte. Ich schloss die Tür und die Stimme war weg. Dann schaute ich in den Spiegel und erschrak. Er stand direkt vor mir und wieder schaute er mir in die Augen. "Das war in Ordnung. Manchmal muss man das tun." Ich schrie und schlug in den Spiegel, sodass er in tausend Teile zersprang. Ich nahm einen der Splitter und ohne zu zögern ritzte ich mir die Pulsadern auf, bis ich mein Bewusstsein verlor.
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