Kapitel 2
Ardy
Der Wärter machte mir die Tür auf, wünschte mir viel Glück und ich tat meinen ersten Schritt in die Freiheit. Fuck fühlte sich das gut an. "Sieh mal einer an!", rief eine vertraute Stimme. Chris, mein bester Freund, wartete auf mich um mich abzuholen. Wie bei Michael auch umarmte ich ihn brüderlich. "Schön dich wieder in Freiheit zu sehen. Dein Zimmer steht noch da wo es auch vor Eineinhalb Jahren noch stand." "Das will ich auch schwer hoffen." Wir stiegen ins Auto und er fuhr los. "Wie ist es euch ohne mich ergangen?" "Langweilig.", sagte er. "Ich meine es ernst. War nie wirklich was los ohne dich. Wir saßen alle zusammen und haben gechillt, hier und da was verkauft, aber das war es auch." "Wow, wie... aufregend.", sagte ich sarkastisch. "Du hast halt gefehlt. Wir hatten niemanden der uns anweist und all die Risiken durchgegangen ist. Ich glaube, das brauchen wir einfach. Auch, wenn man es im ersten Moment gar nicht glauben mag." "Gut, dass ich wieder da bin." "Aber wirklich."
Chris parkte, so schlimm wie man nur parken konnte, vor dem Haus. Er schloss auf und sofort kam der vertraute Geruch von zuhause entgegen. "Schön wieder hier zu sein." "Ardyyyy!", rief jemand aus dem Wohnzimmer. "Er ist drauf.", sagte Chris nur. Ich legte meine drei Sachen auf einem Schrank ab und ging zu Hanno ins Wohnzimmer. Dieser lag mit dem Kopf zum Boden und den Füßen nach oben auf dem Sofa. "Na du Junkie." "Ey, stimmt nicht. Ich hab nur bisschen was genommen. So bisschen...sooo." Er versuchte es mir mit den Händen zu zeigen, was nicht ganz funktionierte. Aber wenigstens hat er es versucht. Ich ging in mein Zimmer und warf mich aufs Bett. Endlich keine billigen, harten Matratzen mehr. Mein Zimmer sah noch genau so aus wie vorher. Das war auf der einen Seite gut, weil ich so wusste, dass niemand meine Sachen angerührt hatte. Aber auf der anderen Seite war das auch ganz schön scheiße, weil niemand mein Zimmer aufgeräumt hat. Es klopfte an der Tür und Chris kam herein. "Wollen wir zu den Anderen gehen?", fragte er. Ich setzte mich aufrichtig hin und nickte. Chris warf mir meine Autoschlüssel zu und erst jetzt merkte ich, dass ich mein Auto gar nicht auf der Auffahrt stehen gesehen habe. "Es steht in der Garage." Ich schaute Chris mit großen Augen an. "In der Garage?" Eigentlich stand nur das Auto von Chris in der Garage da er einen Lamborghini hatte und das Teil war sein Heiligtum. Ich kenne Chris seit der ersten Klasse und seitdem sparte er für das Ding. Natürlich hat es bis zu seinem Achtzehnten nicht ganz ausgereicht. Doch da seine Eltern selbst nicht schlecht verdienen haben sie ihm etwas dazu gegeben. "Ja, es steht in der Garage. Ich dachte, wenn jemand sieht, dass das Auto nur rumsteht und keiner fährt es könnte es schnell weg sein. Bei den Nachbarn weißt du nie." Ich nickte. Da hatte er leider Recht, man konnte hier nicht allen Nachbarn trauen. Doch ich war froh endlich wieder Auto fahren zu dürfen.
(...)
Im Café brannte Licht, wie eigentlich fast immer. Ich stieg aus dem Auto und ging hinein. Alle im Raum wurden still und schauten mich an. Eigentlich wusste fast keiner, dass ich heute raus kam. Raja löste sich als erstes aus ihre Starre und kam auf mich zu. "Schön, dass du wieder unter uns bist.", sagte sie und umarmte mich. "Wie lief es so ohne mich?", fragte ich in die Runde und setzte mich auf einen Sessel. "Du hast nichts verpasst.", meinte Travis. "Also eigentlich-", fing Raja einen Satz an, doch als Travis sie ansah, unterbrach sie sich selbst. "Eigentlich?", hakte ich nach. "Ne, egal. Ist nicht wichtig.", korrigierte sie sich. "Eigentlich?", wiederholte ich. "Es war so ein Typ hier der dich anscheinend kannte und mit dir reden wollte.", fing Travis an. "Wir haben halt gesagt, dass du nicht da bist und er meinte, wenn du innerhalb einer Woche nicht hier bist wird er die ganze Bude abfackeln. Und da du nach einer Woche immer noch nicht da warst, wollte er seine Drohung war machen." "Da mussten wir uns wehren.", fügte Raja hinzu. Als niemand weiter etwas dazu sagte musste ich wieder nachhaken: "Wie?" "Wir haben ihn erschossen.", sagte Travis ertappt. "Hat er gesagt wie er heißt?" Sie schüttelten den Kopf. "Wie sah er aus?" "Er hatte schwarze, kurze Haare, war dünn, etwas größer als ich und hatte eine Brille." "Achsooo.... Na, wenn es weiter nichts war." Ich nahm einen der Zigaretten die auf dem Tisch lagen und zündete sie mir an. "Kanntest du ihn?", fragte Raja. "Ja, aber er ist mir sowieso auf den Sack gegangen. Das Ding war halt, dass er abhängig war und mehr wollte. Aber, weil er nicht bezahlt hat, hab ich ihm nichts gegeben. Und deswegen ist er ausgerastet." Raja und Travis beließen es dabei und fragten nicht weiter nach. "Hey! Der Boss ist wieder da!", rief Benedikt und gab mir einen Handschlag. Im Gefängnis sah ich mich nie als Boss an, doch hier war ich wirklich der Boss, aber ich hörte es auch hier nicht gerne. Die ganzen Leute gehörten zu meiner Gang. Unser Treffpunkt war ein Café, welches für Außenstehende grundsätzlich immer geschlossen war. Trotzdem war es ein ganz normales Café. Es gab hier ein paar Leute, welche den Laden leiteten und für die Bedienung zuständig waren. Natürlich gehörten auch sie alle zur Gang. "Wie ist es dir im Knast so ergangen? Musstest du die Seife vom Boden aufheben?" Ich lachte nur. "Nein, musste ich nicht. Das Essen war total scheiße, die Betten auch und ob man es glauben mag oder nicht, es gab auch ganz schöne Weicheier." "Wie du?", fragte Benedikt weiter nach. "Ich schlag dich gleich.", sagte ich sarkastisch und erzählte weiter. Dabei hörten mir alle sehr gespannt und aufmerksam zu, denn sie alle hätten an meiner Stelle stehen können. Doch ich habe mich für die Gang geopfert und bin alleine in den Knast gegangen.
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