Kapitel 12

Ardy

"Hey, Ardy! Alles gut bei dir? Hab gehört die Bullen haben dich gestern auf der Party erwischt?", rief Janus mir vom Tresen aus zu. "Ja stimmt, aber ist alles in Ordnung. Sie können mir nichts." "Na, Gott sei Dank. Was willste trinken?" "Kaffee." Ich setzte mich an einen Tisch und wartete auf Stegi und Tim. Das war ja so typisch für Tim, dass er wieder nicht aus dem Bett kam. Doch es dauerte nicht mal 3 Minuten, da kamen die beiden auch schon rein. Händchen haltend. "Scheiß Pärchen.", begrüßte ich sie. "Du bist ja nur neidisch.", neckte Stegi mich. "Erzähl mal, was ist gestern auf der Party eigentlich passiert?",fragte Stegi dann. "Ihr wart doch dabei oder?" Janus brachte mir meinen Kaffee und fragte dann Stegi und Tim ob sie etwas trinken möchten. "Ja, schon. Aber wir haben die Polizei schon vom Weiten gesehen und sind abgehauen." "Da wart ihr schlauer als ich." Ich erzählte ihnen, was passiert war, beziehungsweise, wie ich es erlebt habe. Jedoch ließ ich das mit Taddl aus, überlegte dann aber ob ich es ihnen nicht doch erzählen sollte. Irgendwie ging mir der Kuss nicht aus dem Kopf. "Also hat er dich einfach gehen gelassen obwohl du die Tüte mit den Drogen in der Hand hattest?", fragte Stegi. Ich seufzte, es nützte nichts. Ich musste es ihnen erzählen. Ich wollte es. "Okay, es ist nicht ganz so abgelaufen. Es ist etwas passiert. Aber ihr müsst mir schwören, dass ihr es niemandem erzählt." "Ardy, wir sind deine besten Freunde. Wir werden niemandem irgendwas erzählen.", sagte Tim. "Wir schwören es.", fügte Stegi hinzu. "Okay." Ich schaute mich um, ob mir jemand zu hören könnte. Doch das Café war noch ziemlich leer. Liegt wahrscheinlich daran, dass fast jeder gestern bei der Party war. "Nachdem der Polizist mich durchsucht hat, wollte er, dass ich mit zum Wagen komme für einen Drogenschnelltest. Ich hab dann ein bisschen mit ihm geredet und dann hab ich ihn..." Ich senkte meine Stimme und kam näher an die Beiden heran. "Geküsst." "Du hast...was?", fragte Tim, während Stegi nur mit offenem Mund da saß. "Wir haben uns davor schon mal in einer Bar gesehen und haben uns gut verstanden-" "Warte, was meinst du mit gut verstanden?", unterbrach Stegi mich. "Wir haben uns nur unterhalten und er hat mich anschließend nach Hause gebracht. Mehr nicht. Keine Ahnung warum ich das gemacht habe, aber er hat den Kuss erwidert." "Und deswegen hat er dich in Schutz genommen?", fragte Tim wieder. "Ich denke mal." "Magst du ihn?", fragte Stegi, weswegen Tim lachen musste. "Nein. Also nicht in dem Sinne. Ich hab keinen Bock ne Beziehung mit einem Polizisten anzufangen. Wie würde das, denn bitte aussehen? Ein Boss einer illegalen Gang mit einem Polizisten." "Stimmt. Keine Gute Idee.", sagte Stegi. "Aber es war nur ein Kuss oder? Da ist nicht mehr gelaufen?", fragte Tim noch einmal nach. "Nein, nicht mehr. Nur ein Kuss. Und dabei bleibt es auch. Und jetzt Themawechsel. Habt ihr mitbekommen, dass irgendjemand von der Gang noch erwischt wurde?" "Pablo. Aber der hat die gleiche Story wie du erzählt.", meinte Stegi. Ich nickte wissend. Das war perfekt. Jeder aus der Gang wusste, was sie zur Polizei sagen sollten, falls wir mal wegen Lio von der Polizei erwischt werden. "Und Kaya. Aber sonst glaub ich keiner.", fügte Tim hinzu. "Zum Glück. Wäre schlimm genug gewesen, wenn ich noch irgendjemandem aus dem Knast hätte holen müssen. Bei Lasse war das ja schon nicht so einfach." "Stimmt, was ist daraus eigentlich geworden?", fragte Stegi. "Lasse hat die Strafe selbst gezahlt, ich kann ihm schließlich nicht jedes Mal Geld  geben. Irgendwie muss die Gang ja auch bezahlt werden. Ich hab gesagt, wenn er sich noch einmal was leistet dann fliegt er raus." "Und was hat er gesagt?", fragte Tim. "Er war geschockt und meinte, dass ich eine Spaßbremse wäre. Aber ich hab keinen Bock wegen ihm noch aufzufliegen." "Ich denke lange hätte das nicht mehr gedauert.", erwiderte Stegi. "Eben und deshalb-" "ARDY!" Ich drehte mich zur Eingangstür um, wo die Stimme herkam. Heilige Scheiße, was tat Lio hier? Sofort standen alle Leute, die gerade im Café waren, auf und stellten sich vor Lio, sodass er nicht zu mir kam. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Auch, wenn Eigenlob stinkt musste ich sagen, dass ich die Gang gut im Griff hatte. "Schon okay.", sagte ich zu den Anderen und ging nach vorne zu Lio. Doch keiner von ihnen ließ Lio aus den Augen. "Was ist?" "Du hast der Polizei Lügen erzählt!" "Wieso Lügen? Ich hab ihnen lediglich erzählt, dass du Drogen an die ganze Stadt verteilst. Okay... vielleicht hab ich da etwas durcheinander bekommen. Wir sind es ja die, die Drogen an die Stadt verteilen." "Nimm deine Aussage zurück!" "Nö." "Wenn du es nicht tust dann schwärze ich dich bei der Polizei an. Dich und deine ganze scheiß Gang!" Okay, das war zu viel. Es war eine Sache, dass er mich beleidigte, aber die ganze Gang damit rein zu ziehen ging entschieden zu weit. Wütend ging ich einen Schritt auf ihn zu. "Weißt du was, Lio? Du hast immer die größte Fresse von allen und denkst, dass du jedes Mädchen haben könntest. Aber du hast dich noch nie mit mir geprügelt. Warum nicht? Hast du Angst, dass ich dich genauso verunstalte, wie der Typ, wegen dem ich in den Knast gekommen bin?" "Pff, ich hab keine Angst vor dir." "Dann schlag zu. Na los. Wenn du mir zeigst, dass du stärker bist als ich ziehe ich die Aussage zurück. Versprochen." "Gut, wie du willst." "Keiner von euch wird eingreifen." Den Satz wandte ich an die Gang, schließlich soll es ein fairer Kampf werden. Ich sah die Überzeugung in Lios Augen. Er glaubte wirklich, dass er mich verprügeln könnte. "Oh, der Arme.", hörte ich Tim hinter mir murmeln. "Das wird weh tun.", fügte Stegi hinzu. Lio holte gerade zum Schlag aus, als ich seinen Arm packte und ihn mit einem Ruck zu Boden warf. Sofort stand er wieder auf, schubste mich und gab mir einen Schlag gegen die Brust. Ich reagierte schnell, packte ihn am Nacken und warf ihn zu Boden. Bevor er zum zweiten Mal aufstehen konnte, gab ich ihm einen Tritt in die Weichteile und danach gegen die Rippen. Dann packte ich ihn an den Kragen und hob ihn wieder hoch. "Und? Fühlst du dich mir immer noch überlegen?" "Wichser...", nuschelte er, weswegen ich ihm mein Knie in den Bauch rammte. "Was?" Er sagte nichts, sondern versuchte sich von mir zu lösen, ich hielt ihn jedoch weiter fest. "Wenn du nur ein Wort zu den Bullen sagst, dann wünschst du dir Tod zu sein. Schau dich um. Siehst du wie viele Leute hinter mir stehen. Und das sind längst nicht alle. Jetzt verpiss dich, bevor ich dir richtig weh tue." Ich schubste ihn noch einmal in Richtung Ausgang und schneller als gedacht, humpelte er davon.

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