"Louis?" rief Harry durch die ganze Wohnung und ich schmunzelte. Er suchte mich jetzt schon eine Weile, kam dabei aber nicht auf die Idee mal auf die Terrasse zu kommen.
Es war warm draußen und es war abends, sodass London in ein orangenes Licht getaucht war durch die untergehende Sonne. Ich hatte mich mit einem Glas Wein auf die Terrasse gesetzt und genoss die Stille. Naja, und die Rufe meines Freundes.

Kurz darauf trat er auf die Terrasse und entdeckte mich. "Da bist du ja!" rief er aus und kam sofort zu mir. "Wieso antwortest du nicht?" fragte er mich, setzte sich neben mich und lächelte mich mit leicht besorgtem Blick an.
"Ich genieße eigentlich die Stille." sagte ich mit einem amüsierten Schmunzeln und Harry verzog das Gesicht. "Ich kann auch gehen!" maulte er beleidigt und ich lachte und zog ihn zu mir. Sofort schlang er die Arme um mich und kuschelte sich an.
Ich lächelte und trank einen Schluck meines Weines.
"Du lässt es dir ja gut gehen." stellte er fest und ich lachte leise.

"Du solltest mir Gesellschaft leisten." entgegnete ich und stellte mein Glas ab.  "Der Rotwein den du so magst ist im Weinschrank."
Harry fuhr sich durch die mittlerweile kurzen Haare und lächelte mich charmant an. "Ich dachte der wäre leer?"

"Hab neuen gekauft." sagte ich lächelnd und küsste seine Lippen kurz. Er lächelte nun breiter und nickte. "Na wenn das so ist!" sprach er, stand auf und ging hinein.
Ich sah ihm nach und lächelte breit. Harry hatte sich vor einem Monat die Haare angeschnitten und ich war schockiert gewesen. Ich hatte seine Locken immer so sehr geliebt! Wir hatten einen riesigen Streit wegen meiner Reaktion und ich hatte mich furchtbar gefühlt.
Doch Tag um Tag verging und es gefiel mir besser und besser. Er sah etwas jünger aus, jedoch noch genauso sexy wie vorher. Nur an den Haaren ziehen konnte ich nicht mehr so gut. Das vermisste ich ein wenig.
Als er mit einem Glas Rotwein wieder kam schenkte er mir ein breites Lächeln bevor er sich wieder neben mir nieder ließ.
"Wie war dein Tag?" fragte er und stieß mit mir an.
Schnell trank ich einen kleinen Schluck und stellte das Glas wieder ab. "Es war okay. Miles überlegt ob er mich zum stellvertretenden Filialleiter macht." sagte ich wie beiläufig. "Und ich war mit Niall ein bisschen shoppen." fügte ich hinzu.

"Warte mal..." sagte Harry und setzte sich etwas auf. "Filialleiter?" fragte er ungläubig und ich sah ihn an. "Stellvertretender." verbesserte ich ihn.
Er lachte und schüttelte den Kopf. "Na und? Beförderung ist Beförderung! Das ist großartig, Baby!" rief er aus und umarmte mich strahlend.
Leise lachte ich und erwiderte die Umarmung.

"Und wie war dein Tag?" fragte ich als wir uns voneinander lösten. Harry lehnte sich zurück und löste seine Krawatte, öffnete die obersten Knöpfe seines schneeweißen Hemdes und ich biss mir auf die Lippe. Ja, definitiv noch sexy.
"Anstrengend. Ich habe doch eine neue Sekretärin. Sie ist absolut unfähig, ich muss ihr alles drei mal erklären. Erst wollte ich sie feuern aber das lässt der Betriebsrat im Moment nicht zu." meckerte er und ich drehte mich etwas zu ihm und hörte ihm aufmerksam zu.
"Wieso nicht?"
"Naja, ich kündige angeblich zu Vielen. Die ständige Umstrukturierung wird wohl zu viel." sagte er in einem Ton als wäre es unglaublich lästig dass Leute sich darüber beschwerten. Ich schmunzelte. "Du solltest Leute vernünftig einarbeiten lassen bevor du sie gleich aufgibst. Das ist kein netter Zug." mahnte ich ihn und er sah zu mir.
"Ich kann mir keine Unfähigkeit leisten." sagte er und ich seufzte. "Wenn Arbeitnehmer sich wichtig und gebraucht fühlen arbeiten sie besser. Das hab ich bereits ganz am Anfang in der Uni gelernt."

"Du warst ja nur ein Jahr an der Uni."
Na danke. Arschloch.

"Na und? Trotzdem bin ich jetzt bereits Stellvertreter!" meckerte ich und nun war es an mir ihn beleidigt anzusehen. Der musste wohl spinnen.
Als er bemerkte was er gesagt hatte sah er mich entschuldigend an. "Tut mir leid Baby. So war's nicht gemeint." sagte er leise und ich nickte. "Passt schon." antwortete ich, beugte mich zu ihm und küsste seine Wange.
Er lächelte und küsste meine Lippen, verlängerte den Kuss und fuhr mit den Fingern meine Seite entlang. Ich bekam sofort Gänsehaut. Jede Berührung von ihm machte mich einfach noch immer völlig verrückt. Es war unglaublich.
Die letzten zweieinhalb Monate unserer Beziehung waren ... nun ja, wild gewesen. Wir hatten uns ausgetobt, wenn man es so sagen wollte. Ich war nach wie vor jede Sekunde des Tages scharf auf ihn und Harry ging es nicht anders.
Dies stellte er wieder perfekt unter Beweis als er mich mitten im Kuss an der Hüfte packte und mit einer gezielten Bewegung auf seinen Schoß zog. Ich keuchte in den Kuss weil unsere Mitten aufeinander trafen und biss ihm sanft in die Lippe.
Harry verfestigte seinen Griff um meine Hüfte und ich begann mich leicht an ihm zu reiben was ihm ein kehliges Stöhnen entlockte. Ich grinste in den Kuss. Gott, wie ich dieses Geräusch liebte.

Als er mein Grinsen spürte löste er sich und sah mich mir in die Augen. Die grüne Farbe hatte sich verdunkelt und Lust spiegelte sich in seinem Blick wider.
"Wie gern würde ich jetzt über dich herfallen." raunte er und ich bekam sofort Gänsehaut.
"Dann tu's." flüsterte ich und er lächelte entschuldigend. 
"Ich hab noch ein Telefonmeeting Babe. Aber danach gern." sagte er und ich schmollte. Na das war ja super. Erst scharf machen und dann nicht weiter machen. Sowas konnte ich ja leiden.
Schlimmer war jedoch die Tatsache dass er noch arbeiten musste. So viel zum Thema friedliche Stimmung. Da war ich wohl wieder auf mich allein gestellt.

Ich löste mich von ihm und setzte mich wieder auf meinen alten Platz. Harry küsste sanft meine Wange. "Es tut mir leid, Baby. Ich bin gleich voll für dich da." sprach er sanft und stand auf, verschwand umgehend nach drinnen und ließ mich allein sitzen.

Ich sah ihm nach und seufzte. Doch dann kam mir eine Idee.
Ein breites Grinsen erschien auf meinem Gesicht während ich ihm hinterher ging.
Na dann wollten wir doch mal sehen ob mein Freund Multitasking Fähigkeiten besaß.