14 - Wo waren wir gelandet?


Die Tränen rannen weiter meine Wangen herunter während ich auf die Rosenblätter starrte und nicht wusste was ich tun sollte. Ich begann zu realisieren was gerade geschehen war und schluckte schwer. Mein Herz fühlte sich schwer an. Wer auch immer dahinter steckte und das ausgetüftelt hatte konnte in der Hölle schmoren. 

"Räumen Sie das wenigstens weg?" fauchte mich eine ältere Dame an und ich sah sie an. Sie musterte mich und schüttelte den Kopf, entfernte sich dann langsam. Ich schluchzte leise und hockte mich hin, sammelte die losen Blätter und die geknickten Rosen auf und jede einzelne war wie ein Stich ins Herz. Zittrig lief ich zu einem der Mülleimer, entsorgte die Rosen und setzte meine Kapuze auf. Ich hatte noch die eine Chance und hoffte, Harry in der Wohnung anzutreffen. Ich wollte mich erklären! Ich musste mich erklären. 
Ich nahm mir draußen ein Taxi und nahm mein Handy aus der Tasche, sah dass Niall mich angerufen hatte und rief ihn zurück. 
"Louis?" seine Stimme war aufgeregt als er den Anruf annahm. "J-ja.." antwortete ich leise, hörte ihn seufzen. "Was hast du nur angestellt?"
"Ich habe nichts gemacht, Niall...das ist alles ganz anders gewesen."
"Ach ja?"
Ich schluchzte und wischte mir mit dem Handrücken über das Gesicht, erklärte ihm dann was passiert ist. Niall hörte mir die ganze Zeit ruhig zu und unterbrach mich nicht. Als ich meine Geschichte beendet hatte, hörte ich ihn wieder seufzen.  "Das ist alles andere als glaubwürdig, das weißt du auch, oder?"

"Es ist aber die Wahrheit! Harry muss mir glauben! Wieso sollte ich ihn betrügen, nach allem was passiert ist mit Zac..." sagte ich leise. "Was meinst du?" 
"Ist egal...Ich gehe jetzt nach Hause und hoffe dass er noch einmal mit sich reden lässt." 
"Tu das, Lou. Falls deine Hoffnung..naja, falls es nicht klappt. Komm zu mir, ok?" 
"Okay. Bis dann." antwortete ich und legte auf, steckte mein Handy ein und sah aus dem Fenster auf die vorbeiziehenden Häuser. Es würde ein hartes Stück Arbeit werden, doch ich hoffte einfach dass er mir glauben würde. 

***

Als ich in die Wohnung kam, sah ich Harry vor dem Kleiderschrank stehen. Er war gerade dabei meine Kleidung auf den Boden zu werfen und als er mich hörte sah er zu mir und seine Miene verfinsterte sich sofort. Er hatte gerade einen Hoodie von mir in der Hand, schnaubte wütend und schmiss ihn auf den Boden. 
"Du hast noch eineinhalb Stunden!" sagte er und beendete was er gerade tat und lief in Richtung seines Büros. 
Sofort eilte ich zu ihm. "Harry, bitte!" 
Er blieb stehen und drehte sich zu mir. "Was?" schnauzte er mich an und ich blieb stehen und sah ihn an, schon wieder flossen Tränen meine Wangen herab. "Glaub mir bitte, Harry. Bitte glaub mir einfach." flehte ich ihn an. 
Harry fuhr sich durch die Haare und auch seine Augen glänzten gefährlich. Ich sah ihn flehend an und er wich meinem Blick aus. "Ich kann dir einfach nicht vertrauen, Lou. Das bringt so nichts." 
Ich schluchzte und kam näher zu ihm, bemerkte dass er wieder zurück wich. "Ich habe nichts gemacht, ich hab dich nicht betrogen. Ich würde dich niemals betrügen!" versuchte ich mich zu verteidigen. Ich konnte sehen dass er mir nicht glaubte. Dieses Gefühl war das Schlimmste. 

"Weißt du was? So wie du redest, das erinnert mich an jemanden." sprach er leise und ich runzelte die Stirn. "Wen meinst du?" hakte ich mit leiser Stimme nach. 
Er atmete tief durch. "Ich meine Zac." 
Unsere Blicke trafen sich und ich riss die Augen auf. 
"Du bist kein Stück besser als er." sagte er leise und bitter, lief an mir vorbei in sein Büro und zog die Tür hinter sich zu. Ich hörte das Schloss klicken und sah geschockt auf die Tür. 
Ich konnte nicht fassen was er gerade gesagt hatte. Ich liebte Harry und ich würde niemals überhaupt auf die Idee kommen ihn zu betrügen. Wie konnte er mich mit Zac vergleichen? 
In dem Moment wusste ich dass es vorbei war und ich keine Chance mehr hatte. Er würde mir niemals glauben. Ich hatte es versaut. 
Ich schluckte und sah mich um, nahm meinen Koffer und räumte meine Sachen hinein. Vor ein paar Wochen erst hatte ich meine Koffer hier ausgepackt. Nun packte ich alles wieder ein. Stumme Tränen liefen meine Wangen herab und ich funktionierte einfach nur noch. 

Ich war irgendwie auch enttäuscht von Harry, weil er mir nicht glauben konnte. Weil er mich mit Zac verglichen hatte. Ich war nicht wie Zac. Ich war besser, ich hatte Harry ehrlich geliebt. 
Als ich fertig mit Packen war ging ich zur Bürotür und wollte klopfen, hielt jedoch inne in meiner Bewegung. Kein Laut war zu hören und ich legte die Hand auf das dunkle Holz der Tür. 
"Harry?"
Ich bekam keine Antwort. "Ich liebe dich wirklich. Ich hoffe du bemerkst irgendwann dass ich die Wahrheit sage. Ich habe dich nicht betrogen. So lange werde ich warten, Harry. Ich liebe doch nur dich." sprach ich leise, hoffte auf eine Antwort doch auch diesmal kam sie nicht. 
Ich nahm meinen Koffer und ging zum Aufzug, drückte zittrig den Knopf.
Als die Türen sich öffneten, hörte ich auch die Bürotür, die sich öffnete. Sofort sah ich zurück und in Harry's Augen. Sie waren gerötet und er hatte geweint. 

"Du solltest nicht warten. Es gibt kein Zurück mehr." 

Wie in Trance starrte ich ihn an und er musterte mich kurz und war im nächsten Moment wieder in seinem Büro verschwunden. Ich sollte nicht warten, das waren seine Worte. Es gibt kein Zurück mehr. Seine Worte brannten förmlich in meinen Gedanken und ich trat in den Aufzug, klammerte meine Hand um den Griff meines Koffers und sah weiterhin zu der Bürotür, doch sie blieb verschlossen. Es war als würden sich die Türen in Zeitlupe schließen und mein Herz raste, voller Hoffnung dass er jetzt doch heraus kommen würde aus dem Büro und mir sagen würde dass das alles hier ein schlechter Scherz ist. Nur ein dummer Test oder was auch immer. Irgendetwas, dass mir erklären würde was hier vor sich ging. Dass mir zeigen würde dass wir nicht verloren waren. Ich schluchzte auf und als die Türen sich endgültig schlossen und der Aufzug nach unten fahr brach alles aus mir heraus. Unkontrolliert schluchzte ich und wischte mir immer wieder die Tränen weg. Ich stolperte aus dem Aufzug und hinaus aus dem Gebäude und sah mich um. 
Weit und breit war niemand zu sehen und ich bestellte mir ein Taxi. Ich wusste nicht einmal wohin ich gehen konnte. Ich wollte nicht zu Niall und meine Wohnung hatte ich aufgegeben. Mein Kontostand war nicht zu schlecht und so beschloss ich zuerst einmal in ein günstiges Hotel zu gehen. 
Wir hatten uns gerade erst unsere Liebe gestanden ,waren noch so frisch zusammen. Hatten schon so viel erlebt und doch waren wir nicht stark genug gewesen. 
Ich hatte ihn verloren und sein Blick als er mir sagte ich solle nicht warten, er war entschlossen gewesen. Harry schien bereits mit uns abzuschließen. Hatte vermutlich schon davor damit angefangen, schon als er die Bilder erhalten hatte. Irgendetwas sagte mir dass er seine Meinung nicht ändern würde. 
Als ich all das realisierte fühlte es sich an als würde ein Teil in mir sterben. Ich hatte immer an die Liebe geglaubt und daran dass alles zu einem guten Ende kommen würde. Selbst als ich "all das aufgegeben hatte" und mich damals auf dieser Internetseite angemeldet hatte, hatte ich insgeheim noch an die Liebe geglaubt. Und ich hatte sie schließlich auch gefunden. In Harry, der damals vor meiner Tür stand weil wir uns ein Sextreffen ausgemacht hatten. Und nun, wo waren wir gelandet? 
Ich war wieder an dem Punkt an dem ich schon mit Zac war. Kopfschüttelnd wischte ich mir die Tränen weg. Es hatte alles keinen Zweck mehr.
"Du wirst nie glücklich werden. Du hast es nicht verdient." murmelte ich zu mir selbst und sah mich nach meinem Taxi um, doch es war noch nicht zu sehen.
Und in diesem Moment, als ich auf der Straße auf meinem Koffer saß und wartete, gab ich auf und beschloss niemandem mehr meine Gefühle zu zeigen. Ich hatte es nicht verdient ständig das Herz gebrochen zu bekommen. Ich hatte Harry nicht betrogen und wurde dafür bestraft? Ich beschloss, dass dies das letzte Mal gewesen war. 



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