1 - Ich wollte ihn hier


Der Regen peitschte gegen die Fensterscheibe des Autos, meine Augen suchten nach jemandem auf der Straße der mir helfen konnte doch ich sah niemanden.
Ich wusste die Uhrzeit nicht, es musste mitten in der Nacht sein. Niemand würde sich bei diesem Wetter auf die Straße trauen.
Es war laut im Auto durch die Regentropfen und aus irgendeinem Grund lief das Radio noch.
Ich konnte mich nicht bewegen, mein Kopf fühlte sich an als würde er gleich platzen und ich fühlte mich hilflos, noch immer völlig betrunken zusätzlich.
Ich versuchte mich zu erinnern wie ich in diese Situation gekommen war, doch es war alles so verschwommen. Ich hatte kaum etwas gesehen durch den Regen und dann plötzlich der Knall.

London im Herbst war nie mein Favorit gewesen doch jetzt hasste ich es. Ich hasste alles und ich spürte Tränen die über meine Wange liefen. War das jetzt schon das Ende?
Durch den Regen sah ich eine Person die Straße entlang hasten und wie gerne hätte ich mich bemerkbar gemacht doch ich konnte mich nicht bewegen. Ich konnte nicht einmal den Arm heben, der Sicherheitsgurt hatte mich quasi fixiert. Ich war mir relativ sicher dass meine Nase blutete, der Airbag hatte mich ziemlich hart getroffen.
Ich schluckte, was mich schmerzte. Ich war betrunken, konnte nicht einschätzen wie sehr ich wirklich verletzt war doch es musste heftig sein, sonst könnte ich mich doch bewegen oder nicht?
Angst kam in mir auf und ich versuchte um Hilfe zu rufen, doch es war so laut im Auto dass ich mich selbst nicht hören konnte. Vermutlich verließ meinen Mund nur ein Wimmern.

Wie hatte ich es nur so weit kommen lassen?
Früher wäre ich nie betrunken gefahren. Früher hätte ich aber auch nicht einmal alleine getrunken. Ich wäre nie in diese Bar gegangen alleine und hätte mich betrunken.
Ich war aber auch nicht frustriert. Oder allein.

Aus den Augenwinkeln sah ich Sirenen und den Polizeiwagen der neben meinem Auto hielt. Gott sei Dank, jemand hatte mich gefunden. Ich versuchte etwas zu erkennen doch meine Sicht verschwamm immer wieder. Ich wurde sofort panisch. Das war sicherlich keine gute Sache.
Ich sah Polizisten auf mich zukommen und dachte zurück.
Ich wollte ihn hier. Ich sehnte mich so sehr nach ihm und mein Herz schmerzte so sehr.
Der Polizist schaute in das Auto und direkt in meine Augen. Ich versuchte ihm mit Blicken klar zu machen dass ich Hilfe brauchte und er schien zu verstehen.
Meine Atmung verschnellerte sich während er versuchte die Tür zu öffnen. Es gelang ihm nicht und ich wurde noch panischer.

"Die Tür ist blockiert!" hörte ich ihn brüllen, es klang als wäre er meilenweit entfernt.
Das Blut rauschte in meinen Ohren und ich spürte dass ich schwächer wurde. Ich fühlte mich als würde ich abdriften und alles was ich sah war sein Gesicht vor mir. Diese wundervollen Augen, das sanfte Lächeln dass er mir immer gegeben hatte. Wo war er jetzt?
Er musste mich doch beschützen, er hatte es mir doch versprochen.
Ich spürte die Tränen meine Wangen herunter laufen, während das Auto etwas wackelte. Sie versuchten die Tür zu öffnen, ich konnte sie dabei beobachten.
Der Polizist sah immer wieder zu mir, sein Gesicht war mehr als besorgt.
Die Feuerwehr war dazu gekommen, sie hantierten an den Türen und schließlich öffnete sie sich und der Regen peitschte in mein Gesicht, ließ mich die Augen zusammen kneifen. 

Die Schmerzen begannen unerträglich zu werden und ich wimmerte auf. Ich bekam nichts mehr mit von dem was die Feuerwehrmänner oder die Polizisten da taten. Ich war wie betäubt.
Ich konnte nicht einschätzen ob das der Alkohol war oder ob es mit mir zu Ende ging doch ich hoffte es war Letzteres.
So wie die Welt jetzt war wollte ich sowieso nicht darin leben.
Irgendjemand berührte den Sicherheitsgurt und ein unglaublicher Schmerz durchzog mich. Erschrocken riss ich die Augen auf und begann schmerzerfüllt und laut zu schreien.
Die Panik stieg noch mehr in mir auf und ich hielt die Schmerzen kaum aus.

Sollten diese Menschen mir nicht helfen? Stattdessen fügten sie mir noch mehr Schmerzen zu. Es war schon fast ironisch denn genauso fühlte es sich mit ihm an. Er sollte mir helfen doch er war nicht hier. Ich spürte wie ich begann weg zu driften, ich versuchte jedoch das Bewusstsein nicht zu verlieren. Wenn ich jetzt ohnmächtig werden würde, wahrscheinlich wäre das das Ende.

Meine Gedanken drifteten wieder zu ihm und was ich falsch gemacht hatte. Ich versuchte herauszufinden wo alles angefangen hatte. An welchem Punkt hatte dieser Horror begonnen?
Ich ging jeden Moment unserer Beziehung imKopf durch, lenkte mich so von den Schmerzen und der Panik ab.
Welche Fehler hatte ich gemacht dass ich ihn tatsächlich verloren hatte?

Die Schmerzen wurden so stark während die Feuerwehrmänner immer noch versuchten mich zu befreien dass meine Sicht schwarz wurde. Ich spürte es und ich versuchte mich an alles zu erinnern was ich mit ihm hatte, die schönen und die schlechten Momente.
Alles was ich mit ihm erlebt hatte während unserer recht kurzen Beziehung.

Momente die ich nie vergessen würde, weil der Mann den ich liebte an meiner Seite gewesen war.

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