Manu Neuer / Joshua Kimmich (Friendship!)

Was ist nur mit Josh los? Schon den ganzen Abend sitzt er irgendwie da, als wäre er total neben sich und in einer anderen Welt. Er ist nicht mehr selbstbewusst, sondern wirkt schüchtern und klein. Auch sitzt er nicht bei uns in der Runde und zockt FIFA, sondern lungert alleine in der hintersten Ecke herum. Schließlich steht er auf, doch kaum jemand bemerkt es oder interessiert sich überhaupt für ihn.
Ich beschließe, später mach ihm zu sehen und widme mich wieder dem Spiel, das über den Bildschirm flackert.
Spät in der Nacht löst sich die Gruppe langsam auf. Ich gehe auf direktem Wege zu Joshuas Zimmer und klopfe leicht an, bevor ich eintrete. Joshua liegt traurig im Bett und in seinen Augen glänzen Tränen. Hektisch wischt er sich übers Gesicht, als er mich in der Tür entdeckt.
"Hey", flüstere ich leise, "was ist los mit dir?". Dann setze ich mich zu ihm ans Bett. "Nichts", meint er nur leise und dreht sich von mir weg. Ich weiß auch nicht so recht, was ich machen soll, deswegen schweige ich einfach und warte, ob er nochmal etwas sagt. Nach einigen Minuten steht er auf und verschwindet im Bad.
Ich sehe mich im Zummer um und entdecke sein Handy. Mhm, vielleicht sollte ich seiner Freundin schreiben und fragen ob sie weiß, was los ist.
Ich angle mir sein Handy und entsperre es. Zum Glück hat er kein Passwort.

Chat zwischen Manu und Joshuas Freundin Lina:

Manu: Hey Lina, Joshua geht es irgendwie nicht gut, er wirkt traurig als würde er gleich losweinen. Weißt du, was mit ihm los ist? LG, Manu.

Sie ist gerade online und schreibt nur kurze Zeit später zurück.

Lina: Vielleicht hat er Heimweh, das ist bei ihm öfter so. Er steht zwar nicht dazu, aber es macht ihn ziemlich fertig...

Manu: Okay, danke...

Lina: Er ist dann ziemlich anhänglich und braucht jemandem, dem er vertraut... Also jemanden wie dich:)

Manu: Klar werde ich mich um ihn kümmern, gute Nacht Lina:)

Ich lege Joshuas Handy zur Seite und warte auf ihn. Nur kurze Zeit später öffnet sich die Tür und Josh kommt mit gesenktem Kopf zurück. Schnell stehe ich auf und umarme ihn vorsichtig. Er legt seine Arme um mich und krallt seine Finger in mein Shirt.
Kurz wiege ich ihn hin und her, bis sein Atem wieder leichter geht und sein Griff sich lockert.
"Hast du Heimweh?", frage ich ganz behutsam und leise. Ich spüre ein vorsichtiges Nicken von Joshs Kopf an meiner Brust und so streiche ich ihm leicht über den Kopf.
"Das ist doch nicht schlimm, ich bin für dich da". "Danke", flüstert er.
Und so kam es, dass wir bis tief in die Nacht nebeneinander in Joshuas Bett lagen und leise miteinander redeten.
Spät in der Nacht waren wir beide eingeschlafen und als wir am nächsten Morgen wieder aufwachten, war Joshua wieder normal, also selbstbewusst, fröhlich und extrovertiert.
Von da an war unsere Freundschaft noch enger und wir unternahmen in jeder freien Minute während der EM etwas zusammen...