Osterspezial (Teil 8)

Joshuas PoV

Während die fünf Nachkömmlinge sich für ein Kartenspiel am Esstisch versammelten hatten, rief ich Julian Brandt an. Mein Anruf wurde nach wenigen Sekunden angenommen. 

  "Was willst du?", wurde ich begrüßt. 

  "Ihr habt euch mit den Falschen angelegt. Es war ein ganz großer Fehler euch mit den Franzosen zu verbünden und Leon in eine Falle zu locken. Ich hoffe für euch, dass ihr noch ein weiteres grünes Ei habt oder es auftreiben könnt."

  "Warum sollten wir das tun?"

  "Marco wird sicherlich nicht erfreut sein, wenn er erfährt, dass ihr mir seinen Liebsten einfach überlassen habt. Bringt mir ein grünes Ei. Dann bin ich vielleicht bereit, Mario gehen zu lassen."

  "Du lügst. Wieso sollte Mario hier sein?"

  "Weil ich ihn hergeholt habe."

  "Du spielst mit unfairen Mitteln, Joshua."

  "Ihr seid selber Schuld. Indem ihr Leon in eine Falle gelockt habt, habt ihr euch in unsere Angelegenheit eingemischt. Sowas kann ich nicht einfach dulden. Bringt mir das Ei, wenn ihr Mario haben wollt." Ehe Julian noch etwas erwidern konnte, beendete ich das Telefonat und setzte mich zu den Anderen an den Tisch. Benedikt schob mir meinen Kartenstapel zu. 

  "Wollen wir Wetten abschließen, wer zuerst liefern wird?", fragte Jules. 

  "Lucas und Benji haben den Vorteil, dass sie Leon und das Ei bloß vorbei bringen müssen. Die Anderen müssen erstmal auf die Eiersuche gehen", meinte Ju. 

  "Frage ist bloß, ob Benjamin bereit ist, mich hier raus zu holen. Ich vermute, dass er kein all zu großes Interesse an meiner Befreiung haben wird", kam es von Antoine. 

  "Seit wann läuft das zwischen den Beiden eigentlich?", erkundigte ich mich, da ich bisher nichts von der Beziehung von Benjamin und Lucas gewusst hatte. Antoine sah mich einen Moment schweigend an, ehe ihm ein Seufzen entfuhr. 

  "Da war ja was. Sie wollten eigentlich nicht, dass ihr es schon erfahrt, weil die Beziehung noch ziemlich frisch ist. Du hast diese Information also nicht von mir", erklärte der Franzose. 

  "Könnt ihr jetzt mal aufhören zu labbern und euch auf das Spiel konzentrieren", beschwerte sich Benedikt. 

  "Freu dich doch, wenn sie abgelenkt sind, dann hast du wenigstens ne minimale Chance zu gewinnen", erwiderte Mario, wofür er einen bösen Blick von Bene erhielt. 


Wir hatten gerade die dritte Runde begonnen, als plötzlich Jemand gegen die Eingangstür hämmerte. Jules und Ju waren sofort auf den Beiden. Aufm Weg zur Tür setzten sie ihre Sonnenbrillen wieder auf. Ich blieb zunächst noch bei den Anderen am Tisch sitzen, welchen wir extra umgestellt hatten, damit er nicht direkt von der Tür aus zu sehen war. 

  "Wo ist Mario?!", ertönte Marcos aufgebrachte Stimme.

  "Sitzen bleiben", flüsterte ich an den Gesuchten gerichtet, während ich aufstand und zur Tür ging. "Wo ist das grüne Ei?", stellte ich Marco eine Gegenfrage. 

  "Ich werde mich nicht auf deine blöden Spielchen einlassen, Kimmich." Der BVB-Spieler wollte einen Schritt auf mich zu machen, wurde jedoch durch Ju, der sich ihm in den Weg stellte, daran gehindert. 

  "Das ist deine Entscheidung. Fakt ist aber, dass ich Mario erst gehen lassen werde, wenn ich das grüne Ei habe. Du willst es mir nicht bringen? In Ordnung, aber dann bleibt dein Freund bei mir." Marco funkelte mich wütend an. "Nur so als Tipp, ich an deiner Stelle, würde mich lieber beeilen. Wenn du zu lange zögerst, könnte es sein, dass sich die Forderung erhöht." Einige Sekunden sah der Stürmer mich einfach nur an, ehe er sich zur noch offen stehenden Tür umdrehte. 

  "Jule, gib mir das blöde Ei." Sein Vereinskollege erschien im Türrahmen und überreichte Marco ein grünes Ei. Marcos Blick glitt zurück in meine Richtung. "Ich will erst Mario sehen." Ich nickte Jules zu, welcher daraufhin nach hinten verschwand. Wenige Sekunden später kehrte er mit Mario zurück. "Sunny", hauchte Marco und wollte auf diesen zugehen, doch hinderte Ju ihn erneut daran. 

  "Zuerst bekomme ich das Ei", forderte ich, wofür ich erneut einen bösen Blick von Marco erntete. Schließlich warf er mir das Ei jedoch kommentarlos zu. "Es war mir ein Vergnügen mit dir Geschäfte zu machen", grinste ich. Jules, welcher zuvor eine Hand auf Marios Schulter liegen hatte, zog seine Hand zurück, woraufhin dieser zu Marco rüberging. Ju ließ ihn durch. Marco zog seinen Freund sofort in seine Arme und drückte ihm einen Kuss auf den Kopf. 

  "Wenn ich mal eine Frage stellen dürfte ...", begann Jule zu reden, während Marco und Mario die Hütte verließen. 

  "Nein, darfst du nicht", entschloss Ju und schloss einfach die Tür vor der Nase des BVB-Spielers. "Können wir weiterspielen? Ich habe mit den aktuellen Karten eine gute Chance zu gewinnen", wandte er sich Jules und mir zu. 

  "Wir mischen neu. Ich vertraue Antoine nicht. Der hat während unserer Abwesenheit doch hundertprozentig irgendwie geschummelt", meinte Jules. 

  "Sicher dass du nicht eher neu mischen willst, weil du gerade schlechte Karten bekommen hast?", hakte ich nach. 

  "Damit hat das überhaupt nichts zu tun", behauptete der PSG-Spieler und ging zurück zu Benedikt und Antoine. Ju und ich sahen uns an. 

  "Er ist ein schlechter Lügner", stellte mein Ex-Freund fest, woraufhin ich zustimmend nickte. Er legte einen Arm um meine Schulter, um mit mir zurück zum Tisch zu gehen. 

  "Dir ist klar, dass du dich damit selbst in Schwierigkeiten bringst?", erkundigte ich mich, wobei ich auf seine Hand tippte. 

  "Ich muss doch die Zeit ausnutzen, in der Leon nicht in der Nähe ist." Ich entschloss seine Aussage einfach unkommentiert zu lassen und nahm meinen Platz am Tisch wieder ein. Antoine war gerade dabei die Karten neu zu mischen. 


  "Wir könnten auch mit Einsatz spielen", schlug Jules zwei Runden später vor. 

  "Da hat er mal einmal gewonnen und wird direkt überheblich", kommentierte Ju den Vorschlag. 

  "Also ich wäre dabei", stimmte Antoine zu.

  "Unsere Partie wird aber vermutlich bald wieder gestört, weil Joshua seine ganze Geschäfte noch am Laufen hat. Lasst uns heute Abend doch einen Poker-Turnier starten", meinte Benedikt. 

  "Wir müssen aber vorsichtig sein. Lucas und Benji haben vorhin schon mit einem Durchsuchungsbefehl gedroht. Illegales Glückspiel wird bei denen sicherlich nicht so gut ankommen", merkte ich an. 

  "Ach, wenn Antoine sich Lucas nachher in die Arme wirft, werden Lucas und Benjamin genug Gesprächs- und Handlungsbedarf haben, um mit der Stürmung des Gebäudes bis morgen zu warten", verwarf Jules meine Bedenken. 

  "Na gut, ich bin dabei", stimmte ich zu. Kaum stand es fest, dass am Abend ein Pokertunier starten würde, da klopfte es auch schon wieder an der Eingangstür. 

  "Das artet hier ja bald in Stress aus", seufzte Jules, während er sich gemeinsam mit Ju auf den Weg zur Tür machte. 

  "Ach, habt ihr euch nochmal her getraut?", begrüßte Ju den Besuch, woraufhin ich ebenfalls nach vorne ging. Mats und Manu betraten gerade die Hütte. 

  "Wo ist Bene?", fragte der BVB-Spieler sofort. 

  "Ich will erst die Eier sehen", forderte ich. 

  "Wieso musst Marco nur ein Ei besorgen und wir drei?", erkundigte sich Manu. 

  "Weil es bei euch auch noch um die Diebesware geht und außerdem war nur noch ein Ei übrig, als ich die Verhandlung mit Marco aufgenommen habe", erklärte ich. 

  "Ihr habt alle Eier, wenn wir euch diese geben?", versicherte sich der Torwart. 

  "Nein, eins fehlt dann noch, aber ich weiß, wer es hat."

  "Mats, wenn wir ihm die Eier geben, haben die so gut wie gewonnen", merkte der Blonde an. 

  "Mir egal. Ich will Bene und meinen Rucksack haben. Dann ist das Spiel halt beendet, aber das für Thomas beginnt erst." Ohne weitere Diskussion zog Mats drei grüne Eier aus seiner Jackentasche, welche ihm Ju direkt abnahm. 

  "Was machen die ganzen Leute hier eigentlich?", fragte Manuel. 

  "Du stellst zu viele Fragen, Manu. Zu viel Wissen kann gefährlich sein", erwiderte ich und nickte Jules zu, welcher nach hinten ging und einige Sekunden später mit Benedikt zurückkehrte. 

  "Hättet ihr euch nicht fünf Minuten länger Zeit lassen können? Ich hätte die nächste Runde auf jeden Fall gewonnen", beklagte sich Bene, woraufhin von Ju ein Schnauben kam. 

  "Das hättest du nicht." 

  "Sei du mal lieber ruhig. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass du überhaupt schon eine Partie gewonnen hast." 

  "Ich hebe mir meine Siege für heute Abend auf." 

  "Was ist heute Abend?", fragte Manu nach. 

  "Nichts, was dich interessieren müsste", antwortete Jules. Bene ging zu Mats, welchen er in seine Arm zog. Einen Moment standen die Beiden festumschlungen dort, wobei sie sich zärtlich küssten. "So und jetzt raus mit euch. Wir warten noch auf die spannendsten Verhandlungspartner." Jules schob zunächst Manuel Richtung Tür, welcher ihn fragend ansah. "Es gibt gleich ne doppelte Chance auf eine Prügelei." Manuels Blick glitt nach Jules Worten in meine Richtung. Ich verdrehte über die Aussage jedoch lediglich die Augen, wobei es nicht mal besonders unwahrscheinlich war, dass es zumindest eine Auseinandersetzung geben würde. Leon konnte Ju einfach nicht ausstehen, woraus Ju sich viel zu gerne einen Spaß machte. 

Manuel, Mats und Bene ließen sich tatsächlich durch Jules nach draußen scheuchen. 

  "Wir haben Mats Rucksack noch", merkte Ju an, als die Tür zurück ins Schloss gefallen war. 

  "Ärgerlich", grinste ich und ging zurück zu Antoine. 


Roberts PoV

  "Hast du mein Handy irgendwo gesehen?", fragte Thomas, welcher gerade zu mir auf die Terrasse gekommen war. 

  "Nein", antwortete ich ohne den Blick vom Monitor meines Laptops abzuwenden. 

  "Ich finde es nirgendwo."

  "Du musst einfach mal besser auf deine Sachen aufpassen." 

  "Das ist nicht hilfreich, Lewy. Es muss doch irgendwo sein."

  "In Luft wird es sich sicherlich nicht aufgelöst haben." Mit einem Seufzen setzte sich Thomas zu mir an den Tisch. 

  "Hast du irgendwas mitbekommen, wie weit die Teams sind?" 

  "Das kann noch dauern. Einige sind mit anderen Sachen beschäftigt. Ich sehe eigentlich immer nur die gleichen Leute hier herum laufen. Keine Ahnung, wo die Anderen sich herumtreiben." 

  "Dann können wir uns ja noch etwas entspannen."

  "Willst du nicht lieber erstmal dein Handy wiederfinden?"

  "Ich weiß ganz genau, dass ich das zum Aufladen auf die Kommode im Schlafzimmer gelegt habe." Beim Reden war Thomas wieder aufgestanden und aufm Weg ins Innere der Hütte. Grinsend sah ich ihm nach. Vielleicht würde ich ihm irgendwann einen Tipp geben, dass er die Suche lieber aufs ganze Gelände ausbreiten sollte, doch vorerst wollte ich Mats die Chance lassen, es selbst mitzuteilen. 

  "Können Teams disqualifiziert werden?", ertönte die Stimme von Marco, welcher gerade gemeinsam mit Mario die Terrasse betrat und gegenüber von mir Platz nahm. 

  "Ich habe mit dem Spiel nichts zu tun", stellte ich klar. 

  "Aber als Thomas Assistent kannst du uns die Frage doch sicherlich trotzdem beantworten."

  "Welches Team soll denn aus welchem Grund disqualifiziert werden?"

  "Team Grün, wegen Geiselnahme und Erpressung. Außerdem wurde das Team einfach erweitert, was sicherlich ohne Genehmigung erfolgt ist."

  "Genau genommen wurde es nicht erweitert, sondern die Teammitglieder wurden einfach nur getauscht, weil Serge und Leroy verhindert sind", korrigierte Mario. 

  "Wovon redet ihr?", fragte ich überfordert nach. 

  "Joshua Kimmich greift zu nicht akzeptablen Mitteln, um sich den Sieg zu holen. Er hat bereits mehrere Personen erpresst und hatte mindestens zwei Geiseln. Außerdem hat er sein Team um einen Sicherheitsdienst erweitert. Die Franzosen sollen bereits die Ermittlung aufgenommen haben, aber bisher habe die, soweit ich weiß, keinerlei Erfolge erzielt." 

  "Du willst also nur Josh anzeigen?", versicherte ich mich. 

  "Leon steckt da hundertprozentig auch mit drin, aber ich weiß nicht, inwiefern er an der Durchführung der Pläne beteiligt ist. Serge und Leroy habe ich schon seit mindestens einer Stunde nicht mehr gesehen." 

  "Leon wird derzeit aber auch von den Franzosen verhört", ergänzte Mario. 

  "Ich kann gerne mal im Regelwerk nachschauen, ob diese Spielzüge erlaubt sind und melde mich dann bei euch." 

  "Ich verlass mich auf dich, Lewy", meinte Marco noch, während er aufstand und gemeinsam mit Mario wieder ging. 

  "Ich finde dieses blöde Teil einfach nicht. Kannst du mich mal anrufen?", kam es von Thomas, der wieder rauskam. 

  "Das wird nichts bringen", erwiderte ich lediglich, klappte meinen Laptop zu und stand auf. 

  "Warum solle das nichts bringen und wo gehst du hin?"

  "Glaub mir einfach, wenn ich dir sage, dass du das Klingeln nicht hören würdest und ich will mal schauen, wie das Spiel voran geht."

  "Ich komme mit."

  "Such du mal lieber dein Handy. Ich werde dir berichten." Thomas Wiederworte ignorierend  machte ich mich auf den Weg zur Hütte von Team Grün. 

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