Kimmich x Goretzka - Neuer Nachbar (Teil 2)

Leons PoV

Joshuas Ex-Freund, David, wohnte inzwischen seit fünf Wochen im Haus gegenüber. Hin und wieder hatte ich ihn mal von weiten gesehen, jedoch benahm er sich komplett unauffällig. Soweit ich wusste, hatte er bisher auch noch nicht versucht Kontakt zu Josh aufzunehmen. Vielleicht war es einfach nur ein unglücklicher Zufall, dass er ausgerechnet unser Nachbar geworden war und er wusste gar nicht, dass sein Ex-Freund direkt gegenüber wohnte. Ich hoffte, dass es wirklich so war, doch Joshuas Erzählungen ließen mich daran zweifeln. 

Unschlüssig blickte ich auf das Handy in meinen Händen. Eigentlich war ich mit Thomas, Niklas, Serge und Leroy verabredet, um ins Kino zu gehen. Da Josh den Film nicht sehen wollte, würde er nicht mitkommen. Den Abend über wäre er somit vermutlich allein Zuhause. Es war eigentlich nichts außergewöhnliches, dass einer von uns Zuhause blieb. Doch die Tatsache, dass sein aggressiver Ex-Freund ganz in der Nähe war, machte mir Sorgen. 

  "Du sitzt hier ja immer noch", stellte Josh überrascht fest, als er das Wohnzimmer betrat, wo ich aufm Sofa saß. "Es ist fast neunzehn Uhr. Niklas müsste also gleich hier sein."

  "Ich muss den Film nicht unbedingt sehen", meinte ich. 

  "Du warst schon vom Trailer begeistert, dann soll ich dir jetzt glauben, dass du den Film nicht sehen möchtest?", zweifelte mein Freund meine Aussage an. Er kam zu mir, blieb vorm Sofa stehen und legte seine Hände an mein Gesicht, woraufhin ich von meinem Handy zu ihm aufsah. "Ich komme hier schon klar. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. David scheint nicht zu wissen, dass ich hier wohne oder es interessiert ihn nicht. Vermutlich werde ich den kompletten Abend lang mit meiner Schwester skypen, weil sie mir schon angedroht hat, dass sie einiges zu erzählen hat. Wenn irgendwas passieren sollte, was nicht der Fall sein wird, könnte sie dir im Notfall Bescheid sagen, aber das wird nicht notwendig sein."

  "Bist du dir sicher?", versicherte ich mich. 

  "Absolut und jetzt steh endlich vom Sofa auf, damit Niklas nicht auf dich warten muss."

  "Wenn dir irgendwas komisch vorkommen sollte, sagst du mir aber sofort Bescheid." 

  "Du genießt den Film. Wenn irgendwas sein sollte, womit ich nicht alleine klar komme, rufe ich Manuel an, der wäre sowieso schneller hier, weil er nicht durch die ganze Stadt fahren müsste." Seufzend stand ich vom Sofa auf, ehe ich den Kleineren noch einmal skeptisch ansah. "Leon, ich bin kein kleines Kind. Du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen." Seufzend lehnte ich mich zu ihm vor und küsste ihn kurz. 

  "Ich möchte bloß nicht, dass dir irgendwas passiert."

  "Wird es nicht", versicherte Josh mir. Bevor wir noch weiter diskutieren konnten, klingelte es an der Haustür. "Ich beschäftige Niklas bis du soweit bist." Ich drückte dem Blonden noch einen Kuss auf die Lippen, ehe ich nach oben eilte, um mich fertig zu machen, während Josh zur Haustür ging. 

Als ich etwas später wieder nach unten kam, standen Niklas und Josh im Flur, wo sie sich über irgendwas unterhielten. Ihr Gespräch verstummte jedoch, da sich ihre Aufmerksamkeit auf mich richtete. 

  "Auch mal fertig?", grinste Niklas. Ich ignorierte seinen Kommentar und wandte mich Josh zu. 

  "Bist du dir sicher, dass ..." 

  "Viel Spaß, Leon und jetzt hau ab", meinte mein Freund schmunzelnd, wobei er mich Richtung Tür schob. Wir tauschten dort einen letzten Kuss aus, dann folgte ich Niklas zu dessen Auto. 


Dreißig Minuten später schaute ich im Kinosaal kurz auf mein Handy, welches mir jedoch keine neue Nachricht anzeigte. Das Gerät wurde mir von Serge abgenommen. Er streckte es in seine Jackentasche. Fassungslos hatte ich sein Handeln beobachtet. 

  "Was soll das?", fragte ich, während Serge sich wieder zurücklehnte, als wäre nichts gewesen. 

  "Auftrag von Jo", lautete seine knappe Erklärung, wobei sich sein Blick auf die Leinwand richtete, wo gerade das Vorprogramm begann.

Serge ließ sich in den darauffolgenden Minuten nicht dazu überreden, mir mein Handy zurückzugeben. Als ich von Leroy angestoßen wurde, gab ich schließlich auf. Kurzdarauf begann der Film. 


Völlig begeistert vom Film verließen wir zwei Stunden später das Kino. Für mich stand fest, dass ich Josh irgendwie dazu überreden würde, sich den Film doch anzusehen. 

  "Gehen wir noch was Essen?", fragte Thomas. 

  "Hier ganz in der Nähe hat ein neues Restaurant aufgemacht. Ich habe bisher nur gutes davon gehört", berichtete Niklas. 

  "Dann lasst uns doch ..." Serge brach seinen Satz ab und blieb einfach stehen. Er hatte sein Handy rausgeholt, welches er nun unsicher ansah. 

  "Alles in Ordnung?", erkundigte sich Leroy. Der Angesprochene hob langsam seinen Blick und sah zu mir. 

  "Deborah hat mehrfach versucht mich anzurufen."

  "Gib mir mein Handy", forderte ich. Ohne weitere Diskussion wurde mir das Gerät ausgehändigt. Ein Blick auf den Display verriet mir, dass ich ebenfalls mehrere verpasste Anrufe von Deborah hatte. Ich rief sie zurück. Innerhalb weniger Sekunden wurde mein Anruf angenommen. 

  "Endlich", ertönte die Stimme von Josh Schwester. "Sag mir bitte, dass du Zuhause bist und Josh bei dir ist."

  "Ich bin noch in der Stadt. Ist irgendwas passiert?" 

  "Josh und ich haben geskypt, aber irgendwas muss er gehört haben. Zumindest hat er mir nicht mehr wirklich zugehört. Er ist dann plötzlich ruckartig aufgestanden, wobei er etwas hinterm Laptop fixiert hatte. Ich hab noch eine männliche Stimme gehört, die ich aber nicht wirklich verstanden habe, dann wurde der Laptop von hinten zugeklappt. Irgend Jemand ist ins Haus gekommen ohne das Josh die Tür aufgeschlossen hat. Ich habe schon seit einigen Jahren nicht mehr Davids Stimme gehört, aber es könnte seine gewesen sein." Deborah redete so schnell, dass ich Mühe hatte mitzukommen, dennoch war das Ergebnis der Erzählung eindeutig ... ich musste schnellstmöglich zu meinem Freund. 

  "Ich fahr direkt nach Hause. Sobald ich mehr weiß, sag ich Bescheid", meinte ich noch, dann legte ich einfach auf und sah zu meinen Mannschaftskollegen. 

  "Niklas, wir müssen zu Josh und zwar sofort", sagte Serge, der bereits Richtung Auto lief. 

  "Warum? Was ist los?", hakte Leroy nach. 

  "Wir erklären euch alles unterwegs, aber jetzt beeilt euch." Zum Glück stellten die Anderen keine weitere Fragen, sondern folgten uns zum Auto, um mit diesem ohne Rücksicht auf die Geschwindigkeitsbegrenzungen zum Haus von Josh und mir zu fahren. 

Ich wusste nicht genau, was ich erwartet hatte. Auf jeden Fall war ich nicht auf Blaulichter vorbereitet gewesen. Neben mehreren Polizeiautos, standen noch zwei Krankenwagen, sowie ein Notarzt auf der Straße. Einige Nachbarn, jedoch auch völlig fremde Personen standen auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Niklas stellte das Auto einfach am Straßenrand ab. Wir stiegen aus und scheinbar war ich nicht der Einzige, der mit der Situation überfordert war. Suchend sah ich mich nach Josh um, konnte ihn jedoch nirgends entdecken. Daraufhin näherte ich mich zögerlich dem Haus. 

Es fehlte noch ein ganzes Stück bis zur Haustür, als ich plötzlich festgehalten wurde. Ein Polizist trat vor mich. Ich wollte einfach weitergehen, woraufhin sich sein Griff verfestigte. 

  "Er wohnt hier", ertönte Thomas Stimme hinter mir. 

  "Das ändert nichts daran, dass aktuell Niemand das Haus betreten darf", erwiderte der Polizist. 

  "Was ist denn passiert?", erkundigte sich Leroy. 

  "Ich darf Ihnen keine Auskunft geben." Ich sah zu dem Mann, der mich noch immer am Arm festhielt. 

  "Sagen sie uns zumindest, ob es Joshua gut geht", flehte ich ihn an. Der Mann schwieg.

  "Ich halte es für keine gute Idee, dass Sie hier vor Ort sind", meinte ein anderer Polizist, der auf uns zu kam. Er nickte seinem Kollegen zu, der mich daraufhin losließ und sich einige Schritte entfernte. "Wir informieren Sie gerne, wenn ..." Ich unterbrach ihn. 

  "Ich werde hier ganz sicher nicht weggehen. Das ist mein Zuhause und ich will gefälligst erfahren, was hier vor sich geht und ob es meinem Freund gut geht." Mein Gegenüber schien kurz über seine nächsten Worte nachzudenken. Den Moment nutzte ich, um meinen Weg ins Innere des Hauses fortzusetzen. Ich hatte jedoch gerade mal einen Schritt gemacht, als ich bereits wieder festgehalten wurde. 

  "Wenn sie darein gehen, gefährden Sie eventuell Herrn Kimmich." Sofort hatte der Polizist meine komplette Aufmerksamkeit. "Wir wissen noch nichts genaueres. Deborah Kimmich hat den Notruf abgesetzt mit dem Hinweis, dass eine Person sich Zutritt zum Haus verschafft hat und sie vermutet, dass es sich um den Nachbarn handelt mit dem Herrn Kimmich bereits in der Vergangenheit Konflikte hatte und der zu Aggressivität, sowie Gewalt neigt. Ein zweiter Notruf wurde durch einen Nachbarn abgesetzt, der angab zwei Schüsse gehört zu haben. Die Rettungssanitäter sind vorsorglich vor Ort. Es ist nicht bekannt, ob es Verletzte gibt. Wir wissen noch nicht, was uns im Inneren des Hauses erwartet. Wir sind gerade dabei das Haus zu umstellen und uns möglichst komplikationsfrei Zutritt zu verschaffen. Sollte der Eindringlich tatsächlich bewaffnet sein, müssen wir mit weiteren Schüssen rechnen." Ich sah den Polizisten einfach nur an. Während ich wie erstarrt dort stand, tobte in meinem Inneren ein Sturm aus Gefühlen. Ich wusste nicht, was ich tun oder denken sollte. Alles was ich wusste war, dass ich Joshua unverletzt bei mir haben wollte. Ich wollte ihn einfach in meinen Armen halten und wissen, dass er in Sicherheit war. 

Ein weiterer Polizist trat zu uns. 

  "Truppe B betritt jetzt durch eine Seitentür das Haus", informierte er meinen Gegenüber, der sich mir zuwandte. 

  "Haben Sie irgendwelche Informationen, die uns helfen können?" Ich antwortete erst nachdem Leroy mich leicht angestoßen hatte. 

  "Josh hat über den Laptop mit seiner Schwester geskypt. Eigentlich geht er dafür immer ins Wohnzimmer. Wenn man durch die Seitentür reinkommt gelangt man durch einen Vorraum in den Flur. Dort führt die zweite Tür auf der rechten Seite ins Wohnzimmer. Im Wohnzimmer gibt es eine Terrassentür, durch die man nach draußen gelangt ... zumindest wenn die Außenrollos hochgefahren sind", erzählte ich. Der dazugekommene Polizist nickte und entfernte sich einige Schritte, wobei er ein Funkgerät zur Hand nahm.  

  "Danke, das könnte uns bereits helfen", meinte der Polizist, der bei uns stehen geblieben war. "Ich kann verstehen, dass Sie sich Sorgen machen und es gerade nichts schlimmeres gibt, als tatenlos zuzusehen, aber genau damit helfen Sie uns gerade am Meisten. Lassen Sie uns unsere Arbeit machen, damit wir uns darauf konzentrieren können, Herrn Kimmich zu helfen. Gehen Sie am Besten zurück zum Auto und sobald neue Informationen bekannt werden oder wir Ihre Hilfe in irgendeiner Form brauchen, komme ich zu Ihnen." Statt zu antworten sah ich zum Haus. Bevor ich jedoch entscheiden konnte, was ich tun wollte, hatte Niklas mir die Entscheidung bereits abgenommen. Sanft schob er mich zurück zu seinem Auto. Statt uns reinzusetzen blieben wir jedoch draußen stehen. 

Die Angst um meinen Freund lähmte mich. Ich fühlte mich wie in Watte gepackt und bekam nicht wirklich mit, was um mich herum geschah. Mein Blick war starr auf die Haustür gerichtet, die jedoch geschlossen blieb. Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit, die ich einfach nur dort stand, während die Ereignisse im Inneren des Hauses für mich verborgen blieben. 

Erst ein Knall, der nach einem Schuss klang, riss mich aus meinem tranceähnlichen Zustand. Ein zweiter Schuss folgte. Ich zuckte zusammen und mein Herzrasen nahm zu. Nervös ließ ich meinen Blick über meine Umgebung wandern. Die Stimmung war deutlich angespannter geworden und ein Großteil der Schaulustigen zog sich weiter zurück. Einige der Polizisten verließen ihre Positionen, um Richtung Haustür zu laufen und ins Haus zu verschwinden. Vier Rettungssanitäter folgten ihnen mit etwas Abstand. 

Während die draußen gebliebenen Sanitäter mit ihren Vorbereitungen begannen, schienen sich die ersten Polizisten zurückzuziehen. Ich schaute zu dem Polizisten mit welchem ich gesprochen hatte. Dieser schaute bereits in meine Richtung und winkte mich zu sich. Sofort eilte ich zu ihm. 

  "Die Situation drinnen ist geklärt. Es besteht keine Gefahr mehr, jedoch weiß ich nicht ..." Ich hörte ihm nicht weiter zu, sondern rannte zur Haustür. Dass der Polizist noch meinen Namen rief, ignorierte ich. Im Inneren angekommen, folgte ich den Stimmen, die zu hören waren und landete dadurch beim Wohnzimmer. Einige Polizisten hielten sich noch im Raum auf, hielten sich jedoch zurück und ließen zwei Sanitäter ihre Arbeit machen. Zwischen ihnen lag David aufm Boden. Auf dem hellen Holzboden war das Blut nicht zu übersehen. Ich wusste nicht, wie schwer er verletzt war, es interessierte mich aber auch nicht. Ein Polizist hinderte mich daran den Raum zu betreten. Gerade als ich diesen anschnauzen wollte, wurde hinter mir mein Name gerufen. Sofort wirbelte ich herum und entdeckte Josh, der mit den beiden anderen Sanitätern im Flur vor der Küchentür stand. Er war Oberkörperfrei, wodurch der Verband an seiner Schulter nicht zu übersehen war. An seiner Schläfe klebte ein Pflaster. Unterhalb des Verbands, sowie des Pflasters waren noch Reste von Blut zu erkennen. 

Ein Stein fiel mir vom Herzen und ich stürmte zu meinem Freund, den ich einfach fest in meine Arme zog. Er stöhnte schmerzverzehrt auf, weswegen ich eine Entschuldigung murmelt, die Umarmung jedoch nicht lockerte. Das Gesicht vergrub ich in seinen Haaren. Josh krallte sich in meine Jacke, während sein Kopf an meiner Schulter lehnte. Eng aneinander geschmiegt standen wir einen Moment einfach nur dort. Tränen der Erleichterung kullerten mir übers Gesicht. 

Ich hob den Kopf schließlich, woraufhin Josh zu mir aufsah. 

  "Ich liebe dich", flüsterte Josh mir zu. Sanft strich ich ihm einige Tränen vom Gesicht, ehe ich meine Stirn gegen seine lehnte. 

  "Ich lasse dich nie wieder allein", versprach ich. "Wenn ich heute einfach Zuhause ..." Mit einem Kuss brachte Joshua mich zum Schweigen. Nur wenige Sekunden später löste er den Kuss leider wieder. 

  "Wage es nicht, dir in irgendeiner Form die Schuld dafür zu geben."

  "Aber ..." Erneut hinderte mich ein Kuss am Weitersprechen. Sanft bewegten sich unsere Lippen aufeinander, wobei ich den Kleineren enger an mich drückte. Erst das Räuspern einer der Sanitäter brachte uns dazu den Kuss zu beenden. Lächelnd betrachtete er uns, wodurch mir erst bewusst wurde, dass wir uns gerade vor völlig fremden Personen geoutet hatten. 

  "Fällt unter die Schweigepflicht", meinte der Sanitäter schmunzelnd. Ich sah zurück zu Josh und strich sanft über seine Wange. 

Ich wusste nicht, was im Haus geschehen war, nachdem ich dieses verlassen hatte, doch das konnten wir irgendwann noch ganz in Ruhe besprechen. 

Erstmal war mir einfach nur wichtig, dass ich Joshua in meinen Armen halten konnte. 

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