Kimmich x Goretzka - Motivation

Wunschsatz: "Immer bin ich an allem schuld. Mich braucht eh keiner mehr. Es ist gut, dass ich verletzt bin und nicht spielen muss."

Joshuas PoV

Wir hatten das Spiel gewonnen. Ich sollte mich freuen, doch das tat ich nicht. Bis vor ein paar Wochen steckten wir mitten in einer Krise, in welcher uns nichts gelang. Kein einziges Spiel hatten wir gewonnen. Zu unserem Glück fand zu dieser Zeit kein K.O.-Spiel statt, wodurch wir noch bei allen Turnieren im Spiel waren. Leon hatte sich bei einem Spiel verletzt, weswegen er inzwischen seit drei Wochen pausieren musste und mit Krücken unterwegs war. Immerhin war er um eine Operation herum gekommen, doch derzeit nagte die Verletzung an seinem Selbstbewusstsein. Die Spiele nach Leons Verletzung hatten wir alle gewonnen. Drei Bundesligaspiele, das Achtelfinale des DFB-Pokals und die Hinrunde des Achtelfinales in der Champions League hatten wir in Folge gewonnen. Ausgerechnet mit Leons Verletzung endete unsere Krise, was ziemlich am Ego meines Freundes nagte. 

Aufm Heimweg hielt ich noch bei Leons Lieblingsrestaurant an, wo ich zuvor Essen bestellt hatte, welches ich abholte und die letzten Kilometer bis nach Hause hinter mich brachte. 

Ich schloss die Haustür auf und schlüpfte im Flur aus meinen Schuhen. Noch in den Vereinsklamotten machte ich mich auf die Suche nach Leon, welchen ich aufm Sofa fand. Im Fernsehen wurde gerade von unserem Spiel, sowie von den anderen Spielen, die taggleich stattgefunden hatten, berichtet. 

Da unser Sofa mit der Rückenlehne Richtung Flur stand, konnte ich Leons Gesicht nicht sehen, doch wusste ich auch so, dass ich dort kein Lächeln finden würde. 

Vorerst stellte ich das Essen auf der Flurkommode ab, um ins Wohnzimmer zu gehen. Von hinten legte ich meine Arme um Leons Hals und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Da er nicht wirklich überrascht von meiner Anwesenheit wirkte, schien er mich bereits gehört zu haben. 

  "Ich hab uns Essen mitgebracht", berichtete ich. 

  "Ich hab keinen Hunger." Abwehrend verschränkte er die Arme vor der Brust. 

  "Komm schon, ein paar Bisschen. Du hast heute Mittag auch schon nichts gegessen." 

  "Ist doch egal." 

  "Rede keinen Blödsinn, Leon." Ich strich mit der flachen Hand über seine Brust, während ich begann seinen Hals zu liebkosten. "Irgendjemand muss mich doch bei Laune halten und das funktioniert nicht ohne Energie." 

  "Das findest du schon eine bessere Alternative. Hat aufm Platz doch auch geklappt. Da hast du doch auch einen wunderbaren Ersatz für mich gefunden." 

  "Es hat Niemand vor dich zu ersetzen und das kann auch Niemand." Leon schnaubte. 

  "Das sieht aber anders aus und das sehen die Reporter auch anders. Immer bin ich an allem schuld. Mich braucht eh keiner mehr. Es ist gut, dass ich verletzt bin und nicht spielen muss." Ich stieg über die Rückenlehne des Sofas und umfasste Leons Gesicht mit beiden Händen, wobei ich ihm tief in die Augen sah. 

  "Du bist an gar nichts Schuld und vor allem bist du wichtig für die Mannschaft. Du wurdest nicht umsonst zum vierten Kapitän ernannt. Die Mannschaft braucht dich. Ich brauche dich. Ja, wir hatten eine Krise, aber das ist doch nicht deine Schuld. Wir haben alle unsere Fehler gemacht und mussten Kritik einstecken. Hör auf dir so einen Mist einzureden." Leon sah mich stur und noch immer mit vor der Brust verschränkten Armen an. "Weiß du was, dann schmoll hier doch weiter rum und glaub dir, deine eigenen Lügen. Wenn du mich suchst, ich bin in der Küche mit dem Essen, das ich extra von deinem Lieblingsrestaurant geholt hab." Ich stand vom Sofa auf und marschierte ohne Leon noch einen Blick zu würdigen Richtung Küche, wohin ich das im Flur abgestellte Essen mitnahm. Wenn der Ältere auf stur stellte, machte ein Gespräch keinen Sinn. Ich würde also abwarten bis er von sich aus wieder auf mich zukam. 

Kaum saß ich, ertönte im Wohnzimmer ein Poltern, gefolgt von einem leisen Fluchen. Einige Sekunden blieb es still. Die Stille wurde von einem schmerzverzerrten Zischen von Leon unterbrochen.  

Ich entschloss nachzugeben und nachschauen zu gehen. Leon kniete aufm Sofa, wobei er vermutlich sein verletztes Knie belastet hatte. Hinterm Sofa lagen seine Krücken, an die er scheinbar versucht ranzukommen. 

  "Was versuchst du hier eigentlich?", erkundigte ich mich, während ich aufs Sofa zu ging. 

  "Die sind umgefallen", antwortete Leon zögerlich, weswegen ich eine Augenbraue hochzog. "Na gut, ich hab dagegen geschlagen und dann sind sie umgefallen." Ich hob die beiden Krücken vom Boden auf und lehnte sich wieder gegen die Rückenlehne des Sofas, ehe ich zurück Richtung Küche gehen wollte. "Josh." Mit dem Rücken zu Leon stoppte ich in meiner Bewegung. "Es tut mir leid." Seufzend drehte ich mich zu meinem Freund um. 

  "Du sollst dich nicht bei mir entschuldigen, sondern einsehen, dass du dich irrst."

  "Aber es ist doch so. Wir haben mehrere Spiele hintereinander verloren. Kaum stehe ich nicht mehr mit aufm Platz, gewinnt ihr wieder."

  "Wir gewinnen und verlieren die Spiele als Mannschaft. Es ist nie eine einzige Person, die über Sieg oder Niederlage entscheidet. Elf Spieler aufm Feld entscheiden in 90 Minuten das Ergebnis."

  "Ja, aber ..." Ich unterbrach Leon. 

  "Letztes Jahr im Herbst hatte sich die Presse mich rausgepickt. Ich habe nicht auf meiner Position gespielt, deswegen steckten wir angeblich damals in der Krise. Also hätte ich dann eigentlich meine Karriere beenden sollen? Weil die Presse entschieden hat, dass ich Schuld bin?" Leon schüttelte den Kopf. "Und was ist mit all den Sachen, die du mir gesagt hast? Waren das alles leere Worte, an die du selbst nicht glaubst?" 

  "Nein, natürlich nicht." Seufzend setzte Leon sich wieder richtig hin. "Es nervt, dass du ständig Recht hast." 

  "Mir gefällst." Ich trat wieder direkt hinters Sofa und legte meine Hände auf Leons Schultern. "Du überstehst diese Verletzung, wie du auch die anderen Verletzungen überstanden hast und kommst dann zurück aufs Feld. Es warten nämlich noch allerhand Siege, die wir gemeinsam holen können und zudem spielen wir noch um einige Titel mit, die ich gerne hätte." Ich lehnte mich vor, wobei ich meine Hände von Leons Schultern nach vorne auf seine Brust gleiten ließ. Leons Hände legten sich auf meine und hielten sie fest. 

  "Dir ist bewusst, dass ich dich jetzt nicht mehr los lasse, oder?", erkundigte sich der Größere. Schmunzelnd trat ich mit einen Fuß gegen Leons Krücken, die dadurch umfielen. 

  "Dir ist bewusst, dass du hier ohne mich nicht mehr wegkommst, oder?", stellte ich einen Gegenfrage. Leon drehte sich soweit es ging zu mir um, ehe er mich plötzlich packte und auf seine Seite des Sofas zog. Ein erschrockener Schrei entfuhr mir. Kaum landete ich auf der Sitzfläche des Sofas, zog Leon mich in seine Arme, die er fest um mich schlang. Lachend kuschelte ich mich enger an meinen Freund. 

  "Dann sitzen wir jetzt wohl beide hier fest", stellte Leon fest. 

  "Sehr ärgerlich. Besonders weil das Essen in der Küche kalt wird." 

  "Ich mach dir ein Angebot." Neugierig sah ich zum Brünetten auf. "Du bist einen Joker, der dir zehn Sekunden bringt und den du nur nutzen darfst, um das Essen von der Küche hierher zu holen. Dafür bekomme ich auch einen Joker, wenn ich den einlöse, darf ich mir etwas wünschen, egal was." 

  "Das klingt nach keinem fairen Deal", stellte ich schmunzelnd fest. 

  "Schön dass wir uns einig sind", überhörte Leon absichtlich meinen Einwand. 

  "Vielleicht bleib ich auch einfach hier liegen." Ich schloss die Augen, was Leon mit einem Brummen kommentierte, jedoch begann mir durch die Haare zu streichen. 

  "Und mein Essen?"

  "Du hattest doch keinen Hunger." 

  "Es kann sein, dass ich mich geirrt habe." 

  "Du meinst, dass es sein kann, dass du einfach nur ein Sturkopf warst?", hakte ich nach. 

  "Du hattest heute schon einmal Recht. Das reicht für einen Tag." 

  "Wenn ich dir also sage, dass ich dich liebe, kann ich damit kein Recht haben und es wäre somit eine Lüge?" 

  "Du bist eine Nervensäge, Joshua Kimmich." Grinsend öffnete ich die Augen. 

  "Das ist sehr motivieren, um mich dazu zubringen, dein Essen zu holen", erwähnte ich. Leon lehnte sich zu mir runter und küsste mich zärtlich. 

  "Hilft das?", flüsterte er gegen meine Lippen. 

  "Etwas, aber ich brauche noch viel mehr davon, damit es ausreicht." An meinen Lippen spürte ich Leons Schmunzeln, ehe er mich erneut küsste. 

Die Motivationsarbeit lenkte uns schließlich komplett vom Essen ab, aber damit konnten wir beide sehr gut leben. 

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