Kimmich x Goretzka - Geheimnis (Teil 6)
Leons PoV
Gut gelaunt betrat ich die Umkleidekabine und steuerte dort meinen Platz an, um mich fürs Training umzuziehen. Die fragenden, jedoch auch zum Teil skeptischen Blicke meiner Mitspieler entgingen wir zwar nicht, jedoch ignorierte ich sie einfach. Serge kam zu ihm.
"Alles in Ordnung?", erkundigte er sich vorsichtig.
"Alles Super. Denkst du, es gibt nachher noch Regen? Vielleicht haben wir ja Glück und es bleibt bis zum Ende des Trainings trocken."
"Wo warst du gestern? Wir hatten Training."
"Ich hab verschlafen. Die Nacht zuvor war nicht besonders erholsam, weswegen ich mich noch etwas hingelegt hatte. Hab wohl vergessen mir nen Wecker zu stellen."
"Hast du was von Jo gehört? Nachdem er gestern nach dem Spiel einfach spurlos verschwunden ist, habe ich kein Lebenszeichen mehr von ihm bekommen."
"Als ich ihn zuletzt gesehen habe, ging es ihm gut."
"Leon, es geht ihm schon seit Wochen nicht mehr wirklich gut. Eine Zeitlang schien es besser zu werden, aber du hast ihn kurz vorm Spiel gegen den BVB doch auch gesehen. So sieht Niemand aus, dem es gut geht. Ich mache mir wirklich Sorgen um ihn." Bevor ich etwas erwidern konnte, öffnete sich die Kabinentür und Joshua betrat den Raum.
"Guten Morgen", begrüßte er gutgelaunt die Mannschaft, was, wie schon zuvor bei mir, irritierte Blicke bei unseren Mitspielern verursachte. Josh kam zu Serge und mir rüber, da sich sein Platz neben meinem befand. Er begann sich umzuziehen. Serge sah ihn abwartend an, bis Josh sich ihm zuwandte. "Ist irgendwas?"
"Es gibt da etwas Klärungsbedarf", erklärte Serge.
"Was genau meinst du?"
"Was ist vorgestern vor dem Spiel passiert? Wohin bist du danach verschwunden? Warum bist du nicht mit uns zurück nach München gefahren? Wo warst du gestern, als wir Training hatten? Warum hast du plötzlich so gute Laune?"
"Ich musste etwas klären, was nun geklärt ist", antwortete Joshua lediglich und zog sich weiter um. Serge sah fragend zu mir, jedoch ignorierte ich seinen Blick und musterte lieber Joshs nackten Oberkörper. Seufzend stieß Serge mich an. Als Reaktion gab ich lediglich ein Brummen von mir ohne den Blick abzuwenden. Serge legte eine Hand an mein Kinn und drehte mein Gesicht in seine Richtung.
"Reiß dich zusammen", flüsterte er mir zu. "Wenn es ein Geheimnis bleiben soll, solltest du dich nicht so auffällig verhalten. Wenn du deine Meinung wieder geändert hast, sag es ihm, statt ihn anzustarren."
"Lass mich doch anstarren, wen ich möchte", erwiderte ich.
"Warum lässt du dir nicht einfach helfen?"
"Wobei?", fragte Joshua, da wir scheinbar nicht leise genug geflüstert hatten.
"Nicht so wichtig", antwortete Serge sofort, da er noch keine Ahnung hatte, dass Josh von meinen Gefühlen für ihn wusste. Josh sah mich fragend an.
"Serge hängt nur etwas hinterher. Alles gut", meinte ich, wobei ich den Blonden anlächelte.
"Was soll das denn jetzt heißen?", hinterfragte Serge sofort. Ich blickte mich kurz in der Kabine um, welche sich ziemlich geleert hatte. Die meisten unserer Mitspieler waren bereits Richtung Trainingsplatz verschwunden. Außer uns drei war nur noch Leroy da, welcher jedoch auch bereits fertig umgezogen war und scheinbar nur geblieben war, um unser Gespräch mitzuverfolgen.
"Bist du fertig?", wandte sich Josh an mich.
"Gleich", antwortete ich und griff nach meinen Schuhen, die ich noch anziehen musste.
"Ey, ignorier mich nicht einfach", beschwerte sich Serge bei mir.
"Ich gehe schon mal vor. Leroy, kommst du mit?", meinte Joshua, wobei er aufstand. Der Angesprochene nickte und stand von seinem Platz auf. "Bis gleich." Grinsend lehnte Josh sich zu mir runter und küsste mich kurz. Schnell legte ich eine Hand in seinen Nacken, um ihn festzuhalten und erneut zu küssen. Ich genoss einige Sekunden lang das Gefühl seiner Lippen auf meinen, ehe ich ihn losließ. Wir lächelten uns für einen Moment einfach an. Josh drückte mir noch einen weiteren kurzen Kuss auf die Lippen, dann richtete er sich wieder auf und ging Richtung Kabinentür. Leroy brauchte ein paar Sekunden, bevor er sich aus seiner Starre lösen konnte und Joshua folgte. Ohne auf Serge einzugehen, der mich geschockt anstarrte, zog ich mir meine Schuhe an.
"Was war das?", brachte Serge schließlich raus.
"Ein Kuss", antwortete ich lediglich, wobei ich ein Lächeln jedoch nicht unterdrücken konnte.
"Seit wann läuft das zwischen euch? Was ist passiert?"
"Das ist etwas kompliziert zu erklären, da ich nicht alles erzählen darf", begann ich.
"Ich gehöre zu deinen besten Freunden. Du kannst mir alles erzählen", widersprach Serge.
"Nein, in diesem Fall nicht, weil es auch andere Personen betrifft."
"Nach dem letzten Spiel würde ich vermuten, dass Marco Reus irgendwas damit zu tun hat."
"Ich werde dazu nichts sagen, weil es nicht meine Entscheidung ist, wer davon erfährt. Ich kann dir nur sagen, dass ich Josh vor zwei Monaten, nach dem Spiel gegen Bochum, von meinen Gefühlen erzählt habe. Nach seinem kleinen Nervenzusammenbruch im Hotelzimmer hatte ich versucht ihn zu beruhigen und irgendwie ist es dazu gekommen, dass ich ihn geküsst habe und ihm anschließend gebeichtet habe, dass ich Gefühle für ihn habe. Er hat mir dann von der Sache, die geheim ist, erzählt. In den Wochen danach habe ich ihm bei der Sache etwas geholfen bzw. war einfach für ihn da. Wir haben ziemlich viel Zeit zusammen verbracht. Es blieb aber alles auf freundschaftlicher Ebene. Vorgestern hat Josh mich dann im Hotelzimmer vorm Spiel geküsst. Im Stadion musste Josh vorm Spiel noch etwas klären, aber das hast du ja selbst mitbekommen. Weil es nicht abschließend geklärt werden konnte, ist er in Dortmund geblieben. Also eigentlich war er noch woanders, aber das spielt keine Rolle. Ich habe gestern bei ihm Zuhause gewartet, wir haben noch etwas über das Ganze gesprochen, haben uns dann aber erstmal schlafen gelegt. Deswegen waren wir auch beide nicht beim Training gestern. Abends hat Josh mir dann gesagt, dass er meine Gefühle erwidert. Ich weiß nicht ganz genau, was wir jetzt sind und ob ich ihn als meinen Freund bezeichnen darf, aber es entwickelt sich auf jeden Fall gerade alles in eine Richtung, die mir sehr gut gefällt."
"Und du hast es die ganze Zeit nicht für nötig gehalten mir irgendwas davon zu erzählen?"
"Mehr als, er hat den Kuss und mein Liebesgeständnis nicht erwidert, hätte ich dir doch sowieso nicht erzählen können. Für mich war wichtiger für Josh dazu sein, da es ihm gerade in den ersten Tagen nach dem Tag echt mies ging."
"Aber das, wovon du mir nichts erzählen willst, ist jetzt geklärt?"
"Es klang zumindest so und ich hoffe, dass es auch wirklich so ist. Für mich steht fest, dass ich ihn nicht wieder hergebe. Wenn es also noch nicht geklärt ist, könnte es noch zu Unstimmigkeiten führen und das ist noch nett ausgedrückt."
"Lass uns jetzt erstmal zum Training und danach klärst du mit Josh, was ihr jetzt eigentlich seid." Ich nickte zwar zustimmend, war mir jedoch unsicher, ob ich das Thema bereits ansprechen sollte. Joshua hatte erst am Vortag seine Beziehung mit Marco endgültig beendet. Ich könnte verstehen, wenn er das mit uns langsam angehen lassen wollte.
Nach dem Training hatte Niklas Josh in der Kabine in Anspruch genommen, weswegen ich nicht den richtigen Moment erwischte, um ihn zu fragen, ob wir uns später noch treffen würden. Nach einem kurzen Lächeln in meine Richtung verließ Joshua schließlich die Kabine gemeinsam mit Manuel, der, kaum das Niklas weg war, das Gespräch mit unserer Nummer 6 gesucht hatte.
Ich sah den Beiden nach, ehe ich kurz zu Serge sah, der meinen Blick mit hochgezogener Augenbraue erwiderte.
"Ich schreib ihm gleich", sagte ich lediglich und wandte mich meinen Sachen zu.
Tatsächlich schrieb ich Josh, als ich die Kabine verlassen hatte, eine Nachricht, erhielt jedoch keine Antwort, weswegen ich zunächst nach Hause fuhr.
Als ich auch eine Stunde später noch keine Nachricht erhalten hatte und auch mein Anruf nicht angenommen wurden war, machte ich mich einfach auf den Weg zu Josh.
Dort angekommen klingelte ich an der Haustür. Während ich darauf wartete, dass mir geöffnet wurde, realisiert ich, dass ein zweites Auto mit Dortmunder Kennzeichen vorm Haus parkte. Ich spannte mich an und klingelte erneut. Ungeduldig wartete ich wenige Sekunden, bevor ich ein weiteres Mal klingelte. Endlich wurde die Haustür geöffnet. Anders als erwartet stand jedoch nicht Josh vor mir sondern Marco Reus, dessen Gesichtsausdruck sich direkt verfinsterte.
"Was willst du denn hier?", fragte er gereizt.
"Das könnte ich dich genauso gut fragen", erwiderte ich. Ohne noch etwas zu sagen, schloss Marco die Haustür einfach wieder. Da ich nicht schnell genug gewesen war, um es zu verhindern, blieb mir nichts anderes übrig, als erneut zu klingeln.
"Nur ein hartnäckiger Typ, der versucht einem Abos für irgendwelche Zeitschriften anzudrehen", konnte ich Marco im inneren des Hauses sagen hören, was mich vermuten ließ, dass Josh sich nun ebenfalls in der Nähe aufhielt. Erneut klingelte ich. "Ignorier ihn einfach, Schatz. Ich hab uns Wein mitgebracht." Mein Herz zog sich bei dem Kosenamen schmerzhaft zusammen. Gerade als ich doch den Rückzug antreten wollte, öffnete sich die Haustür wieder. Ich stoppte in der Bewegung und sah Joshua an, der nun vor mir stand. Marco entdeckte ich etwas weiter hinten im Flur vor der Tür zur Küche.
"Leon verkauft jetzt also Zeitschriften?", wandte sich Josh an den BVB-Spieler, welcher ihn entschuldigend anlächelte.
"Tut mir leid, ich wollte einfach nur etwas die Zweisamkeit genießen solange ich in München bin."
"Du kannst gerne solange in München bleiben, wie du möchtest, aber dein Aufenthalt in diesem Haus begrenzt sich auf die Zeit bis ich deine Sachen zusammen gesucht habe. Es gibt keine Zweisamkeit mehr zu genießen."
"Schatz ...", setzte Marco an, wurde jedoch direkt von Josh unterbrochen.
"Nenn mich nicht so. Wenn du Zweisamkeit willst, flieg nach Eindhoven zu Mario."
"Ich habe den Kontakt zu Mario abgebrochen."
"Das ist nicht mein Problem, weil es nichts daran ändert, dass unsere Beziehung endgültig beendet ist. Du hättest dir den Kontaktabbruch zu Mario also sparen können."
"Wegen ihm?" Marco deutet auf mich. "Seit wann läuft das mit euch schon?"
"Marco, du hast mich betrogen, nicht ich dich. Hör auf ständig zu versuchen, es umzudrehen. Zwischen Leon und mir lief nichts während wir zusammen waren."
"Aber jetzt?"
"Das geht dich nichts an. Was ich mache, hat dich nicht mehr zu interessieren."
"Doch, weil ich dich liebe, Joshua." Marco ging auf Josh zu.
"Das hättest du dir überlegen sollen, bevor du mit Mario geschlafen hast." Josh wandte sich mir zu. "Komm rein."
"Vielleicht sollte ich lieber später wiederkommen", meinte ich, wobei ich gleichzeitig nur ungern zulassen würde, dass Josh allein mit Marco war.
"Du brauchst gar nicht wiederkommen", meinte Marco, der Josh erreicht hatte, diesen an der Hüfte sanft zurück zog und dann die Haustür zuschlug. Von Innen knallt etwas gegen die Tür. Im nächsten Moment ertönte ein schmerzverzerrtes Zischen und die Haustür öffnete sich wieder. Josh hatte die Tür wieder geöffnet. Marco stand etwas hinter ihm und hielt sich die Wange.
"Wir gehen hoch, du kannst solange deinen Wein trinken, aber denk daran, dass du noch Auto fahren muss oder dir ein Hotel organisieren, hier schläfst du nämlich nicht", stellte Joshua an Marco gerichtet klar, während er bereits aufm Weg nach oben war. Ich betrat nun ebenfalls das Haus, schloss die Tür hinter mir und folgte meinem Mitspieler unter einem bösen Blick von Marco nach oben.
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