Kimmich x Goretzka - Geheimnis (Teil 5)
Leons PoV
Das Geräusch einer zufallenden Tür ließ uns den Kuss lösen. Kaum war der Körperkontakt unterbrochen, erschien Julian Brandt im Flur, welcher sich sein Handy ans Ohr hielt. Er wurde auf uns aufmerksam, ließ seine Hand mit dem Handy sinken und kam zu uns. Sein Blick lag auf Joshua.
"Erklär mir bitte, was passiert ist. Marco gehört zu meinen besten Freunden. Es geht ihm seit Wochen einfach nur beschissen und ich weiß einfach nicht, wie ich ihm helfen kann, weil er sich weigert mit mir zu reden. Ich will mir das nicht länger hilflos mit ansehen müssen. Bitte, Josh", flehte der BVB-Spieler.
"Das muss Marco dir selbst erklären und wenn er das nicht möchte, werde ich es auch nicht tun", meinte mein Mitspieler. Ich sah Julian an, wie verzweifelt er war und wie sehr ihn Josh Antwort enttäuschte.
"Marco leidet, aber er lässt sich nicht helfen. Selbst zu Mario hat er den Kontakt abgebrochen. Die Beiden ..."
"Marco hat den Kontakt zu Mario abgebrochen", unterbrach Josh Julian.
"Ja, vor etwa zwei Monaten. Ich weiß nicht, wie das alles zusammenhängt, aber so wie es vorhin aussah, weiß du mehr als ich. Ich flehe dich also an, erklär es mir. Ich will es nicht wissen, weil ich neugierig bin oder sowas, sondern weil ich einen meiner besten Freunde nicht länger leiden sehen kann."
"Tut mir leid ...", setzte Joshua an, wurde jedoch direkt von Julian unterbrochen.
"Bitte, Josh."
"Ich fahr gleich zu Marco und versuche nochmal mit ihm zu reden, aber ich werde dir nichts erzählen, was Marco dir nicht sagen möchte. Es ist seine Entscheidung." Der Blick des BVB-Spielers glitt zu mir.
"Du bist doch auch eingeweiht, kannst du mir nicht ..."
"Ich habe dir vorhin schon gesagt, dass du das mit Marco klären musst", unterbrach ich Julians Versuch.
"Aber der redet ja nicht mit mir. Versuch dich bitte mal in meine Situation zu versetzen."
"Ich bin der Letzte, der das Recht hat, dir irgendwas dazu zu sagen, tut mir leid." Julian fuhr sich durch die Haare, ehe er sich wieder Josh zuwandte.
"Du fährst zu Marco?" Der Angesprochene nickte. "Kannst du mir zumindest schreiben, wenn du dort bist, ob er dich reingelassen hat oder nicht? Ich möchte einfach nicht, dass er jetzt alleine ist."
"Mach ich", stimmte Joshua zu.
"Es kann sein, dass er nicht Zuhause ist oder nicht aufmacht. Er verschwindet schon seit Monaten immer mal wieder spurlos, wobei es in den letzten Wochen wirklich extrem geworden ist." Ich musste sofort an die gemeinsame Wohnung von Marco und Joshua in Mannheim denken.
"Ich schreib dir", antwortete Josh lediglich. Julian nickte, sah uns noch ein paar Sekunden an, vermutlich in der Hoffnung, dass wir es uns anders überlegten und ihm doch etwas erzählten, ehe er ging. Ich wandte mich Joshua zu.
"Hältst du mich auch aufm laufenden?", bat ich. Der Kleinere nickte.
"Wenn ich es morgenfrüh nicht rechtzeitig zur Abfahrt zurück zum Hotel schaffe, magst du dann meine Sachen mitnehmen?"
"Du bleibst über Nacht bei ihm?"
"Zumindest wenn ich nach Mannheim fahre, werde ich vermutlich nicht in der Nacht noch einmal zurück nach Dortmund fahren. Ich schreib dir aber zwischendurch nochmal."
"Okay, fahr aber vorsichtig und ... viel Glück beim Gespräch." Der letzte Teil war eine komplette Lüge. Ich wollte nicht, dass die Beiden sich versöhnten und ihrer Beziehung eine zweite Chance gaben. Es sollte kein erfolgreiches Gespräch zwischen ihnen geben, welches der erste Schritt zur Rettung der Beziehung wäre.
"Wir sehen uns spätestens morgen beim Training." Unschlüssig sah Josh mich an, ehe er kurz leicht lächelte, sich abwandte und Richtung Ausgang lief. Ich sah ihm einfach nach bis er aus meinem Blickfeld verschwunden war.
"Leon?", wurde ich nur Sekunden Später von Manuel angesprochen. Fragend sah ich unseren Kapitän an. "Hast du ne Ahnung wo Josh ist? Ich würde gerne mit ihm reden."
"Der muss was erledigen", antwortete ich knapp.
"Und was?"
"Kann ich dir nicht sagen." Bevor der Torwart weiter nachfragen konnte, machte ich mich auf den Weg zum Mannschaftsbus, der uns zum Hotel bringen sollte.
Die Nacht wurde alles andere als erholsam, da ich sie fast durchgängig damit verbracht hatte, vom Bett aus an die Decke zu starren. Es störte mich, dass Joshua nicht neben mir lag. Ich hatte mich in den letzten acht Wochen an seine Anwesenheit in der Nacht gewöhnt. Zudem ließ mir der Gedanke, dass während ich im Bett lag, Entscheidungen, die mich betrafen, die ich jedoch nicht beeinflussen konnte, getroffen wurden. Was auch immer Marco und Joshua besprachen, würde Auswirkungen auf mein Leben haben. Es ging nicht nur um deren Beziehung, sondern auch um meine Chance bei Josh.
Da Josh Marco nicht in seiner Wohnung in Dortmund angetroffen hatte, war er nach Mannheim gefahren. Etwa drei Stunden später hatte ich von ihm eine Nachricht bekommen, dass er die gemeinsame Wohnung erreicht hatte und Marco tatsächlich dort war. Seitdem hatte ich nichts mehr von ihm gehört.
Am Morgen schwänzte ich das Frühstück im Hotel und verließ das Zimmer erst kurz vor der Abfahrt. Nachdem ich meine und Joshs Sachen abgegeben hatte, ließ ich mich im Bus auf einen der Sitze fallen. Nur Sekunden später setzte sich Serge zu mir und musterte mich besorgt.
"Bitte, Serge, ich möchte gerade nicht reden", bat ich, bevor er überhaupt ein Wort gesagt hatte. Er zögerte, nickte dann aber zustimmend. Mit geschlossenen Augen lehnte ich den Kopf an die Scheibe und versuchte den versäumten Schlaf der Nacht nachzuholen, was mir nicht gelang. Der Gedanke an Joshua und Marco hielt mich weiterhin wach.
In München angekommen versuchte ich die Zeit in meiner Wohnung zu überbrücken. Schließlich hielt ich es jedoch nicht mehr aus und machte mich auf den Weg zu Joshuas Haus, wo ich klingelte. Wie bereits erwartet, wurde die Haustür nicht geöffnet, was meine Vermutung, dass der Blonde noch nicht Zuhause war, bestätigte. Ich setzte mich auf die Stufen vor dem Haus, lehnte mich gegen die Haustür und hoffte, dass ich nicht all zu lange warten müsste.
Ich war schon längst komplett durchgefroren, als endlich ein Auto auf die Auffahrt fuhr. Mir fiel sofort das Dortmunder Kennzeichen auf. Während das Auto geparkt wurde, quälte ich mich auf die Beine. Joshua stieg aus. Für einige Sekunden blieb ich abwartend stehen und konnte nur knapp ein erleichtertes Aufatmen vermeiden, da keine weitere Person ausstieg.
"Leon, es ist Dezember. Wie lang sitzt du schon in der Kälte?", begrüßte Josh mich, dem die Müdigkeit anzusehen war.
"Einen Augenblick", antwortete ich lediglich und ging langsam auf ihn zu. "Ist das Marcos Auto?", erkundigte ich mich.
"Ja, er kann ja schlecht mit zwei Autos gleichzeitig von Mannheim nach Dortmund fahren. Ich bring es, wenn wir beide Zeit haben, zurück nach Dortmund oder er kommt hierher, um es abzuholen."
"Ihr seht euch also wieder?" Ich versuchte mir meinen innerlichen Schmerz nicht anmerken zu lassen. Hatte ich meine Chance auf eine Beziehung mit Josh verloren? Sollte ich ihm sein Glück mit Marco gönnen oder egoistisch sein und versuchen, die Beiden auseinander zu bringen? Hatte es überhaupt Sinn einen Kampf um Josh zu beginnen, wenn seine Gefühle für Marco stark genug waren, um ihm den Seitensprung mit Mario zu verzeihen? Hatten unsere gemeinsamen Momente irgendeine Bedeutung für ihn gehabt?
"Ich habe noch Sachen in Dortmund und Marco welche bei mir. Außerdem müssen wir noch klären, was aus der Wohnung in Mannheim wird." Joshua war an mir vorbei zur Haustür gegangen, welche er nun aufschloss. "Kommst du mit rein?"
"Was genau bedeutet das?", fragte ich, während ich seine Frage beantwortete, indem ich ihm ins Haus folgte.
"Marco und ich haben uns getrennt."
"Endgültig?", versicherte ich mich.
"Ja."
"Du hast ihm also nicht verziehen?"
"Ich bin nicht mehr sauer auf ihn und könnte ihm irgendwann vielleicht auch verzeihen, aber unsere Beziehung hat keine Chance mehr ... unabhängig davon, dass er mich betrogen hat."
"Und das akzeptiert Marco?"
"Er hat keine andere Wahl. Natürlich ist er nicht glücklich über meine Entscheidung, aber ehrlich gesagt kann ich da keine Rücksicht drauf nehmen und es wäre auch falsch, die Beziehung künstlich am Leben zu erhalten, wenn die Gefühle nur noch einseitig sind und nicht erwidert werden."
"Du hast keine Gefühle mehr für Marco?"
"Er ist mir immer noch wichtig, aber ich würde es nicht mehr als ehrliche Liebe bezeichnen." Ich nickte leicht, wobei ich mir auf die Unterlippe biss, um mein Lächeln zu verbergen. Ein Lächeln war nicht gerade angebracht, wenn der beste Freund von seiner Trennung sprach. "Ich könnte ein paar Stunden Schlaf gebrauchen und so wie du aussiehst, würde es dir auch ganz gut tun."
"Was habt ihr die ganze Nacht gemacht?"
"Geredet und jetzt komm." Auffordernd streckte der Kleinere mir eine Hand entgegen, welche ich, nachdem ich die letzten Schritte zwischen uns überbrückt hatte, ergriff und ihm ins Schlafzimmer folgte. Dort angekommen machten wir es uns gemeinsam im Bett bequem und kuschelten uns aneinander. Mit Joshua in meinen Armen gelang es mir in kürzester Zeit einzuschlafen.
Es war zwar noch immer unklar, was das zwischen uns war, doch für den Moment reichte es mir, dass er bei mir war.
Erst Stunden später wurde ich langsam wach. Ich lag allein im Bett. Ehe ich mir darüber jedoch Gedanken machen konnte, kehrte Joshua bereits zurück ins Schlafzimmer. Er hatte sein Handy am Ohr.
"Kommt nicht wieder vor. Tut mir leid ... Nein, es ist alles in Ordnung. Ich musste nur eine private Angelegenheit klären. Ab morgen bin ich wieder komplett bei der Sache ... Das ist nicht notwendig, aber danke für das Angebot ... Mach ich. Bis morgen." Der Blonde beendete das Telefonat, legte das Handy zur Seite und sah zu mir. "Es gibt doch nichts schöneres als das warme Bett zu verlassen, um sich einen Vortrag vom Trainer anzuhören", seufzte er.
"Sehr schlimm?", erkundigte ich mich, während ich mich aufsetzte.
"Er war nicht begeistert, dass ich ohne Abmeldung nach dem Spiel nicht im Hotel aufgetaucht bin, nicht mit der Mannschaft zusammen zurück nach München gefahren bin und heute nicht beim Training aufgetaucht bin, welches wir beide verschlafen haben. Allerdings scheint er sich eher Sorgen gemacht zu haben, als das er wirklich sauer war. Da ich gesagt habe, dass du bei mir bist, denke ich also nicht, dass er dich überhaupt noch bezüglich des versäumten Trainings anspricht."
"Kommst du wieder her?" Ich streckte meine Hand nach Josh aus, welcher sich jedoch ohne meine Hand zu nehmen auf die Bettkante setzte.
"Wegen Marco ...", begann er vorsichtig, weswegen ich bereits das Schlimmste befürchtete.
"Hat er sich nochmal gemeldet?", fragte ich.
"Habe ich noch nicht geschaut, aber das spielt auch gerade keine Rolle."
"Du hast es dir also nicht anders überlegt und willst es doch nochmal mit ihm versuchen?"
"Leon, ich hätte dich nicht geküsst, wenn ich die Beziehung mit Marco hätte retten wollen. Bei jeder anderen Person hätte Marco nach einer Versöhnung vielleicht drüber hinwegsehen können, aber niemals bei dir. Du hast doch selbst gemerkt, wie gereizt er auf dich reagiert und das war bereits während der Beziehung so. Er war immer der Meinung, dass zwischen dir und mir mehr als Freundschaft ist. Als ich dich geküsst habe, war für mich klar, dass die Beziehung von Marco und mir keine Zukunft haben wird."
"Warum hast du nichts gesagt? Ich dachte die ganze Zeit, du wärst dir mit Marco noch unsicher."
"Ich dachte, es wäre klar, dass es zur Trennung kommt. Warum hätte ich dich küssen sollen, wenn ich eine Versöhnung mit Marco geplant hätte?"
"Als Ablenkung?"
"Du solltest mich gut genug kennen, um zu wissen, dass ich niemals absichtlich mit deinen Gefühlen spielen würde." Ich wollte etwas erwidern, schwieg dann jedoch und sah Josh einfach fragend an. "Marcos Sorge, dass zwischen dir und mir mehr als Freundschaft sein könnte, war wohl nicht ganz unbegründet. Ich hab mich in dich verliebt, Leon, deswegen habe ich dich geküsst." Er rutschte näher zu mir. Ich legte meine Hände an seine Hüfte, um ihn auf meinen Schoss zu ziehen. Joshua legte die Arme um meinen Nacken. Für einige Sekunden sahen wir uns einfach in die Augen, bis ich es schließlich nicht mehr aushielt und ihn küsste.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top