Kimmich x Goretzka - Geheimnis (Teil 4)

Leons PoV

Ohne Joshua und Marco standen beide Mannschaften zum Einlauf bereit. In wenigen Minuten würde es losgehen. Seufzend stieß Julian Brandt sich von der Wand ab, an der er zuvor gelehnt hatte. 

  "Ich geh dann mal wieder auf die Suche nach Marco. Wen vermisst ihr?" Fragend sah der Blonde zu unserer Mannschaft. 

  "Joshua", antwortete Robert knapp. 

  "Dann bringe ich den vermutlich auch mit", brummte Julian, wobei er sich auf den Weg machte. 

  "Warte, ich komme mit", meinte ich und folgte ihm unter Protest meiner Mannschaftskollegen. "Hast du ne Idee, wo sie sein könnten?", erkundigte ich mich, nachdem ich zu Julian aufgeschlossen hatte. 

  "Ich hätte dort, wo ich sie beim letzten Mal gefunden habe, mit der Suche angefangen. Allerdings glaube ich ihnen, wenn sie tatsächlich wieder dort sind, nicht mehr, dass sie sich dort zufällig über den Weg gelaufen sind." Ich nickte lediglich, woraufhin der BVB-Spieler fragend in meine Richtung schaute. "Weiß du irgendwas?" 

  "Das muss du mit Marco klären."

  "Das versuche ich bereits seit einigen Wochen. Ihm geht's richtig mies, aber er spricht mit niemanden von uns darüber. Er schottet sich komplett von uns ab und keiner weißt, warum. Ich habe schon mehrmals mit Mario telefoniert, aber Marco hat den Kontakt zu ihm abgebrochen. Er ignoriert ihn komplett, obwohl sie Jahrelang beste Freunde waren. Den Grund wollte Mario mir nicht nennen. Ich vermute aber, dass er ihn kennt oder zumindest eine Vermutung hat. sonst würde er den Kontaktabbruch nicht einfach so kampflos hinnehmen."

  "Marco hat den Kontakt zu Mario abgebrochen?", versicherte ich mich. Jule nickte zur Bestätigung. Die neue Information gefiel mir überhaupt nicht. Für den Kontaktabbruch konnte es nur einen einzigen Grund geben ... Joshua. Marco schien um seine Beziehung mit Josh kämpfen zu wollen, ansonsten hätte er das zwischen sich und Mario einfach fortsetzen können. Ich konnte nur hoffen, dass Josh ihm keine zweite Chance gab und dadurch das, was am Nachmittag zwischen uns passiert war, wertlos wurde. 

  "Alles in Ordnung?", riss Julian mich aus meinen Gedanken. Schweigend nickte ich. Kurz musterte der BVB-Spieler mich noch skeptisch, fragte jedoch nicht weiter nach. Bevor wir das Gespräch fortsetzen konnten, erklang leise Marcos Stimme. 

  "Es war ein Fehler, der nie wieder passieren wird. Ich verspreche dir, dass ..."

  "Marco",  unterbrach Josh ihn, dessen Stimme brüchig klang. Julian und ich bogen um eine Ecke, wodurch die beiden Gesuchten in unserem Blickfeld auftauchten. Josh lehnte mit dem Rücken an der Wand und hatte die Arme schützend vor der Brust verschränkt. Seine Augen waren gerötet. Auf seinen Wangen entdeckte ich noch einzelne Tränen. Marco, der mit flehenden Blick direkt vor ihm stand, war ebenfalls anzusehen, dass er geweint hatte. Zögerlich räusperte sich Julian neben mir. Der BVB-Kapitän schaute nur kurz in unsere Richtung, ehe er sich wieder Josh zuwandte. Mein Mannschaftskollege hatte sich uns ebenfalls zugewandt und blieb es auch. Sein Blick hatte meinen getroffen. Für einen kurzen Augenblick sahen wir uns einfach nur an, bevor ich entschloss diese Situation zu beenden. 

  "Das Spiel beginnt gleich. Wir sollten zu den Anderen", meinte ich. 

  "Wir kommen gleich", erwiderte Marco gereizt ohne mich anzuschauen. 

  "Wir geben euch noch fünf Minuten, um das, um was auch immer es geht, zu klären", verkündete Julian und lief zurück in die Richtung aus der wir gekommen waren. Ohne ein Wort zu sagen, stieß Josh sich von der Wand ab, schob sich an Marco vorbei und kam in meine Richtung. 

  "Josh, bitte, wir können das doch nicht einfach ...", begann Marco, wobei er Joshua folgte. Ich ließ meinen Mitspieler an mir vorbei gehen, ehe ich mich Marco in den Weg stellte. 

  "Ein wichtiges Spiel beginnt gleich. Es ist wirklich der falsche Moment für solche Gespräche."

  "Halt du dich daraus. Es geht dich nichts an", fuhr Marco mich an. 

  "Ich entscheide selber, wann ich mich einmische und wann nicht."

  "Falsch, ich werde nämlich nicht zulassen, dass du uns das kaputt machst."

  "Das hast du schon ganz allein geschafft."

  "Ich wiederhole es gerne noch einmal, es geht dich nichts an. Kümmere dich um deinen eigenen Kram."

  "Gegenvorschlag, lass Josh einfach in Ruhe."

  "Das hast du ganz sicherlich nicht zu bestimmen."

  "Wenn du ..."

  "Leon", unterbrach Josh mich. Ich schaute kurz zu ihm. Neben ihm stand Julian, der sich scheinbar nicht all zu weit von uns entfernt hatte. Mit bittenden Blick schaute Joshua mich an. Ohne Marco noch einen Blick zu würdigen, ging ich zu ihm. Josh wartete bis ich ihn fast erreicht hatte, bevor er weiterging. Jedoch nur um zwei Gänge weiter, außerhalb des Blickfeldes von Marco und Julian, stehen zu bleiben. 

  "Alles in Ordnung?", erkundigte ich mich, wobei vor ihm stehen blieb. Stumm nickte der Kleinere und lehnte sich einfach an mich. Schützend schlang ich die Arme fest um seinen Körper und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. "Ich bin bei dir", flüsterte ich ihm zu. 

  "Wir sollten unseren Plan, dass wir Marco möglichst oft foulen, fallen lassen. Es geht ihm wirklich nicht gut", murmelte Josh gegen meine Schulter. Ich drückte ihn enger an mich. 

  "Hat Julian mir gerade schon erzählt. Es klang gerade nicht danach, dass ihr das irgendwie klären konntet." 

  "Sowas kann man nicht mal eben im Flur wenige Minuten vor einem Spiel klären."

  "Also ist das Gespräch noch nicht beendet?"

  "Ich denke nicht." 

  "Gibst du ihm eine zweite Chance?" Bevor meine Frage beantwortet werden konnte, erklang Serges Stimme hinter mir. 

  "Hier seid ihr ja. Kommt endlich, wir müssen einlaufen. Es gab bereits das Startzeichen und die Anderen können den Einlauf nicht ewig herauszögern. Wo sind Jule und Marco?" Joshua hob den Kopf von meiner Schulter, woraufhin Serges Blick umgehend zu besorgt wechselte. "Was ist passiert?"

  "Nichts", lautete die knappe Antwort des Blonden, wobei er sich von mir löste. "Marco und Jule müssten auch gleich kommen. Lasst uns zu den Anderen." Ohne eine Reaktion von Serge oder mir abzuwarten, machte Josh sich auf den Weg zu den Anderen. Serge sah mich fragend, jedoch auch weiterhin besorgt an. 

  "Ich kann dir das nicht erklären. Das muss Josh selbst tun. Ich habe nicht das Recht dazu und werde sein Vertrauen sicherlich nicht aufs Spiel setzen."

  "Muss ich mir Sorgen machen?"

  "Ich weiß noch nicht, wie es weitergehen wird, aber ich werde auf ihn aufpassen. Darauf kannst du dich verlassen." Julian und Marco stießen zu uns. 

  "Wo ist Josh?", fragte der BVB-Kapitän direkt. Ich verkniff mir einen Kommentar und machte mich stattdessen auf den Weg zum Einlauf. 

Josh hatte sich bereits eingereiht. Unsere Mitspieler warfen ihm zwar besorgte Blicke zu, schienen jedoch zu verstehen, dass es der falsche Augenblick für Fragen war. Ich stellte mich hinter Josh, woraufhin sich dieser zu mir umdrehte. Er wollte irgendwas sagen, doch kam ihm Julian Nagelsmann, der gemeinsam mit Marco Rose den Spielertunnel betreten hatte, zuvor. 

  "Gibt es irgendein Problem? Ihr solltet schon längst aufm Platz stehen." Alle schwiegen. 

  "Wir warten auf eine Antwort. Warum steht ihr hier herum?", kam es vom BVB-Trainer. 

  "Marco kann nicht spielen", antwortete Julian, der gefolgt von Serge gerade zurückkehrte. 

  "Geht das auch etwas genauer?", hakte Rose nach. 

  "Er ist aktuell nicht in der Lage zu spielen. Was genau passiert ist, weiß ich selbst nicht." Kurz glitt der Blick vom BVB-Spieler in Joshs Richtung. Der kurze Blick reichte jedoch bereits aus, um die Aufmerksamkeit von Nagelsmann auf meinen Mitspieler zu lenken. Skeptisch, jedoch auch besorgt wurde Joshua von unserem Trainer gemustert, ehe dieser zu uns kam. 

  "Alles in Ordnung?", fragte Julian leise, damit es nicht sofort alle mitbekamen. Josh nickte. "Du kannst spielen?"

  "Auf jeden Fall", lautete Joshs Antwort. Julian schien noch skeptisch zu sein, vertraute jedoch auf Joshs Aussage, ließ unsere Startelf unverändert und wandte sich Rose zu. 

  "Das Spiel beginnt jetzt sowieso schon zu spät. Hol dir nen Vertreter für Reus her, solange können wir jetzt auch noch warten." Sichtlich unzufrieden, da der Mannschaftskapitän fehlte und Niemand eine vernünftige Erklärung dafür parat hatte, verließ Marco Rose den Spielertunnel, um einen neuen Stürmer für die Startelf zu holen. 

Mit einigen Minuten Verspätung konnte das Spiel BVB gegen FC Bayern dann schließlich angepfiffen werden. Ich versuchte mich aufs Spiel zu konzentrieren, konnte jedoch nicht vermeiden, dass mein Blick hin und wieder zu Joshua glitt, welcher sich nichts vom vorherigen Gespräch mit Marco mehr anmerken ließ. 

Beim Abpfiff stand es 3:2 für uns.

Unter normalen Umständen hätten wir den Sieg mit unseren Fans gefeiert, doch dieses Mal zogen sich beide Mannschaften umgehend vom Spielfeld zurück. Es war vermutlich allen bewusst, dass irgendwas passiert sein musste, was sowohl den BVB, wie auch den FCB betraf.

Kaum hatten wir die Kabine erreicht, lag die komplette Aufmerksamkeit auf Joshua. Es war nicht schwer zu erraten, dass er irgendwas zu Marcos Ausfall wissen könnte und zudem hatten vorm Spiel alle gesehen, dass es auch ihm nicht gut ging. Unser Nummer 6 verschwand jedoch schweigend Richtung Duschraum. 

  "Hast du irgendwas mitbekommen, als Julian und du die Beiden gesucht habt?", wandte sich Thomas mir zu, nachdem Joshua aus Hörweite war. 

  "Ich werde dazu nichts sagen", stellte ich klar. 

  "Wir machen uns aber alle Sorgen und das nicht erst seit heute. Das Jo irgendein Geheimnis hat, wissen wir ja schon länger, aber bis vor ein paar Wochen schien zumindest alles in Ordnung zu sein. Dann war es offensichtlich, dass es ihm schlecht ging, was aber ja langsam besser wurde. Zumindest dachte ich das bis vorhin", kam es von Manuel. 

  "Er ist beim letzten Spiel gegen den BVB kurz vorher verschwunden, sowie auch heute. Bei anderen Spielen ist es nie passiert. Beide Male fehlte auch Marco, der heute ohne vernünftige Erklärung ausgefallen ist", schilderte Robert die Ereignisse. 

  "Was auch immer mit Josh los ist, scheint also mit Marco zusammenzuhängen", vermutete Leroy. 

  "Vielleicht können wir Marco mal drauf ansprechen", schlug Niklas vor. 

  "Oder ihr haltet euch da einfach raus", ertönte Joshuas Stimme, der sich scheinbar beim Duschen beeilte hatte. Lediglich mit einem Handtuch um der Hüfte, ging er zu seinem Platz. Für einen Moment herrschte eine unangenehme Stille in der Kabine, die schließlich vorsichtig von Serge beendet wurde. 

  "Dann rede bitte endlich mit uns."  

  "Könnt ihr nicht einfach akzeptieren, dass ich nicht drüber reden möchte? Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen, mehr braucht ihr nicht zu wissen." Serge sah fragend zu mir. Er erhielt jedoch auch von mir nicht die erhoffte Erklärung, stattdessen schnappte ich mir meine Sachen und ging nun ebenfalls duschen. Nach und nach folgten meine Mannschaftskollegen mir zu den Duschen. 

Als ich die Kabine einige Minuten später wieder betrat, war Joshua schon komplett fertig. Er saß mit seinem Handy in der Hand auf seinem Platz. Sanft stupste ich ihn an, woraufhin sich Joshs Blick vom Handybildschirm löste und sich auf mich richtete. 

  "Ich warte im Flur", informierte er mich. Ich nickte und begann mich anzuziehen, während der Blonde die Kabine verließ. Nachdem ich fertig angezogen war und all meine Sachen verstaut hatte, folgte ich Josh aus der Kabine, während unsere Mannschaftskollegen noch alle beschäftigt waren. Wir entfernten uns einige Schritte von der Tür, um in einer ruhigen Ecke stehen zu bleiben. "Jule hat mir geschrieben. Marco ist während des Spiels gegangen und ist nicht mehr erreichbar. Ich fahr gleich zu ihm nach Hause, denke aber nicht, dass er dort sein wird."

  "Und was dann?"

  "Wenn ich Glück habe, geht er ans Handy, wenn ich anrufe. Ansonsten leihe ich mir ein Auto von Marco und fahre nach Mannheim." Irritiert blickte ich meinen Gegenüber an. "Wir haben uns, kurz nach dem wir zusammengekommen sind, eine gemeinsame Wohnung in Mannheim gemietet. Dadurch musste keiner von uns 6 Stunden Auto fahren, sondern beide 3 Stunden und das Risiko, dass irgend Jemand versehentlich von der Beziehung erfährt, war geringer. Ich kann mir vorstellen, dass Marco dort hinfährt." Ich nickte leicht, war jedoch alles andere als begeistert von Joshs Plan. Viel lieber hätte ich ihn in der Nacht in meinen Armen. Die Ereignisse des Nachmittages konnte und wollte ich nicht einfach vergessen. Im Gegenteil sogar, ich wollte mehr davon. Allerdings war mir völlig unklar, welches Ziel Joshua zur Zeit verfolgte. 

  "Kann ich irgendwie helfen?", fragte ich widerwillig, da eine Versöhnung zwischen Marco und Josh nicht in meinem Interesse war. 

  "Willst du das überhaupt?", hakte Josh nach. Ich antwortete nicht sofort, was scheinbar schon Antwort genug war, da mein Gegenüber leicht lächelte. "Brauchst du auch nicht. Ich bekomme das alleine geklärt." Erneut nickte ich lediglich. Kurz schaute Josh sich im Flur um, wo wir komplett allein standen, bevor er seine Hände in meinen Nacken legte, mich sanft etwas zu sich runter zog und mich kurz küsste. Ehe er sich vollständig von mir lösen konnte, drückte ich meine Lippen wieder auf seine. Ich legte meine Hände an seine Hüfte, zog ihn näher zu mir und küsste ihn mit dem Gedanken, dass es vielleicht unser letzter Kuss war. 

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