Kimmich x Goretzka - Geheimnis (Teil 1)
Leons PoV
Nervös saß ich in der Kabine und wartete darauf, dass das Spiel gegen den BVB endlich begann. Beziehungsweise wartete ich eher auf den Moment, dass es abgepfiffen wurde und wir uns alle auf den Heimweg machen konnten. Ich hatte mir fest vorgenommen nach dem Spiel endlich Joshua von meinen Gefühlen für ihn zu erzählen. Schon viel zu lange verheimlichte ich diese vor ihm aus Angst, dass die Wahrheit unsere Freundschaft gefährden könnte. Inzwischen war ich jedoch an einem Punkt angekommen, an dem ich die Ungewissheit nicht mehr aushielt. Ich versuchte mir einzureden, dass er meine Gefühle niemals erwidern würde, doch es gab da noch diese kleine Stimme in mir drin, die ich einfach nicht zum Schweigen bekam und die mir immer wieder zuflüsterte, dass die Gefühle vielleicht doch auf Gegenseitigkeit beruhen könnten. Die Klarheit, die ich so dringend brauchte, konnte mir noch Josh geben, doch dafür musste ich ihm gegenüber zunächst zu meinen Gefühlen stehen.
Serge, der wusste, dass ich in Josh verliebt war und es ihm nach dem Spiel sagen wollte, sah immer wieder in meine Richtung. Für ihn bestand kein Zweifel, dass meine Gefühle erwidert wurden, obwohl er noch nie mit Josh drüber gesprochen hatte. Er behauptete, dass er für sowas ein Gespür hatte.
"Wo willst du hin?", riss mich Leroys Stimme, welcher neben mir saß, aus meinen Gedanken. Ich blickte vom Fußboden auf und entdeckte Joshua bei der Kabinentür.
"Ich muss noch eben was erledigen", antwortete er.
"Wir müssen gleich in den Spielertunnel, kann das nicht bis ..." Manuel brach seinen Satz ab, als Josh die Kabinentür von außen hinter sich zu zog. "Scheinbar nicht", seufzte unser Kapitän.
"Wollen wir Wetten abschließen, was so wichtig ist, dass es wenige Minuten vor Spielbeginn noch erledigt werden muss?", fragte Niklas grinsend in die Runde. Meine Mitspieler begannen die wildesten Theorien aufzustellen, während ich Serge fragend ansah, der jedoch ratlos mit den Schultern zuckte und sich zu mir setzte.
"Ich habe keine Ahnung. Ehrlich gesagt habe ich aber seit ein paar Wochen das Gefühl, dass er mir irgendwas verheimlicht. Er benimmt sich manchmal komisch und wenn wir mal mehr als zwei Tage am Stück freihaben, verschwindet er spurlos und ist nicht mehr erreichbar."
"Hast du ihn darauf angesprochen?", beteiligte sich Leroy an unserem Gespräch.
"Natürlich, aber er meinte immer nur, dass ich nicht so neugierig sein soll und ich nicht alles wissen müsste. Wir haben sonst nie Geheimnisse voreinander."
"Vielleicht erwidert er ja wirklich Leons Gefühle und hat Angst, dass du es rausfindest." Erschrocken sah ich Leroy an, dem ich nie etwas davon erzählt hatte. "Wir kennen uns seit der 5. Klasse, es sollte dich also nicht überraschen, dass ich merke, wenn etwas anders ist und wenn man dich dann einige Wochen beobachtet, kann man sich denken, was los ist."
"Aber warum sollte er ein Problem damit haben, wenn ich von seinen Gefühlen erfahre?"
"Vielleicht weil du auch mit Leon befreundet bist." Bevor wir unser Gespräch fortsetzen konnten, welches ich am Ende nur noch schweigend verfolgt hatte, bekamen wir das Zeichen, dass wir uns in den Spielertunnel begeben sollten. Josh war noch nicht zurückgekehrt, weswegen wir uns ohne ihn auf den Weg machten.
Die Anspannung stieg, als wir aufgestellt dort standen und der Zeitpunkt des Einlaufes immer näher rückte. Es schien jedoch nicht nur uns so zu gehen, denn auch die gegnerische Mannschaft sah sich immer wieder suchend um oder tuschelte leise. Ich zählte die Spieler durch und realisierte, dass auch sie nur zu zehnt dort standen.
Schließlich war es Julian Brandt, der zurück lief, um vermutlich den vermissten Mitspieler suchen zu gehen.
"Wo will Brandt hin?", flüsterte Serge mir zu.
"Denen fehlt ein Spieler, aber ich weiß nicht, wer", antwortete ich. "Sollen wir Josh suchen gehen?"
"Und wo? Er könnte überall sein und uns läuft die Zeit davon."
"Aber bloß hier herum stehen, hilft uns auch nicht weiter."
"Dann seid ihr gleich weg, um Jo zu suchen und währenddessen taucht er hier von allein auf, aber dafür fehlt ihr dann und irgend Jemand muss euch suchen, um Bescheid zu sagen, dass Josh da ist. Das würde nur noch für mehr Chaos sorgen", mischte Thomas sich ein.
"Es kann aber auch passieren, dass er nicht gleich von alleine auftaucht und wir zu zehnt einlaufen müssen", gab Robert seine Meinung ab.
"Sind wir immer noch einer mehr als der BVB", kommentierte Lucas, weswegen er einige genervte Blicke von unseren Gegnern erhielt.
"Jetzt provozier hier keinen Streit, wir haben gerade alle das gleiche Problem", meinte Manuel.
"Vorschlag, es läuft keiner ein, bevor nicht beide Mannschaften vollzählig sind", schlug Mats Hummels vor, woraufhin alle Spieler beider Mannschaften zustimmten. Natürlich waren wir Konkurrenten und beide Mannschaften wollten gewinnen, jedoch durch ein faires Spiel und das konnte nur stattfinden, wenn beim Anpfiff zwei vollständige Mannschaften aufm Spielfeld standen.
"Habt ihr beiden so kurz vor einem Spiel eigentlich nichts besseres zu tun, als euch zu streiten? Wie ist es überhaupt dazu gekommen, dass ihr gefühlt in der hintersten Ecke dieses Stadions aufeinander trefft und dann auch direkt aneinander geratet?", ertönte die aufgebrachte Stimme von Julian, welcher wenige Sekunden später in unserem Blickfeld erschien. Hinter ihm liefen Josh und Marco Reus, die sich kurz ansahen, jedoch beide scheinbar nicht vorhatten zu antworten. "Wie wäre es mit einer Antwort?"
"Das Spiel beginnt gleich, Jule, konzentrier dich lieber darauf", kam es von Marco, der seinen Mitspieler, der nach der Antwort stehen geblieben war und sich zu ihnen umgedreht hatte, einfach stehen ließ und seinen Platz für den Einlauf einnahm. Josh reihte sich nun ebenfalls ein.
"Wo warst du?", fragte Serge ihn direkt.
"Ich musste was klären", lautete Joshs Antwort, wobei er Serge nicht einmal ansah, sondern stur nach vorne blickte.
"Das kannst du beim nächsten Mal nach einem Spiel tun und nicht erst in der letzten Minute hier auftauchen", merkte Manuel an.
"Ich bin doch rechtzeitig gekommen, also hört auf euch zu beschweren." Bevor Jemand noch etwas sagen konnte, erhielten wir das Zeichen für den Einlauf.
Während des Spieles gelang es uns, das vorherige Chaos auszublenden und uns komplett aufs Spiel zu konzentrieren. Erst nach Abpfiff der ersten Halbzeit, wurde das vorherige Thema wieder aufgegriffen. Eine Klärung war jedoch unmöglich, da die Unterbrechung von den Trainern für eine Taktikbesprechung für die zweite Halbzeit genutzt wurde. Die wenigen Minuten, die uns danach noch blieben, reichten nicht, um irgendeine Erklärung von Josh zu erhalten. Dieser schwieg zu seinem Verschwinden einfach, welches sich in der Halbzeitpause zumindest nicht wiederholte.
Bei Abpfiff des Spieles stand es 2 zu 1 für uns. Wir feierten den Heimsieg noch einen Moment gemeinsam mit den Fans. Nach und nach machten wir uns dann jedoch schließlich auf den Weg in die Kabine. Meine Nervosität kehrte zurück und ich war froh, dass Serge bei mir war, der versuchte mich etwas zu beruhigen.
In der Kabine war Josh dabei sich seine Straßenschuhe anzuziehen. Er musste kurz nach Abpfiff bereits das Spielfeld verlassen haben, um nun schon geduscht und fertig angezogen zu sein.
"Hast du es irgendwie eilig, Jo?", erkundigte sich Robert, der mit uns die Kabine betreten hatte.
"Vielleicht ein Date?", kam es grinsend von Niklas.
"Klar, weil es ja auch keinen besseren Zeitpunkt für ein Date gibt als nach einem Spiel", antwortete Josh sarkastisch.
"Erzähl schon, was hast du heute Abend noch vor?", wollte Thomas wissen.
"Nichts, ich fahre auf direkten Weg nach Hause." Ich setzte mich auf meinen Platz neben Josh und sah ihnen einen Moment schweigend an, weswegen mein Blick schließlich mit einem fragenden Gesichtsausdruck erwidert wurde.
"Wäre es in Ordnung, wenn ich gleich noch kurz vorbei komme?", fragte ich leise, da unsere Mitspieler nicht sofort alles mitbekommen mussten.
"Heute passt es nicht so gut."
"Morgen?"
"Weiß ich noch nicht, kann ich dir morgen sagen." Josh stand auf.
"Es ist wichtig."
"Wie gesagt, ich weiß es noch nicht. Wir sehen uns morgen beim Training." Bevor ich oder Jemand der Anderen noch irgendwas sagen konnten, verließ unsere Nummer 6 die Kabine. Ich sah zu Serge, der skeptisch auf die verschlossene Tür blickte.
"Irgendwas stimmt da doch nicht", kommentierte er die Situation.
In den darauffolgenden Tagen schaffte Joshua es erfolgreich sich vor einer Erklärung zu drücken. Inzwischen war den kompletten Mannschaft bewusst, dass der Blonde irgendwas verheimlichte, weswegen regelmäßig irgendwelche Vermutungen in den Raum geschmissen wurden. Ich hatte auch noch nicht die Gelegenheit bekommen, ihm von meinem Gefühlen zu erzählen. Inzwischen zweifelte ich daran, dass es die richtige Zeit für das Geständnis war.
Für ein Auswärtsspiel gegen VfL Bochum waren wir am Morgen von München nach Bochum gereist, wo wir in einem Hotel untergebracht waren. Wir hatten zwischen der Ankunft am Hotel und der Abfahrt zum Stadion noch einige Stunden Zeit für uns, um uns von der Anreise zu erholen.
Die Zeit wollten Leroy und Serge scheinbar für eine Krisensitzung in meinem Zimmer nutzen. Seit fast einer Stunden hielten sich die Beiden in meinem Hotelzimmer auf und diskutieren über Joshs Geheimnis, aber auch darüber, wie und wann ich ihm am besten von meinen Gefühlen erzählen könnte.
Ein lautes Poltern im Nachbarzimmer ließ die Diskussion meiner Mitspieler verstummen. Irgendwas ging nebenan zu Bruch, es folgte direkt das nächste Poltern.
"Hat Jo nicht das Zimmer neben dir?", fragte Serge. Schweigend nickte ich. Ohne das noch Jemand etwas sagen musste, verließen wir drei mein Zimmer und steuerten die nächste Tür an. Leroy klopfte an. Der Lärm im Inneren verstummte, doch die Tür blieb verschlossen. Leroy klopfte erneut an. Er versuchte die Tür zu öffnen, die jedoch verschlossen war.
"Mach bitte die Tür auf, Jo", bat Leroy, erhielt aber keinerlei Reaktion.
"Ich hol ein Zimmerkarte von der Rezeption", entschloss Serge und stürmte los.
"Antworte mir zumindest", forderte Leroy währenddessen.
"Geh weg!", kam es aus dem Inneren des Zimmers. Irgendwas schwang in Joshs Stimme mit, was meine Sorge um ihn nur noch weiter verstärkte. Es musste irgendwas passiert sein. Leroy schien es auch bemerkt zu haben, da er mich besorgt ansah. Ich machte einen Schritt näher an die Tür und klopfte noch einmal an.
"Joshua, bitte, mach die Tür auf", versuchte ich mein Glück, blieb jedoch ebenfalls erfolgslos. Serge kam den Flur entlang gerannt. In der Hand hielt er eine Zimmerkarte, die er direkt nutzte, als er uns erreicht hatte, um die Tür aufzuschließen. Hinter der Tür kam ein verwüstetes Hotelzimmer zum Vorschein. Außer einer Vase schien nichts kaputt zu sein, jedoch lagen überall im Raum verteilt Gegenstände herum. Josh saß mit leeren Blick mitten im Chaos aufm Fußboden.
Mit wenigen Schritten war Serge bei ihm, kniete sich hin und wollte Josh in eine Umarmung ziehen. Joshua zuckte leicht zusammen, da er scheinbar gar nicht mitbekommen hatte, dass wir uns Zutritt verschafften hatten. Er schubste Serge von sich, stand vom Boden auf und wollte das Zimmer kommentarlos verlassen. Leroys Versuch, ihn festzuhalten, konnte er ausweichen Jedoch stand ich mitten im Türrahmen und hinderte ihn dadurch an seiner Flucht.
Kaum war Josh vor mir zum Stehen gekommen, zog ich ihn einfach in meine Arme. Er wehrte sich dagegen, doch sah schließlich ein, dass ich ihn nicht loslassen würde und ließ sich einfach gegen mich fallen, wobei er das Gesicht in meinem Shirt vergrub. Ein Schluchzen entfuhr ihm. Ich drückte ihn enger an mich und hielt ihn einfach nur fest.
Mein Blick glitt zu Leroy und Serge, die verzweifelt auf unseren gemeinsamen Mitspieler blickten. Leroy kam schließlich in unsere Richtung.
"Wir lassen euch mal allein. Wenn irgendwas ist, sagt Bescheid", erklärte er, wobei er eine Hand auf Joshs Rücken legte.
"Aber ..." setzte Serge an.
"Leon ist bei ihm. Jetzt komm", unterbrach Leroy ihn. Sanft schob ich Josh etwas zurück ins Zimmer, wodurch die anderen Beiden den Raum verlassen konnten, wobei man ihnen ansah, dass beide eigentlich lieber bei Joshua geblieben wären.
In meinen Armen beruhigte sich der Blonde langsam. Er drehte den Kopf etwas ohne ihn von meiner Schulter zu nehmen, wodurch ich sein Gesicht mit den verbliebenden Tränen und den geröteten Augen sehen konnte. Ich drückte ihm einfach einen Kuss auf den Kopf.
"Magst du mir erzählen, was los ist?", fragte ich leise. Als Antwort erhielt ich ein angedeutetes Kopfschütteln. "Ich mache mir Sorgen." Joshua schwieg. "Habe ich einen Grund dazu?" Erneut ein Kopfschütteln. "Du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst, oder? Ich werde immer für dich da sein, egal was passiert." Sanft wischte ich ihm die restlichen Tränen aus dem Gesicht, woraufhin Josh zu mir aufsah. Einen Augenblick sahen wir uns einfach nur an.
Ich hätte mir wohl keinen unpassenderen Moment aussuchen können. Ohne über mein Handeln oder mögliche Folgen nachzudenken, lehnte ich mich vor und küsste Josh.
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