Kimmich x Goretzka - Entführung (Teil 7)

Leons PoV

Unruhig lief ich im Wohnzimmer umher. Serge stand vor der Terrassentür, während Niklas im Türrahmen zum Flur stand. Mein Handy hatten sie mir abgenommen. Selbst wenn ich aus dem Haus hinaus schaffen sollte, wüsste ich nicht, wo ich hin sollte. Ich brauchte es also gar nicht zu versuchen. Ich hatte keine Chance Josh zu helfen, sondern musste mich auf die Polizei verlassen. 

  "Irgendwas neues?", fragte ich, woraufhin Niklas kurz auf sein Handy schaute. 

  "Nein, noch nicht. Benjamin hat sich auch noch nicht gemeldet."

  "Denkt ihr, er ist wirklich auf den Weg zur Adresse? Ihm muss doch klar sein, dass er sich damit eventuell in Gefahr bringt", meinte Serge. 

  "Ich wäre jetzt auch lieber bei Josh als hier", warf ich ein. 

  "Das wären wir alle, aber es bringt wirklich Niemanden etwas, wenn die komplette Situation noch komplizierter wird, weil wir uns einmischen", erwiderte Niklas. "Die Polizei ist für solche Einsätze trainiert und entsprechend ausgestattet. Sie wissen, was sie tun." 

  "Und waren deswegen nicht in der Lage die Beiden zu finden?", hakte ich nach. 

  "Ja, die Ermittler konnten Lucas und Josh nicht finden, aber das bedeutet noch lange nicht, dass die komplette Polizei mit ihren ganzen Sondereinheiten komplett unfähig ist. Wir werden nicht dort hinfahren." 

  "Außer es dauert ewig, dann könnten wir vielleicht ..."

  "Nein, können wir nicht", unterbrach Niklas Serge. "Wenn es ewig dauert, wird das einen Grund haben und der wird sich nicht in Luft auflösen, weil ein paar Fußballer, die überhaupt keine Erfahrung mit solchen Situationen haben, auftauchen. Wir warten und fertig."

  "Warum dauert das denn solange?", fragte ich verzweifelt.

  "Die Polizei stürmt ein Gebäude ohne zu wissen, was sie im Inneren erwartet und holt nicht mal eben das Mittagessen vom Imbiss gegenüber. Etwas Zeit muss du denen schon geben", antwortete Niklas gereizt. 

  "Sie könnten trotzdem mal eine Zwischenmeldung geben."

  "Werden sie sicherlich auch machen, aber nicht uns, sondern deren Einsatzzentrale. Freu dich doch, dass die sich darauf konzentrieren Josh zu retten, statt alle paar Minuten ihre Arbeit zu unterbrechen, um mal eben ein Telefonat zu führen."

  "Es hilft nicht weiter, wenn ihr hier jetzt einen Streit anfangt", warf Serge ein, woraufhin ich mich von Niklas abwandte und wieder begann im Wohnzimmer umher zu laufen. 


Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an bis endlich das Klingeln meines Handys ertönte. Sofort wirbelte ich zu Serge herum, der bereits dabei war den Anruf anzunehmen und sich das Handy ans Ohr zu halten.

  "Gnabry", meldete er sich angespannt. Ich war mit wenigen Schritten bei ihm, um ihm das Handy abzunehmen. Jedoch wich er mir aus. Im nächsten Moment stand bereits Niklas zwischen uns, um einen weiteren Versuch zu verhindern. "Ja, der ist hier." Serge lauschte einen Moment dem Anrufer, wobei er mit dem Rücken zu Niklas und mir stand, ehe er sich in unsere Richtung drehte. In seinen Augen schimmerten Tränen, weswegen mein Herz für einen Moment auszusetzen schien, dann lächelte er mich jedoch an. "Moment, ich mache Sie eben auf laut." Er ließ das Handy sinken und stellte es auf laut. "Jo ist in Sicherheit", informierte er uns währenddessen. Erleichtert ließ ich mich einfach auf die Knie fallen. Niklas kniete sofort vor mir und zog mich in eine feste Umarmung. Serge kam ebenfalls dazu. 

  "Vor Ort erfolgt gerade noch eine Erstversorgung. Herr Kimmich wird dann in die München Klinik gebracht für die weitere Untersuchung und Versorgung", wurden wir von einer Stimme informiert, die nach dem Kommissar klang, der bereits am ersten Tag die Gespräche mit uns geführt hatte. "Bis zur dortigen Ankunft kann es noch etwas dauern, aber es wird durchgehend ein Personenschutz gewährleistet. Die Kollegen werden Herrn Kimmich bis zur Ankunft in der Klinik nicht aus den Augen lassen. Wann Sie zu ihm können, kann ich Ihnen leider nicht sagen. Das müssten Sie vor Ort in der Klinik absprechen."

  "Wie geht's ihm?", erkundigte sich Niklas zögerlich. Der Kommissar zögerte mit seiner Antwort einen Moment zu lang, was vermuten ließ, dass irgendwas nicht stimmte. 

  "Ich bin kein Arzt und ich habe bisher auch nur mit meinen Leuten gesprochen. Von den Sanitätern vor Ort haben wir noch keine Einschätzung erhalten. Mehr als den ersten Eindruck könnte ich Ihnen also nicht nennen."

  "Das wäre aber zumindest besser als gar nichts zu wissen", gab Serge zurück. 

  "Herr Kimmich war bei Bewusstsein, aber nur bedingt ansprechbar. Mehr kann ich Ihnen aktuell nicht sagen, weil mir einfach noch zu wenige Informationen vorliegen."

  "Was ist mit Lucas?", fragte Niklas. 

  "Da sich die Adresse etwas außerhalb von München befindet, hat es einige Minuten länger gedauert bis eine Einheit eingetroffen ist. Es handelt sich um ein relativ großes Fabrikgelände, welches unübersichtlich ist. Eine zweite Einheit, die zudem Spürhunde dabei hat, ist aufm Weg dort hin."

  "Lucas wurde also noch nicht gefunden", schlussfolgerte Serge. 

  "Nein, leider nicht, aber es sollte sich nur noch um eine Frage der Zeit handeln."

  "Es kann sein, dass Benjamin Pavard vor Ort ist. Er und Lucas stehen sich ziemlich nah. Benjamin war vermutlich allein, als die Adressen in die Gruppe gestellt wurden. Wir wissen nicht, wo er jetzt ist, da wir ihn nicht erreichen. Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass er aufm Weg zu Lucas ist oder bereits dort ist", informierte Niklas den Kommissar, der daraufhin seufzte. 

  "Das überrascht mich bei Ihrer Truppe ehrlich gesagt nicht wirklich. Ich gebe die Information an die Einheit vor Ort weiter. Da ich vermute, dass Sie sich gleich gemeinsam auf den Weg zur Klinik machen, würde ich Kontakt zu Herrn Neuer aufnehmen, wenn es neue Informationen gibt." Der Kommissar verabschiedete sich noch kurz von uns und beendete dann das Telefonat. Sofort lag mein Blick auf Serge. 

  "Wir packen für Jo eine Tasche mit den wichtigsten Sachen und machen uns dann auf den Weg zur Klinik", entschloss er. 

  "Die Sachen können wir auch später noch ...", setzte ich an, wurde jedoch von Niklas unterbrochen. 

  "Ich bin für Serges Vorschlag. Du hast den Kommissar doch gehört. Es wird noch etwas dauern, bis wir zu Joshua können. Statt im Krankenhaus zu warten, kannst du dich also lieber zumindest noch ein paar Minuten damit ablenken, die Tasche zu packen."

  "Aber ...", erneut wurde ich von Niklas unterbrochen. 

  "Wir können das gerne noch eine Weile ausdiskutieren, aber ohne gepackte Reisetasche wirst du dieses Haus nicht verlassen." Einige male sah ich zwischen meinen Mitspielern hin und her, ehe ich einsah, dass sie nicht nachgeben würde. Widerwillig eilte ich also nach oben, wo ich wahllos einige Kleidungsstücke, sowie einen Kulturbeutel mit Hygieneutensilien in eine Reisetasche stopfte und mit dieser wieder nach unten lief. Serge und Niklas hatten sich währenddessen Schuhe und Jacke angezogen. Ich tat es ihnen gleich. Dann machten wir uns endlich auf den Weg zum Krankenhaus. 


Im Krankenhaus konnte man uns noch keine neuen Informationen geben, weswegen wir gebeten wurden, im Wartebereich Platz zu nehmen. 

Niklas schaffte es dort auf einem Stuhl sitzen zu bleiben, wippte jedoch durchgängig nervös mit einem Bein auf und ab. Serge saß zwar immer mal wieder einen Augenblick, hielt es dann aber nicht mehr aus und lief etwas durch den Wartebereich, ehe er sich doch wieder hinsetzte. Ich lief während der kompletten Wartezeit umher und schaute immer wieder unruhig Richtung Uhr. 

  "Was ist, wenn er mich gar nicht sehen will?", beendete ich irgendwann die bis dahin herrschende Stille. 

  "Warum sollte Jo dich nicht sehen wollen?", hakte Niklas nach. 

  "Weil wir getrennt sind."

  "Ihr habt euch getrennt, weil ihr eine schwierige Phase hattet, die euch beiden über den Kopf gewachsen ist. Ihr liebt euch und das wisst ihr auch beide. Früher oder später hättet ihr euch versöhnt und die Trennung wäre nie wieder ein Thema gewesen. Ich weiß nicht, wie es Joshua psychisch geht, aber ich weiß, dass nichts auf dieser Welt etwas an seiner Liebe zu dir ändern kann. Sein Fokus wird in nächster Zeit vielleicht erstmal auf andere Themen liegen, aber ihr bekommt eure Beziehung gerettet, da bin ich mir sicher. Mach dich also jetzt bitte nicht selbst deswegen verrückt", meinte Serge. Zögerlich nickte ich. 


Wir mussten noch eine ganze Weile warten bis endlich ein Arzt zu uns kam. 

  "Wie geht's Josh?", frage Serge sofort, bevor der Arzt überhaupt ein Wort gesagt hatte. 

  "Tut mir leid, ich darf Ihnen aufgrund der ärztlichen Schweigepflicht keine Auskunft zum Patienten geben." Gerade als ich dazu ansetzen wollte, dem Arzt meine Meinung zu sagen, sprach dieser weiter und ließ dadurch meine Wut sofort wieder verblasen. "Aber Sie können Herrn Kimmich gerne selbst fragen. Ich würde Sie allerdings bitten nicht alle gleichzeitig reinzugehen und den Besuch möglichst kurz zu halten. Ich habe Verständnis dafür, dass sie aufgrund der Situation lieber länger bleiben würden, aber Sie sollten Herrn Kimmich Zeit geben sich zu erholen. Sie finden ihn im Zimmer 245. Ich schaue später noch einmal vorbei." Der Arzt nickte uns noch einmal zu, ehe er ging. 

  "Meint ihr, wir können vielleicht ganz kurz zu dritt rein? Nur eben zum Hallo sagen", frage Serge uns flüsternd. 

  "Jo hat sicherlich nichts dagegen, wenn wir ein paar Sekunden auch da sind und dann können wir ihn ja mit Leon allein lassen", erwiderte Niklas. 

  "Nur das mit dem kurzen Besuch wird schwierig. Ich bezweifle, dass wir Leon heute noch wieder aus dem Zimmer rausbekommen." 

  "Das ist nicht unser Problem", meinte Niklas noch, dann machte er sich auf den Weg zum genannten Zimmer. Serge und ich folgten ihm, wobei ich mit jedem Schritt unruhiger wurde. 

Ich wusste nicht, worauf ich mich einstellen musste. Weder wusste ich, in welchem Zustand Josh sich befand, noch ob er mich sehen wollte. Es war komplett unklar, was mich hinter der Tür, die wir erreicht hatten, erwartete. 

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